Im Schatten einer Frau
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Liane Sanden. Im Schatten einer Frau
Im Schatten einer Frau
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebentes Kapitel
Achtes Kapitel
Neuntes Kapitel
Zehntes Kapitel
Elftes Kapitel
Zwölftes Kapitel
Dreizehntes Kapitel
Vierzehntes Kapitel
Отрывок из книги
Liane Sanden
Peters rief durch das Mikrophon. Wie abgeschnitten war sofort jeder Laut. In der Tonkamera sass Meersmann, schaltete die Apparatur ein. Die Jupiterlampen flammten auf. Nichts mehr war im ganzen Raum als dies ganz leise Zischen und der hastige Schritt der Stella Hollmers, die von der Seite her ins Bild kam. Mit einer sehnsüchtigen Gebärde wandte sie sich um, sah nach der Tür. Schon kam schnell Gregor Schuwaroff, ihr Partner, auf sie zu. Ein leidenschaftlicher Dialog der beiden Helden begann, den Peters mit angespannten Sinnen und losen Gesten leitete, dirigierte, entwickelte. Nun lagen sich Stella Hollmers und Schuwaroff in dem Arm. Die grosse Szene des dritten Aktes ging dem Höhepunkt zu. In dem Seitengang stand Michael Heinsigk. Sein kantiges Gesicht sah mit dem Ausdruck äusserster Spannung auf die Szene, die sich da vorn im Jupiterlicht abspielte. Herrlich, wie Stella diese Liebesszene aufbaute! Immer aufs neue war er hingerissen von der unmittelbaren Kraft ihrer Gestaltung. Immer wieder, wenn er sie sah, so hingegeben an ihre Kunst, rückte sie ihm fern, war sie etwas, was über ihm stand ganz hoch auf einem Gipfel, auf den er niemals emporklimmen würde. Dann konnte er es immer wieder nicht glauben, dass sie sein war, seine Frau, die ihn liebte und ihm gehörte. Dann fühlte er so ganz den unendlichen Abstand zwischen ihnen beiden. In seiner Entzückung schattete immer erneuter Schmerz. Noch gelang es ihm, durch seine Liebe diesen Abstand zu überbrücken. Aber wie lange?
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Er litt in seinem Stolze als Mann und im Stolze für sie. Er wusste, wie man ihr beider Verhältnis beurteilte. Und sie selbst, Stella, war Weib genug, war so ganz Weib. Mochte sie nicht oft im stillen wünschen, einen gleichwertigen Menschen neben sich zu sehen? So konnte sich die Natur einer Frau nicht verleugnen, dass sie nicht wünschte, auf den geliebten Mann stolz zu sein. Wenn sie auch jetzt die Augen davor verschloss. Einmal würde der Tag kommen, da dieses Urgefühl des Weibes durch alle Liebe hindurchbrechen würde. An diesem Tage würde er verloren sein.
Schuwaroff hatte in den Ensembleszenen nichts zu tun. Hinterher aber wurde noch ein Stück des Films mit ihm gedreht. So beschloss er, in der Kantine sich zu erholen. Er hatte erst gehofft, mit Stella Hollmers noch ein Weilchen plaudern zu können. Aber sie war ja so betont schnell in ihrer Garderobe verschwunden, dass er genau gemerkt hatte, sie wollte nicht. Immer stellte sie ihre ganze Beziehung nur auf die gemeinsame Arbeit, war freundlich, liebenswürdig — aber nicht um einen Grad mehr als es die gemeinsamen Arbeitsinteressen erlaubten. Der Frau in ihr kam er auch nicht um einen Schritt näher. Und gerade das reizte den verwöhnten Frauenliebling. Er war gewöhnt, dass die Frauen ihm beim ersten Blick entgegenkamen. Dass sie seine Gunst suchten — dass der Mann und der grosse Star gleicherweise anziehend für sie waren. Vielleicht taten es manche auch aus Berechnung, wie die kleine Madelen — aber das machte nichts. Der Film war das Kampffeld des Ruhms, auf dem erbittert um jeden Zoll Boden gerungen wurde. Schuwaroff wusste selbst genau genug, dass Protektion und Beziehungen hier oft mehr bedeuten konnten als Talent. Und so nahm er es niemandem übel, der Gefühle mit Geschäften verquickte. Gerade darum reizte ihn wohl Stella Hollmers Verhalten besonders. Sie hatte niemals die geringsten Konzessionen gemacht — und sie war trotz dessen auf die Höhe gekommen, auf der sie jetzt stand. Er musste sich zugeben, sie war das Vollkommenste, was er je gesehen. Ihre Schönheit war ebenso makellos wie ihre Kunst. Gerade das machte sie ja so begehrenswert. Die erste Frau, die sein Werben nicht verstand — oder nicht verstehen wollte. Und warum eigentlich? Doch nicht etwa wegen dieser Null, dieses Michael! Es war schon unbegreiflich genug, dass sie ihn überhaupt geheiratet hatte. Aber lieben konnte sie ihn doch unmöglich heute noch! Damals war es vielleicht eine Laune, damals war sie ja auch noch nicht so berühmt. Aber jetzt? Was konnte ihr ein unbedeutender kleiner Filmschauspieler sein? Das Ganze war unbegreiflich und beinahe ein wenig lächerlich. Mit spöttischem Lächeln sah er der Szene zu, in der Michael jetzt spielte. Wie schwunglos das alles war, ohne die grosse Linie, die man auch in die kleinste Rolle hineinbringen konnte. Schuwaroff war einer jener Schauspieler, die mit einer beinahe nachtwandlerischen Sicherheit die Linie für eine jede darzustellende Figur fanden. Die Schauspielkunst war bei ihm etwas so Naturgegebenes, dass er kaum nachdenken brauchte, wie er diese und jene Rolle zu gestalten hatte. Das gab seiner Darstellung das Fortreissende und Wahrhaftige. Diesem naturgewachsenen Talent verdankte er seinen Ruhm. Darum aber begriff er ganz einfach nicht, wie jemand ein schlechter Schauspieler sein konnte. Er verachtete schlechte Schauspielkunst geradezu. Entweder man hatte den göttlichen Funken, oder man hatte ihn nicht, pflegte er zu sagen. Michael Heinsigk hatte ihn nicht. Wäre er nicht der Mann der Hollmers gewesen, keine Filmgesellschaft von Rang hätte ihn beschäftigt. Und ein Mann, der nur durch eine Frau gemanagt worden, sollte die Liebe dieser Frau auf die Dauer bewahren? Das war nach seiner Ansicht unmöglich.
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