"... es ist ein zu starker Contrast mit meinem Inneren!"
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Meinhard Saremba. "... es ist ein zu starker Contrast mit meinem Inneren!"
»… es ist ein zu starker Contrast mit meinem Inneren!«
Inhalt
Ein Wort zuvor …
1Freunde und Feinde fürs Leben (1850—1856)
Erste Annäherungsversuche
Gefangen in Zeit und Raum
In der Welt zu Hause
Ungarn an der Elbe
In der Fremde
Kultur an der Leine
Zwischen Effekt und Sinngebung
Positionsbestimmungen
In der Höhle der Löwen
Unschönes und Erbauliches
Geistige Anregungen
Eine politische Rheinwanderung
Meriten, Musik und Merkantiles
Liebe auf den ersten Ton
Die Bürde der Anerkennung
Der Kampf um die Thronfolge
Melancholie mit Wahn, schöne Schwermut
2Lange Schatten (1856—1859)
Ein Chaos von Gedanken
Mündliches nebst Schriftlichem
Schmerzen und Todessehnsucht
Ausweg mit Sinn
Selbstbesinnung und neue Ziele
Eine verschleierte Sinfonie
Kunst mit Etikette
Musikalische Erlustigung und Divertierung
Eine liebenswürdige Freundin
3Kultur-Kriege (1859—1862)
Künstlerwürde und Disziplin
Schlachtfelder der Intellektuellen
Das Faustsche Dilemma
Wohin soll man sich wenden?
Konkurrierende Avantgarden
Im Auge des Hurrikans
Kunst und Ideologie
Die Affäre Grün und andere Kalamitäten
Wirklich beste Feinde – Gegenschlag mit Vorgeschichte
Paukenschläge und facettenreiche Zwischentöne
Die Ursünde der Moderne
Die Versöhnungs-Falle
Schönes und Gutes
4Unheiliges, Leidenschaft, Trost (1862—1869)
Fluchtpunkt im Schwarzwald
Wenn es nicht gar so weit voneinander wäre
Der Unfehlbarkeits-Wahn
Treuer Künstlersinn
Zauber der Poesie
Zischen, Zorn und Enthusiasmus
5Balsam und Gift (1869—1872)
Heirat in die Fremde
Der Kampf geht weiter
Provokationen und Konfrontationen
Die einen weinen, die anderen lachen
Wo wohnt Leben, Hoffnung und Glück?
6Im Dienste des Dramas (1872—1878)
Zwischen Zukunftssicherung und Unabhängigkeit
Schmerzvolle Erfahrungen
Scharfe Frontlinien
Das neue Heiligtum
Getrennte Wege
Eine künstlerische Notwendigkeit
Klangethik und Zerschlagungsästhetik
Das neue liebliche Ungeheuer
7Neue Bastionen, neue Konflikte (1878—1882)
Haarige Angelegenheiten
Widerstand gegen Pedal-Gerassel und unedle Kunst
Exorzismus und Weihe
Viel Lärm um Nationales
Sinfonische Konkurrenz
Neue Musik zum Lächeln
Fundamentalismus gegen Humanität
8Eine intellektuelle Utopie (1882—1886)
Neue Bauten für die Kultur
Kulturpolitiker gegen Glaubenshelden
Die Anführer sterben, die Bewegung lebt weiter
Eine neue Moderne
Spaltung, Reformen und neue Tendenzen
Die sinfonische Tetralogie
9Das Erbe der Poesie (1887—1891)
Versöhnungsmusik
Besorgniserregende Wende
Wenn’s richtig kracht, ist’s ordentlich
Verborgene Schönheiten entdecken
Ein kulturelles Vermächtnis
Letzte Beifallsstürme
10Das teuer bezahlte schöne Glück (1891—1897)
Leidenschaft statt Mätzchen
Es wird immer leerer
Das letzte Duell
Finale Plaudereien
Der trauernde Genius
Eine interessante Krankheit
Literaturhinweise und Anmerkungen
Anmerkungen
Zeittafel
Bildnachweis
Danksagung
Personenregister
Отрывок из книги
Meinhard Saremba
Clara Schumann, Johannes Brahms
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Was auch immer seinerzeit passiert sein mag, Brahms beobachtete das Gebaren der Weimarer Kreise mit Zurückhaltung und trieb seine sozialen Studien. Hingegen war Reményi in erster Linie daran gelegen, Kontakte zu knüpfen und sich einzuschmeicheln. Da Liszt das Französische geläufiger war, ersann Reményi in dieser Sprache – unter Anspielung auf das mühselige Schreiben mit der Feder – Wendungen wie: »Dieses Gekratze erlaubt sich, sich an den großen Mann zu wenden, nachdem er die Sonate, das Scherzo, die Rhapsodien, die Fantasie nach Dante etc. etc. gehört hat. Man muss Mut besitzen, um es zu wagen, an einen solchen Mann zu schreiben – also, versuchen wir es trotzdem. Wir werden sehen, ob ich das Talent zum Fortführen habe.« Bei der Anrede erging er sich in ungarischen Ehrenbezeugungen wie »Tisztelt Liszt!« [Geehrter Liszt] »Úr! [Herr] Bewundernswerter Landsmann!« Liszt mag bedauert haben, dass Brahms und die Schumanns nicht so unterwürfig waren. Die Spur, die der Schleimer Reményi hinterließ, war lang: »Ich bin ein glücklicher Sterblicher, ich besitze die Schrift – nein, einen persönlichen Brief von Liszt. Sie können versichert sein, dass das für mich alles ist – das wird mein Talisman sein.«72
Mendelssohn, die Schumanns, Joachim und Brahms waren nie solche Speichellecker. Sie wollten um ihres Könnens willen gemocht werden. Ausgehend von seinen Weimarer Erfahrungen entwickelte Brahms einen Widerwillen gegen Liszt und seinen Hofstaat. Einmal meinte er, die Kompositionen des Ungarn würden mit der Zeit »immer schrecklicher« und so »juckt’s oft in den Fingern, Streit anzufangen, Anti-Liszts zu schreiben«.73 Clara teilte seine Haltung. Sie gestand Franz Liszt zwar zu, er habe sich ihr und ihrem Mann gegenüber »immer aufs Freundlichste gezeigt«, und auch, dass »er hinreißend spielte«, allerdings seien seine Kompositionen »ein Caos [sic] von Dissonanzen, die grellsten, ein immerwährendes Gemurmel im tiefsten Baß und höchsten Diskant zusammen«.74 Doch weder Clara noch Johannes, der schon ungern Briefe zu Papier brachte, waren gewiefte Verfasser von Artikeln, Abhandlungen oder gar Büchern. Immerhin schrieb er den Namen von Liszt richtig. Als Liszt Brahms beim Besuch in Weimar ein Zigarrenetui schenkte, hieß es in seiner eigenhändigen Widmung irrtümlicherweise, sie sei für »Brams«. Es ist unklar, ob Liszt einfach nur nachlässig war oder ob er einem unreifen Burschen demonstrieren wollte, es sei nicht nötig, sich seinen Namen zu merken.
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