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Malise Ruthven. Der Islam
Der Islam
Inhalt
[7]Vorwort
[9]1 Der Islam, die Muslime und der Islamismus
Islam als Identität
Der Islam als politische Ideologie
Der Islam als Glaube
Institutionalisierte Führerschaft
[30]Modernisierung des Rechts
Erfolge und Misserfolge des islamischen Staates
[38]Ein religiöses Erwachen?
Oder ein geistiges Vakuum?
Schlussbemerkung: Islam und Islamismus
[46]2 Der Koran und der Prophet
Der Koran
Sira – (Biographie)
Hadithe – »Überlieferungen«
[76]Die Ausschmückung des Prophetenbildes
[83]3 Göttliche Einzigkeit. Tauhid: Eine Einführung
Die ersten religiösen Abspaltungen
Imamis und Ismailis
[89]Andere Zweige des Schiismus
[93]Tauhid im frühen islamischen Denken
Der sunnitische Konsens
Theosophische Spekulationen
Sufismus
[105]Sufismus und Schiismus
Der Schiismus und der Iran
[116]4 Die Scharia und ihre Folgen. Einleitung
Die Wurzeln des islamischen Rechts. 1. Der Koran
2. Sunna
[121]3. Ijma‘
4. Qiyas
[125]Ijtihad – Der Kampf um die Wahrheit
[129]Die Scharia: ein allumfassendes Ideal
[132]Die Scharia und die muslimischen Gesellschaften
[139]5 Frauen und Familie. Einleitung
Frauen und die Scharia
Ehe und Scheidung
Ehe auf Zeit
Islam und Sexualität
Frauen im sozialen und religiösen Leben
Frauen, Kolonialismus und Familie
Kleidung und Politik
Gesetzesreformen und die Gegenreaktion
[167]Islam und Feminismus
Schlussbemerkung
[172]6 Die zwei Jihads. Einführung
Der größere Jihad
Die sufischen Tariqas
Jihad und Widerstand
Reformisten und Modernisten
Das Ende des Kalifats
[185]Das Streben nach einem islamischen Staat
Die Muslimbruderschaft
Die neue Jahiliya
Die Auswirkungen der iranischen Revolution
[198]Die Sogkraft des Islamismus
Urbanisierung und ihre Folgen
Die internationale Dimension
Das Problem der Modernisierung
[210]Die Zukunft des Islamismus
Schlussbemerkung
[219]Anhang: Die Fünf Säulen des Islam
[226]Zur Aussprache
[227]Literaturhinweise
Kapitel 1. Einführende Literatur
Historische Darstellungen
Enzyklopädien und Wörterbücher
Atlas
Kapitel 2. Hadith-Sammlungen in englischer Übersetzung
Empfehlenswerte Biographien über Muhammad
Textkritik des Hadith-Schrifttums
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6. Sufismus
Reformen, politischer Islam, zeitgenössische Trends und Militanz
Hinweise auf einführende deutschsprachige Publikationen
Fußnoten
Über Malise Ruthven
Über dieses Buch
Hinweise zur E-Book-Ausgabe
Отрывок из книги
Malise Ruthven
Mit 13 Abbildungen und 3 Karten
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Der von der islamistischen al-Qaida unter der Führung von Osama bin Laden organisierte und geförderte Angriff auf die Vereinigten Staaten war zum Teil durch die Anwesenheit US-amerikanischer Truppen auf dem heiligen Boden Saudi-Arabiens motiviert.2 Diese war ihrerseits eine Reaktion auf die Bedrohung der US-amerikanischen Ölversorgung durch die Invasion Kuwaits, die der irakische Diktator Saddam Hussein 1991 durchführte. 9/11 und die Logik von George W. Bushs Antiterrorkrieg hatten zur Folge, dass die USA militärisch gegen das Taliban-Regime in Afghanistan und das Saddam-Regime im Irak vorgingen. Darauf geschahen zeitnah die inzwischen als 7/7 bekannten Londoner Bombenattentate, ausgelöst durch den Zorn einer kleinen Gruppe junger, in Großbritannien geborener Muslime über die britische Beteiligung an den Kriegseinsätzen gegen zwei mehrheitlich muslimische Staaten, bei denen Tausende von Muslimen ums Leben kamen. Vor dem Hintergrund dieser unwägbaren Wechselwirkungen erwiesen sich die Voraussagen einflussreicher Kommentatoren wie etwa Bernard Lewis von der Princeton University oder des 2008 verstorbenen Harvard-Professors Samuel Huntington hinsichtlich eines »Zusammenstoßes der Kulturen« (»clash of civilizations«), der zwischen [14]»dem Islam« und »dem Westen« drohe, als gefährliche, sich selbst erfüllende Prophezeiungen.3 Der 2010 verstorbene Fred Halliday, ein scharfsinniger Beobachter der internationalen Szene, beschrieb es folgendermaßen: »Der Mythos der Konfrontation wird von zwei scheinbar gegensätzlichen Seiten genährt: Da ist einmal – vor allem im Westen – das Lager derjenigen, die daran interessiert sind, die muslimische Welt zum neuen Feind zu stempeln. Und dann gibt es in den islamischen Ländern jene, die einer Konfrontation mit der nichtmuslimischen, besonders mit der westlichen Welt das Wort reden.«4
Hallidays Beobachtung wird dadurch bestätigt, dass im Westen seit kurzer Zeit die Tendenz zur Verbindung der von der Mehrheit der Muslime geteilten Ablehnung des islamistischen Extremismus mit populistischen und neofaschistischen Strömungen sowie identitären Bewegungen wie etwa dem Zivilisationalismus erkennbar ist, die von den Rändern der politischen Szene in die etablierte Kultur vorzurücken scheinen. Schlagwörter wie »weiße Identität« und anti-einwanderungsorientierte Themen wie etwa die Theorie vom »Großen Austausch«, derzufolge die weiße Bevölkerung in Europa, Nordamerika, aber auch Australasien durch Immigranten aus Afrika und dem Nahen Osten ersetzt wird, rufen derzeit in der gesamten westlichen Welt eine große Anzahl rassistischer und quasi-rassistischer Bewegungen ins Leben. Dazu gehören z. B. die Identitäre Bewegung Österreichs (IBÖ), PEGIDA (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlands), die Alternative für Deutschland (AfD), die Nouvelle Droite in Frankreich, die English Defence League in Großbritannien sowie die identitären Bewegungen in Europa, Australien, Neuseeland oder [15]Nordamerika. Der weltweite Trend, der sich durch die Tatsache verschärft, dass extremistische Ansichten Unterstützung durch die sozialen Medien erhalten, da sie Gleichgesinnten die Möglichkeit zur Interaktion im virtuellen Raum bieten, wird markiert durch schreckenerregende Gräueltaten wie etwa die Ermordung von 69 sozialdemokratischen Jugendlichen (die dem Thema Immigration aufgeschlossen gegenüberstanden) im Juli 2011 auf der Insel Utøya in der Nähe von Oslo durch Anders Behring Breivik oder die zum Teil an Breivik orientierte Tötung von 51 Muslimen in zwei Moscheen der Stadt Christchurch (Neuseeland) im März 2019 durch einen weißen Australier, der sein Vorgehen live ins Netz übertrug. Auch wenn nicht nur neofaschistische oder die weiße Identität in den Mittelpunkt stellende Bewegungen anti-muslimisch sind, so besteht kein Zweifel daran, dass die allgemeine Feindseligkeit gegenüber nichtweißen Einwanderern einen besonderen Ansatzpunkt in der sichtbaren Präsenz der Muslime in den Ländern der westlichen Welt findet. Alexander Gauland, Vorsitzender der AfD im Bundestag, äußerte im September 2017 die Meinung, dass der Islam keine Religion sei, sondern eine religiös-politische Doktrin.
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