Seine Kunst zu zögern. Elf Versuche zu Robert Walser
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Martin Jürgens. Seine Kunst zu zögern. Elf Versuche zu Robert Walser
RÜCKBLICKE. Vorwort
ROBERT WALSER
DIE SPÄTE PROSA ROBERT WALSERS – EIN KRANKHEITSSYMPTOM?
DIE ERFAHRUNG DER HETERONOMIE IN DER SPÄTEN PROSA ROBERT WALSERS
EIN LEBENSLAUF
»… DASS MAN IHN VON NUN AN KENNE UND GRÜSSE«
ANHALTENDE ZOPFZEIT
FERN JEDER GATTUNG, NAH BEI THUN
»…SO SCHÖN BEISEIT.«
LEICHTGEWICHTE, ZARTE HELDEN
DIE AUFGABE DER IDENTITÄT
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Seine Kunst zu zögern
Seine Kunst zu zögern
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Angesichts der Zweifel, wie sie sich aus dem bisher zugänglichen, einschlägigen Material ergeben, erscheint die Frage berechtigt, ob die Internierung Robert Walsers in der Nervenheilanstalt nicht als Reaktion auf die Symptome seines sozial abweichenden Verhaltens verstanden werden muß. Seine Deviation von der gesellschaftlichen Norm hat Walser – vor allem in seiner späten Schaffensperiode – in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Rolle des Schriftstellers gesehen. Schriftsteller sein – so heißt es im »Tagebuch« – Fragment von 1926 – bedeutet die »Rolle eines Außenseiters« (VIII, 63) spielen zu müssen. Vor dem Anspruch gesellschaftlicher Funktionalitätsvorstellungen erscheint der Schriftsteller als das »denkbar unnützeste, unbrauchbarste Möbel« (VIII, 104f.); seine Existenz ruft – wie es im Fragment des »Theodor«-Romans heißt – »Beunruhigung« hervor; sie ist der Gesellschaft »etwas Unangenehmes, irgend etwas, was man nicht willkommen heißen kann« (VIII, 102). Die provokatorische Wirkung seines eigenen ›spaßhaften Existierthabens‹ hat Robert Walser in einer Art von ironischem Nekrolog auf sich selbst in dem späten Prosastück »Schnori«24 beschrieben:
Sein spaßhaftes Existierthaben gab ihnen zu mancherlei Betrachtungen nahrhaften Anlaß, und so ungern sie‘s vielleicht taten, mußten sie sich von Zeit zu Zeit sagen: »Ja, er war einer, obgleich er bloß den weiter keinerlei Erheblichkeit verratenden Namen Schnori trug.« Gern hätte man über ihn wegblicken mögen, aber man brachte es nicht fertig. Noch immer stand er mit der wie im lächelnden Schlafzustand hervorgebrachten gesammelten Sammetheit seines Werkes, die etwas Kostbares blieb, da. Umsonst sprach man: »Schnori, geh weg.« Er unterließ dies. War das artig von ihm? (IX, 363)
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