Homer meets Harry Potter: Fanfiction zwischen Klassik und Populärkultur
Реклама. ООО «ЛитРес», ИНН: 7719571260.
Оглавление
Martina Stemberger. Homer meets Harry Potter: Fanfiction zwischen Klassik und Populärkultur
Inhalt
Intro
„… the Aeneid was a fanfiction too“? Eine Frage der Definition
Von Star Trek bis Harry Potter: Fanfiction zwischen Poetik und Politik
„La vera storia di…“: Geschichte und Geschichten
Von fluktuierenden Figuren und alternativen Welten: Fiktion, Transfiktion, Fanfiction
„Das ist eine Riesensache…“: Kartographie einer literarischen Parallelwelt
„I appologize for my English“: Fanfiction zwischen den Sprachen und den Kulturen
„A Labor of Love“? Fanfiction als kollektive Praxis und sozialer Prozess
Exkurs: Fanfiction in Zeiten der Corona-Krise
„… women and queer folks“: Fragmente einer Fanfiction-Demographie
Text und Paratext: Der fanfiktionale Pakt
„these characters aren’t mine…“: Disclaimer & Copyright
Die „letzte Schlacht zwischen Autor und Leser“: Jenseits von UGO2
Von der Subkultur zum Mainstream: Fanfiction heute
Ein vernachlässigtes Massenphänomen: Fanfiction und Literaturwissenschaft
Zwischen Vergil und Doctor Who: Fanfiction als kulturelles Spannungsfeld
„Gibt es Proust-Fans?“ Von Klassikern und Fangirls
„… un finale diverso“: Prequels, Sequels, (Un-)Happy Ends
„What if the madwoman was not mad?“ Zur Ideologie der Narration
„Virgil ended up cutting this part out…“: Von der Lust an der Leerstelle
„Macbeth has a thing for Banquo…“: Klassik-Slash
„Omaggio al mio classico preferito“: Fanfiction zwischen Hommage und Ikonoklasmus
Von Deutschlektüren und anderem „Horror“: Fanfiction im schulischen Kontext
Klassik und Kanon: Fanfiction als Text-Ökosystem
Wider die Herrschaft der Dead White European Males? Fanfiction, Kanon und Gender
Tolstoevskij & Co.: Kanon-Konfigurationen
Ovid, Orlando, OuLiPo: Meta-Fanfiction und literarische Selbstreflexion
Don Quijote & Buffy Summers: Crack, Crossover, Klassik-Crash
„… betaing the world“: Fanfiction als Lebensphilosophie? (Conclusio)
Quellenverzeichnis
Отрывок из книги
Martina Stemberger
Homer meets Harry Potter: Fanfiction zwischen Klassik und Populärkultur
.....
Der Beginn der Media-Fanfiction nach heutigem Verständnis, d. h. „in the sense of amateur-authored stories set in an already created universe“ (ibid.: 84), kann in den späten 1960ern verortet werden – und erscheint v. a. mit einer TV-Kultserie jener Zeit assoziiert: Star Trek alias Raumschiff Enterprise, deren frühe Staffeln in den USA in den Jahren 1966 bis 1969 herauskommen. Dabei gilt es die Geschichte des Genres auch kulturspezifisch zu betrachten; in Russland ist das Gründungswerk der Fanfiction vielmehr The Lord of the Rings bzw. Vlastelin kolec: „Fandom-wise, Lord of the Rings was for Russians what Star Trek was for Americans“, wie Prassolova (2007) konstatiert. In Deutschland wiederum ist der Erfolg von Anime und Manga in den 1990ern für die Popularisierung des einstigen „niche phenomenon“ zentral (Cuntz-Leng/Meintzinger 2015).
Mit dieser plastischen Metapher des Palimpsests betitelt Genette sein Referenzwerk zur Transtextualität – kurz definiert alles, was einen Text „in eine manifeste oder geheime Beziehung zu anderen Texten bringt“ (1993: 9); mit den Subkategorien u. a. der Intertextualität (Zitate, Allusionen oder auch Plagiate) und der Hypertextualität, bei der ein Text – der Hypertext – ein früheres Werk – den Hypotext – auf spielerische, satirische oder ernsthafte Weise transformiert oder imitiert. Auf der Odyssee als Hypotext basieren so unterschiedliche Hypertexte wie Vergils Aeneis und James Joyces Ulysses – sowie von allen drei Werken inspirierte Fanfics, in denen z. B. Joyces Homer-Hypertext seinerseits zum Hypotext und im Rahmen des einen oder anderen Crossover mit Shakespeares Hamlet (chaos_harmony: Aeolus, AO3, 14.03.2012), Sherlock (Kalypso: Ulysses Holmes, AO3, 16.06.2012) oder auch – With Deepest Apologies to James Joyce (lynnmonster, AO3, 31.03.2008) – mit Harry Potter kombiniert wird. Als hypertextuell generiertes Genre illustriert auch und gerade die Fanfiction, wie sehr ein Text zur Entfaltung der vollen „‚palimpsestuousness‘ of the experience“ (Hutcheon 2006: 172) der ko-kreativen Kompetenz der Leserin bedarf.
.....