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Fast zehn Prozent der arbeitenden Bevölkerung ist von Arbeitssucht – so nennt man die Krankheit, die hinter den Workaholics steckt – betroffen. Workaholism gibt es in verschiedenen Altersschichten, in beiden Geschlechtern gleichsam und ist sogar unabhängig vom Ausbildungsstand festzustellen. Neueste umfangreiche Studien belegen, dass Arbeitssucht keine reine Manager-Krankheit mehr ist und nicht nur in den Führungsetagen vorkommt. Ob abhängig und unselbständig Beschäftigte oder Selbständige, Workaholics trifft man überall an, sogar Hausfrauen, Rentner und Studenten sind arbeitsfixiert, um es mal vornehm zu umschreiben, nur man tituliert es jeweils etwas anders mit Putzfimmel, Streber oder Korinthenkacker. So ganz einig sind sich die Wissenschaftler nicht. Es gibt Burnout-Experten, die es glatt verneinen, dass es nach Arbeit süchtige Mitarbeiter gebe. Allerdings gebe es sehr wohl solche, bei denen "Arbeit ein narzisstisches oder omnipotentes Bedürfnis befriedige", also eine gewisse Selbstverliebtheit in die Arbeit festzustellen sei oder eine Allmacht der Arbeit über einen Menschen ausgeübt werde. Das Zungenbrecherwort stammt aus dem Englischen und setzt sich aus Work = Arbeit und Alcoholism = Alkoholismus zusammen. Da Alkoholismus die Sucht nach Alkohol ist, sieht man in einem Workaholic auch den Arbeitssüchtigen, den Süchtigen nach Arbeit halt. Wobei es immer eine schmale Gratwanderung zwischen tüchtig und süchtig gibt. Wie gehen Angehörige oder Partner von Arbeitswütigen damit um, wie verhalten Sie sich richtig, ja, wie betroffen sind sie? Workaholism ist eine Substanz unabhängige Sucht, also keine, bei der man Nikotin, Tabletten oder Rauschgift konsumiert. Und dennoch zeigt sie gleiche Auswirkungen wie beispielsweise das Ausschütten von Glückshormonen oder bei Entzug die typischen Erscheinungen wie Zittern, Schweißausbrüche, Kopfschmerzen, Magenprobleme und dergleichen. Arbeitssucht ist wie jede andere Sucht auch: Mit der Zeit muss man immer wieder die Dosis erhöhen, um seine Glücksgefühle überhaupt noch zu erreichen. Man sollte deshalb auch Arbeitssucht nicht wohlwollend als übertriebenen Ehrgeiz abtun und es gar als angenehm empfinden, wenn sich jemand außergewöhnlich einsetzt und abrackert. Manche Arbeitgeber nutzen das ja auch noch schamlos aus und lachen sich insgeheim eins ins Fäustchen. Arbeitswütig zu sein, mag in manchen Situationen zielführend und sogar sinnvoll sein, wenn man endlich bestimmte Aufgaben schaffen und abschließen möchte. Aber als Sucht taugt es genauso wenig wie Kettenrauchen oder sich einen Joint nach dem anderen reinzuziehen. Das Fatale an der Arbeitssucht ist es ja, dass die Betroffenen noch ein vermeintliches Wohlbefinden dabei haben sowie eine vordergründige Zufriedenheit und Gesundheit fühlen, einen scheinbaren Erfolg also. Es gibt natürlich Workaholics, die positiven Stress empfinden, wenn sie herrschen und regieren können, Gewinne machen und viel Geld verdienen. Sie bemerken kaum, dass sie mit jedem Erfolg immer tiefer in ihre Sucht hineinrutschen. Sie müssen die «Dosis Arbeit» ständig erhöhen, um dieses Hochgefühl zu erreichen – wie der Kokainsüchtige immer mehr weißes Pulver durch die Nase zieht, wenn er noch einen Rausch verspüren will. Kreative zum Beispiel machen das gerne, um noch den letzten Tropfen an Ideen aus sich raus zu pressen.