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UTB 3535
Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage
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Hinsichtlich der Verwissenschaftlichung der Historiografie sind zwei Ebenen zu unterscheiden (Iggers, 1994). Die Quellenkritik und die Entwicklung der historischen Hilfswissenschaften erlaubten es nicht nur, die Echtheit von Quellen zu überprüfen, sondern auch, sie präzise zu datieren, Lesarten zu bestimmen und philologisch zu interpretieren; dies führte zur Aufdeckung von Fälschungen und zu groß angelegten Editionsprojekten. Der Grund hierzu wurde bereits im 18. Jahrhundert gelegt, vor allem in der Altertumsforschung. Wissenschaftlich weitaus weniger präzise zu fassen war die Ebene der Interpretation der Quellen, ihre Einordnung in einen größeren Kontext und ihre Zusammenführung zu einem kohärenten Narrativ. Es war diese Ebene, auf der sich die |12◄ ►13| Nationalisierung der Geschichtswissenschaft abspielte–zögerlicher als die Verwissenschaftlichung und anfänglich gegen den Widerstand einer Tradition der Universalgeschichtsschreibung, die sich aus dem Gedankengut der Aufklärung speiste, doch auch da, wo sie sich dem Nationalismus verweigerte, die zentrale Rolle der Nation nicht in Frage stellend (Fulda, 1996; Süßmann, 2000).
Leopold von Ranke (1798–1876), von vielen als Begründer der Geschichte als Wissenschaft angesehen, betonte, dass Staat und Nation als organische Subjekte der Geschichte dem Historiker vorgegeben seien, sie seien die Konkretisierung von Gottes Idee der Menschheit. Dadurch waren jeder Staat und jede Nation einmalig und von allen anderen unterschieden. Nur durch die Untersuchung ihrer jeweiligen Besonderheit war dem Historiker ein Vordringen zum Allgemeinen möglich. Die Betonung der unhintergehbaren Individualität von historischen Ereignissen unterschied die Geschichtswissenschaft, so Ranke und der Historismus, von den Naturwissenschaften, die stattdessen auf die Bildung von Typen und allgemeinen Gesetzmäßigkeiten abhoben.
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