Sie wollten schon immer wissen, wie es gemacht wird? Ohne dabei erwischt zu werden? Max Heiliger ist im Rentenalter. Seine Frau Emilie ist blind und zeitweise verwirrt. Um die Finanzen ist es schlecht bestellt. Da scheint es ein Wink des Schicksals zu sein, als Max Heiliger auf einem Flohmarkt eines Tages ein Buch mit dem merkwürdigen Titel «Der kleine Mordratgeber» entdeckt. Die vielfältigen Möglichkeiten, jemanden umzubringen, offensichtlich oder verdeckt, die in dem über tausend Seiten starken Buch geschildert werden, lassen in Max Heiliger eine Idee reifen. Eine verzweifelte zwar, aber eine, seit langem echte, umsetzbare Idee. Max Heiliger will zur Aufbesserung der Rente zum Auftragsmörder werden. Wollten da nicht ein paar alte Bekannte jemanden aus ihrem Umfeld loswerden?
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Michael Nolden. Der kleine Mordratgeber
Der kleine Mordratgeber
Inhaltsverzeichnis
Danksagung
Kapitel 1: Ein Ratgeber für Mord
Kapitel 2: Ein rostroter Kadett
Kapitel 3: Der liebe Herr Ganter
Kapitel 4: Zimtgeruch und Butterduft
Kapitel 5: Der Selbstmord von Uli Toller
Kapitel 6: Ein Tag auf dem Kahlen Asten
Kapitel 7: Das Phantombild
Kapitel 8: Zu Befehl, Oberst Stinker
Kapitel 9: Papa Pott
Kapitel 11: Schlangen-Paule
Kapitel 11: Das is knorke
Kapitel 12: Schlange am Sack
Kapitel 13: Ne verdammte Hexe
Kapitel 14: Auftrag abgelehnt
Kapitel 15: Ich brauchte das Geld
Kapitel 16: Häuptling Graue Wolke
Kapitel 17: Für den Tag X
Kapitel 18: Charles Bronson
Kapitel 19: I wie Inspiration
Kapitel 20: Die kalte Deller und der große Tag
Epilog
Ein Nachwort von Utz Entle, Oberst außer Dienst, Schweizer Armee
Rechtliche Hinweise
Impressum
Отрывок из книги
Michael Nolden
Titel
.....
Auf einmal schien keinem der beiden mehr daran gelegen, die eigene Stärke als Schild vor sich herzutragen. Plötzlich sahen beide alt und müde aus. Sie nickten sich abschließend zu und gingen, nachdem sie sich vergewissert hatten, dass keiner den Hof beobachtete und sich hinter den zahllosen Fenstern der umliegenden Stockwerke nichts rührte, schleichend davon. Max Heiliger verzichtete darauf, sie daran zu erinnern, dass sie nach Erledigung der Arbeit nicht 500, sondern 1500 Euro an ihn zu entrichten hatte. Das würde er zu gegebener Zeit nachholen.
In den letzten beiden Jahren hatte Max Heiliger diese ungewöhnlichen Gedanken gehabt. Böse Gedanken. Wie ein zartes Pflänzchen hatten sie sich durch die Asphaltdecke gegraben, die seine gemütliche Sozialisation bildete, und waren dann zu einem stattlichen Baum geradezu emporgeschossen. Jünger wurde er nicht, doch je älter er wurde, desto mehr verschoben sich die Werte, desto geringer wurden die Gewissenbisse, ein Umstand, der ihm häufiger aufgefallen war, den er allerdings stets erfolgreich an die Rückwand seiner Gedankenwelt gedrängt hatte, denn die Bosheit war zu jenem Zeitpunkt noch unwillkommen. Nach einer Weile ersetzte er Bosheit durch Eigennutz, Rücksichtslosigkeit, giftig glänzenden Egoismus. Ich muss essen, dachte er, auch im Alter. Nun wollen sie mir – uns, verbesserte er sich – die Grundlagen vorenthalten. Was soll mir schon passieren, lautete der nächste Gedanke. Max Heiliger beobachtete Verbrechensfälle und Gerichtsprozesse. Er schaute, wer welche Strafe für welche Tat erhielt und wie alt diese Verbrecher waren. Zwar plante er nun einen Mord, nur war er weit davon entfernt, sich mit diesen Verbrechern in einen Topf zu werfen. Ich bin nicht wie die! Diese Feststellung klang bei jedem Gedanken als Untertitel mit. Die, das waren diejenigen, die sich nie bemüht hatten. Die von Natur aus verkommen waren. Schlechte Menschen waren, wie sein Schwager Jupp. Ewige Drückeberger, die immer die Schuld auf andere schoben. Die das eigene Versagen auf andere schoben. Ein unbequemer Geistesblitz schoss durch Max’ Hirn. Das eine Wort – Versagen – blendete mit der Schärfe und der Endgültigkeit eines Fallbeils vor den übrigen dunklen Gedanken auf. Versagen! Dieses eine Wort verbreitete eine größere apokalyptische Stimmung als das andere unbequeme Wort – Gefängnis –, das Max dem Versagen folgend immer weniger Furcht einflößte. Gefängnis. Ein scheußlicher Ort, mit allerlei Geschichten behaftet, meist grauenhaft, so dass das Wort Gefängnis in seiner Gedankenwelt stets eine schwer vergitterte, aus rußgeschwärzten Steinblöcken bestehende Trutzburg war, hinter deren Mauren unbeschreibliche Dinge geschahen, in Räumen, die im Gegensatz zur Gigantomanie des Gebäudes so klein waren, dass sie es einem Insassen nur erlaubten, sich um die eigene Achse zu drehen und im Stehen zu schlafen. Wie lange mag's dauern, bis ich darin zugrunde gehe, überlegte Max und kam zu einem klaren Ergebnis. Bei besonderer Schwere der Schuld belief sich das gängige Strafmaß für Mord auf maximal 25 Jahre Haft. Die schaffe ich sowieso nicht mehr, zog Max sein Fazit. Und mehrere Morde? Im Zweifelsfall drohte ihm nach der Haft eine Sicherungsverwahrung. Darüber, wie er diesen Gedankensprüngen mit großer Ernsthaftigkeit einst gefolgt war, war ihm mittlerweile schleierhaft, und er konnte sich heute ein Grinsen über sein damaliges Unbehagen nicht mehr verkneifen. Ein Grinsen, das ihm mit der Planung über den bevorstehenden Mord gleich wieder verging. Ich kann das, dachte Max mit der Widerborstigkeit des von seiner Aufgabe Besessenen.