Der Aufstand der Gelbwesten ist nicht vorbei – im Gegenteil, er scheint der Anfang von etwas zu sein, dem ein libertärer Zauber innewohnt. Die «Gilets jaunes» haben die Gräben, die Frankreich zerreißen, schlagartig ausgeleuchtet: zwischen gleißender Metropole und vergessener Provinz; zwischen denen, die von der Abschaffung der Vermögensteuer profitieren, und denen, die auch mit Job kaum über die Runden kommen; zwischen denen mit allen Möglichkeiten und denen im gnadenlos ratternden Hamsterrad des Überlebens. Die «Ökosteuer» auf Benzin war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat: Die Unzufriedenheit über massive soziale Ungerechtigkeit und eine undemokratische Präsidialherrschaft explodierte und wurde rasch zu einer beflügelnden und konstruktiven Wut. Die Forderungen nach echter demokratischer Teilhabe, sozialer Gerechtigkeit und wirkungsvoller Umweltpolitik einigen die äußerst heterogene Bewegung: Sehr unterschiedliche Segmente der französischen Gesellschaft entdecken bei den Gelbwesten ihre Gemeinsamkeiten, lernen sich kennen und respektieren, agieren zusammen und bilden seither ein neues politisches Subjekt, das sich nicht festlegen oder vereinnahmen lässt. Luisa Michael, die seit zwanzig Jahren im Pariser Stadtteil Belleville lebt und dort u.a. in Initiativen für die Rechte der Migrant*innen aktiv ist, schildert ihre Erfahrungen und die anderer Pariser*innen mit und zunehmend in der Bewegung, in der städtische Intellektuelle und rebellierende Jugendliche aus der Banlieue zusammenkommen, schwarze Nannys aus Paris und weiße Arbeitslose aus der Provinz, Gewerkschafter*innen und bisher unpolitische Kleinbürger*innen. Dabei stellt sie fest, dass die GJs Traditionslinien fortsetzen: von der Commune über den Mai '68 bis Nuit Debout und Occupy. Von Anfang an hat sich die gelbe Bewegung auch mit bestehenden Kämpfen verbunden. Luisa Michael hat sich mit skeptischer Neugierde angenähert, hat hingesehen und hingehört – und schließlich selber die gelbe Warnweste übergestreift. Ihr Buch schildert diesen Prozess und die Entwicklung der Gelbwestenbewegung nach dem Motto der Zapatist*innen: «Fragend gehen wir voran!».
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Luisa Michael. Wir sollten uns vertrauen. Der Aufstand in gelben Westen
WIR SOLLTEN UNS. VERTRAUEN. DER AUFSTAND IN. GELBEN. WESTEN
Strategie im Fall einer Abriegelung durch die blaue Mannschaft
Symbolische Orte für die Auseinandersetzung
Ratschläge, Vorkehrungen:
Ihr seid in einer anderen Stadt?
Appell der 2. Versammlung der Versammlungen der GJs. Saint-Nazaire, Sonntag, den 7. April 2019
»Wer’s glaubt, wird selig!« Über die Medien, die Sprache und die Rede: eine Flugschrift der Gelbwesten von Belleville145
Anmerkungen
Отрывок из книги
LUISA MICHAEL ist eine in Paris lebende Deutsche, die hier als Zeugin berichtet. Mit skeptischer Neugierde hat sie sich den »Gilets Jaunes« angenähert, hat hingesehen und hingehört – und schließlich selber die gelbe Warnweste übergestreift. Der Tradition folgend, in der z. B. auch das Unsichtbare Komitee steht, bleibt sie anonym.
Den Gilets Jaunes, besonders denen von Belleville und Montreuil
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Strategie im Fall einer Abriegelung durch die blaue Mannschaft