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Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können.
Leichtfüßig eilte ein junges Mädchen die Treppen des Mietshauses hinauf, machte im zweiten Stock halt und drückte den Finger dreimal auf den Klingelknopf an der Etagentür. Diese wurde gleich darauf von einem rundlichen Wesen geöffnet, das nach einem prüfenden Blick in das strahlende Mädchengesicht den Mund zu breitem Lachen verzog. «Gratuliere, Herzchen, gratuliere! Das ist aber mal eine Freude!» Der Ansicht waren auch die drei Menschen, die hinzukamen. Der Papa, ein stattlicher Herr mit frischem Gesicht, graumeliertem Stutzhaar und scharfblickenden Jägeraugen unter buschigen Brauen. Die Mama, groß, vollschlank, mit rosigem Gesicht, blauen Augen und blondem Kraushaar. Omilein, schon ein wenig verhutzelt, aber immer noch fidel und flink wie ein Wiesel. Sie alle gratulierten nun auch ihrem Liebling. Freudig erregt betrat man das Wohnzimmer, wo der Kaffeetisch gedeckt war. Ein Gedeck umgab ein Kränzlein von Schneeglöckchen, und auf der Torte prangten in Zuckerguß die Worte: Wir gratulieren unserer Geraldine. «Wie feierlich», lachte sie, die wohl den Vornamen Geraldine führte, aber für gewöhnlich Dina genannt wurde. «Und wie voreilig der Glückwunsch auf dem Meisterbackwerk. Wenn ich nun durch das Examen gerasselt wäre, was dann?» «Das kann doch unserem Goldkind nicht passieren», prahlte Fräulein Johanna Weller, die als langjährige Angestellte Familienzugehörigkeit besaß und für sie das liebe gute Hannchen war. «Das kann doch die Prüfung nur mit Auszeichnung bestanden haben.» «Da muß ich dich aber enttäuschen, du eitles Hannchen. Mir genügt die Note ›gut‹ vollkommen.»
Leichtfüßig eilte ein junges Mädchen die Treppen des Mietshauses hinauf, machte im zweiten Stock halt und drückte den Finger dreimal auf den Klingelknopf an der Etagentür. Diese wurde gleich darauf von einem rundlichen Wesen geöffnet, das nach einem prüfenden Blick in das strahlende Mädchengesicht den Mund zu breitem Lachen verzog. «Gratuliere, Herzchen, gratuliere! Das ist aber mal eine Freude!» Der Ansicht waren auch die drei Menschen, die hinzukamen. Der Papa, ein stattlicher Herr mit frischem Gesicht, graumeliertem Stutzhaar und scharfblickenden Jägeraugen unter buschigen Brauen. Die Mama, groß, vollschlank, mit rosigem Gesicht, blauen Augen und blondem Kraushaar. Omilein, schon ein wenig verhutzelt, aber immer noch fidel und flink wie ein Wiesel. Sie alle gratulierten nun auch ihrem Liebling. Freudig erregt betrat man das Wohnzimmer, wo der Kaffeetisch gedeckt war. Ein Gedeck umgab ein Kränzlein von Schneeglöckchen, und auf der Torte prangten in Zuckerguß die Worte: Wir gratulieren unserer Geraldine. «Wie feierlich», lachte sie, die wohl den Vornamen Geraldine führte, aber für gewöhnlich Dina genannt wurde. «Und wie voreilig der Glückwunsch auf dem Meisterbackwerk. Wenn ich nun durch das Examen gerasselt wäre, was dann?» «Das kann doch unserem Goldkind nicht passieren», prahlte Fräulein Johanna Weller, die als langjährige Angestellte Familienzugehörigkeit besaß und für sie das liebe gute Hannchen war. «Das kann doch die Prüfung nur mit Auszeichnung bestanden haben.» «Da muß ich dich aber enttäuschen, du eitles Hannchen. Mir genügt die Note ›gut‹ vollkommen.»