Die Brille des Nissim Nachtgeist
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Lotte Schwarz. Die Brille des Nissim Nachtgeist
In Abrahams Schoss
Im Faltenrock Helvetias
Was nicht in den Akten stand
Kleine Haie
Der Tod des Kuriers
Ein müder Engel
«Adieu, Arche Noah»
Comianische Träume
Nachwort. Eine Schublade wird geöffnet
Die Autorin
Der Roman
Retter und Gerettete – Die Bewohner der Pension Comi. Die Familie Friedmann
Kurt Nussbaum alias Nissim Nachtgeist
Maurice Bardach
Hanna Oppenheim
Paul Eppstein
Gabriella Seidenfeld alias Signora Teresa
Frau Paksmanns Frage an Helvetia
Anmerkungen
Fotografien
Glossar
Die Herausgeberin
Отрывок из книги
Über dieses Buch
Lisette, eine junge Hamburgerin, emigriert im Sommer 1934 aus politischen Gründen nach Zürich, wo sie Arbeit und Unterkunft in der Pension Comi findet. Diese wird vom russisch-jüdischen Ehepaar Paksmann geführt, das einst selbst geflüchtet ist und sich den immer zahlreicher eintreffenden Flüchtlingen verbunden fühlt. In der Pension kommt auch Nissim Nachtgeist unter, Jurastudent aus Deutschland, der gerne Schauspieler geworden wäre und nun illegal Schweizer Berufsmäntel näht. Aber auch Signora Teresa mit den leuchtenden roten Haaren, Jüdin und ausgestossen aus der Kommunistischen Partei, Oberregierungsrat Eiser, der alle, die nach ihm angekommen sind, als persönliche Bedrohung empfindet und Vicky, «eine Achteljüdin» aus dem Rheinland, die samstags die Damen der Pension mit einer Schönheitspflege verwöhnt, leben hier.
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«Sechs Stück die Dame», sagte Paul und griff tief in den Korb, den er sonst auf dem Rücken trug und nur für einen Augenblick auf den Podest gestellt hatte. Er trug Halbfingerhandschuhe und einen Pullover mit dem Abzeichen eines Sportklubs. Manchmal trug er auch eine Bäckerjacke, dann sah er viel älter aus. Während er sich über seinen Korb bückte, schaute ich auf seine Rennkappe, die einen schwarzen Haarschopf zu bändigen suchte. Dann sauste er wieder davon, nicht ohne «Adieu die Dame» gesagt zu haben. Sah ich ihm nach, hatte er bald keinen Kopf mehr. Der hohe Korb ragte über den Hals hinaus und verdeckte den Kopf vollends.
Ich kannte bereits den Weg, den Paul nahm, bevor er in der Comi ankam: Er turnte die Kurvenstrasse von der Stampfenbachstrasse her hoch, kreuzte die Weinbergstrasse, und nahm die leichte Steigung der Ottikerstrasse, vorbei an der Rigi-Apotheke und Fumasolis Comestible. Von der Comi ging sein Weg weiter über die Scheuchzerstrasse hinauf bis zur Universitätsstrasse und dann auf den Zürichberg. Den Weg von der Comi über die Scheuchzerstrasse, hinauf zur Universitätsstrasse war ich am zweiten Tag nach meiner Ankunft in dem fremden Land gegangen, weil ich von der Rigi-Post aus einen Brief nach zu Hause aufgab.
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