Auf dem Höhepunkt seiner steilen Karriere unternahm der renommierte Zürcher Herzchirurg Dr. med. Markus Studer im Jahr 2003 einen spektakulären Spurwechsel. Gerade 57 Jahre alt geworden, tauschte er das Skalpell mit 460 Pferdestärken, den weißen Arztkittel mit einem blauen Overall, die begrenzte Welt des Krankenhauses mit dem weiten Ausblick aus der Fernfahrerkabine. Danach fuhr er mit einem silbernen Stern an seiner Zugmaschine kreuz und quer durch Europa. Der Autor Markus Maeder ließ sich vom Fernfahrer mit Doktortitel auf den Platz des Beifahrers bitten und kutschierte mit ihm von der Schweiz bis ans Mittelmeer und an die Nordsee. Dabei erlebte er den Alltag der Fernfahrer, die Kilometer fressen, um uns unseren gewohnten Alltag zu garantieren, hautnah mit. Geschlafen wurde im Truck, geredet während der Fahrt, getankt dort, wo der Diesel am günstigsten war. Die Verpflegung erfolgte am Steuer, in Lastwagenkneipen oder an einem der Plätze, die Dr. Studer während seiner über 1,2 Millionen Kilometer, die er in seiner Karriere durch ganz Europa gefahren war, aufgespürt hatte. Wer sich vom Autor Markus Maeder in die Welt des Fernfahrers mit Doktortitel entführen lässt, erkennt: Derjenige, der sich entschließt, dem Weg seines Herzens zu folgen, misst sein Glück nach eigenen Maßstäben. Wagt es, Träume wahr werden zu lassen. Und Wünsche Wirklichkeit.
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Markus Maeder. Vom Herzchirurgen zum Fernfahrer
Vom Herzchirurgen. zum Fernfahrer
Inhalt
Vorspiel im Festsaal
Sonntagabend. Asphaltfresser
Montag. Lugano – Genua – Lugano
Lehrfahrt
Hobby und Beruf
Hafenromantik
Walo lädt ab
Torturen vor Tortona
Der Traum vom großen Geschirr
Dienstag. San Bernardino
Nur noch bergab
Warten
Trucker-Elend
Mittwoch/Donnerstag/Freitag. Hauseckenfahrten
Tanken
Kunstfehler
Die Metapher vom halb vollen Glas
Im Dschungel der Gesetze
Euroklassen, Lohndumping und Dieselabgaben
Wolfgang und die »Drei Eidgenossen«
Samstag/Sonntag. Kleine Autobiografie
Aufstieg nach Samedan
Knochenschlosser Noldi Huggler
Zeitmanagement
Christiaan Barnard und Ake Senning
Birmingham, Alabama
Das Herzzentrum Hirslanden
Ein Auto zur Belohnung
Mehr Power für eine Superzeit
Montag. Olten – Aachen
On the Road Again
Schlafapnoe
Rollen, plaudern
Downshifting. Paradigmenwechsel
Dienstag. Aachen – Amsterdam – Luxemburg
Fernweh
Seekrank
Filefrij
Steigungen, Neigungen
Windhaff
Mittwoch. Luxemburg – Gruyère
Plädoyer
Kleiner Zoll
Zwangspause
Donnerstag/Freitag. Gruyère – Eppelheim
La donna è mobile
Radio Googoo, Radio Gaga
Autobahn zurück in die Zukunft
Autohof
Das Nachwort
Отрывок из книги
Vom Herzchirurgen zum Fernfahrer
Der Spurwechsel des Dr. med. Markus Studer
.....
Walo hat noch andere Zeiten erlebt. Er kommt fast ins Schwärmen: »Angefangen habe ich auf einem Scania. Die Kabine war eine enge Zelle ohne jeden Komfort. Rechts neben dem Sitz lag der Motor in einem Tunnel; der wurde so heiß, dass wir Spiegeleier brieten darauf. Die ›schwedische Folterkammer‹ hieß der Scania damals im Truckervolksmund. Die Achsen hatten sechzehn Blattfedern aus hartem schwedischem Stahl. Das Einzige, was federte, war die Luft in den Reifen. Wir saßen auf Scherensitzen. Wenn die Mechanik ausgeleiert war, schlug sie durch. Wir fielen ungedämpft auf den Asphalt – und fühlten uns wie rohe Eier im freien Fall. Humpty Dumpty, du weißt schon. Ja, so fing das an. Ich habs überlebt, mit einem Bandscheibenschaden.
Die Scherensitze haben mich unters Messer gebracht. Als man mir sagte, was mich auf dem Schragen erwartete, wurde mir heiß und kalt und so schlecht wie noch nie. Das Rückgrat liegt hinter dem Bauch, eben im Rücken, aber damit ich wieder geradeauf sitzen konnte, musste der Chirurg den Bauch von vorne aufschlitzen, die Innereien beiseiteräumen und dann mit Säge und Skalpell die Nerven freilegen. Freilich pennte ich, als ich meine offene Bauchhöhle dem Werkzeug darbot. Die Operation dauerte fünf Stunden. Zwei Bandscheiben wurden miteinander verschraubt, damit sie nicht mehr aneinanderscheuern können. Als mir der Chirurg im Nachhinein erzählte, dass eine Schwester die Sehnen mit einer Pinzette festhalten musste, wurde mir grad noch einmal schlecht. Gewiss, es kam wieder gut, wie jedermann sieht. Bloß, nach wie viel Zeit. Anderthalb Jahre ging ich am Stock. Kururlaub, Physiotherapie, liegen, liegen, liegen. Oft dachte ich da: Weshalb haben sie mich nicht wie einen Sportwagen etwas tiefer gelegt. Am besten gleich einen Meter achtzig.«