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Markus Bundi. Die Aufgabe (E-Book)
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Die Aufgabe
Lehren
Asymmetrie, Ernst und Spiel
Die richtige Mischung
Der Akt des Unterrichtens
Die Autonomie des Anderen
Alte Schule, neue Medien
Prüfen
Was sich bewerten lässt
Der Effizienzgedanke – oder was am Ende zählt
Die Geschichte mit den Noten
Bestehen
Konsum und Konformität
Die Zukunft im Blick
Qualität, Zuversicht und Gleichmut
Nachwort aus der Höhle
Literatur
Dank
Отрывок из книги
Denn Bildung ist eben das, wofür es keine richtigen Bräuche gibt; sie ist zu erwerben nur durch spontane Anstrengung und Interesse, nicht garantiert allein durch Kurse, und wären es auch solche vom Typus des Studium generale. Ja, in Wahrheit fällt sie nicht einmal Anstrengungen zu, sondern der Aufgeschlossenheit, der Fähigkeit, überhaupt etwas Geistiges an sich herankommen zu lassen und es produktiv ins eigene Bewußtsein aufzunehmen, anstatt, wie ein unerträgliches Cliché lautet, damit, bloß lernend, sich auseinanderzusetzen. Fürchtete ich nicht das Mißverständnis der Sentimentalität, so würde ich sagen, zur Bildung bedürfe es der Liebe; der Defekt ist wohl einer der Liebesfähigkeit. Anweisungen, wie das zu ändern sei, sind prekär; es wird darüber meist in einer frühen Phase der Kindheitsentwicklung entschieden. Aber wem es daran gebricht, der sollte kaum andere Menschen unterrichten.
Theodor W. Adorno: Erziehung zur Mündigkeit
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Dieses Setting ist über Jahrhunderte zu dem geworden, was es heute ist. Zwar werden einzelne Aspekte eines Schulsystems immer wieder hinterfragt, offen kritisiert, zuweilen entsprechend justiert oder modifiziert, doch fraglos ist die Institution Schule das stabilste System einer jeden Gesellschaft. Wirtschaftskrisen oder auch Kriege können der Schule in der Regel nicht viel anhaben. Bricht in einem Staat das Schulsystem zusammen, befindet sich dieser Staat unmittelbar vor der Auflösung. Andersherum: Schule ist der Stabilitätsfaktor einer Gesellschaft, in keinem anderen System findet sich heute auch nur eine ähnliche Kontinuität.
Die Gesellschaft ist seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts merklich in Bewegung. Hielt die Generation heutiger Großeltern noch den Wahlspruch «Trautes Heim, Glück allein» hoch, so ist insbesondere die Familie mittlerweile kein fixes Arrangement mehr. Die Zeiten, in denen der Vater ein Leben lang und nahe dem Wohnort derselben Arbeit nachging, währenddem die Mutter zu den Kindern schaute, den Haushalt besorgte, sind wohl endgültig vorbei. Im einen Haus kommt es zur Scheidung, im andern entsteht eine neue Patchwork-Familie. Die Karriere des Kindes beginnt im Kinderhort, oft, bevor es um sich selber weiß, führt über Kitas und Kindergärten in die Schule. Kommt das Kind nach Hause, trifft es nicht selten niemanden an. Infolgedessen ist die Schule für viele junge Menschen der vertrautere, mitunter der sicherere Ort.
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