Das Herz des Fußballs schlägt in Brasilien. Mirco Drewes erzählt Geschichten von Aufstieg und Fall begnadeter Straßenkinder, dem Kampf farbiger Fußballer gegen die Rassendiskriminierung und den Mythen des Maracãna. Magische Mischlingshunde und Voodoo-Zauber am Spielfeldrand prägen das Bild. Besessene Leistungssportler und clevere Karrieristen, kettenrauchende Fußballgenies im revolutionären Kampf und skandalumwitterte Diven- die Helden unterm Zuckerhut sind Legende. Und ebenso Thema wie die Auswüchse des globalisierten Fußballgeschäfts. Ein unterhaltsamer Lauf durch die Geschichten des brasilianischen Fußballs – und Brasiliens Geschichte. /// «Samba tanzt der Fußballgott erspürt mit viel Gefühl den Pulsschlag des brasilianischen Fußballs. Ein Muss für alle Freunde, Liebhaber und Kurzaffären des Spiels am Zuckerhut.» Uli Hannemann, Schriftsteller /// «Ein fesselndes Buch über das schönste Spiel der Welt und ein feinfühliger, tiefgründiger und messerscharfer Einblick in die runde Seele Brasiliens.» Paul Bokowski, Schriftsteller /// «Die passende Lektüre zur Einstimmung auf die Fußball-WM 2014. Informativ und wortgewandt dribbelt sich Mirco Drewes auf 306 Seiten durch die Geschichte des futebol und bleibt bei allem brasilianischen Lebensgefühl kritikfreudig.» Olaf Ernst, Redakteur Bücher-Magazin.
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Mirco Drewes. Samba tanzt der Fußballgott
Inhalt
Vorwort
Fußball – ein brasilianisches Lebensgefühl
Vom britischen Societyevent zum brasilianischen Volkssport
Schwarze Vorkämpfer – Friedenreich und Leônidas
WM 1950 in Brasilien – die Mutter aller Niederlagen
Garrincha – Die Freude und Tränen Brasiliens
Pelé – der König und sein Schatten
Sócrates – Revolutionär und Ballzauberer
Romário – Narziss und Goldfuß
Götter und Grenzgänger – Ronaldo und Ronaldinho
Nachwort: Brasilien und die Weltmeisterschaft – Party und Proteste
Quellen
Отрывок из книги
Samba tanzt der Fußballgott
Brasiliens Fußball zwischen Genie und Wahnsinn
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Das gewaltige Reservoir an Fußballtalenten wurde und wird von den brasilianischen Vereinen weidlich genutzt und ausgenutzt, wobei aus der Not der meisten begabten Spieler Kapital geschlagen wird. Der heutige Traum vom Profifußball führt nicht mehr über den spielerischen Freizeitkick, sondern über die Peneiras, die Spielersichtungen der Vereine. An diesen zentral organisierten Fußball-Assessment-Centern nehmen jedes Jahr Tausende Jugendliche teil. Katrin Sturm und Carsten Bruder nennen in Zwischen Strand und Stadion die Zahl von 20.000 Teilnehmern pro Jahr allein bei den Sichtungen des FC São Paulo. Von diesen 20.000 Spielern werden etwa 90 Spieler im Durchschnitt in die Jugendmannschaften des Vereins aufgenommen. Aus dem Kreise dieser Auserwählten schaffen ca. zwei Prozent den Sprung in den Profikader. Die Spieler opfern diesem Traum die wichtigsten Jahre ihrer Jugend und bekommen in den Akademien der Vereine, in denen sie jahrelang untergebracht werden, zumeist keine Schulbildung. Schaffen Sie es nicht, stehen sie vor dem Nichts, und diejenigen, die es schaffen, geraten sehr häufig in die Hände von Beratern, die den Vereinen zuarbeiten und die mangelnde Bildung ihrer Mandanten weidlich zum eigenen Vorteil ausnutzen. Von dem brasilianischen Elend und dem Traum vom Profifußball nähren sich Vereine und eine ganze Wirtschaft drum herum prächtig.
Um diesem Missstand bei der Ausbeutung der Talente Einhalt zu gebieten, haben in den vergangenen Jahren vermehrt ehemalige Spieler die sogenannten Escolinhas gegründet. Das Problem an den privat betriebenen Talentschulen ist jedoch, dass diese, abgesehen von einigen Förderstipendien für besonders talentierte arme Jugendliche, kostenpflichtig sind, wodurch sie in der Regel ausschließlich von Mittel- oder Oberschichtkindern besucht werden können.