Die Stunde der Patinnen
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Mathilde Schwabeneder-Hain. Die Stunde der Patinnen
INHALT
Die zehn Gebote der Mafia
Im Banne der Corleoneser
Die erste Patin der Cosa Nostra
„Ich habe auf euch gewartet“
Selbständig und doch nicht frei
Überlebensstrategien
Von der Mafia-Frau zur „Pentita“
Im Schatten der Männer
Von der Drogenkurierin zur Finanzberaterin
Nur eine Frau, die Liebt
Staat-Mafia-Pakt?
Kampf im eigenen Haus
I pizzini della legalità
Die Chancen der globalen Ökonomie
Der Siegeszug eines Erfolgsmodells
Eine Mörderin als Volksheldin
Der König des Kokains
Die Macht der Legenden
Die graue Eminenz des Clans
„Ein Echter Boss“
Die Zensur der Mafia
Das Recht auf ein anderes Leben
Der Boss im Bunker
Vom Aspromonte in die Welt
Chancenlos
Ränge der ´Ndrangheta
Tochter aus altem Mafia-Adel
Giovanni Falcones Mördern auf der Spur
GLOSSAR
QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS
AKTEN
ARTIKEL
INTERNETQUELLEN
DANKSAGUNG
Отрывок из книги
Mathilde Schwabendeder-Hain
DIE STUNDE
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Doch Giusy setzt sich trotz Prügel und Drohungen durch. Ein Jahr später, mit neunzehn, heiratet sie und bekommt im Abstand von einem Jahr zwei Kinder, Francesco und Rita. Der ruhige und eher schwache Angelo Caleca, der vor Gericht von seiner Ehefrau als „la signora“ spricht, bringt nicht die erhoffte Erfüllung ihres Daseins. Ein Neubeginn wird das Leben als Ehefrau und Mutter nicht. Giusy bleibt eine Vitale und ihrer Herkunftsfamilie mehr denn je aufs Engste verbunden. Immer häufiger übernimmt sie die Aufgaben der Mutter, bis sie sie letztlich ganz ersetzt. Giusy verfolgt die Justizangelegenheiten der Brüder, sie hält Kontakt zu den Anwälten – oft Top-Juristen der Insel – und sie betreut ihren flüchtigen Bruder Vito. Drei Jahre wird er von der Polizei gesucht. Giusy hingegen weiß, wo er steckt. Sie trifft ihn sogar mehrmals wöchentlich in seinem jeweiligen Versteck, bringt ihm Essen, Trinken und auch Waffen, versorgt ihn mit Informationen. Sie lernt als Überbringerin von Botschaften zwischen den Clanmitgliedern den Kontakt zu halten und sorgt dafür, dass die oft verschlüsselten Nachrichten an die richtige Adresse kommen. Immer tiefer taucht sie in das operative Geschäft und die Geheimnisse des eigenen Clans ein. Zuerst werden ihr die legalen Geschäfte der Familie anvertraut – die landwirtschaftlichen Betriebe und deren Verwaltung. Gelder aus diesen Unternehmungen können ordnungsgemäß verbucht und auch angelegt werden. Doch nach den sauberen Einkünften kommen alsbald auch die illegalen Einnahmen in Giusys Hände: Schutzgelder, die Geschäftsleute und Unternehmer gezwungen sind an die Familie zu zahlen; Gelder aus Erpressungen; Schwarzgelder aus dem Bereich öffentlicher Aufträge. Kein Bau einer Straße oder Brücke, keine Errichtung einer Schule oder eines anderen öffentlichen Gebäudes, bei denen die Cosa Nostra nicht mitschneidet. Die Mafia hatte in Sizilien ein unfehlbares System aufgebaut, in dem es Politiker und Unternehmer eng an sich band. Das organisierte Verbrechen garantierte, dass alle Arbeiten reibungslos und störungsfrei ablaufen würden. Im Gegenzug fließen in die Kassen der Mafia anteilige Beträge in der Höhe von zwei bis drei Prozent der Gesamtsummen. Ein Millionengeschäft.
Viel wichtiger als die Finanzoberhoheit innerhalb des Clans ist für Giusys Aufstieg im Inneren der Cosa Nostra der Umstand, dass sie zu Versammlungen mitgenommen wird. Ihre Brüder sind bekannt als treue Vasallen des gefürchteten Totò Riina, doch das muss Tag für Tag neu bewiesen werden. Der Boss, dessen Devise es war, man müsse alle Möglichkeiten ausnutzen, um ein gestecktes Ziel zu erreichen, und dafür auch bereit sein, jegliches Hindernis zu eliminieren, verlangt absoluten Gehorsam und völlige Unterwerfung. Hatte er Zweifel an der Ergebenheit eines Mitglieds der „Ehrenwerten Gesellschaft“, scheute er nicht davor zurück, seine Killer loszuschicken. Auch die Mitgliedschaft in seinem Clan war keine Lebensversicherung. Die Lage in Sizilien ist Anfang der 1990er-Jahre wieder einmal hochexplosiv.
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