Kirchliche Loyalitätspflichten und die Europäische Menschenrechtskonvention

Kirchliche Loyalitätspflichten und die Europäische Menschenrechtskonvention
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Im Zentrum der Arbeit steht die zulässige Reichweite durch die Religionsgemeinschaften vorgegebener und zum Inhalt des Arbeitsverhältnisses gemachter Loyalitätsobliegenheiten der in kirchlichen Einrichtungen tätigen Arbeitnehmer – unter besonderer Berücksichtigung der jüngsten Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte. Hierzu wird diese – die bisherige verfassungs- und europarechtliche Rechtslage im Kern bestätigende – Rechtsprechung auf ihren Inhalt hin analysiert, ihre Stimmigkeit im Gesamtkontext der Europäischen Menschenrechtskonvention untersucht sowie zuletzt die Bindungswirkung sowohl gegenüber der nationalen Gerichtsbarkeit als auch gegenüber den Institutionen der Europäischen Union dargelegt. Eine Handlungsanweisung für die Praxis rundet das Werk ab.

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Matthias Lodemann. Kirchliche Loyalitätspflichten und die Europäische Menschenrechtskonvention

Kirchliche Loyalitätspflichten und die. Europäische Menschenrechtskonvention

Inhalt

VORWORT

§ 1 EINLEITUNG: GANG DER UNTERSUCHUNG UND KONTEXTUALISIERUNG DES THEMAS

§ 2 GRUNDLAGEN

A. Die Kirchen als Arbeitgeber

I. Allgemeines: Arbeitnehmer und Kirchenbeamte

II. Die kirchliche Dienstgemeinschaft

B. Die rechtliche Position der Kirchen in Deutschland

I. Verfassungsrechtliche Grundlagen

II. Vom Verfassungsrecht zum Arbeitsrecht

C. Loyalitätsanforderungen der Kirchen im Vergleich

I. Die kirchliche Dienstgemeinschaft als Anlass für Loyalitätsobliegenheiten

II. Rechtsnatur von Loyalitätsobliegenheiten

III. Abgrenzung der Loyalitätsobliegenheiten zum allgemeinen Tendenzschutz

1. Weltlich-säkularer Tendenzschutz

2. Strukturelle Unterschiede zur kirchlichen Dienstgemeinschaft

IV. Inhalt der Loyalitätsobliegenheiten

1. Katholische Kirche

a. Grundlagen

b. Fragerecht und Offenbarungspflicht

c. Loyalitätsanforderungen

d. Rechtsfolgen eines Verstoßes gegen Loyalitätsanforderungen

2. Evangelische Kirche

a. Grundlagen

b. Fragerecht und Offenbarungspflicht

c. Loyalitätsanforderungen

d. Rechtsfolgen eines Verstoßes gegen Loyalitätsobliegenheiten

3. Ergebnis

§ 3 DIE RECHTSPRECHUNG BIS 1985: VOM UMFASSENDEN TENDENZSCHUTZ ZU GESTUFTEN LOYALITÄTSOBLIEGENHEITEN

A. Die Rechtsprechung der Arbeitsgerichte. I. BAG AP Nr. 15 zu § 1 KSchG

II. LAG Saarbrücken NJW 1976, 645

III. BAG AP Nr. 2 zu Art. 140 GG

IV. BAG AP Nr. 4 zu Art. 140 GG; BAG NJW 1980, 2211

V. BAG AP Nr. 7 zu Art. 140 GG

VI. BAG AP Nr. 14 zu Art. 140 GG

B. Zusammenfassung

C. Fallgruppen

D. Kritik: Die Rechtsprechung des BAG als Angriff auf die Identität der Kirchen

I. Die ekklesiologische Kompetenz

II. Die BAG-Rechtsprechung als Tendenzschutz in neuen Kleidern

§ 4 REICHWEITE DER VERFASSUNGSRECHTLICHEN SELBSTVERWALTUNGSGARANTIE

A. Grundlagen: Die Weimarer Kirchenartikel

I. Religionsgesellschaften

II. Eigene Angelegenheiten nach dem religiösen Selbstverständnis

III. Ordnen und Verwalten

IV. Schrankenvorbehalt: Das für alle geltende Gesetz

1. Ursprüngliche Interpretation und Heckel’sche Formel

2. Jedermann-Formel des BVerfG

3. Abwägungslehre

a. Allgemeines

b. Umfang der Berücksichtigung des kirchlichen Selbstverständnisses

aa. Wechselwirkungslehre in Anlehnung an Art. 5 II GG

bb. Kollisionsrechtlicher Ansatz

cc. Verfassungsrecht als das für alle geltende Gesetz

4. Zwischenfazit

B. Konkrete Ausgestaltung im Arbeitsrecht. I. Regelung der Arbeitsverhältnisse als Ordnen und Verwalten eigener Angelegenheiten

II. Vertragliche Natur der Loyalitätsobliegenheiten: Grundrechtsverzicht durch kirchliche Arbeitnehmer

1. Grundsätzliche Möglichkeiten des Grundrechtsverzichts

2. Konkret: Grundrechtsverzicht durch kirchliche Arbeitnehmer?

a. Dispositionsbefugnis über einschlägige Grundrechte

b. Freiwilligkeit

3. Zwischenfazit

III. Grenze der Loyalitätsobliegenheiten

1. Grundprinzipien der Rechtsordnung

a. Willkürverbot

b. Sittenwidrigkeit

c. Ordre Public

d. Weitere

2. Konsequenzen für die konkrete Rechtsanwendung im Einzelfall

a. Reichweite der fachgerichtlichen Prüfungskompetenz

b. Insbesondere: Berücksichtigung kollidierender Arbeitnehmergrundrechte?

aa. Berücksichtigung der kollidierenden Arbeitnehmergrundrechte

bb. Interessenabwägung nach den Vorgaben der Religionsgemeinschaften

cc. Stellungnahme

IV. Zwischenfazit

V. Prüfung der Loyalitätsobliegenheiten an den Grundprinzipien der Rechtsordnung, insbesondere zur Kodifizierung absoluter Kündigungsgründe

1. Allgemeines

2. Einzelprobleme

3. Speziell: Der Kirchenaustritt als absoluter Kündigungsgrund

a. Vorgaben der Religionsgemeinschaften

b. Bewertung der kircheneigenen Vorgaben an den Maßstäben der Schrankentrias

C. Ergebnis

§ 5 EXKURS: DIE KÜNDIGUNG IM WERTEWANDEL AM BEISPIEL DES LPARTG

A. Die Bewertung der Homosexualität durch die Religionsgemeinschaften

B. Das LPartG als Ausdruck eines gesellschaftlichmoralischen Wertewandels

C. Schlussfolgerungen für die Schrankentrias

I. Wertewandel als Begrenzung des kirchlichen Selbstverwaltungsrechts

II. Wertewandel ohne Einfluss auf die Glaubwürdigkeitsansprüche der Kirchen

III. Ergebnis

§ 6 DAS ALLGEMEINE GLEICHBEHANDLUNGSGESETZ: EIN SACHSTANDSBERICHT

A. Problemaufriss. I. Der Schutzgehalt des AGG

II. Rechtfertigungstatbestände

B. In Kürze: Regelungsgehalt der RL 2000/78/EG

C. Meinungsstand

I. Die Europarechtswidrigkeit des § 9 AGG, zugleich ein Angriff auf die Kirchenautonomie

II. AGG als Wandlung der Kirchenautonomie zum Tendenzschutz

III. AGG ohne Einfluss auf das kirchliche Arbeitsrecht

1. Kirchliches Arbeitsrecht europarechtsfest

2. AGG als Bestätigung und Festigung der Kirchenautonomie

IV. Stellungnahme

V. Das Urteil des BAG vom 08.09.2011

1. Die Wertung des BAG in Bezug auf § 9 AGG

2. Exkurs: Fehlerhafte Güterabwägung des BAG

D. Zusammenfassung und Ausblick

§ 7 DIE RECHTSPRECHUNG DES EUROPÄISCHEN GERICHTSHOFS FÜR MENSCHENRECHTE

A. Die Entscheidungen zum kirchlichen Kündigungsrecht

I. Der Fall Obst

1. Gang des Verfahrens

2. Vortrag der beteiligten Parteien

3. Würdigung durch den Gerichtshof

II. Der Fall Schüth

1. Gang des Verfahrens

2. Vortrag der beteiligten Parteien

3. Würdigung durch den Gerichtshof

III. Der Fall Siebenhaar

1. Gang des Verfahrens

2. Vortrag der beteiligten Parteien

3. Würdigung durch den Gerichtshof

IV. Vergleichende Analyse: die Judikatur des EGMR zum kirchlichen Kündigungsrecht

1. Die EGMR-Judikatur als Bestätigung der deutschen Rechtsprechung

2. Die EGMR-Judikatur als Abkehr von der deutschen Rechtsprechung

a. Darlegungspflicht

b. Fachgerichtliche Prüfungskompetenz zur Annehmbarkeit der Loyalitätsobliegenheiten

c. Güterabwägung

3. Stellungnahme

V. Ergebnis

B. Die Rechtsprechung des EGMR im Gesamtkontext der EMRK – vollumfängliche Anerkennung des nationalen kirchlichen Arbeitsrechts?

I. Die Rechte der Arbeitnehmer

1. Art. 8 EMRK – Achtung der Privatsphäre

2. Art. 9 EMRK – Religionsfreiheit

3. Art. 10 EMRK - Meinungsfreiheit

4. Art. 12 EMRK - Recht der Eheschließung

5. Art. 14 EMRK - Diskriminierungsverbot

6. Zwischenfazit

II. Die Position der Kirche – nationales Staatskirchenrecht auf europäischer Ebene?

1. Art. 9 EMRK

2. Art. 9 i.V.m. 11 EMRK

3. Zwischenfazit

III. Praktische Konkordanz? Der Prüfungsmaßstab der EMRK für Fälle des kirchlichen Arbeitsrechts

1. Grundsätzliches: Rechtfertigung möglicher Eingriffe

a. Gesetzliche Grundlage

b. Notwendigkeit

aa. Legitimes Ziel

bb. Notwendigkeit

2. Prüfungsmaßstab in den vorliegenden Fallkonstellationen

a. General Margin of Appreciation

b. Besonderer Maßstab für Schutzpflichten

c. Absage an konkrete Handlungsanweisungen

IV. Zusammenfassung: das kirchliche Arbeitsrecht im Lichte des Art. 9 I EMRK: Institutsgarantie im grundrechtlichen Gewand – mehr als nur Tendenzschutz

V. Ergebnis

C. Bindungswirkung für die deutsche Gerichtsbarkeit

I. Bindungswirkungen: ein Konflikt mit Dilemma-Potential für die nationale Gerichtsbarkeit

1. Bindungswirkung der Rechtsprechung des BVerfG

2. Bindungswirkung der Rechtsprechung des EuGH

a. Die Rechtsprechung des EuGH

b. Kritik an der Rechtsprechung des EuGH, insbesondere an der Mangold-Entscheidung

c. Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts

d. Zwischenfazit: Weitläufige Bindungswirkung des EuGH

e. Übertragung der Grundsätze auf die konkrete Fragestellung des kirchlichen Arbeitsrechts

3. Bindungswirkung der Rechtsprechung des EGMR

a. Die EMRK als völkerrechtlicher Vertrag

b. Der Rang der EMRK und die Rechtsprechung des EGMR

c. Die EMRK im nationalen Rechtsgefüge

aa. Differenzierungen

(1) Bindungswirkung im konkreten Einzelfall: Tenor

(2) Bindungswirkung gegen das identische Land: Gründe

(3) Bindungswirkung gegen übrige Konventionsstaaten: Gründe

bb. Problemstellungen

cc. Lösungsalternativen

(1) Überverfassungsrang

(i) Übertragung von Hoheitsrechten, Art. 24 GG

(ii) Grundrechtsverfassung, Art. 1 II GG i.V.m. 79 III GG

(iii) Rechtsstaatsprinzip, Art. 20 III i.V.m. 79 III GG

(iv) Anwendungsvorrang durch Teilhabe am Unionsrecht: Der EMRK-Beitritt der EU

(2) Verfassungsrang (i) Art. 2 I GG

(ii) Art. 3 I GG

(3) Übergesetzesrang, Art. 25 GG

(4) Berücksichtigungspflicht

(5) Nur völkerrechtliche Verpflichtung?

(6) Stellungnahme

(i) Kein Überverfassungsrang der EMRK

(ii) Kein Verfassungsrang der EMRK

(iii) EMRK nur teilweise von Art. 25 GG umfasst

(iv) Die Völkerrechtsfreundlichkeit des Grundgesetzes

(v) Die Grenzen der Völkerrechtsfreundlichkeit

aaa. Tragende Grundsätze der Verfassung

bbb. Differenzierte nationale Teilrechtssysteme

(7) Zwischenfazit: EMRK auf quasi-verfassungsrechtlichem Rang

d. Beispielhaft: Verurteilungen der BRD durch den EGMR und ihre Rechtsfolgen

aa. Dolmetscherkosten

bb. Feuerwehrabgabe

cc. Radikalenerlass

dd. Ausweisung bei Foltergefahr

ee. Görgülü

ff. Caroline von Monaco

gg. Sicherungsverwahrung

e. Zwischenfazit

f. Anwendung auf die konkrete Fragestellung des kirchlichen Arbeitsrechts

II. Die Rechtsprechung des EGMR als Faktor in der europäischen Rechtsprechung – das Verhältnis von EuGH und EGMR

1. Vorabentscheidungsverfahren

2. Die Rechtsprechung des EGMR als Faktor in der Rechtsprechung des EuGH

a. Historische Grundrechtsdogmatik des EuGH sowie Art. 6 III EU. aa. Herleitung

bb. EMRK-Bezug in der Gestalt der Rechtsprechung des EGMR?

cc. Die relevanten Grundrechte

dd. Fortbestand der Grundrechtsquellen nach Inkrafttreten der Grundrechte-Charta?

ee. Zwischenfazit

b. Grundrechtecharta. aa. Allgemeines

bb. Die relevanten Grundrechte

(1) Konventionsentsprechende Rechte: Art. 52 III GRC

(2) Schranken: Art. 52 I GRC

(3) Konflikte im mehrpoligen Grundrechtsverhältnis: Art. 52, 53 GRC

cc. Zwischenfazit

c. EMRK-Beitritt der EU

aa. Rechtliche Voraussetzungen des Beitritts

bb. Ausgestaltung und Problemstellungen des Beitritts

cc. Zwischenfazit: Schlussfolgerungen für das Verhältnis von EGMR und EuGH

d. Beispiele

aa. Materielle Divergenzen

bb. Überprüfung von Unionsrecht

e. Ergebnis: Subordination des EuGH durch weite Präjudizwirkung des EGMR

3. Übertragung auf die Fragestellungen des kirchlichen Arbeitsrechts

§ 8 ZUSAMMENFASSUNG: LÖSUNGSALTERNATIVEN

A. Beibehaltung der bisherigen Rechtslage: Güterabwägung nach den Vorgaben der Kirchen

I. Konkreter Lösungsansatz

II. Möglichkeit des Fortbestands unter den neuen Einflüssen

1. Fortbestand nach Inkrafttreten des AGG

2. Fortbestand nach der Rechtsprechung des EGMR zum kirchlichen Arbeitsrecht

III. Ergebnis

B. Darlegungslast der kirchlichen Arbeitgeber

I. Konkrete Darlegungslast im Einzelfall

II. Abstrakt-generelle Darlegungslast

III. Obliegenheit der Kirchen zur präziseren Ausformulierung der Loyalitätspflichten

1. Regelungsauftrag als Obliegenheit der Kirchen

2. Kein Verstoß gegen negative Religionsfreiheit

3. Regelungsauftrag nicht nur über das „Ob“, sondern auch über das „Wie“

4. Keine Obliegenheit zur Stufung der Loyalitätsobliegenheiten

5. Ergebnis: Gestaltungsauftrag nur teilweise hinreichend ausgefüllt

C. Fachgerichtliche Verhältnismäßigkeitsprüfung

I. Gleichbehandlung mit Tendenzbetrieben

II. Verhältnismäßigkeitsprüfung außerhalb des Regimes der Tendenzbetriebe

D. Fazit der Lösungsalternativen

E. Exkurs: § 9 KSchG

I. Hintergründe und Vergleichbares

II. Grundsätzliche Anwendbarkeit des § 9 KSchG

III. Ausgestaltung

F. Zusammenfassung

§ 9 GESAMTERGEBNIS

LITERATURVERZEICHNIS

MATERIALIEN

CURRICULUM VITAE

Отрывок из книги

Matthias Lodemann

Schriftenreihe zum kirchlichen Arbeitsrecht

.....

V. Ergebnis

B. Die Rechtsprechung des EGMR im Gesamtkontext der EMRK – vollumfängliche Anerkennung des nationalen kirchlichen Arbeitsrechts?

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