DDR, mon amour
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Markus Ziener. DDR, mon amour
DDR, MON AMOUR
INHALT
PROLOG: MOSKAU, FEBRUAR 1981
IN DER RHÖN, OKTOBER 1981
ZUM GOLDENEN ADLER
FRIEDER
WÜRZBURG
RUDOLPHSTEIN/HIRSCHBERG, FRÜHJAHR 1981
HANS MOORSCHEID I
TRANSIT, MÄRZ 1982
WEST-BERLIN
LEO
ANNA
DER TÜRÖFFNER
MOORSCHEID II
PÖßNECK
ZUHAUSE
EPILOG I: WÜRZBURG, HERBST 1982
EPILOG II, CAMBURG, NOVEMBER 1989
MARKUS ZIENER
Aus dem Programm von PalmArtPress
Отрывок из книги
Markus Ziener
IN DER RHÖN, OKTOBER 1981
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Artjom saß jetzt näher unter der Lampe, die über dem Küchentisch baumelte. Erst jetzt konnte ich den Mann, der fast akzentfrei deutsch sprach, eingehender betrachten. Artjom mochte um die 50 Jahre alt sein, sein Gesicht war hager, der Blick konzentriert, die Haare, die über die Ohren reichten, waren grau, nein: eigentlich schon eher weiß, der Vollbart, den er trug, hingegen war fast schwarz. Akzentuiert wurde dieser Kontrast noch von einer rechteckigen Brille. Die Augen hinter den Gläsern waren lebendig und misstrauisch zugleich. Mir gefiel die Souveränität, die von Artjom ausging, eine Souveränität, die ich mir für mich selbst wünschte. Ich hatte gleich die Hosen voll, nur weil ich in Moskau ein paar Brillengestelle in eine Wohnung brachte. Dieser Mann aber schien ganz andere Risiken in seinem Leben einzugehen. Für Sekundenbruchteile blitzten bei mir die Namen Sacharow und Solschenizyn auf, Dissidenten, die ihren Widerstand gegen das totalitäre Regime teuer bezahlten. Andrej Sacharow war gerade mal ein gutes Jahr zuvor wegen seines Protests gegen die sowjetische Invasion in Afghanistan in die Stadt Gorki verbannt worden. Und Alexander Solschenizyn wurde im Westen zur Ikone des Widerstands durch seine Bücher, in denen er System und Alltag in den sowjetischen Gefangenenlagern beschrieb. Nach der Veröffentlichung von “Archipel Gulag” vor einigen Jahren wurde er postwendend dafür ausgebürgert.
„Was machen die Gefangenen in Lefortowo mit den Sachen?“, fragte ich, nachdem ich einen ersten Schluck Tee genommen hatte. Der Tee schmeckte zuckersüß, aber das war mir gerade recht. Süßes konnte ich jetzt gut vertragen. „Sie tauschen“, sagte Artjom. „Bei den Wächtern bekommen sie dafür eine Kelle mehr vom Essen, manchmal ein zusätzliches Buch aus der Bibliothek, oder die Wächter drücken ein Auge zu, wenn Besuch kommt und sie verlängern die Besuchszeit.“ „Oder“, Artjom machte eine Pause, „sie sind einfach ein bisschen netter.“ Ich nickte und schwieg. Was sollte ich dazu sagen. Ich hatte keine Ahnung vom Leben im Gefängnis. Aber ich stellte mir das Gefängnis in der Sowjetunion ziemlich ungemütlich vor. „Wir schmuggeln die Sachen hinein nach Lefortowo“, fuhr Artjom fort. „Das ist unsere Hilfe.“
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