Homer meets Harry Potter: Fanfiction zwischen Klassik und Populärkultur

Homer meets Harry Potter: Fanfiction zwischen Klassik und Populärkultur
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Описание книги

Mit Millionen online publizierter Texte stellt die Fanfiction ein oft unterschätztes literarisches Massenphänomen unserer Zeit dar; zu einer Expedition in diese bunte Parallelwelt, in der nicht nur Harry Potter & Co., sondern auch Homer und Shakespeare, Goethe und Tolstoj, ja selbst die Bibel spielerisch fort- und umgeschrieben werden, lädt dieser neue Dialoge-Band ein.

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Martina Stemberger. Homer meets Harry Potter: Fanfiction zwischen Klassik und Populärkultur

Inhalt

Intro

„… the Aeneid was a fanfiction too“? Eine Frage der Definition

Von Star Trek bis Harry Potter: Fanfiction zwischen Poetik und Politik

„La vera storia di…“: Geschichte und Geschichten

Von fluktuierenden Figuren und alternativen Welten: Fiktion, Transfiktion, Fanfiction

„Das ist eine Riesensache…“: Kartographie einer literarischen Parallelwelt

„I appologize for my English“: Fanfiction zwischen den Sprachen und den Kulturen

„A Labor of Love“? Fanfiction als kollektive Praxis und sozialer Prozess

Exkurs: Fanfiction in Zeiten der Corona-Krise

„… women and queer folks“: Fragmente einer Fanfiction-Demographie

Text und Paratext: Der fanfiktionale Pakt

„these characters aren’t mine…“: Disclaimer & Copyright

Die „letzte Schlacht zwischen Autor und Leser“: Jenseits von UGO2

Von der Subkultur zum Mainstream: Fanfiction heute

Ein vernachlässigtes Massenphänomen: Fanfiction und Literaturwissenschaft

Zwischen Vergil und Doctor Who: Fanfiction als kulturelles Spannungsfeld

„Gibt es Proust-Fans?“ Von Klassikern und Fangirls

„… un finale diverso“: Prequels, Sequels, (Un-)Happy Ends

„What if the madwoman was not mad?“ Zur Ideologie der Narration

„Virgil ended up cutting this part out…“: Von der Lust an der Leerstelle

„Macbeth has a thing for Banquo…“: Klassik-Slash

„Omaggio al mio classico preferito“: Fanfiction zwischen Hommage und Ikonoklasmus

Von Deutschlektüren und anderem „Horror“: Fanfiction im schulischen Kontext

Klassik und Kanon: Fanfiction als Text-Ökosystem

Wider die Herrschaft der Dead White European Males? Fanfiction, Kanon und Gender

Tolstoevskij & Co.: Kanon-Konfigurationen

Ovid, Orlando, OuLiPo: Meta-Fanfiction und literarische Selbstreflexion

Don Quijote & Buffy Summers: Crack, Crossover, Klassik-Crash

„… betaing the world“: Fanfiction als Lebensphilosophie? (Conclusio)

Quellenverzeichnis

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Martina Stemberger

Homer meets Harry Potter: Fanfiction zwischen Klassik und Populärkultur

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Der Beginn der Media-Fanfiction nach heutigem Verständnis, d. h. „in the sense of amateur-authored stories set in an already created universe“ (ibid.: 84), kann in den späten 1960ern verortet werden – und erscheint v. a. mit einer TV-Kultserie jener Zeit assoziiert: Star Trek alias Raumschiff Enterprise, deren frühe Staffeln in den USA in den Jahren 1966 bis 1969 herauskommen. Dabei gilt es die Geschichte des Genres auch kulturspezifisch zu betrachten; in Russland ist das Gründungswerk der Fanfiction vielmehr The Lord of the Rings bzw. Vlastelin kolec: „Fandom-wise, Lord of the Rings was for Russians what Star Trek was for Americans“, wie Prassolova (2007) konstatiert. In Deutschland wiederum ist der Erfolg von Anime und Manga in den 1990ern für die Popularisierung des einstigen „niche phenomenon“ zentral (Cuntz-Leng/‌Meintzinger 2015).

Mit dieser plastischen Metapher des Palimpsests betitelt Genette sein Referenzwerk zur Transtextualität – kurz definiert alles, was einen Text „in eine manifeste oder geheime Beziehung zu anderen Texten bringt“ (1993: 9); mit den Subkategorien u. a. der Intertextualität (Zitate, Allusionen oder auch Plagiate) und der Hypertextualität, bei der ein Text – der Hypertext – ein früheres Werk – den Hypotext – auf spielerische, satirische oder ernsthafte Weise transformiert oder imitiert. Auf der Odyssee als Hypotext basieren so unterschiedliche Hypertexte wie Vergils Aeneis und James Joyces Ulysses – sowie von allen drei Werken inspirierte Fanfics, in denen z. B. Joyces Homer-Hypertext seinerseits zum Hypotext und im Rahmen des einen oder anderen Crossover mit Shakespeares Hamlet (chaos_harmony: Aeolus, AO3, 14.03.2012), Sherlock (Kalypso: Ulysses Holmes, AO3, 16.06.2012) oder auch – With Deepest Apologies to James Joyce (lynnmonster, AO3, 31.03.2008) – mit Harry Potter kombiniert wird. Als hypertextuell generiertes Genre illustriert auch und gerade die Fanfiction, wie sehr ein Text zur Entfaltung der vollen „‚palimpsestuousness‘ of the experience“ (Hutcheon 2006: 172) der ko-kreativen Kompetenz der Leserin bedarf.

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