Die Asylentscheiderin
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Maria Braig. Die Asylentscheiderin
Die Asylentscheiderin
Maria Braig, Die Asylentscheiderin. Maria Braig. Die. ASYLENTSCHEIDERIN
Impressum
Buchidee
Kein Prolog. Seit Tagen hatte ich nicht mehr geschlafen. Sobald ich mich ins Bett legte und die Augen schloss, kamen sie zu mir. Weiße, braune, schwarze Gesichter. Frauen, Männer, Kinder. Alte und Junge. Ein Mann trug sein ertrunkenes Kind auf dem Arm, von dem das Wasser in mein Bett tropfte, eine Frau hielt mir ihr steifes, erfrorenes Baby hin, als ob sie es mir geben wollte. All diese Gestalten, all diese Menschen hatte ich ins Elend, wenn nicht sogar in den Tod geschickt, so schien es mir. Auch wenn sie nur schweigend um mich herumstanden, so glaubte ich doch zu hören: „Du hast uns weggeschickt, du hast entschieden, dass wir gehen müssen. Zurück in ein Land, in dem wir nicht leben können. In dem sie uns nicht in Ruhe leben lassen. In ein Land in dem wir nicht leben können, weil wir keine Arbeit haben, kein Haus, kein Essen für unsere Kinder. Weil die meisten so arm sind, dass es gerade mal zum Überleben reicht, aber nicht zum Leben. Und für manche noch nicht einmal dazu. In ein Land, in dem sie uns nicht in Ruhe leben lassen. Weil wir Roma sind, weil wir lesbisch sind oder schwul oder transsexuell. Weil wir Frauen sind und deshalb ständig in Gefahr und ohne Möglichkeit, jemals unser eigenes, unabhängiges Leben zu leben. Du hast entschieden, dass wir gehen müssen, weil es kein besonderes Gesetz in unserem Land gibt, das bestimmt, dass wir verfolgt werden für das, was wir sind. In ein Land, in dem es aber auch niemanden gibt, der unsere Unterdrückung verhindert.“ Ich drehte mich weg, aber auf der anderen Seite des Bettes standen sie auch. Obwohl da die Wand war, starrten mich auch von dieser Seite die Gesichter an und ich hörte ihre stummen Vorwürfe. Ich zog die Decke über den Kopf, wollte nichts mehr sehen und nichts mehr hören, wollte nur meine Ruhe haben und schlafen. Schlafen … Aber auch in den Schlaf hinein verfolgten sie mich. Ob ich die Augen geöffnet oder geschlossen hatte, immer sah ich sie da stehen, sah ihre Blicke und hörte ihre Klagen gegen mich. Dann dämmerte ich weg und der Traum führte mich vor ein Tribunal. Ich war die Angeklagte, vor mir saßen mehrere Richter in ihren schwarzen Roben und blätterten in meinen Akten. Ich konnte genau sehen, dass es von mir angelegte Akten waren. Schicksale, über die ich entschieden hatte oder über die ich noch entscheiden musste. Ich drehte mich um, weil ich es hinter mir raunen hörte und sah wieder ihre Gesichter. Weiße, braune, schwarze Gesichter. Alte Gesichter und junge, die schon fast genauso verbraucht und gezeichnet wirkten wie die der Älteren. Ich wollte aufstehen, versuchte verzweifelt von meinem Stuhl hochzukommen und erwachte, als es nicht gelang. Aber im Erwachen war keine Rettung, denn nun standen sie wieder um mein Bett herum und sahen mich an. Sahen mich an mit diesem verlorenen, diesem verzweifelten Blick, den ich in den letzten Monaten immer und immer wieder bei all den Menschen gesehen hatte, die vor mir in meinem Büro saßen, mit schwitzenden Händen, unruhigen Füßen und einem Geruch nach Angst, der mich nach jedem Interview das Fenster aufreißen ließ
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Safiye und ihre Kinder
Milo Sinanovic
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5. Makwetu
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A N H A N G. Begriffserklärungen. Subsidiärer Schutz
Sichere Herkunftsländer
Dublin-Verordnung
Balkanroute
Fluchtgrund ≠ Asylgrund
Fluchtgrund: drohende Verfolgung
Fluchtgrund: Gefahr für Leben und Freiheit
Fluchtgrund: erlittene Verfolgung
Fluchtgrund: (Bürger-) Krieg
Fluchtgrund: Kriegsdienstverweigerung
Fluchtgrund: Verfolgung und Diskriminierung von Frauen
Fluchtgrund: religiöse Unterdrückung
Fluchtgrund: Homosexualität
Fluchtgrund: materielle Not
Fluchtgrund: Landraub
Entscheidungen. Marijana, Kosovo, lesbisch
Keita Dioro, Mali
Najib, Afghanistan
Amina, Guinea
Silvana und Zoran, Serbien
Cliff Oase, Uganda
Ayan, Somalia
Abdo, Syrien
Walid Mohsin Aziz, Irak
Weitere Bücher von Maria Braig
"nie wieder zurück", Querverlag Berlin, 2019
"Nennen wir sie Eugenie", MAIN-Verlag Frankfurt, 2018 (2. überarbeitete Auflage)
"Amra und Amir - Abschiebung in eine unbekannte Heimat", Verlag3.0, 2015 (ab 16 Jahre)
"Spanische Dörfer - Wege zur Freiheit", Verlag 3.0, 2015
"Das heimliche Mädchen und der Dancing Boy", epubli, 2017 (ab 12 Jahre)
"Die 5 Doppelpunkte und das verschwundene Skelett", epubli, 2020 (8 - 12 Jahre)
Отрывок из книги
Bundesweit sucht das Bundesamt für Migration und Flucht (BAMF) ca. 300 tatkräftige, mutige und entscheidungsfreudige Frauen und Männer der Deutschen Post, um für 6 – 12 Monate als Entscheider alle anhängigen Asylverfahren verantwortungsbewusst zu bearbeiten.
Dies ist der Originaltext einer Ausschreibung des BAMF aus dem Jahr 2016. Auch in anderen Behörden oder ehemaligen Behörden wie z.B. der Telekom oder den Berufsgenossenschaften wurden damals Interessierte angeworben, um über anhängige Asylverfahren zu entscheiden.
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Cochise drehte eine erste Runde durch das Lokal, ging von Tisch zu Tisch, wechselte hier ein paar Worte, lachte dort über gemeinsame Erinnerungen und kam schließlich auch bei mir an. Ich stand allein am Tresen und wartete auf mein, so hatte ich das jedenfalls bis zu diesem Zeitpunkt geplant, letztes Bier für diesen Abend.
Nach zwei Stunden saßen wir immer noch da und redeten. Als sich die anderen verabschiedet hatten und der Wirt Feierabend machen wollte, zogen wir weiter.
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