Jochen Klepper
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Markus Baum. Jochen Klepper
Jochen Klepper
Inhalt
Einführung: Vorsicht Gas!
1. Pfarrers Kinder
Stadt, Land, Fluss
Kinderjahre
Der Ernst des Lebens
Revolution
2. Von der Mutter die Natur
Muttergene
Lehrer und Mentoren
Inflation
Die Metropole
Krank
Krise
3. Gebrochene Linie
Journalistisches Debüt
Beim Evangelischen Presseverband
Neuland Radio
Ein perfektes Team
Ein geselliger Eigenbrötler
Luther
Der Erzähler
4. Unmögliche Verbindung
Stark und schutzbedürftig
Zarte Bande
Weltwirtschaftskrise
Radikalisierung
Angefeindet
Bund fürs Leben
Die große Depression
Berlin
Strampeln gegen den Abstieg
Ehe auf Distanz
Wieder vereint
5. Denkmal und Abgesang
Heimatliches als Stoff
Das Geheimnis des Erfolges
Raum und Zeit
Ein Statement
6. Schicksalsgemeinschaft
Das Klima wird rauer
Zeitenwende
Ein Vertrauensbeweis
Familienbande reißen
Denunziert
Das Losungsbuch als Surrogat
Selbstmordgedanken
Umworben und gefährdet
7. Könige und Tyrannen
Filmpläne
Dichterfreundschaft
Baupläne
Gekündigt
Schwere Geburt
Sein Thema
Gott als Maßstab
Recht und Gnade
Bestseller
8. Aufrechter oder gebeugter Gang?
LTI
Leiden an der Kirche
Jenseits von DC und BK
Überwindung
Geistliches Zuhause
Nachbarschaft der Mächtigen
Freunde
Der Revers
Im Visier
Janusköpfig
Getäuscht
Ein weißer Rabe und seine Wirkung
Kompromisse und Opposition
9. Poesie als Freiraum
10. Sternträger
Pogromnacht
Taufe unterm Hakenkreuz
Wappnen für die Wirklichkeit
Abschied von der Tochter
Im neuen Haus
Neuer Antrieb
Krieg
Zum Schweigen verurteilt?
Hoffen und Bangen
Fluchtpunkt Schweiz
Euthanasie
Zehn Jahre gewartet
Einberufen
Soldat der Wehrmacht
Der Stern
11. Prinz-Albrecht-Straße 8
Der Schutzbrief
Das Drehbuch
Verstummt
Mitleiden
Hoffnung und Skepsis
Abgelehnt
Stationen
Bibliografie. Veröffentlichungen von Jochen Klepper
Weitere Veröffentlichungen
Anmerkungen
… es gibt noch was zu entdecken!
Отрывок из книги
Markus Baum
1. Pfarrers Kinder
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Vermutlich zum Winterhalbjahr 1917 wird Jochen bei seinem Französischlehrer Erich Fromm einquartiert, einem Freund der Familie und besonders seines Vaters. Fromm ist zu dem Zeitpunkt etwa dreißig Jahre alt und selbst Sohn eines Pfarrers. Ein gelehrtes Haus, ein strammer Patriot (und Antisemit, aber das wird erst später deutlich hervortreten), belesen und begeistert von der klassischen Kultur. Er nimmt den Halbwüchsigen unter seine Fittiche und wird für die kommenden Jahre zu seiner wichtigsten Bezugsperson. Gibt ihm das Gefühl, ernst genommen zu werden, sicher nicht nur als Gesprächspartner auf dem Pausenhof, wo Jochen mit Erich Fromm »französisch parlierte oder irgendein Thema über Literatur abhandelte«. Der Mentor prägt zweifellos auch Jochen Kleppers Vorstellungen von Männerfreundschaft, Ehrgefühl, männlichem Auftreten. Hat also einen erheblichen Einfluss.
Das Verhältnis ist natürlich nicht symmetrisch. Der junge Jochen Klepper ist der Schutzbefohlene, ist Schüler, ist abhängig, und es deutet einiges darauf hin, dass der Lehrer und väterliche Freund diese Abhängigkeit irgendwann ausgenutzt hat. Die Beziehung bekommt eine homoerotische Note. Ob Erich Fromm tatsächlich übergriffig geworden ist, wie Martin Wecht in seiner gründlichen Biografie vermutet7, das lässt sich nicht zweifelsfrei erschließen. Auf jeden Fall aber richtet Fromm durch seine »eifersüchtige Obhut« (Thalmann) in dem Heranwachsenden ein erhebliches emotionales Chaos an, und das wäre schon schlimm genug. Emotionaler und/oder körperlicher Missbrauch, verübt durch den Mann, dem ihn der Vater anvertraut hat, der beim Vater ein und aus ging. Darüber reden kann er nicht. Gefühlsverwirrung und Scham verschließen dem jungen Mann den Mund. Vielleicht ist er auch nicht als Einziger betroffen. Von zwölf Schülern seines Gymnasialjahrgangs werden sich bis zum Schulabschluss fünf das Leben nehmen. Das lässt darauf schließen, dass Jochen Klepper die letzten Glogauer Jahre nicht allein als »namenlos schwere letzte Schülerzeit«8 empfindet. Die innere Abhängigkeit von seinem Lehrer wird er erst 1926 abschütteln, also mit vier Jahren Abstand zu seiner Gymnasialzeit.
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