Können wir wichtige Lebensentscheidungen rational treffen, obwohl wir die Zukunft nicht kennen? Die Philosophin L. A. Paul meint: Nein, denn wenn unsere Prognosen und Vorstellungen auf unbekannten Faktoren und deren Folgen basieren, sind sie nicht rational, können es auch gar nicht sein. Am Beispiel der Frage, ob man Kinder bekommen solle, entwickelt sie den Begriff der «transformativen Erfahrung». Um eine bessere Entscheidung zu treffen, folgert sie, solle man sich nicht fragen: «Soll ich oder soll ich nicht?», sondern: «Will ich herausfinden, wie mich eine Entscheidung verändert?»
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Laurie A. Paul. Was können wir wissen, bevor wir uns entscheiden? Von Kinderwünschen und Vernunftgründen.
Inhalt
Übersicht
1. Die Entscheidung, eine Familie zu gründen
2. Entscheidungstheorie: ein normatives Modell
3. Was Erfahrung lehrt
4. Die transformative Erfahrung, ein Kind zu haben
5. Das gewöhnliche Entscheidungsverfahren ist nicht rational
6. Einwände
6.1 Subjektive Fähigkeit
6.2 Alternative Entscheidungsverfahren
6.3 Die Subjektivität im Entscheidungsverfahren eliminieren
7. Fazit
Literaturhinweise
Zu dieser Ausgabe
Die Schwierigkeit, für sich selbst zu entscheiden: Transformativität und Unvorhersehbarkeit
Subjektive Werte
Rationalität und Vorhersehbarkeit
Was wir nicht wissen können
Irrational oder arational?
Hilft vielleicht eine anders gestellte Frage?
Wie weitreichend ist das Problem?
Sind nur allgemeine Entscheidungen rational?
Eine neue Kultur der Solidarität
Fußnoten
Über dieses Buch
Hinweise zur E-Book-Ausgabe
Отрывок из книги
L. A. Paul
Was können wir wissen, bevor wir uns entscheiden?
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Die Hauptsorge im Szenario liegt auf dem Wert des Ergebnisses »für die handelnde Person«. Darunter ist der Wert jenes Ergebnisses zu verstehen, das durch die handelnde Person hervorgebracht wird. Dabei liegt hier der Nachdruck auf dem Ergebnis, das die Perspektive oder den Gesichtspunkt der Handelnden involviert, d. h. auf dem subjektiven Wert dessen, wie es sich anfühlt, die Person zu sein, die diese Entscheidung getroffen hat. Insbesondere geht es der handelnden Person im Szenario um phänomenale Ergebnisse, die sich darauf beziehen, wie es für sie ist, ein eigenes Kind zu haben. Da das, wie es sich anfühlt, die handelnde Person zu sein, auch umfasst, wie es sich anfühlt, deren Überzeugungen, Wünsche, Gefühle, Dispositionen zu haben und dadurch Handlungen zu vollziehen, umfassen die relevanten Ergebnisse im Szenario, wie sich diese zusätzlichen Auswirkungen anfühlen und ihre zugehörigen Folgen als Teil dessen, wie es sich für sie anfühlt, ein eigenes Kind zu haben.
Wählt man zwischen Dafür oder Dagegen, vergleicht man die umfassenden Erwartungswerte der Ergebnisse jeder Handlung. Da es uns hier um gewöhnliche Entscheidungssituationen geht, verwenden wir ein normatives Modell, um unsere Wahl zu leiten, und berücksichtigen Annäherungen und Schätzungen anstelle vollkommener Präzision. Um eine rationale Entscheidung zu treffen, bestimmen Sie unserem normativen Modell zufolge den Wert jedes relevanten Ergebnisses annähernd, Sie bestimmen näherungsweise die Wahrscheinlichkeit dafür, dass jedes dieser Ergebnisse tatsächlich stattfindet. Im Anschluss nutzen Sie diese Informationen, um abzuschätzen, welcher Wert für jede einzelne Handlung zu erwarten ist. Entsprechend der Schätzung dieses Erwartungswerts jeder einzelnen Handlung entscheidet man sich für diejenige Handlung, die das Ergebnis mit dem höchsten geschätzten Erwartungswert hervorbringt.