Plötzlich passt ein Schlüssel
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Madlen Jacobshagen. Plötzlich passt ein Schlüssel
Lydia
Ron
Der Schock
Lydias Gefährtinnen
Im Bau
Das Entsetzen von Kai
Im Park
Der Brief
Angst vor Frauen
Rons Bekenntnis
Eine neue Erfahrung
Trommeln
Herantasten
Wieder ein Abgrund
Der fehlende Puzzlestein
Neue Stolpersteine
Kindergeschichten
Impressum
Отрывок из книги
Lydia zog überall die Blicke auf sich, obwohl sie mit ihrer unauffälligen Garderobe ihre weiblichen Reize nur ahnen ließ. Es waren wohl ihre großen blaugrauen Augen, von dichten Wimpern umrahmt, die zusammen mit ihren geschwungenen, meist nur andeutungsweise lächelnden Lippen ihre Anziehungskraft ausmachten. Sie hielt sich mit ihrem Minenspiel so zurück, dass ihr Gesicht makellos, wie gerade geschaffen aussah oder wie ein Foto, das sich nie in einen bewegten Film verwandeln durfte. Das erregte in ihrem Umfeld so viel Neugier, dass sie immer von einigen Frauen oder Männern umringt war, die entdecken wollten, was dahinter steckte. Aber sie kontrollierte sich perfekt, und nach einer Weile ließ meist die Neugier nach. Es gab auch junge Menschen, die ihr partout gefallen und ihr ein positives Urteil abringen wollten. Da sie sehr sparsam damit war, spornte es etliche an, aber mancher hatte auch Angst vor ihren sarkastischen Bemerkungen, zumal sie damit häufig die Lacher auf ihre Seite zog.
Diesmal saß sie inmitten einer Gruppe junger Frauen an einem niedrigen, runden Tisch der Cafeteria. Jede hatte einen Cappuccino vor sich stehen. Das Stimmengemurmel im Raum schwoll in Wellen an und ab, manchmal übertönt vom Blubbern, Zischen und Kratscheln der großen Kaffeemaschine. Ein feiner Kaffeeduft breitete sich aus. Lydia hörte dem Geplauder über die jüngste Produktdesign-Ausstellung zu und warf gelegentlich knappe, kritische Kommentare ein. Sobald sie sprach, richteten sich alle Augen auf sie, und man stimmte ihr eilig zu. Bald ging das Gespräch über zu dem jungen, neuen Hochschullehrer.
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„Das haben Sie oft mitbekommen?“
„Allerdings. Zum Glück war sie finanziell nicht von ihm abhängig, als er sie wegen einer anderen Frau verließ. Sie hatte schon vorher begonnen, ihn zu hassen. Bei mir war das anders. Ich hatte mir gerade ein Super-Kleid für den Abschlussball in der Tanzstunde gekauft und hatte mich so darauf gefreut, meinem Papa zu zeigen, wie hübsch ich darin war. Und er? Ist nicht mal mitgekommen, sondern hat einen Tag vor dem Ball Mama erklärt, er habe die Nase voll von uns drei Weibern und werde noch heute ausziehen. Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Seitdem ist das mit dem Kotzen.“
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