WBG Deutsch-Polnische Geschichte – 1945 bis heute
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Markus Krzoska. WBG Deutsch-Polnische Geschichte – 1945 bis heute
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Inhalt
Zur Deutsch-Polnischen Geschichte
Einleitung
I. Überblick
1. Trümmerfelder (1945–1949)
2. Der sozialistische Internationalismus. Polen und die DDR (1949–1990)
3. Frontstellung oder Nichtwahrnehmung? Die Bundesrepublik Deutschland und Polen (1949–1956)
4. Westdeutsch-polnische Annäherungen (1956–1969)
5. Annäherung, Stagnation, Systemdestabilisierung. Westdeutschland und Polen zwischen 1970 und 1989
6. Versöhnung, Partnerschaft – und weiter? (1990–2020)
II. Fragen und Perspektiven
1. Kulturtransfer und Kulturdiplomatie. Bundesrepublik – DDR – Polen
2. Polnisch-westdeutsche Literaturbeziehungen
3. Posthumane Verflechtungen
4. Deutsch-polnisch-jüdische Täter-Opfer-Diskurse seit 1945. Vom Ersetzen der Geschichte durch Erinnerung
Literaturverzeichnis
Personenregister
Ortsregister
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Innentitel
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Die lange Widerstandstradition in Polen wirkte zweifelsohne inspirierend auf die Opposition in der DDR der 1970er- und 1980er-Jahre: von der Annäherung zwischen katholischen Laien und Linken in den „Klubs der katholischen Intelligenz“ seit den 1960er-Jahren, der Verbindung zwischen Intellektuellen und Arbeitern mit der Gründung des Komitees zur Verteidigung der Arbeiter (KOR) im Jahr 1976 bis zum Erfolg der unabhängigen Gewerkschaft Solidarność 1980. Besonders für die im März 1986 gegründete Initiative für Frieden und Menschenrechte (IFM, mit Wolfgang Templin, Ralf Hirsch, Bärbel Bohley, Ulrike und Gerd Poppe sowie anderen als Gründungsmitgliedern) standen die Erfahrungen des polnischen KOR und der Charta 77 in der Tschechoslowakei Pate. In der von der IFM herausgegebenen Untergrundzeitschrift »Grenzfall« (zwischen 1986 und 1989 erschienen 17 Ausgaben mit einer Auflage von 800 bis 1000 Exemplaren) dienten Beiträge über Polen immer wieder als mobilisierendes Vorbild. Zu einer besonders intensiven Zusammenarbeit kam es zwischen der IFM und der polnischen Oppositionsgruppe Wolność i Pokój (WiP, Freiheit und Frieden); ein gemeinsames Thema war der Kampf um die Auflösung der politischen Blöcke. Trotz vieler individueller Kontakte und Solidarisierungen zwischen Intellektuellen der DDR und Polens blieben die Wechselwirkungen in ihrem Ausmaß bescheiden. Die Gründe hierfür lassen sich relativ einfach nachvollziehen. Im Gegensatz zu Polen hat sich in der DDR die Gegnerschaft zur herrschenden Politik bewusst nicht als Opposition definiert. Die informellen Gruppen der Friedens- und Umweltbewegung, aber auch führende Vertreter der evangelischen Kirchen haben sich wiederholt dagegen gewandt, kritisches gesellschaftliches Engagement mit diesem Begriff zu belegen. Dass die polnischen Intellektuellen sich mehrheitlich durch den Opfer- und Befreiungsdiskurs leiten ließen und sich von der Idee des Sozialismus mit menschlichem Antlitz längst verabschiedet hatten, war auch nicht gerade förderlich für ein strukturelles Zusammenwirken. Hinzu kamen die dezidierte Westorientierung polnischer Oppositioneller sowie die dortige weitverbreitete Unterstützung der Wiedervereinigung Deutschlands.
Die Verschärfung der wirtschaftlichen und politischen Krise in Polen 1980 bis 1981 verfolgten die politischen Eliten der DDR mit zunehmender Unruhe und mit Argwohn. Eine große Streik- und Protestwelle, ausgelöst durch eine im Juli 1980 angekündigte Fleischpreiserhöhung, führte zur vom Obersten Gericht Polens akzeptierten Gründung der ersten freien Gewerkschaft im Ostblock, die in kurzer Zeit neun bis zehn Millionen Mitglieder aufnahm. Die Ängste der DDR-Führung gründeten in der Annahme, die Liberalisierung im Nachbarland könne die DDR militärstrategisch von der Sowjetunion isolieren. Da Edward Gierek bereits im September 1980 entmachtet wurde, fürchtete auch Erich Honecker um seinen Posten. Im ostdeutschen Diskurs wurde die politische Lage in Polen mit dem alarmierenden Begriff „Konterrevolution“ belegt. Auf einer Sitzung des SED-Politbüros schlug Honecker daher vor, sich an Leonid Breschnew zu wenden mit dem Vorschlag, eine Beratung der Parteivorsitzenden aus den sozialistischen Bruderländern anzusetzen – eine Entscheidung, die als Vorbereitungsmaßname zur Intervention der Armeen des Warschauer Paktes interpretiert wurde. Anlässlich der Verabschiedung des polnischen Botschafters in Berlin, Stefan Olszowski, drohte Honecker offen:
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