Asche und Stimme

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Mathieu Lichtkron. Asche und Stimme
Imprint
Vorwort
In den Urlaub
Treffpunkt netter Menschen
Auf der Schwäbischen Alb
Wieder in der Redaktion
Frau Schneider
Büroalltag
Jörg Grüntal
Einen Traum als Geschenk
Im Sperrgebiet
Die Welt wird schöner
Verluste
Sarahs Geschichte
Silberstreif
Rose-Sanddornöl
Asche
Der Kamellenwerfer
Der schlafende Riese
Malende Maler und mahlende Müller
Kampf
Versetzt
Eine Gang gründen
Das Geheimnis der Freiheit ist der Mut
Blubbern
Wonnegelb
Fußspuren
Am blauen Ort
Abschürfungen und ein anderes Leben
Der gute Kern
Das jüngste Gericht
Am Abgrund
Loreley
Fort mit leichtem Gepäck
Maultaschen und Aschepoesie
Feuer und Orden
In einer anderen Welt
Отрывок из книги
Mathieu Lichtkron
Sie fuhren jetzt durch das Neckartal. Vor ihnen tauchte Tübingen mit dem Österberg auf. Hier hatte er sein Geologiestudium begonnen und Conny kennen gelernt, es waren glückliche Jahre gewesen. Das Studium war ihm nicht nur Ausbildung, sondern auch eine wunderbare, unbeschwerte Lebensform gewesen. Damals war es möglich gewesen, sich selbst und Neues auszuprobieren, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Bachelor- und Masterstudiengänge hatten viele dieser Freiheiten mittlerweile eingeschränkt. Es schien ihm, als verenge sich das Leben immer mehr, als werde jeder Lebensbereich von Nützlichkeitskriterien und Effizienzsteigerung bestimmt. Wo lagen die Grenzen dieser Entwicklung, wo und wann würde es nicht mehr so weitergehen? Würden seine Kinder im Erwachsenenalter noch ein gelingendes, erfülltes Leben führen können? Er fand keine Antworten auf diese Fragen, fühlte, dass sich sein Nacken verspannte. „Lass uns in Tübingen zum Neckarmüller fahren und etwas essen“, schlug er Conny vor. Seine Frau war begeistert und suchte mit ihrem Smartphone die Speisekarte des Gasthauses. Der Neckarmüller ist ein Brauereigasthaus mit großem Biergarten in der Tübinger Innenstadt direkt am Ufer des Neckars. Viele unvergesslich fröhliche Abende hatte er hier unter alten Kastanienbäumen zusammen mit seinen Kommilitonen verbracht.
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Die Zeiten hatten sich geändert, häufig wechselten die Menschen ihre Arbeitsplätze und Wohnorte, Freundschaften und Kontaktpflege waren flüchtiger als zu seiner Jugendzeit. Zwischenmenschliche Beziehungen entstanden zu einem Gutteil in den sozialen Netzwerken des Internets und wurden dort auch gelebt. Ein persönliches Kennenlernen wie an diesem Abend war zu etwas Besonderem geworden.
Er hatte viele Bekannte und Kollegen, mit denen er sich gut verstand und eine Hand voll echter, langjähriger Freunde. Im Laufe der Jahre waren sie an entfernte Orte gezogen, hatten Familien gegründet und mit ihren eigenen Problemen zu tun. Man blieb in Kontakt, sah sich aber selten. Seine Freiheitsgrade waren im Laufe der Jahre weniger geworden. Selten ging er aus, familiäre und berufliche Verpflichtungen, überhaupt Zeitmangel, hatten die Möglichkeiten eingeschränkt, Kontakte zu pflegen und neue Freunde zu finden. Gelegentlich fühlte er sich einsam, ein Gefühl, das er früher nicht gekannt hatte.
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