Vom Verschwinden der Dinge in der Zukunft
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Matthias Politycki. Vom Verschwinden der Dinge in der Zukunft
I Alt werden, ohne jung zu bleiben
Alt werden, ohne jung zu bleiben
II Dick & durstig
Wir waren Deutschland
Weißer Mann – was nun?
Unser Recht auf Ungläubigkeit
»Jetzt zeigen sie so ’nen Quatsch schon am Nachmittag«
Breitleinwandschlacht der Weltanschauungen
»Jungs, nehmt den Finger aus’m Arsch, es gibt Arbeit«
Rückkehr der Eliten
Dick & durstig oder Wisch & weg?
Weniger Demokratie wagen
Sitzpinkler
Der grüngoldne Schiß
III Betreutes Wohnen
Sexuelle Belästigung
Betreutes Wohnen auf der Bühne
»Kann seinem Tourplan zufolge nicht vom Tod eingeholt werden«
Letzter Spieltag
Nie wieder Abseits-Lyrik: Nordkurve
München, heimliche Hauptstadt des Konjunktivs
Da nich für
Inszenierte Wirklichkeiten
Inszenierter Realismus
IV Relevanter Realismus
»Ein Buch wird durch Lesen nicht besser«
Relevanter Realismus
Mitte
Keine Fluchtmöglichkeit!
Ein weiter Blick[157]
Relevanz
»Ohne Titel«
Ein Manifest? Lächerlich! – Kein Manifest? Empörend!
Schrebergartenbesitzer
Scham bei Betrachtung schlecht strippender Dichter
Traurig
Wem die Stunde schlägt
Weltkulturerbe Ironie
Europäische Ästhetik
Der amerikanische Holzweg
V Digitaler Grabstein
Drei Monate später: Der Power-User rechnet nach
Der Autor als Zeugwart
Der Autor als Handbuchleser
Die Homepage als digitaler Grabstein
Das Internet als Kinderzimmer
Vom Verschwinden der Dinge in der Zukunft
Vom Verschwinden der Tastaturkürzel in der Zukunft
Marietta – die Idee, der Datensatz und der Strohhut
Ein traditioneller Autor wird zwangsmodernisiert
Die Sache mit der Maus
Die Bombe – und keiner ist schuld
Abschied von der Mona Lisa
Marietta, elffach zuviel
Was ein einzelner Strohhut bewirken kann
Die Parallelaktionen des Parallelforums
Virtualisierung des Werks, Virtualisierung des Autors
Schnipseldigitalisierung und was dabei rauskommt
Sichtest du noch? Oder löschst du schon?
VI Fata Americana
Kopenhagen danach
Buena Revista Social Club
Mein kurzes Leben als Konterrevolutionär
Fata Americana
Fata Africana
Shanghai von oben
Ruhrpott II
Das Buch aus Stein
Wie bitte, abhängen?
Anhang. Editorische Notiz
Quellennachweis
Fußnoten
Über Matthias Politycki
Impressum
Отрывок из книги
Matthias Politycki
Vom Verschwinden der Dinge in der Zukunft
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Ist politische Schriftstellerei in diesem umfassenden Verständnis vielleicht selbst nur eine Utopie? Mit Sicherheit eine undankbare Aufgabe! Die Gefahr der Verbitterung über ubiquitär grassierende Mediokrität steigt durch anhaltende Beschäftigung mit derselben erheblich; dazu die Entsetzensschreie flüchtig rezipierender Leser, nicht selten als Häme notdürftig getarnt, sofern einer ihrer wunden Punkte berührt wurde. Selbst wenn man nicht beständig mit erhobnem Zeigefinger auftritt, wird man als politischer Schriftsteller vorrangig allein sein, sofern man sein Amt (mit all dem gebotnen Unernst) ernst nimmt – allzu breite Zustimmung wäre für einen, der sich jedem Lagerdenken verweigert, ja auch verdächtig.
Und das alles auch noch in postmodern entfesselten Zeiten, die unterm Alarmismus der medialen Katastrophen- und Feuermelder gerade zur Aftermoderne depravieren! Staunend registrieren wir die weltweite Renaissance unaufgeklärten Denkens – und hätten statt dessen im Wettlauf der Weltanschauungen längst Gegenvisionen zu entwickeln, die sogkräftiger, zukunftsträchtiger sind als die saturiert säkularen unsrer décadence. Komplizierte Zeiten, weit komplizierter als unter den dialektischen Herausforderungen der Nachkriegsära! Angemessen ausgewogene Antworten für das Chaos unsrer Gegenwart zu finden, kann da die Aufgabe des Schriftstellers als eines Fachmanns fürs Allgemeine nicht sein; es ist schon viel, wenn ihm die eine oder andere Frage gelingt, die den festgefügten Horizont unsrer Alltäglichkeiten für all die Experten aufreißt, die’s dann ja sogleich besser wissen. Ein Schriftsteller wird keine schlüsselfertigen Lösungen anbieten, schließlich beglaubigt er seine wechselnden Ansichten mit nichts als den eignen – im Lauf des Älterwerdens wechselnden – Lebenserfahrungen. Wenn er damit aus der herrschenden Konsensessayistik ausschert, ja mit seinen spekulativen Thesen bewußt übers Ziel hinausschießt, um wenigstens mit rhetorischen Mitteln an der Verbesserung von Mitteleuropa mitzuwirken, so mag man das bitte noch lange nicht als seinen endgültigen Standpunkt mißverstehen. Je älter man wird, desto ferner gerät der Konsens, aber je älter man wird, desto größer wird auch die Sehnsucht, irgendwo zustimmen zu können![17]
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