Wenn es Liebe ist
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Mihajlo Pantić. Wenn es Liebe ist
Wenn es Liebe ist
UNTER WILDEN TIEREN
WENN ES LIEBE IST
BRIEF AUS DEM JAHRE 1999 (Nach Ivo Andrić)
GORJANA POTOKARS OHRFEIGE
G. POTOKAR KANN NICHT ERKLÄREN, WAS MIT IHR GESCHIEHT
DIE FRAU IN MÄNNERSCHUHEN
KATZEN
DER VORFEIERTAGSABEND
DER KURZAUSFLUG
DIE BESTORGANISIERTE FRAU DER WELT
DAS ENDE DER SCHULSTUNDE
WIE LJILJANA DEM TEUFEL BEGEGNETE
SCHWARZER SAMSTAG
ICH DREHTE MICH ZUR WAND. UND SCHLIEF WEITER (Leoncibitaljio)
DER TATAR IM METRO
DIE FÜSSE DES GREGOR VON NIN
DAS HOCHHAUS, VON DEM ICH. IMMER TRÄUME
GOTT, LASS MICH DEN. DONNERSTAG GENIESSEN
INHALT
L I N D I T AA R A P I
S C H L Ü S S E L M Ä D C H E N
Отрывок из книги
Mihajlo Pantić
Wenn es Liebe ist
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Ich weiß nicht, warum ich mich immer daran erinnere. Als er den Lehrsaal betrat, aß ich gerade ein Đevrek, die Sesamkrümel fielen auf das vor mir aufgeschlagene Buch. Er setzte sich mir gegenüber, er sah mich an, und das erste, was er zu mir sagte, war: »Warte mal.«
Dann griff er in seine Jackentasche, zog ein schneeweißes Damast-Tuch hervor und wischte mir mit dessen Zipfel die Krümel von den Mundwinkeln. An diese Berührung werde ich mich für immer erinnern, und ich weiß, was das heißt: für immer. Die richtigen Männer haben etwas Weibliches an sich, eine Geste oder ein Wort, wenn ihr versteht, was ich meine. Bei der Abschlussexkursion, einer Klosterbesichtigung, der er sich anschloss – er tauchte zur Abfahrt einfach vor der Fakultät auf und stieg noch einfacher in den Bus, obwohl ihn außer mir niemand kannte –, fand ich heraus, dass er nicht orthodoxen Glaubens war. Ich weiß nicht, was ich bin, sagte er, ich bin nicht getauft, und weil ich nicht getauft bin, käme es mir dumm vor, mich beim Betreten einer Kirche zu bekreuzigen, meine Mama ist Jüdin und mein Papa Bosnier, Offizier, Kommunist, wen kümmert es, ob ich gläubig bin oder nicht, obwohl, wenn ich es mir recht überlege, bin ich wohl doch gläubig, nur suche ich noch nach Gott. Er konnte nicht erklären, warum er sich für ein Studium in Belgrad entschieden hatte, sein Vater starb kurz vor dem Krieg, er schwand einfach dahin, so wie sein Staat dahinschwand, und seine Mama blieb in Sarajevo allein zurück, wir telefonieren heute noch mindestens ein Mal im Monat, nach allem, was gewesen ist. Ach, Liebes, sagt Frau Simha zu mir, mit deren Namen das Leben ein so rohes Spiel getrieben hatte, ich habe alles erduldet, den Tod, den Krieg und eure Scheidung, aber dass ihr keine Kinder bekommen habt, werde ich mit ins Grab nehmen. Aber Simha, erwidere ich, dabei schnürt es mir die Kehle zu, wir sind doch noch jung, für Kinder ist noch Zeit genug. Ja, Gott sei Dank, sagt sie, aber ich wollte, dass ihr welche bekommt, ihr seid doch meine Familie.
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