Описание книги
"Dieses Werk ist eine tiefgreifende Entdeckungsreise zu uns Menschen selbst. Wenn Worte Bilder zum Tanzen bringen, dann mach Dich auf den gefühlvollsten Tango Deines Lebens gefasst!" – Wahre-Werte-Magazin
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Überlebender
Zenit
Gedeih und Verderb
Der erste Wolkensegler
Dr. Bill Frederic Till
Plausch
Die Geschichte von Judy Carter
Glück
Silbersee
Kamelien
Ihr Inneres
Abschied
Eine schlechte Nachricht
Das Buch der Menschen
Torus
Der gelbe Stick
Die gefangene Frau
Sterne
Noch 22 Stunden
Gefahrenprogramm
Du bist schuld
Der missglückte Sprung
Seite 203
Eine alte neue Stimme
Der Arzt
Ich bin die Falsche!
Findung
Weiße Kacheln
Ich wusste es
Großer Bruder
Testament
Neuer Kurs
Danke
Über den Autor
Die letzten
ein Roman von
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Chen sah sich um. Der Laden war sehr klein, es gab nur zwei Reihen aus schulterhohen Holzregalen und eine Theke. Der süßlich-modrige Geruch von Schimmel wehte ihm entgegen, stieg ihm in die Nase und gab ihm das Gefühl eines sich anbahnenden Niesens. Frische Lebensmittel waren mittlerweile zu einer bräunlich-grünen, unidentifizierbaren Masse verschmolzen. Er ging daran vorbei und hielt schnurstracks auf sein eigentliches Ziel zu: Regal Nummer zwei! Dort lagerten die Konserven. Eingelegtes Gemüse, Dosenfleisch, Eintopf, stets versehen mit bunten Etiketten, darauf fröhlich schrille Schriftzeichen, die nochmal erklärten, was durch die abgedruckten Bilder ohnehin offensichtlich war. Bei dem Anblick lief Chen das Wasser im Mund zusammen. Jetzt erst bemerkte er, wie sehr ihn der Hunger plagte und zum ersten Mal war er wahrlich froh, hergekommen zu sein. Er nahm einen Jutebeutel vom Tresen und begann die Dosen hineinzubugsieren. Er bog um die Ecke und fand einen Behälter mit der Aufschrift ‚Petroleumöl‘. Zusammen mit drei Zahnbürsten und Zahnpasta packte er auch das mit ein. Jeder Gegenstand, der in dem Beutel landete, hob seine Laune. Er hätte schon viel früher herkommen müssen. Bei seinem letzten Besuch war ihm der Verstand von Furcht, Panik und Paranoia so vernebelt gewesen, dass er die meisten Artikel gar nicht wahrnehmen konnte. Was er sich hatte entgehen lassen war unglaublich: Sogar Schokolade war noch da, die natürlich schon lange abgelaufen, aber sicher noch gut verzehrbar sein würde. Säcke, gefüllt mit Reis, manche zwar löchrig und befallen von Nagetieren, doch das Wasser von Ashoka würde die Körner vom Dreck befreien und genießbar machen. So gerne hätte er das meiste gleich an Ort und Stelle geöffnet, Finger hineingesteckt, Stücke abgebrochen und nach Herzenslust geschlemmt, aber die Welt, in der er sich befand, hatte sich nicht verändert, nur weil ihm soeben ein wunderbarer Lichtblick, ja, ein wahrer Glücksmoment geschenkt worden war. Jede Sekunde war ein Risiko, das nach seinem Leben trachtete und auch wenn ihm Schokolade, Reis und Kaugummi die größte Freude seit Wochen, vielleicht seit Monaten bereiteten, so blieb ihm diese Gewissheit doch stets im Kopf und flüsterte ihm wieder und wieder zu: „Du musst hier weg!“
Als er den Laden verlassen wollte, hielt er vor den Stofftüchern inne und blickte ein letztes Mal zur Leiche des Mannes hinunter, die neben dem Eingang saß. Kurz überlegte er, dann stellte er den prall gefüllten Jutebeutel neben sich auf den Boden, drehte sich dem Toten ganz zu und verneigte sich vor ihm. Nur weil er tot war, wollte er nicht unhöflich sein und seine Dankbarkeit für die Schätze zeigen, die ihm das Leben um so vieles leichter machen würden und ihm jetzt schon so große Freude bereiteten wie lange nicht mehr. Dann schulterte er den Beutel, lächelte dem Alten noch einmal zu und stapfte fröhlich nach draußen.
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