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ОглавлениеEin Interview mit Folgen
Erzählung von Mirko Jupp Eisemann
https://mje-world.com/start.html
Mit freundlicher Unterstützung von:
Tobias Brandt (Coverdesign) & freie Netzwerke
Ausgabe 1 – November 2019
Veröffentlicht durch: Neopubli GmbH, 10997 Berlin
https://www.epubli.de/ueber_uns
November 2019
INHALTSVERZEICHNIS
Inhaltsverzeichnis: Seite 003
Kapitel-Bezeichnung Seitenzahl:
Vorwort 004
Titel 006
Nun aber mal ganz der Reihe nach: 007
Zurück auf Anfang 019
Als Romanautor 021
Am nächsten Tag 068
An diesem Nachmittag 222
Eben sitze ich an meinem Rechner 241
Zwei Tage später, 242
Nach den zwei Tagen. 244
So, auf geht’s… 266
Der nächste Tag. 306
Drei Tage später 358
Wir hatten also einen… 363
Abgekämpft… 373
Dienstag, am 19.07.2016 393
Ganze zwei Wochen später. 417
Impressum 379
VORWORT
Nach einem Interview, das ich vor rund drei Jahren mit einem jungen Mann führte, musste ich mir eingestehen, dass ich bisher noch nicht alles gesehen, erlebt habe. Ich dank seines Wunsches eine Weile bei ihm leben durfte. Was er mir erzählte und zeigte, wie ich ihn erleben durfte, hat mich sehr bewegt. Was er hatte und wie er mit dem Problem zurechtkam, waren eindringliche Erfahrungen für mich. Er trotz eines Handicaps alles tat um in der Welt, die mit dem Lobbyismus stark verknüpft ist, gut klar zu kommen. Die Zeit mir Erfahrungen preisgab, die ich so vorher und seitdem nicht wieder erleben brauchte. Was der Grund war, warum ich erst jetzt die Geschichte des jungen Mannes schreibe. Bis zum Schluss ahnte ich nicht was in so einem Interview alles passieren kann.
Wenn es denn ein ganz normales Interview gewesen wäre…
Ich wünsche spannende Unterhaltung… !
In diesem Sinne…
Mirko Jupp Eisemann’s
EIN INTERVIEW
MIT FOLGEN
Nun aber mal ganz der Reihe nach:
angefangen habe ich ja schon vor mehr als vier Jahren als Autor. Ich ja eigentlich kein solcher werden wollte. Mir aber meine Situation nur noch diese eine Möglichkeit bot. Ganz offiziell. Ich anfangs nur meine Gedanken auf Papier brachte. Weil ich nach Lösungen suchte, die mir neue Perspektiven bieten sollten. Um mein Leben neu zu ordnen. Woraus meine Biografie „Vergeudete Zeit“ entstand, die ihr auf dem breiten Buchmarkt ergattern könnt. Okay, mein damaliger Lebensgefährte war an dieser Sache nicht ganz unbeteiligt. Der mir, mit einem Vertrag unter die Nase haltend, klar machte, was seit da an meine Aufgaben sein sollten. Den ersten wirklichen Roman begann ich aber schon viele Jahre zuvor. Oh, da war ich selbst noch ein Schnösel, der vom Leben eigentlich noch gar keine Ahnung hatte. Soll der Roman mal die Story von einem jungen Mann aus einem Internat bei Abensberg erzählen, in der Berufsschule, die dort integriert wurde, er zum Mechatroniker ausgebildet wird. Wo dann schreckliche Dinge passieren, die eigentlich eher harmlos beginnen. Doch er dann in Szenarien verwickelt wird, die man nicht mal seinem ärgsten Feind wünscht. Der Psycho-Horror-Thriller soll bald einen Verlag finden, damit Du ihn dir zu Gemüte führen kannst. Ich warne Dich vorsorglich schon mal vor. Er ist wirklich nichts für sensible Nerven. Ich empfehle ihn daher nur allen Erwachsenen.
Doch bis er fertig ist, wird noch einige Zeit ins Land ziehen. Ja, er liegt momentan auf Eis. Es gestaltet sich doch recht schwer ihn so zu schreiben wie ich will. Oft weiß ich nicht, wie ich die gefühlten Worte auf dem Papier ausdrücken soll. Den jungen Mann ich ja sogar selbst kenne. Nein, seinen Name habe ich nicht in diesem Buch exakt bekannt gegeben. Ich habe ihn etwas abgeändert. Es ist mir ja nicht gestattet. Außer ich hätte von ihm die Erlaubnis erhalten. Wir ja recht gute Freunde waren. Patrick hätte sicher nichts dagegen gehabt. Er mochte gern in meinen Storys erwähnt werden. Weil er sie liebte, die ich mir damals schon ausdachte. In diesen Mann ich damals sogar verliebt war. Was er wusste. Doch ich nach Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm habe um ihn um Erlaubnis zu bitten, seinen richtigen Name in dieser Story nennen zu dürfen. Was ich echt traurig finde. Wir damals wirklich viel anstellten und erleben durften. Da fällt mir ein aktueller Roman sofort ein, den Du sicher schon gelesen hast. Eiskalt heißt er. In dem es um die Frage geht, wie weit eine wahre Freundschaft gehen darf. Ja, ich schätze Patrick sehr. Na, der Gesetzgeber erwartet von uns Autoren eine bestimmte Haltung, neutral zu bleiben, was das Benennen von Personen angeht. Das schwierige für mich ist, dass ich selbst in diesem Internat sein durfte. Mich dort zum Kellner ausbilden ließ. Ich ergo die dortigen Regeln gut kenne und mich dreieinhalb Jahre mit ihnen herumschlagen durfte. So, wie der Rest der dortigen Jungs und Mädchen. Wie es in Regensburg zwischen den Jahren 1993 bis 1997 aussah, wo etwas los war, wusste ich ziemlich genau. Woran ich mich noch sehr gut und auch echt gern erinnere? Will man vom Internat aus direkt in die Stadt Abensberg, muss man etwas mehr als zwei Kilometer gen Westen zu Fuß bewältigen. Heute wird sicher die Verbindungsstraße zwischen Abensberg und Kehlheim mit einem Fußweg versehen und gut beleuchtet sein. Den Fußweg es ja damals schon gab. Nur die Straßenlampen fehlten damals noch. Der Fußmarsch mir erst die Schlüsselidee einbrachte. Aber auch die versteckten Details im Unterholz unweit des Parkplatzes des Internats und all die, die auf dem gesamten Gelände verteilt waren, ließen mir ein paar Ideen zu, um so ein Buch überhaupt erst umsetzen zu können. Mystery pur. Da erinnere ich mich an einen Abend, als ich von Gera wieder ins Internat musste. Ich mit dem Zug nach Abensberg reisen musste. Man kennt ja die düster gelblichen Lichter der Stadt. Als sei man noch im neunzehnten Jahrhundert. An dem Abend es schon dunkel war. Ein Taxi wollte ich nicht beauftragen, mich nach Sankt Franziskus, so hieß die Einrichtung, die in der Ferne wie eine Big City aussah, zu bringen. Also ging ich die mehr als zwei Kilometer. Was ich damals doch dann irgendwie nicht so gut fand. Mich der Nebel umarmte und mir zeigte, dass ich ja vorsichtig zu sein habe. Er der Herr dieser Nacht war. Geisterhaft. Aber auch richtig schön zu bewundern. Wenn man sich daran mal gewöhnt hat. Ich zu Beginn aber richtig Schiss hatte. So habe ich die meist nicht einsehbaren Stellen, als auch den Weg in die Stadt empfunden. Kalt und düster. Richtig mysteriös. Alles um mich herum war düster. So dunkel, dass ich die eigenen Hände nicht sah. Ja, daher ich diese feine Geschichte schreibe. Ich hoffe sehr den Psycho-Horror-Thriller bald beenden zu können. Er trägt den Titel der schönen Stadt. „ABENSBERG“. Gruselig, schaurig mit einer guten Prise Horror und Psychologie. Das ist so ein kleines Problem. Wenn man selbst in so einem Internat leben durfte. Man kennt die jungen Leute dort, mit ihnen man sich täglich beschäftigt und den einen oder anderen als Freund hatte. Da blühen all die Erinnerungen wieder auf. Wie eine Pflanze, die eben erst Wasser bekommen hat, wovon sie schon eine Weile nichts mehr sah. Das Herz in mir hat eine höhere Frequenz. Ich will ja auch so viele Details wie möglich in die Story einbinden. So, wie es dort einst war. Mit all den Regeln, Sitten, Bräuchen, die dies Fleckchen ausmachten. Wozu natürlich auch die schöne Umgebung zählt. Jedoch möchte ich ein wenig neutral bleiben. Was nicht ganz einfach ist, wenn man selbst ein Teil des Ortes war. Die Story ist erfunden. Namen und faktische Details habe ich daher etwas abgeändert. Damals hat es mir dort echt gut gefallen und ich wünsche allen, die dort mal sein werden viel Erfolg. Ja. Genau…
Mein erster veröffentlichter Roman ist ein dreiteiliger Action-Krimi. Heute unter dem Titel „In FEUER & FLAMME“ zu haben. Weil sich der billige Verlag aus Berlin nicht bemühte, mich über den bereits bestehenden Titel zu informieren. Ich mich dadurch in der nicht so guten Situation konfrontiert sah, mich wegen Verletzung des Urheberrechts verantworten zu müssen. Also ich den Titel ändern musste, was mir leider den anfänglichen Erfolg verdarb. Die Trilogie handelt von einem homosexuelles Paar, das sich sehr innig liebt und daher seit vier Jahren unter einem Dach lebt. Sie aber bald die Hölle auf Erden erleben. Ihre beiden Freunde bei einem heftigen Unfall ums Leben kommen. Noch glaubt man an ein Schicksal. Bis sich herausstellt, dass ihre Freunde, auch ein Gay-Paar, absichtlich sterben mussten. Der Massenchrash auf der A14, unweit von Halle, inszeniert war. Was für Julian und Mirko so ein Schock ist. Schon bald müssen auch sie am eigenen Leibe spüren, dass sie nicht zum Leben bestimmt sein sollen. Auch sie müssen sich mit Anschlägen herumschlagen. Das Krankenhaus, die Uniklinik in Halle an der Saale ihr stetiger Aufenthaltsort ist. Die Polizei denkt sofort an eine Gruppe gegen Schwule. Rassisten. Doch: ist das so? Ich verrate nichts. Du darfst selbst herausfinden, was da los ist. Warum es gleich drei Teile sind, an dessen dritten Teil ich gerade so voller Eifer schreibe? Einerseits sind es die Recherchen in Halle an der Saale. Ich diese Stadt liebgewonnen habe und ich sie als meine Wunschheimat betrachte. Wo ich irgendwann mal leben will. Dann die Idee, die dahinter steckt. Offen zu sagen, dass Homosexualität normal ist. Mit ihr ich eine Brücke bauen und gleichzeitig zu verstehen geben will, warum es in unserer so offenen Gesellschaft auch die viel zitierte Minderheit geben muss. Dann gibt es aber noch so viele andere Eindrücke und Gedanken, die gut in die Geschichte hinein passen. Zum Vierten für mich alle Menschen wichtig sind. Schon immer. Ich darf sie mir ansehen, sie beobachten und mich mit ihnen unterhalten. So lernte ich alle Facetten von Leuten, auch die der Gays und die ihrer Gegner, kennen. In meiner Karriere als Verkaufsberater im Einzelhandel, in der Rolle als Kellner, in so manch großen und kleinen Restaurants und dann in der schönen Rolle als Werbe-Berater stand ich ja direkt vor ihnen. Ein kleines Makel meinerseits, wofür ich gern in Cafés, Bars und anderswo zu finden bin. Auch jetzt als Autor. Was wären denn all meine Storys ohne die vielen Charaktere? So habe ich gelernt sie zu verstehen. Mir dieses kleine Makel in meiner Autorentätigkeit ja doch sehr zu Gute kommt. Auch auf Reisen suche ich nach den „Gelegenheiten“, die ich in meinen Büchern finden will. Man mag mir verzeihen, wenn meine Erzählungen manches Mal mehr als vierhundert Seiten stark sind. Sind es doch genau diese Dinge, die ich dann unbedingt in ihnen festhalten und Euch zeigen muss. Weil ich das will. Die Eindrücke aus Recherchen im unendlichen Netz des World Wide Webs, Ortsbegehungen und Interviews daher nicht nur mit einer Zeile zu erörtern sind. Manchmal fällt mir aber auch viel zu viel ein. Oder es sind Schlüsselerlebnisse, die ich aus den vielen schönen, aber auch mal schrecklichen Ereignissen nach Hause nehme. Oh, der Roman Eiskalt ist so eine Geschichte. Die ist aus so einem Erlebnis entstanden. Eigentlich war das Erlebte nichts weiter. Der Hausmitbewohner über mir sich so furchtbar laut daneben benahm. So sehr, dass ich meine Tätigkeit als Autor nicht fortsetzen konnte. Na, ich mir ausgemalt habe, was wäre wenn ich diese Leute strafrechtlich verfolgen lassen würde. Den im Buch beschriebenen Nachbar gibt es. Der mein Freund wurde. Nur sein Name stimmt nicht im Buch mit der Realität überein. Sonst, so wie ich ihn in seinem Aussehen und Charakter beschrieb, ist nicht erfunden. Okay, ich habe mir so oft gewünscht mit diesen Mann mal zusammen zu kommen. Er mich echt immer wieder aufs Neue neugierig macht. Ich mir im Traum ausmale, mit ihm noch viel mehr anstellen zu wollen, als das wir nur oft zusammen sitzen. Daher ich diese Frage an meine Leser stelle, wie weit sie gehen würden, wenn sie so einen Typ als Nachbar hätten, der zudem auch noch der beste Freund der Welt ist. Ich scheine ihm genauso zu gefallen wie er mir. Weshalb ich wohl bei ihm gut aufgehoben wäre. Aber ich würde für ihn auch alles tun. „Freunde tun so etwas.“, habe ich im Roman „Eiskalt“ geschrieben. Nicht ohne Grund. Hol es dir. Du wirst es mögen.
All meine Tätigkeiten, außerhalb der eigentlichen, wie das Führen von Interviews mit Opfern und ihre Gegner sind für mich sehr aufschlussreich. Zugleich manchmal richtig schwer zu verdauen. Wenn ich Pathologen und Ermittlern über die Schultern sehen darf, die mich um den einen oder anderen Gedanke, manchmal auch um einen Rat bitten, ich dann den Mensch als widerwertig empfinde. Was dann in meinen Büchern so direkt erwähnt wird.
Ja, solche Storys gibt es von mir zu lesen. Nein. Nicht nur solche. Aber ich frage mich einstweilen warum wir Menschen so ticken. Was wir für Wesen sind. Wieso es solche schrecklichen Momente in unserem Leben, in unserer Gesellschaft gibt. Andererseits sind solche Erlebnisse jedoch mehr als nur eine kleine Erzählung. Wie der Roman in drei Teilen „in FEUER und FLAMME“. Ich kann nur um Geduld bitten. Sobald dieser verfasst ist, erlebst Du ihn mit allen Sinnen. Plus der nötigen Spannung. Na, so langsam macht mir das Autorenleben doch große Freude. Was ich nie vermutet hätte. Anfangs ich mich nicht als den Kerl betrachtete, dem so viel einfallen würde. Auch wenn die Themen manchmal echt an die Grenzen meines Verständnisses stoßen. Politisch schwer zu ertragen sind oder ich darin so manche Kritik offen ausrufe. Wenn es zum Beispiel um die Frage geht, wie wir von unserem Rechtssystem behandelt und geschützt werden. Ich parallel eine Story aufs Papier bringe in der es um einen mitreißenden Fall aus den USA geht. Dort es 1984 zu einem Prozess kam, der die Welt in Diskussion versetzte. Damals – oh!...da war ich erst 13 Jahre alt – wurde ein junger Mann namens Justin wegen Mordes zum Tode verurteilt. Der Grund dafür, warum ich das Buch schreibe, ein Thema behandelt, das nicht aktueller sein kann. Na, lies die Story und du wirst merken wie sich dein Puls merklich erhöht. Ich habe zu diesem Fall etwa vor einem Jahr rein zufällig was im Netz gefunden. Neugierig war ich, warum der Fall aus den 80er Jahren noch immer für so viel Wirbel sorgte. Leider gab es nur noch wenig Material aus den vielen Registern der USA und auch aus den Medien. Leider wird ja viel nur halbwissend breit getreten.
Ich wollte erst gar nicht ran an diesen Fall und darüber schon gar nicht schreiben. Aber mir ließ diese Story echt keine Ruhe. Also habe ich weiter recherchiert. Viele eindrucksvolle Meinungen prasselten auf mich ein. Okay, man muss die richtigen Fragen in den Foren und Medien stellen. Dann erst erhält man gewisse Antworten, die uns aber noch mehr Fragen in den Kopf treiben. Die man dann auch gleich noch beantwortet haben will. Was nicht einfach ist. Ein paar Infos ich dann doch von Zeitzeugen erhielt. Damit habe ich dann eine Kette der offenen Diskussion ausgelöst. Ich sogar aufgefordert und bedroht wurde, das Thema sein zu lassen. Und doch wurden mir Antworten geliefert, mit denen ich damals nicht gerechnet habe. Was mich noch erheblich tiefer in die Materie rutschen ließ. Viele nicht so vertretbare Meinungen tummelten sich im Netz, speziell in den Foren herum. Ja, ich gebe zu: ich bin auch so ein Foren-Schleicher. Ich bitte um Entschuldigung. Nur im Auftrag meiner Klienten und Tätigkeit als Autor. Ich war erstaunt, dass der Fall von einst noch immer gut diskutiert wurde. Auch hierzulande. Das auch heute noch. Ich hielt erst vor wenigen Tagen mal wieder Ausschau danach. Weil mich wirklich interessierte, was die Menschen zu diesem Thema dachten. Ohne zu wissen, was damals genau los war. Bis mich eines Tages ein Typ, in etwa meinem Alter, anrief und mir mit gebrochenem Deutsch erklärte was einst geschah. Doch müsse ich ihn in den USA besuchen. Erst dann er mir mehr über diese „Sache“ erzählen könnte. „Ich, in die USA? Boa! Unmöglich!“, dachte ich halb laut. A: weil ich mir so eine Reise nie leisten kann. Weil ja schon allein der Flug dahin ein Vermögen kostet.
Für die Unterkunft hat der Zeuge zwar gesorgt. Doch wenn ich schon mal in den USA sein darf, will ich mir ja gern was mitnehmen. Aber es in den USA ja echt teuer ist. Nee, soviel Geld habe ich nicht. Für einen Kredit wollte ich mich nicht aufrappeln. Das hätte ich brav zurückzahlen müssen. Wofür ich auch nicht so flüssig war. Es hätte Jahre gedauert um das geliehene Geld an die Bank zu tilgen. Und B: sind ja die hohen Sicherheitssachen heftig geworden, will man dahin kommen. Also erschien mir diese Reise wirklich aussichtslos. „9/11“ und andere nicht ganz ungefährliche Dinge, die von da aus über den großen Teich zu uns schwappten und für mächtig Unruhe sorgten. Ja,… Du weißt sicher noch was da los war. Also habe ich alles in die unterste Schublade meines Schreibtisches verstaut. Material hätte ich gehabt, an faktisches ich aber nicht heran gekommen wäre. Wie hätte ich da die Story schreiben sollen? Ohne beweiskräftiges Material? Okay: es gibt ja Skype und Co. Womit wir kommunizierten. Doch ohne Fakten… Warum ich die wahre Geschichte nun doch auf Papier bringe und was damals geschah? Das wirst Du erfahren. Du darfst gespannt sein. Nur so viel: ich bekam ziemlich früh am Morgen, nach einigen Wochen, einen Anruf. Ich erinnere mich an eine Zeit weit vor sechs Uhr. Für mich eigentlich die, in der ich mich schlafen lege, um dem Stress vom Tage zu entfliehen. Ja, ich sitze nachts an meinen Geschichten. Wenn hier in Deutschland alles schläft, habe ich die beste Zeit dafür. Die Konzentration ist da dann sehr hoch bei mir. Für mich ergo eine Leichtigkeit, Stift und Zettel zu greifen oder bereits gesicherte Texte auf dem Computer in das Schreibprogramm zu übertragen. Na gut.
Ich nahm das Gespräch dann doch an. Der Mann mit dem schönen Name Justin, mit dem gebrochenen Deutsch, war dran. Was für eine Überraschung! Und seine Stimme klang wie ein Ohrwurm. Er erklärte mir kurz seine Haltung zu dieser Story. Nur wenige Tage später ich ein fettes Paket erhielt. Von der Firma FedEx aus den USA. „Alles klar…“, dachte ich so richtig laut. Mit einem tierischem Grinsen. Oh ja…! Und was für eines. Habe ich sofort gewusst, woher es kam. Ja, genau: von Justin. Etliche Dokumente, Gerichtsakten und sogar ein Andenken offenbarten sich mir, als ich das mächtig schwere Paket geöffnet hatte. Dass er mir sogar ein schönes Souvenir aus den USA hineinpackte, war echt der Hammer! Ich hätte ihn am liebsten knutschen wollen. Leider war er dort drüben und ich hier im blöden Deutschland! Eine kleine Freiheitsstatue habe ich von Justin bekommen. Und noch ein paar Naschereien von dort. Auch eine Flasche richtig guter Rotwein war dabei. Oh Mann! Der Kerl wusste, was ich mochte. Na gut, wir haben uns ja auch über unsere Geschmäcker unterhalten. Und natürlich hatte ich mit ihm über Skype Kontakt aufgenommen. Ich wollte wissen wer er war. Ein Traumtyp! Nach seinem Aussehen zu urteilen. Oh, das klingt bescheuert. Nee, ich beurteile niemanden. Ich sehe meine Mitmenschen gern. Alle Akten studierte ich sehr detailliert. Jedes noch so kleine Wort nahm ich auf wie ein Schwamm. Okay, mein English war nicht so besonders gut. Lesen konnte ich all die Texte eigentlich. Für ihre Bedeutungen in meinem bescheidenen Sinne nahm ich mir das English-Wörterbuch zur Hand. Na, es gibt ja auch in Deutschland Verbrechen, die aus Rache verübt werden.
Keiner von uns weiß dann wirklich, um was es da geht. Die Gerichte müssen dann nach Aktenlage, oder spezifisch jeden Fall neu entscheiden und beurteilen. Und es gibt noch einen Grund, der mich zu dem Entschluss brachte:
Der Fall von 1984 ist aktueller denn je. Kindsmisshandlung ist ein schweres Thema. Die Geschichte hat mich echt gefesselt. Mich völlig mitgerissen. Mehr verrate ich jetzt nicht. Nach Amerika flog ich nicht. Den Flug ich mir ja nicht leisten konnte. Leider. Lies die Story. Du wirst sie bald in den Händen halten. Spannung wünsche ich dir jetzt schon. Hast Du ihn gelesen, freue ich mich über dein Statement. In meinem Blog wirst du dann einen Beitrag finden. Dort Du es gern hinterlassen kannst. Das Thema wird so heißen wie ich den Roman betitelte:
„Geschwister – unschuldig schuldig“.
Zurück auf Anfang:
Neben all den Tätigkeiten bin ich nicht nur unterwegs, um Euch meine Erlebnisse, Eindrücke, Gedanken zu verraten. Bin ich doch auch verpflichtet, Euch zu bilden. Es gibt in meinen Büchern viele Eindrücke über das Leben, den Tod, Charaktere und Orte. Damit jeder weiß, was ich da eigentlich schreibe, wie zum Beispiel die Todeszeit, der Grund für den Tod in Krimis und so, brauche ich Erfahrungen aus Fachgebieten. So durfte ich mir Reviere der Kripo, das forensische Labor, die Gerichtsmedizin und das Labor der KTU ansehen. Dort an die Spezies meine Fragen stellen und ihnen bei der Arbeit über die Schultern sehen. Sogar einen Fall in Dortmund durfte ich begleiten, in dem es um ein schwules Paar ging das an den Folgen von heftiger Gewalt zu Tode kam. Der für mich echt schrecklich war. Ich mir die Opfer ansehen durfte. Aber mir der Fall zusätzlich half meine dort gesammelten Eindrücke in gute Texte zu bringen. Auch für den Roman „In Feuer & Flamme“. Dem dritten Teil ich den Titel MONROE verabreichte. Derartige Besuche mit solchen Interviews finden die meisten Institute nicht so prickelnd. Klar: sie müssen aus ihrem Nähkästchen plaudern. Der Dreiteiler stellt vieles auf den Kopf. Action und Spannung verspreche ich Dir mit ihm. Monroe ist ein von der Mutter beauftragter Detektiv, der klären soll, wer den Freund des jungen Julian getötet hat. Dabei stößt Monroe auf viele Probleme. Sind es die Gegner der Gay-Liga oder ist es doch nur eine Tat aus verschmähter Liebe, weshalb Julians Freund sterben musste? Oh, es gibt noch eine geniale Überraschung. Welche? Lies das Buch. Wer die ersten zwei Teile von In Feuer & Flamme kennt, wird im Vorteil sein. Du hast sie noch nicht? Na dann wird’s Zeit! Hol dir die beiden Teile auf meiner Internetseite.
Selbstverständlich im digitalen Format. Auf Neudeutsch: ‚eBook‘. Ja, das ist neu. Ich hab‘ auf meiner Page einen kleinen Shop für eBooks eingerichtet. Müssen wir ja mal langsam anfangen, die Umwelt zu schonen. Haben wir ja nicht umsonst ein Smartphone oder Tablet für das Lesen von solchen Texten. Also: schau mal rein. Ich würde mich echt freuen. Ansonsten öffne Google, tippe oben in die Adresszeile www.amazon.de ein und suche dort nach meinen vollen Name oder gleich nach „in FEUER und FLAMME“. Genauso wie ich es hier grade eben notiert habe. Dort kannst du dir auch das Buch im Papier-Format holen, falls du lieber ein richtiges Buch in deinen Händen halten willst. Ich hab auch lieber ein richtiges Buch vor mir. Oh, da bin ich wohl noch ein Klassiker. Für den dritten Teil „MONROE“ bitte ich dich aber um noch ein wenig Geduld. Auch hierfür brauche ich ein paar Einsichten, die ich nur in Halle an der Saale finde. Da wo die Story spielt.
TIPP: die eBooks auf meiner Homepage kosten dich pro Exemplar nur fünf oder sechs Euro. Auf Amazon 8,49 Euro. Der Karton für das Verschicken der Bücher fällt weg. Ein weiterer guter Schritt für unsere Umwelt. Was ja auch belohnt wird. Es fallen keine Versandkosten an. Gut oder? Den Roman „Geschwister“ reihe ich wohl im Genre des Dramas ein. So ich auch dies für Dich behandle. Es muss nicht immer Action und Horror sein, wenn man, so wie ich es gern tue, alle Genres bediene, damit ich unter anderem mein Wissen an Dich weitergebe. Lesen soll ja bilden.
Boa ey: an fünf Romanen schreibe ich derzeit parallel! Mehr oder weniger mit realen Orten und Figuren. Sie aber meist zwei bis drei Genres auf einmal abdecken. Ja, genau. Oft verstecken sich in einem Buch gleich mehrere Genres auf einmal.
Nun aber zurück zu dieser Geschichte…:
Als Romanautor ist man ja immer wieder mal auf der Suche nach einer guten Story. Der Action-Thriller „in Feuer & Flamme“ ja eine Erfundene ist. Mit nur halben Wahrheiten. Wenn ich mal den Ort außer Acht lässt. Okay. Also suchte ich zu einem Thema, das mir in den Kopf stieg, ein paar gute Anhaltspunkte. Obwohl ich für meine Storys viel unterwegs bin, war mir nur mein eigenes Leben zum größten Teil bekannt. Neben ein paar wenigen Menschen, die ich begleiten durfte, gibt es dank meiner Tätigkeit als Autor kaum Leute um mich herum. Bis ich auf eine Anfrage stieß. Die ich aber erst nur als nebensächlich ansah. Na, ich habe ja noch einige Romane zu verarbeiten. Die unbedingt raus müssen. Auf meiner Homepage bitte ich meine Leser, mich zu kontaktieren, sollte jemand eine Geschichte haben, zu ihr er oder sie interviewt werden möchten, dessen Story ich dann auf Papier bringen soll. Also: wenn auch du eine hast, die unbedingt erzählt werden soll, lass uns darüber reden. Ich freue mich sehr auf die deine…!
Im Gästebuch fand ich diesen Beitrag:
„Melde dich mal. Ich will Dich kennen lernen und dir meine Geschichte erzählen.“.
So in etwa lautete der Eintrag. Eben nur noch, dass der Schreiber meine Homepage gut findet. Er etwas hätte das mein Interesse wecken würde. Auch seine E-Mail er mir hinterließ. Weil ich da gerade nichts zu tun hatte, mir für den dritten Teil „In Feuer und Flamme“ nichts einfiel, beschloss ich, den Text des Verfassers zu durchleuchten. Das tu ich immer. Damit ich einschätzen kann ob die Nachricht okay ist. Die Mail dieses Verfassers fiel mir auf. Sie kam von einem jungen Mann. Der Leumund war auch okay. Und: er schickte mir noch ein Foto in der Anlage mit. Auf dem ich wirklich einen jungen Kerl erkennen durfte. Die Art, wie jemand eine Nachricht verfasste, lassen mir zu, etwas über die Person zu erfahren. Der Schreiber dieser kurzen Mail in mir den Eindruck erweckte, ausgeglichen, aber auch sensibel und feinfühlig zu sein. Anhand seines Namens ich feststellte, dass er das selbe Kürzel hatte wie ich. Das hat mich dann irritiert. Erst dachte ich an einen Scherz. Dann an einen Hacker, der meine Kürzel nutzte um etwas völlig anderes von mir zu bekommen. Was mich stutzig machte. Spams, die nicht als solche vom Mail-Browser erfasst werden gibt es leider zuhauf. Die Nachricht ich mir aber immer wieder ansah. Das Foto mir sagte, dem jungen Mann vertrauen zu können. Woran das lag? Oh, es gibt bestimmte Merkmale, die uns vom Gegenüber so einiges verraten. Sicher waren es diese. Ihr kennt ja Profilbilder. Die ja kleine viereckige oder runde Fotos sind. Andere hatten statt einem Foto Avatare. Was künstlich erstellte Bilder sind, wenn man sein eigenes Ich nicht preisgeben mag. Der junge Kerl jedoch sehr auf seine Person bedacht war. Wohl damit man ihn doch etwas persönlicher sehen konnte.
Mir kam sein Foto wohl nur deshalb sympathisch vor. Auch sein Pseudonym „MJE“. Skeptisch war ich schon. Der eigentliche Grund? Es gab in der Vergangenheit ein paar unschöne Mails. Die ich sehr persönlich nahm. Teils Beschimpfungen. Drohungen. Ich mir zu dem Zeitpunkt nicht wirklich bewusst war, warum ich solche blöden Mails bekam. Ich habe wohl etwas in einem Buch erwähnt das den Nerv der Zeit traf. Oder es hat sich jemand angesprochen gefühlt? Aber gut. Man muss als Autor auch solche Meinungen einstecken können. So kann ich davon ausgehen, dass es die Meisten interessiert, was ich schreibe. Aber dank der zum Teil böswilligen Mails ich mir schon Gedanken machte, wie verschieden wir sind. Und was ich tun kann, solch Meinungen in Zukunft einzudämmen. Klar: das Erste, woran man denkt ist, solche Texte auf der Homepage, im Gästebuch und im Blog anders, neutraler zu gestalten, sich selbst nicht als Mittel zum Zweck zu sehen und dann…? Na, dann schaut man was man den Schreibern solcher Texte entgegensetzen kann. Oder man legt sich einen dicken Pelz an. Auch könnte ich ja derartige Mails verbannen. Weg ist weg. Letzteres ist nicht so mein Ding. Auch den dicken Pelz möchte ich nicht tragen. Ich lass mich nicht stumm schalten nur weil jemand meine Texte nicht mag. Weiß ich nun wie über mich gedacht wird und kann darauf reagieren. Aber ich bin auch nur ein Mensch mit all den ganz natürlichen Eigenschaften. Man versucht, sich für das Eine oder Andere zu entschuldigen, aber auch zu rechtfertigen. Oder man will seine Ruhe haben. Man löscht solche Kommentare und Nachrichten, setzt eine Software ein, die solche Mails löscht und man überlegt ob man rechtliche Schritte gegen solche Leute geht.
Was sicher hilfreich wäre. Kein Mensch darf einen anderen bedrohen. Ich habe versucht, abzuwägen. Zu schauen ob der junge Verfasser wirklich was von mir wollte und was ich für ihn tun kann. Irgendwann muss man ja auch mal wieder optimistisch sein. Der junge Verfasser gefiel mir. Okay: sein Äußeres war wohl daran schuld. Auf dem er sein Gesicht zeigte und nur mit einem echt dünnen Shirt bekleidet war. Durch das ich auf seinen sexy Body schauen konnte. Anhand dieses Fotos ich erkannte, dass er leicht muskulös war. Seine Oberarme und die Brust gut geformt, mir einen guten Eindruck verschafften. Aber auch seine Art und seine Wortwahl, wie er mir die Mails schrieb, war völlig in Ordnung. Vielleicht habe ich ja auch in dem Kürzel eine Art Sicherheit gesehen. Ihr wisst ja: Ich selbst das Kürzel „MJE“ gern mal nutze. Auch weil ich von meinen Freunden so gerufen werde. Na, wer weiß‘. Also habe ich ihm geantwortet. Mit der Bitte, mich mal zu kontaktieren und mir mehr über sich zu verraten. Was er auch tat. Und das echt schnell. Er mochte interviewt werden. „Es geht um mein Leben“, las ich die Nachricht. Also habe ich ihm eine Liste geschickt, mit allen wichtigen Dingen für so eine Befragung. Ich bekam aber ewig keine Antwort von ihm. Etwas verärgert war ich dann. Also ließ ich es sein und widmete mich dem dritten Teil des hier oft besagten Romans zu. Plötzlich, ganz unerwartet, um ein paar Wochen später, bekam ich eine Mail. Es war der Autor aus dem Gästebuch. Den hatte ich fast vergessen. Also dann ich ihm auch nicht gleich antwortete. Weil ich glaubte, von ihm keine Story zu kriegen. Aber eben auch weil ich verärgert war. Er mir aufgrund dessen doch unseriös vorkam.
Wenn ich ganz ehrlich bin: den Eindruck von Interesse hatte ich bei ihm nicht. War ich ja bereits mit „In Feuer & Flamme“ im Zugzwang. Den dritten Teil ich ja unbedingt fertig schreiben wollte. Ich ja auch nicht wirklich die Zeit mit dem großen Löffel eingeflößt bekam. Okay. Vielleicht war er ja erstmal überrascht über meine Liste, auf der ich alle nennenswerten Regeln preisgab. Er hätte ja schon etwas früher antworten können. Verstehe ich durchaus, dass er auch nicht die Zeit im Lotto gewann. Er sicher arbeitet, viel Stress hatte oder halt einfach jemand anderes für seine Story fand. Lange hab ich von ihm nichts gehört oder gelesen. Ich hatte ihn ja darum gebeten. Dann aber, nach fast drei Monaten, bekam ich diese Mail. Darin stand, dass ich ihn zurück rufen soll, sollte ich kein Interesse für seine Geschichte haben. Würde er sich dann einen anderen suchen. Zuerst dachte ich ‚Frechheit‘. Da schreibt er mich an. Erklärt mir nur, dass ich ihn interviewen soll, worauf ich ihm dann meine Regeln schickte, die mir durchaus wichtig sind. Der Verfasser mir aber nichts gab, womit ich schon mal arbeiten hätte können. Und dann das! „Hey mein Freund: was willst du eigentlich von mir?“, hörte ich mich fast aus der Haut platzen. Oh, ich bin da wohl doch so manches Mal etwas zu impulsiv. Ich bin gern für konkrete Sachen zu haben, mit festen Zusagen. Nicht für erst mal ewige Texte, in der alles erstmal ausgekaut werden muss. So ich ihn dann eine ganze Weile nicht beachten wollte. Er kam mir zu unzuverlässig vor. Also: was soll ich da tun? Mir blieb ja keine andere Wahl, als ihn beiseite zu legen. Na gut. Bin ich ja ein relativ gutmütiger Mensch…. Ich hab mir die Mail dann doch ein bis zwei Tage später angesehen.
In ihr hinterließ er mir seine Rufnummer, die Anschrift und bat mich in ihr, ihn „bitte“ aufzusuchen. Mit Datum und Uhrzeit. Er teilte mir mit, dass es für ihn wichtig sei und er nicht wisse wem er seine Geschichte sonst erzählen solle. Mir erklärte er, dass er nur mir vertrauen würde. Er die Menschen mit seiner Erzählung erreichen will um uns allen zu zeigen, was er so schlimmes erlebt haben soll. Er auch zeigen will, wie man sich gegen solche Dinge wehren kann. Da erst bekam ich die Info über seine Behinderung. Mit einem Foto im Anhang. Es mir eine völlig entstellte Person in einem Bett zeigte, die ich nicht kannte. Sie darauf mit völlig demolierten Körper zu sehen war. Gefesselt an Kabeln und Schläuchen. Gerechnet hatte ich mit ihm nicht mehr. Dass er mir in der Mail gleich noch eine Einladung zukommen ließ war dann doch überraschend. Sofort sah ich auf den Kalender an der Wand in meinem Office. Das Datum kannte ich. Es fiel auf diesen einen Tag. Es war schön warm draußen. Die Sonne tat mehr als nur ihre Arbeit. Selbst wenn ich nichts tat habe ich geschwitzt. Die Uhrzeit? Noch an diesen Abend sollte ich bei ihm eintreffen. Zwanzig Uhr stand in der Nachricht. Ich blickte auf die Zeit am PC. Es war bereits knapp vor neunzehn Uhr. Dann schüttelte ich den Kopf. Oh Mann! „Viel zu kurzfristig!“, murmelte ich in den Raum. Schon etwa eine Stunde später sollte ich bei ihm auftauchen. „Boa ey!“, dachte ich „Was mach ich jetzt?“. Vor Nervosität fuhr ich mir sogar ins Haar und raufte es. Ja, mir war echt keine Zeit geblieben, zu überlegen was ich tun sollte. Also erhob ich mich ruckartig vom Stuhl, ein drehbarer Sessel mit Lederbezug und Armlehnen an den Seiten.
Dann krallte mir meine Papiere und den Autoschlüssel, die ich auf dem Tisch gleich nebeneinander liegen hatte und raste zur Wohnungstür. Den PC ich aber völlig vergaß. Ihn ergo nicht herunterfahren ließ. Die Klinke ich im nächsten Atemzug packte um die Tür zu öffnen. Nur knapp eine Sekunde später ich auch schon im Freien stand und zu meinem Auto eilte. „Okay, dann mal los.“, hörte ich mich sagen. Parallel ich in den Wagen stieg, dann den Motor startete, aufs Gaspedal trat und mich von ihm zu dem Interessent mit dem Kürzel MJE bringen ließ. An alles andere dachte ich erst später. Unterwegs. Als ich schon irgendwo auf der B99 in Richtung Görlitz entlanggurkte. An einen anderen Auftraggeber. Ein knurriger alter Greis, um die zweiundsechzig Jahre. Der junge Typ vom Gästebuch war mir wohl dann doch etwas wichtiger. Der ja auf mich bestand. Also habe ich auch das Projekt kurzfristig und ohne eine Überlegung auf Eis legen lassen. Den jung scheinenden Kerl vom Gästebuch rief ich kurz an, „ich bin unterwegs“. Eigentlich ich zuvor einen Vertrag anfertige, in dem alle Details stehen, die für so ein Interview von Bedeutung sein können. Einen solchen ich stets mit Leuten vereinbare, sollte es um ein Interview gehen. Nicht mal den hatte ich. Das Projekt des alten Herren ließ ich ergo verschieben. Ich erklärte ihm, dass ich höchstens eine Woche benötigen und dann voll durchstarten könne. Und das auch nur kurz per Anruf mit meinem neuen Smartphone, das ich mir erst vor wenigen Tagen kaufte und mich eigentlich damit noch gar nicht auskannte. Ja. Die liebe Technik. Aber gut. Gesagt, getan. Einen Vertrag hatte ich ja schon lange mit dem Interessent des Projektes ausgehandelt.
Für ihn ich seine Page neu gestalten sollte. Er mir eine Liste mit allmöglichen Aufgaben, Bildern und Texten zusandte die er unbedingt auf der neuen Page sehen wollte. Ja. Der alte Mann war mir aber viel zu konservativ und befehlerisch. Aber gut. Man sagt ja ‚Geld stinkt nicht‘…. Schiss hatte ich schon, dass er mich dafür in Regress nehmen würde. Er mich verklagt und zu hohen Ersatzansprüchen verdonnern könnte. Was sein gutes Recht war. Aber der ließ zum Glück dann doch mit sich reden. Hatte er wohl seinen guten Tag. Ließ mir ergo meine Freiheit und die Aufschiebung zu. Es hätte ja auch ganz anders kommen können. Also fuhr ich zu dem jungen Verfasser vom Gästebuch. Nach Görlitz. An dessen Haustürklingel der Name Eisenmann stehen sollte. Teilte ihm kurz mit, dass er sich ein paar Gedanken machen soll, über das was er auch immer auf Papier gebracht haben wollte. Dass ich in etwa einer Stunde bei ihm sein würde. Verträge auf Papier sind immer gut. So habe ich doch etwas zum Vorweisen. Als Referenzen dienen sie mir. Helfen mir weiter, für weitere gute Aufträge, die man ebenfalls wieder auf so einer Liste eintragen kann. Man kann dann sagen: „ich habe schon was“. Na ja, man muss sich heute auch immer irgendwie absichern. Auch weil ich als Autor belegen muss, was alles ausgegeben wurde. Geld spielt heute mehr denn je eine Rolle. Das Gesetz sagt ja, dass nur schriftliche Verträge bindend seien. Auch das Finanzamt hat dabei noch ein Wort mitzureden. Es geht ja um Geld das sie beanspruchen, für den Staat. Also bat ich den Kerl um ein paar Notizen. Okay. Was sein muss, muss sein. Da werde ich wohl mit ihm noch etwas aushandeln müssen. So einen Vertrag brauche ich zur Absicherung.
Auch für den Fall, dass er plötzlich eine andere Meinung hat, als das was vereinbart wurde. Man weiß ja nie. Ich wusste ja schon seinen Name, seinen Ort in dem er wohnte und einen groben Grund für seine Absicht. Eine kleine Kamera liegt auch im Kofferraum. Die habe ich zum Glück noch am Vortag geputzt, geölt und startklar gemacht. Nur den Laptop, ein klappbares Gerät mit Bildschirm und Tastatur, hatte ich nicht mit ins Auto gepackt. „Scheiße“ hörte ich mich nun sagen. Eigentlich bereite ich mich für solche Interviews vor. So kann ich Fragen und Antworten im Vorfeld klären. Das ist ja so zu sagen die halbe Miete. ‚Na…‘ dachte ich ‚in einer Woche ist die Story im Kasten‘. „Mist verfluchter!“, fauchte ich ins Auto. So in ein Interview zu treten, ganz ohne Vorbereitung, ist eigentlich nicht meine Sache. Will ich doch wissen, wen ich vor mir habe. Da sah ich eine Haltebucht. Dort ich stoppte und in meinem Wagen nach was zum Schreiben Ausschau hielt. Die kurzen Notizen über den jungen Kerl hatte ich ja zum Glück wie ein Automat in die Tasche gesteckt. Einen Schreibblock mit vielen kleinen Kästchen, wie ein Matheheft, hatte ich im Wagen herum liegen. Auf der Rücksitzbank. Ein Stift zum Glück auch. Kurz sah ich noch in den Kofferraum, um mich davon zu überzeugen, dass die kleine Kamera drin liegt. Mein Nicken sagte „Ja“. Tief holte ich Luft. Was nach Erleichterung klang. Okay. So ich im Anschluss zurück in den Wagen stieg und nach einem kurzen Blick in den Spiegel auf die Fahrbahn lenkte. Für mich sind Beobachtungen von Probanden, Erzählern äußerst wichtig. Ich will die Person dann einschätzen können. Wissen wie sie ticken und was sie bewegt.
Auch ob die Story, die ich von dieser kriege, wahr oder nur erfunden ist. Es gibt ja Leute, die mich anrufen, die ihre Meinung gern zum Besten geben. Doch deren Geschichten frei erfunden sind. Nein. Mich stören diese nicht. Hat ja jeder das Recht auf seine Meinung mit ganz verschiedenen Gründen. Es gibt ja Storys, frei aus dem Kopf heraus, die an mich getragen werden, um Gedanken und Einsichten, auch Fragen an den Rest der Welt zu bringen. Ich selbst schreibe ja nebenher ebenfalls an so einen Science-Fiction-Thriller. Eben völlig frei von der Leber weg. In dem es um die Frage der Zukunft geht. Meinen kritischen Blick nach vorn gerichtet und dazu ein paar Fragen stelle. Nur ein Beispiel Szenario. Ob der aber etwas wird, bin ich mir nicht so sicher darüber. Über die Handlung äußere ich mich jetzt aber nicht. Steht die Geschichte ja noch völlig am Anfang. Ein anderer Roman ist auch nur so lala wahr. Ich für sie meine Augen und Ohren ausrichtete. Darin ich die Frage stelle, was passiert wenn wir uns einander nicht hören und verstehen wollen. Es ist ein politischer Roman. Ein Szenario das wir alle auf Erden nicht wollen, aber viel zu oft nur noch an einen seidenen Faden hängt, der schnell reißen kann. Ab und an, wenn mir mal nichts einfällt, bitte ich meine Leser ja um ein paar schöne davon. So gebe ich ein Thema vor und meine treuen Leser dürfen zu diesem ihren Senf hinzurühren. Ihre Meinungen helfen mir. Oh, da hat es echt schon so viele gegeben! An dieser Stelle bedanke ich mich sehr herzlich für das so wahnsinnig rege Interesse. Ja. Das muss an dieser Stelle unbedingt mal erwähnt werden. Denn ohne mein Publikum wäre ich nicht. Ich würde im Sumpf der vielen Autoren untergehen. Also: meinen herzlichen Dank und weiter so…!
Ihr seid die Besten.
Na, auch der junge Schreiber aus dem Gästebuch ist ein aktiver Leser meiner Bücher und Eindrücke, die ich hier und da im Blog, auf sozialen Netzwerken wie Facebook oder auf der Homepage an mein Publikum ausgebe. Wohl deshalb er mich ausgesucht hatte. Zu ihm machte ich mich ja auf dem Weg. Für die Fahrt dahin benötigte ich doch viel mehr als nur eine Stunde. Auch weil ich mich tierisch verfahren hatte. Ich hatte mir zwar die Adresse von Google Maps zeigen lassen, die ich mir auch ausdruckte. Aber es gab einige Hindernisse die ich von der Suchmaschine nicht angezeigt bekam. Es gibt ja drei Möglichkeiten, nach Görlitz mit dem Auto, in meinem Fall mit meinem SEAT IBIZA Kombi, mit 1.4 Liter-Maschine und 104 PS unter der Haube in dunkelroter Farbe, zu kommen. Die erste führt mich auf der Landstraße, die B99 über Ostritz nach Görlitz. Die zweite Variante führt über die beiden Fernstraßen B178n und B6. Die dritte Möglichkeit führt mich über unser Nachbarland Polen dahin. Für die erste Strecke ich mich entschied. Weil ich glaubte, über die B99 über Ostritz am Kloster vorbei, am besten vorwärts zu kommen. Die ich hätte lieber nicht auswählen sollen. Sperrungen wegen Neubau der Straßen waren wohl über Nacht entstanden. Was mich natürlich echt ärgerte und auch der Grund war, warum ich mich auf der Hinfahrt zu Herrn Eisenmann, der in einem Vorort von Görlitz, in Schlauroth auf deren Dorfstraße wohnte, völlig vertat. So hatte ich, statt der üblichen achtunddreißig Kilometer, mehr als fünfzig auf dem Tacho zu beklagen und aus den vierundvierzig Minuten Fahrt wurden fast zwei Stunden.
„Na ja. Selbst schuld“, hörte ich mich. Man soll ja nicht die erstbeste Route nehmen. Dort endlich angelangt, wartete schon ein junger Mann auf mich. Okay. Ich hatte ihm gesagt, mit was für ein Auto ich bei ihm landen werde. „Scheiß Baustellen…!“, fluchte ich wieder. Er mich folglich zu ihm hin lotsen musste. Die Zielgerade endlich erreicht, sah ich den Typ bereits an der Kurve der Straße stehen die ich mir in den kleinen Notizblock notiert hatte. Er hat mir auch schon von weitem zugewunken. Wohl auch, um mir zu zeigen, wo er steht und wo ich meinen Wagen parken darf. Aber das ist ja auch okay so. Also dachte ich „sehr nett“. Mit seiner weit ausgestreckten Hand wies er mir den Stellplatz zu. Er war vor einem Haus mit pompösen Dach zu sehen. Also ich den Wagen auf ihn lenkte und dann endlich den Schlüssel aus dem Zünder zog. Jetzt musste ich erstmal tief einatmen. „Ich hab’s geschafft – wow!“, schallte es aus meinem Mund. Schon ging ich an die Haustür, nachdem ich meinen Seat Ibiza abgeschlossen hatte. Vor mir stand ein Kerl, fast so groß wie ich, mit kurzem, dunkelblondem Haar, leichtem Dreitagebart und grünen Pupillen in seinen Augen die mich anstrahlten. Sein Gesicht war smart, fast noch kindlich, aber total hübsch. Schon da dachte ich ‚oh Mann‘ mit Ausrufezeichen. Auch seine Figur beeindruckte mich sehr. Also ich kurz stehen blieb um ihn mir noch etwas aus der Distanz zu betrachten. Ich sogar wie von einem Zauber besessen die Arme etwas seitlich weg empor hob und die entsprechende Geste mit meinen Händen zeigte. „Ich bin da… !“, ertönte es aus meiner Kehle, die ich dank der zu viel warmen Luft ausgetrocknet empfand.
Dann eilte ich direkt zu ihm an die Haustüre hin. Mit einem netten, süßen Lächeln und einen guten Händedruck begrüßte er mich und zerrte mich schon im nächsten Atemzug förmlich in das schöne Haus, das mit seiner hellen, leicht grünlichen Fassade und einem hohen Dachgiebel aufwartete. Das Dach sich mit viel Holzstreben zeigte, was mich darauf schließen ließ, ein Satteldach sein zu müssen. Die Balken, ebenfalls aus Holz, waren bereits in einem dunklen Braun. Wie auch die Fenster, die den Blick hinein wegen der Sonne nicht zuließen. Auch der schmale Vorgarten war gut gepflegt und er bot mir viele Blumen für den Sommer in sämtlichen Farben. Ja genau. Es war im Sommer vor drei Jahren. Ein schöner noch dazu. Warm war es auch. Viel zu warm. Ich selbst aber wohl für diesen heißen Tag echt zu dick angezogen, während der junge Mann vor mir mit einer knappen Short in Jeansoptik und einem dünnen, fast durchsichtigen Boxershirt stand. Trotz dass es schon kurz nach einundzwanzig Uhr war, war es noch sehr warm. Aber ich wollte ja nicht in den Klamotten, die ich sonst an so einem heißen Tag tragen würde, vor ihm erscheinen. Dem jungen Kerl störte meine Kleidung wohl etwas. Ich sah ihm an, dass er sich in seinem dünnen Shirt und in der Short, eher doch ein Slip, die ihm nur knapp sein Gesäß bedeckte, wohl fühlte. So lächelte er mich wieder an und bat mich, mir das zu dicht am Körper klebende Hemd mit langen Ärmeln vom Leib zu reißen. Was ich auch tat. Nahm ich seinen Wunsch ja wirklich gern an. Okay. Unter dem verschwitzten Hemd hatte ich nichts weiter. Da stand ich nun mit nacktem Oberkörper vor ihm. Er sah mich auch recht erstaunt an.
Lächelte dann wieder. Im Anschluss schob er mich mit leichtem Druck am Rücken in einen anderen Raum. Es war die Wohnstube. Sie gefiel mir auf Anhieb. Warum? Na, der junge Kerl hatte echt Geschmack! Die Wände waren alle modern mit Farbe und Tapete designt. Nur ab und an verlief ein dunkler Streifen an der Wand von der Decke in Richtung Fußboden, der große marmorfarbene Fliesen hatte. Die Decke wurde mit Stuck versehen, der sehr gut zum Gesamtbild des Raums passte. Stuck ist eine Art Dekordecke, den man zur Verzierung auslegt. So haben die Räume etwas doch klassischen, barrockähnliches. Auch der quadratisch angelegte Flur wurde genauso designt. Übersichtlich mit Möbeln wie etwa eine weiße Anbauwand, ein Sideboard und ein TV-Rack an beiden Wänden mir gegenüber war der Wohnraum bestückt. Links darin erblickte ich eine Essecke. Sehr ausgefallen und modern, dessen Stühle in der Farbe der dezenten Accessoires an der Wand, eine hohe Lehne hatten und der Tisch in Marmoroptik in seiner Mitte eine Glasplatte trug. Rechts, neben der Stubentür sah ich eine eher schlichte, aber ebenso moderne Couchgarnitur in einem cremeweißen Farbton. „Wow! Wunderschön!“, schoss es aus mir heraus. Ich fühlte mich sofort wohl hier. Der Bursche verriet mir, nach einigen Wortwechseln der aufrichtigen Begrüßung, in ein paar Tagen zweiundzwanzig Jahre alt zu werden. Das habe ich nicht erwartet. Zweiundzwanzig Lenzen. Kein so hohes Alter, das etwas über einige Erfahrungen verraten würde. Ich ihn auch nicht so alt einschätzte. Aber gut. Ich brachte an diesem Abend etwas mit. Das tut man eher nicht. Könnten es manche als Bestechung ansehen. Er aber war anders. Hinreißend mit so süßem Lächeln bedankte er sich für die kleine Aufmerksamkeit.
War es ja nur etwas zum Essen. Das ich sehr kurzfristig in einem kleinen Laden irgendwo hier in der Nähe besorgte. Dann ließ er mich auf die schöne Couch nieder, indem er mich auf sie förmlich presste. Er schien für mich kein Mensch mit Hemmungen zu sein. Nur wenig später kam er mit einem Tablett zurück. Auf dem ich zwei Tassen, eine ovale Platte aus Glas mit den Leckereien, die ich mitbrachte, und eine Kaffeekanne aus Glas entdeckte. Schon stand eine Tasse vor mir auf dem Tisch, die Platte in der Mitte auf ihm und eine Tasse vor ihm gleich neben mir. Im Anschluss goss er uns jedem Kaffee in die Tassen und bot mir an, mich erstmal zu stärken. Was ein echt willkommenes Angebot war, das ich gern annahm. Auch weil ich bis dahin nur den Pott Kaffee zu mir nahm. Noch daheim am Nachmittag. So hatte ich die Chance, mir den jungen Mann genauer anzusehen. Sogar er schien auf mich neugierig zu sein. Er starrte mich an. Als ob er mich sofort vernaschen wöllte. Aber auch ich hab ihn beäugt wie ein Bekloppter. Ständig wir uns Blicke zuwarfen. Immer wieder. Und er hatte so einen Blick, den ich so faszinierend fand. Das smarte, fast noch kindliche Gesicht, seine Wangen, die mir sich ganz leicht errötet anboten, die so verflucht schönen grünen Pupillen in den reizenden Augen, der so verführerische Mund, den er zu einem ebensolch animalischen Lächeln formte. Oh Mann! Was für ein Traum! Irre! Ja, der Kerl gefiel mir auf Anhieb. Also ich mich zwingen musste, ihn nicht so eindringlich anzuglotzen. Was echt schwer war. Auch an mir ich bemerkte wie sich mein Gesicht errötet haben muss. Während wir die Leckereien in uns hinein schoben, den Kaffee genossen, es uns wirklich gut gehen ließen, beobachtete ich den noch echt jungen Typ eingehend.
Für mich wirkte er nicht wie fast zweiundzwanzig Jahre. Eher noch viel jünger. Aber auch ich wurde in diesem Alter noch weit unter sechzehn Jahre geschätzt. Damals durfte ich noch meinen Ausweis vorlegen, wenn ich vor der Tür einer Disco stand, um hinein zu wollen. Die sich dann viele Male bei mir entschuldigten. Er, mein netter Namensvetter, saß locker neben mir auf der schönen Couch. Etwa einen halben Meter zwischen uns war Platz zu erhaschen. Daran ich mich doch noch recht gut erinnere. Obwohl der ja völlig nebensächlich war. Aber der freie Platz hat sich in mir fest eingeprägt. Doch so hatte ich die Chance den Typ recht genau bemustern zu können. Ihm direkt unter sein Boxershirt sah ich. Auch was er unter der kurzen Jeans trug. Die hatte er sich gelockert. Ein toller Body zeigte sich.
Mirko Jupp, wie er sich rufen lässt, ist schlank, doch gut trainiert. Ich kann direkt auf seine Brust mit den sehr animalischen Brustwarzen blicken. Sie waren etwas größer als bei den meisten Kerlen, die ich in meiner Vergangenheit bewundern durfte. Seine Warzen zeigten mir, dass er leicht erregt schien. Die wirkten auf mich sehr besonders. Ja genau: ich bin, was solch hübsche Männer angeht, sehr neugierig. Auch seinen Bauch kann ich prima erkunden. Der ist leicht muskulös. Seine Bauchmuskeln beweisen mir das. Er hatte seinen Oberkörper so weit nach vorn gerichtet, dass ich ihm direkt unter das schmale Shirt hätte greifen können. Ja. Was für ein Engel da neben mir saß! Die mir zugewandte Seite zeigte mir eine Narbe. Sie scheint alt zu sein. Das Shirt ist ihm jedoch eigentlich viel zu kurz. Dem jungen Kerl reichte es gerade mal bis knapp über die Lendenpartie.
So dass ich ihm am Rücken sehr gut bis auf seinen Po blicken konnte. Der ließ mir freie Sicht zu. Unter der Jeans hatte er nichts an. Was mich etwas nach Luft schnappen ließ. Seine Pobacken hatte ich vor mir. Ich musste sie mir einfach ansehen. Sie sind gut geformt. Hat er doch seine Jeans soweit runter geschoben. Okay. Das kann ja auch dabei passiert sein, als er sich zu mir auf die Couch setzte. Mirko ist ein schöner, attraktiver junger Mann. Eigentlich noch viel zu jung für mich. Doch mochte ich ihn mir sehr gern ansehen. Ich wusste nicht, wohin ich an ihm zuerst blicken sollte. Seine Reize hatten es echt in sich. Er hat das gewisse Etwas. Das was man nicht bei jeden Mann findet. Das I-Tüpfelchen. Er tat ja auch genau das. Sicher auch, um mir zu imponieren. Was er gut unter Beweis stellte. Also war ich gezwungen, ihn zu beäugen. Ich hätte ja auch woanders hinsehen können. Zum Beispiel an die Wand der schönen Stube oder auf den Glastisch hier vor mir. Aber sein Äußeres und wie er sich mir präsentierte, gefiel mir mehr als nur auf irgendeine Wand in diesem Raum, der so groß war wie meine Stube, zu starren. Dann redeten wir über viele Dinge. Seine Stimme war der Wahnsinn! Männlich, mit einem gewissen Bass im Klang. Aber ich hörte in ihr auch sein noch sehr junges Alter heraus. Auf mich wirkte sie sehr „erotisch“. Nein, nicht sexuell betrachtet. Aber eben völlig interessant. Man will mehr davon. So höre ich ihm gespannt zu. Wow, diese Stimme! Na gut. So quatschten wir über so viele Sachen. Warum ich Autor bin, was mich bewegt und was ich vor dieser Tätigkeit gearbeitet habe, was mir diese Tätigkeit einbringt und was ich bisher hinter mir ließ. Mirko erzählte mir nun, dass auch er Kellner vom Beruf sei. Boa!
Da haben wir ergo eine Gemeinsamkeit. Er kann den Beruf aber nicht mehr ausüben. Er erzählte mir also einiges aus seinem bisher noch kurzen Leben. Über die Arbeit, die ihm nicht wirklich schmeckte. Er musste sich dafür umschulen. Er arbeitet in einer Werbefirma die auch den TV-Bereich abdeckt. Boa ey! Auch wieder ein Beruf, den ich zu gern ausüben würde. Leider mir aufgrund der schulischen Schwäche bisher verwehrt blieb. Na, vielleicht kriege ich ja noch mal so eine Gelegenheit. Bin ja auch ich ein sehr kreativer Mensch. So, wie mein Namensvetter auch. Das ist bereits die zweite Gemeinsamkeit. Nein. Schon die Dritte. Wenn ich jetzt gern auf unsere Namen aufmerksam machen darf. Mirko Jupp. Dann erklärte er mir, warum er mich zu sich einlud. Was mich natürlich freudig gestimmt hat. „Du hast bereits die Narbe an mir entdeckt?“, fragte er mich. Worauf ich nur nicken konnte. Ich mein Gehör voll und ganz ihm widmete. War ich ja neugierig auf das was er mir erzählte. Auch wegen der so tollen Stimme, die es mir angetan haben muss. Er wollte dann, dass ich ihm Beistand leiste. Moment mal. Beistand leisten? Ja. Das hat er mir gesagt. Womit ich aber kein Problem hatte. Also ich ihm erklärte, dass ich das gern tun werde. „Ich will, dass Du mich hier in Görlitz eine Weile begleitest.“, hörte ich ihn reden. Moment: ich soll hier bei ihm bleiben? Boa! Geschluckt habe ich dann erstmal. Ich ja für so ein Stelldichein nicht vorbereitet war. Hatte ich ja nur das mit, was ich am Leibe trug. Okay: ein paar Sachen müsste ich noch im Auto liegen haben. Aber ob die Klamotten für eine längere Zeit ausreichen würden? Klar hab ich ihn ziemlich neumodisch angesehen. Er wohl die Frage an mir ablesen konnte.
„Was? Hast du damit ein Problem? Du hast doch Zeit. Pennen kannst du hier, solange Du bei mir bist. Ich hab dir das Zimmer bereits eingerichtet. Die Arbeiten, die du noch erledigen musst, kannst du hier auch erledigen. Es wird doch gehen, oder?“, hat er mir vorgeschlagen. In der Tat ich noch einige Dinge zu erledigen hätte, die ich daheim nicht fertig machen konnte. Und doch habe ich das nicht erwartet. Ich war ein wenig überrascht. Wobei ich ihn etwas skeptisch ansah, mit Fragezeichen. Also ich ihm die stellte. Ich ihm erklärte, dass ich einen Grund benötigen würde, der mich davon überzeugen sollte, warum ich mich solange bei ihm bleiben sollte. Noch nie ich bei jemandem so lange war, den ich interviewte. Das ist tatsächlich neu für mich. Eigentlich fahre ich nach so einem Interview wieder heim. Als ich ihn nach dem Grund fragte, zeigte er mir eine flache Kiste. Die tat er auf und ließ mich kurz hineinsehen. Na, viel habe ich darin nicht so auf die Schnelle erkennen können. Nur ein paar Bilder, viele kleine und große Zettel, ehe der Deckel wieder zufiel. Im Anschluss hielt er mir eine kleine Karte aus Plastik vor die Nase. Auf ihr ein Chip zu sehen war, worauf ich ablas, woher die war. „Das ist Alles?“, hörte ich mich fragen. Er übte seit einiger Zeit einen Beruf aus, der ihm nicht passte. Ich erfuhr, dass er so gern unter Menschen sei. Oh! Noch so eine Gemeinsamkeit! Numero Quattro. Ich bin gespannt, was da noch ist, wo ich mich direkt einreihen kann. Okay: ich arbeite als Autor ja viel im Hintergrund. Neuerdings aber erst. Ja, auch ich arbeite eigentlich sehr gern mit Menschen zusammen. Doch werde ich wohl nie wieder so eine Anstellung kriegen. Was mich ja auf die Idee brachte, Bücher zu schreiben.
Ich will nicht ständig betteln gehen müssen. Ewig im Amt sitzen und mir anhören was ich so alles für es leisten muss, damit ich die zu niedrigen Gelder kriege. Ist diese Behörde ja nur eine Anstalt in der Langarbeitslose verwaltet werden. In der man keine wirkliche Chance hat, in den ersten Arbeitsmarkt zu kommen. Schon oft zu hören war, dass sie nur dazu da sind, diese blöden Statistiken aufrecht zu halten. Anstatt den Leuten eine neue Perspektive zu bieten. Dort von den Mitarbeiterinnen man angepöbelt und herablassend verarbeitet wird. Ohne je ein Interesse des Jeweiligen aufzugreifen das ihn oder sie weiter bringen kann. Wie sage ich immer? Versuch macht kluch. Aber bist du einmal in so einer Behörde, wirst du dir ewig von denen was anhören müssen. Was mich in Gera schon „ankotzte“. Ja. Es gibt zu viele Leute in diesen Ämtern, die eigenständig über dich urteilen dürfen. Was aber dein Schicksal ist, will keiner wissen. Na, die Idee, Bücher zu schreiben, kam ja nicht von mir selbst. Ich wollte ja eigentlich wieder in einem Laden arbeiten. Da wo ich unter Leuten bin. In einer Boutique oder in einer Kaufhalle. Na ja. So langsam haderte ich mit mir ziemlich umher. Die Psyche in mir platzte förmlich auseinander. Mich stank die ewige Bettelei nach so einen Job. Bis eines Tages mein Freund aus längst vergangener Zeit wieder mal auftauchte. Chris. Oh Mann! Wie lange ich ihn damals nicht mehr sah! Das war eine Ewigkeit. Sofort ich wieder das Leben vor mir sah. Mein Chris. Den ich damals sehr liebte und das mit Sicherheit immer noch tu. Mittlerweile war er wieder vergeben. Was für ein Engel von Typ! Ja, wie damals. Genau noch so sexy und animalisch. Gern hätte ich ihn mir wieder geangelt. Er wurde zu einem richtig traumhaften Mann.
Ein Foto zeigte er mir damals von seinem Neuen. Der mir echt ähnelte. Auch meinen Charakter schien er gehabt zu haben. Na ja. Chris, du bist und bleibst mein Engel. Und dieser Kerl hatte mich erst auf die Idee gebracht, Bücher zu schreiben. Er sich damals heimlich meine Notizen aus der untersten Schublade nahm. Was meine Memoiren waren, die ich eigentlich ja noch vervollständigen wollte. Er bei einem weiteren Besuch mit einem Vertrag erschien, den er mir in die Hand drückte und mir sagte „Du bist jetzt Autor. Mach das. Du hast das gewisse Potenzial.“. Klar war ich erst so richtig stinkig auf ihn. Wollte ich diese Dinge aufbewahren. Was meine Tochter damit getan hätte, wäre dann in ihrem Interesse. Aber gut. Bin ich also nun seitdem so ein Autor. Nee Quatsch . Das müssen meine Leser entscheiden. Hier klinke ich mich raus. Und mein Engel Chris? Der gehört wohl mal in eine andere Geschichte hinein. Da gäbe es echt viel über ihn zu schreiben. Ein Buch? Puh…!
Ich weiß nicht. Mal sehen
Seit vier Jahren bin ich also schon Autor, den man normalerweise nicht sieht. Also: nicht wirklich. Ja, so ein Buchschreiber 😉 hält sich ja doch meist nur im Verborgenen auf. Dabei entstehen oft Geschichten die ich mir eher aus den Fingern sauge. Aus langer Weile? Oh nein. Lange Weile haben ja nur Leute die sonst nichts mit sich anzufangen wissen. Was man bei dieser Spezies Mensch oft auch nicht überhört. Nörgeln sie ja viel herum. Schimpfen über Gott und die Welt. Doch haben sie selbst keine Ideen, etwas an ihrer Situation zu ändern. Es mangelt ihnen an Selbstinitiative. Oder auch an Mut dazu.
Nein, lange Weile ist nicht mein Kredo. Ich will mich nicht auf andere verlassen oder mich von anderen abhängig machen. Bin ich ja geboren, um zu leben. Oh! Habe ich jetzt doch ein Zitat aus einem Song von einem sehr bekannten Künstler unserer Zeit hier notiert. Entschuldige bitte Mister Graf von Unheilig. Aber dein Titel hat eine viel zu hohe Bedeutung mit einem tiefen Sinn. Ja, er ist ein Künstler mit sehr tiefgreifender, bewegender Musik. Aber seine Stimme passt ja auch so irre gut dazu. Leider hat er seine Karriere an den Nagel gehangen. Seine Songs jetzt eine Dame zum Besten gibt. Sie hört sich aber auch gut an. Obwohl ich Unheilig‘s Songs viel lieber von ihm selbst hören mag. Na gut. Man kann wohl nicht alles haben. Okay. Sorry, ich wollte ihn doch mal genannt haben. Weil ich ihn schätze. Er maßgeblich an so mancher Story von mir „beteiligt“ war. Im weitesten Sinne. Diesen Satz müsste ich wohl in einem Prolog extra setzen. Durch seine Songs und die kräftige Stimme, die wir nicht wieder hören werden. Na gut. Er mir ergo einige Ideen durch seine Songs auf den Weg gab. Also schreibe ich Bücher. Mal völlig frei von der Leber weg. Mal aus realen Wurzeln. In der Hoffnung, sie meinen Lesern gut rüber zu bringen. Wie zum Beispiel eine Story aus den USA. In der es um die Frage geht, wie unser Rechtssystem funktioniert und wie es funktionieren sollte. Ein Fazit. Vergleich mit den Dingen, die tatsächlich getan und den Dingen, die es nach Auffassung etlicher Meinungen tun sollte. An einem realen Beispiel von 1984. Oder auch was wir von ihm erwarten. Das Thema Missbrauch von Minderjährigen. Daran arbeite ich aber noch. Die Infos ich als sehr brisant einschätze.
Weil das Thema Kindsmissbrauch heute mehr denn je eine Rolle in unserer Gesellschaft spielt. Für diese Story ich mich in die Welt des Internets begab, dort viel recherchieren musste. Auch hierfür ich von einem Interessenten eine Anfrage bekam. Aus den USA. Boa ey! Aus den USA! Ich fasse es nicht! Dass sogar dort meine Bücher gelesen werden freut mich enorm sehr. Eine reale Story aus einem weit entfernten Land. Die voller Emotionen ist. Weil ich sie nach einer wahren Begebenheit in so ein Buch verfassen darf. Nur die Recherchen fielen etwas spärlich aus. So viele Infos über so ein ernstes, wichtiges Thema nicht existieren. Und doch habe ich sie irgendwie erhalten. Über Diskussionsforen der Welt. In ihnen sich die Menschen doch rege beteiligten. Und dann die Überraschung: ein lebender Beweis, der mir Unterlagen über den Teich schickte. Ich den Inhalt aufsog wie ein Schwamm. Na, ich muss die Story auf Papier bringen. Der Interessent mir sogar erlaubte, so viele Einzelheiten wie möglich in die Story zu binden. Doch mir das Gericht sofort einen Riegel vorschob. Der Deal: keine Namen, keine Ortsangaben, ohne tatsächliche Angaben und nur unter richtig strengen Auflagen. Das hat mich dann echt geärgert. Und wie! Ich das Gericht sofort kontaktierte und ihnen eine Alternative vorschlug. Was dann klappte. Also ich die wahre Geschichte genau aufzeichnen darf, so wie sie damals ablief. Klar, dass ich Opfer und Täter, sowie die genauen Ortsangaben nicht in das Buch schreibe. Zum Schutz der Betroffenen und auch des Täters. Der mir aber erlaubte, ihn darin zu nennen. Also ich nun in der Zwickmühle, zwischen zwei Stühlen saß. Jegliche Nennung von Personen wird mir untersagt.
Also ich mit dem Interessenten vereinbarte, statt seinen einen ähnlichen Name zu wählen. Was er akzeptierte. So ist das, wenn man doch etwas gefunden hat das die Menschen weltweit interessieren kann. Man kriegt sofort den Zeigefinger erhoben. Na gut. Also werde ich mich doch etwas benehmen und die Story neutral, ohne eigene Gefühle schreiben. Aber ich werde die Gerichtsbarkeit und was drum herum ist doch in Frage stellen. Das sollte ja immer mein Anliegen sein. Themen mal kritisch zu hinterfragen. Ohne dass ich andere Personen oder bestimmte Institute von Staaten be- oder verurteile. Was mir ja nicht zusteht und ich niemals tun werde. Kritik sollte aber von jedem Institut und von jeder Person angenommen werden. Lernen wir ja auch aus ihnen. Können so die Missverständnisse geklärt und beseitigt werden. Was ich in einer Welt mit über sieben Milliarden Menschen als wichtige Säule betrachte. Außer ich bin auf Touren, darf Interviews mit interessanten Menschen führen oder ich werde selbst befragt. Letzteres aber eher selten vorkommt. Zum Glück. Auch eigene Schlüsselerlebnisse sind oft in meinen Storys zu finden. Der Mann hier neben mir, der zwischen uns einen Platz frei ließ, gefiel mir. Na: das Interesse für seine Story, die ich verfassen soll, nicht so üppig ausfallen würde. Weshalb ich mich schon fragte, was ich hier eigentlich tun sollte. Ist doch die seine schnell erzählt und geschrieben. Er will mit ihr all die Menschen außerhalb seiner Umgebung erreichen. Will den Lesern zeigen, wie er mit dem seinen Handicap umgeht und lebt. Dafür soll ich ihn eine längere Zeit begleiten? Eigentlich könnte er mir sie ja einfach erzählen.
Natürlich würde ich ihn mit der Cam, eine ältere Videokamera, noch aus dem Jahr 2000, die jedoch schon mit High Definition Technik ausgestattet ist, filmen. Was seine Story glaubwürdig in Szene setzen würde. Bin ich ja auf seine Geschichte doch ein wenig gespannt. Aber ihn gleich so lange durch sein Leben begleiten…? Das hielt ich für doch etwas übertrieben. Mirko beharrte aber darauf. „Filme mich dabei. So eine Geschichte wirst du nur einmal erleben.“, erklärte er mir. Dieser Satz kam mir kurios vor. Was wollte er damit andeuten? Aus ihm entnahm ich, dass wohl noch mehr in der Story steckt als er mir jetzt schon verraten will. Sogar bei seiner Arbeit soll ich ihn filmen. Na, es gibt ja schon allerhand Filme, auf denen Menschen in ihren Leben haarklein dokumentiert wurden. Unzählige Storys von Menschen mit einem Handicap liegen heute in Kammern von großen Büroblöcken der vielen namenhaften Sender, wie RTL, Sat1 und Co. aus der Medienwelt, die sich Archiv rufen. Seine muss was ganz Besonderes, Einmaliges sein, um sie erzählen zu können. Das sagte ich ihm auch. Bevor ich sie aber hören wollte, brauchte ich ja noch ein paar persönliche Details über ihn. So nahm ich mir meinen kleinen Block aus der Tasche und quetschte ihn über all seine persönlichen Daten aus. Alles was er mir über sich erklärte schrieb ich auf. Im Anschluss ich ihm nahelegte, mit ihm so einen Interview-Vertrag abschließen zu wollen. Worin all die Details aufgelistet werden die für den zu Interviewenden von Bedeutung sind. So ein Vertrag mir bei ihm jedoch kaum der Rede wert schien. Das dachte ich damals noch. War er ja zu diesem Zeitpunkt gerade mal fast zweiundzwanzig Jahre alt.
Was soll er da schon groß über sich erzählen können? Also ich ihn über seine Daten befragte, die ich auf den Zettel schrieb. Dann von ihm um Erlaubnis bat, für all das was ich benötigte um seine Story aufzeichnen zu können. Er mir erlaubte ihn in all seinen Tun und Handeln, in all seinen Gefühlsausbrüchen zu filmen und alles zu dokumentieren. Im Anschluss bat ich ihn, mir zu beschreiben warum er meine Anwesenheit so lange beanspruchen mochte. „Ich hab bald Geburtstag.“, erklärte er mir, mit seinem Kopf auf einen Kalender von diesem Jahr, der an der Wand neben der Tür von diesem Raum hing, hindeutend. Ich auf den Kalender sah und mich erinnerte, dass er ja am 19. Juli 1994 geboren ist. Er mir erklärte, dass er den Menschen da draußen zeigen will wie schwer es ist mit den staatlichen Ämtern zurecht zu kommen. Dass er auch die Polizei in der Pflicht, die sie seiner Meinung nach nicht erfüllt haben, kritisieren will und er sich dadurch mehr Verständnis erhoffen würde. „Wieso magst Du die Polizei an den Pranger stellen?“, wollte ich von ihm damals wissen. „Sie haben große Fehler gemacht.“, meinte Mirko mit leicht gesenkten Kopf. Da ging in mir eine Flamme auf. Auf meine Frage, warum, hob er sich das dünne Shirt bis unter die Brust nach oben. „Das ist der Grund, warum ich die Bullen kritisieren will. Ganz offen und ohne Make up. Und die Ärzte auch.“, sagte er mir. Ich an seinem Körper eine Narbe sah die seine linke Körperhälfte überzog. Sie war so lang, dass sie ihm von etwa in der Höhe seines Brustkorbs bis nach unten an die Beckenseite reichte und nicht zu übersehen war. „Die stammt von einer Attacke auf mich. Das geschah vor rund sieben Jahren.“, sagte er mir mit verlegenem Blick.
In seinen Worten hatte ich etwas im Ohr, das nach mehr schrie, als nur die Erzählung. Auch der Satz, dass ich so ein Interview nur ein einmal kriegen würde, saß in meinem Kopf. War doch nur seine so irre schöne Stimme dran schuld? Sie hatte einen besonderen Klang. Einen leichten Bass. Und doch hörte ich in ihr noch diese Art von Kindlichkeit. Das junge, jugendliche in ihr war nicht zu überhören. Und sie glich der Stimme von meinem ehemaligen Freund. Was für mich echt der Hammer war. Sofort ich an Chris erinnert wurde. Der Kerl hier vor mir ihm sogar ähnlich schien. Aber die Stimme von Mirko, die ich so irre himmlisch und unbeschreiblich fand, war es nicht. Er will ganz offen die Polizei und die Ärzte kritisieren. Boa, da gehört echt Mut dazu! Ja. Aber das war es wohl was mich an der bevorstehenden Story zu interessieren schien. Als ich diese Narbe an ihm sah. Er mir damit einen Grund zeigte, warum er diese Behinderung hatte. Mirko der Welt zeigen will, wie Menschen mit so einer Behinderung leben und was sie über sich ergehen lassen müssen, um halbwegs leben zu können. Wie sie damit klar kommen und was sie dabei beschäftigt. Was er, der so hübsche Kerl neben mir, mit denselben Vornamen empfindet. Wie Mirko Jupp und andere mit einer Behinderung von der Bürokratie niedergemacht werden und was Mirko bisher tat, um diese vielen Strapazen zu überstehen. Ja: mir ist Anfangs aufgefallen, dass er nicht ganz gerade vor mir stand. Sein Body war zu einer Seite geneigt. Was aber nicht wirklich auffiel. Nur wenn man ihn genauer betrachtet und er vor einem herläuft. Als er neben mir saß, fiel mir seine Schieflage nicht auf.
Bei meiner Beobachtung seines Körpers auf der schönen Couch sah ich ja die Narbe. Die aber von seinem knappen Shirt zumeist verdeckt war und ich sie als alt einstufte. ‚er hatte sicher einen Unfall‘, dachte ich bei meiner Entdeckung derer an seinem traumhaften Body. Noch ehe ich ihn um den Grund des Interviews bat und warum ich ihn über mehrere Tage hinweg begleiten sollte. Da kramte er kurz in der Kiste herum. Im Anschluss legte er mir ein Foto auf den Tisch, auf dem ich ihn als viel jüngeren Bursche erblickte. Ich erkannte ihn auf dem Bild sofort. „Vor acht Jahren“, bekam ich die Info. Was mir sagen sollte, wann das schöne Foto mit ihm entstand. „Wow hey!“, hörte ich mich ausrufen. Wobei ich kurz auf meinen kleinen Zettel nach seinem Geburtsdatum blickte. Ich mich daran orientieren musste, wie alt er da war. Erst 14 Jahre alt! Schon damals, vor acht Jahren, sah er echt heiß aus. In der Zeit schien er bereits viel Sport zu treiben. Schon da hatte er ein echtes Sixpack. Wow! Wieder schaute ich neben mich zu ihm hin. Wieder von oben beginnend hinab bis zu seinem Po, der in keiner Weise zu fett war. Sondern sich mir zwei echt knackige Pohälften anboten. Er glich da sehr meinem damaligen Freund, der mir schon wieder sofort in den Kopf schoss. Das sagte ich ihm auch. Ja, mein damaliger Freund war dunkelblond, dessen Haar leicht lockig war. Sein Körper auch schlank und so antrainiert wie der von dem hier neben mir sitzenden Kerl. Der sah mich an. Leicht verlegen. Lächelte dann aber wieder. Ebenso wie mein Freund damals. Für meine Aufwartung bedankte er sich dann mit leisem Ton. Auch ich treibe seit ein paar Jahren Sport.
Aber nicht so regelmäßig. Früher war ich sogar mal in einem Fußballverein in der Kreisliga. Auch für meinen Körper tat ich früher noch sehr viel. Sport und Bewegung, die körperliche Fitness, sind mir schon immer sehr wichtig. Heute habe ich ein Cross-Bike, mit dem ich viel an der frischen Luft bin. Um auch meine Gedanken frei zu kriegen. Oft trifft man mich in einem Fitnesscenter. Oder man findet mich in einer Schwimmhalle vor. Jedoch ich lieber an den bei mir in der Nähe befindlichen See zu Olbersdorf gehe, darin schwimme oder ich mich auch sehr viel nur der guten Sonne widme, die mich knusprig braun werden lassen soll. Meine Arbeit als Autor ist ja doch oft eher einsamer und eintöniger Natur. Sitze ich ja oft mehr als zwölf Stunden zuhause am Schreibtisch, vor dem PC. Doch bin ich gern in Bewegung. Ich will ja fit bleiben. Wenn ich früh vorm Spiegel stehen muss, kann ich doch recht gut auf mich blicken. Mein Gastgeber ist natürlich um einiges besser zu bewundern als ich es bin. Trotz der enormen Narbe an seiner linken Körperseite. „Wer war das?“, fragte ich ihn. Mir der junge Mann erklärte, dass er das nicht wisse. „Es ging alles so furchtbar schnell.“, hörte ich ihn reden. Währenddessen ich ihn beäugte und ich meinen Blick kaum noch von seinem erotisch wirkenden Körper abwenden konnte. Er wäre schon echt mein Typ. Aber ich bin ja nicht hier um ihn an mich zu reißen. Obwohl. Bei seinem Äußeren. Ja, er ist ein Traum von Kerl. Oh Mann! Am liebsten würde ich ihn mal küssen? Ich hab wirklich schon so einige Kerle neben mir sitzen gehabt, die ich gern näher kennen gelernt hätte. Er, Mirko Jupp, ist um vieles besser, interessanter, sinnlicher.
Ich mochte damals zu gern wissen, wie sich seine Küsse anfühlen. Ja, die Neugier war richtig groß. Vor Allem, weil er seine enge Jeans, die so kurz war, leger an sich trug und ich ihm direkt an seinen heißen, knackigen Po starren musste. Ja. Ich kann mich noch sehr gut an diese Situationen erinnern. Wie er neben mir saß. Wie er sich mir präsentierte. Seine Nähe in mir etwas auslöste, was ich schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr hatte. Wenn er mich doch nicht so angelächelt hätte. Wenn wir nur etwas mehr Distanz gehabt hätten wäre er mir sicher nicht so interessant erschienen. Ich hätte auch nicht so schöne Gedanken gehabt. Was für ein Typ! Also musste ich mich weiter quälen. Mich brav verhalten. ‚Reiß dich zusammen, alter!‘, dachte ich. Was mir echt schwer fiel. Ich nun versuchte mich auf das zu konzentrieren, was er mir erklärte und zeigte. Nur nach wenigen Augenblicken legte er mir ein weiteres Foto auf den Tisch, auf dem ein Mensch in einem Bett, um ihn herum Maschinen zu sehen waren. Auf dem Bild war unschwer zu sehen, dass es in einem Zimmer aus einer Klinik entstanden sein muss. Die Person auf ihm sah furchtbar aus. Wer sie war, wusste ich nicht. „Das bin auch ich. Nur zwei Jahre später.“, erklärte er mir. Da blieb mir der Mund offen stehen, vor Starre. In mir ich völliges Entsetzen verspürte. Meine Augen ließ ich merklich hin und her wandern. Von diesem Foto zu dem jungen Mann neben mir und wieder zurück. Ein paar Mal. Tief zog ich Luft in mich hinein. Sie sollte mir mehr Platz verschaffen. Mir zog sich die Kehle zu, als wenn mir dort jemand einen dicken Strick umgebunden hätte. Der Platz mir aber nur sehr widerwillig gebilligt wurde.
Als ich mich dann etwas gefangen hatte musste ich den schönen Mann direkt anstarren. Mir war nicht klar, was ich auf dem Foto sah. Das zu beschreiben fällt mir hier daheim an meinem Schreibtisch echt schwer. Für diese Gefühle, die gerade über mich herrschen, finde ich keine Worte. Dennoch will ich es versuchen. Wie ein Krankenzimmer aussieht mögen meine Leser sicher wissen. War der eine oder andere von ihnen sicher auch mal in einer Situation, die sie in so eine Klinik beförderten. Auf dem Bild sah ich ein Bett, auf dem eine völlig entstellte Person lag. Blut strömte aus allen Öffnungen an dessen Körper und aus seinem Gesicht. Trotz der breiten Bänder, die um sie gewickelt waren. Es waren Binden. Die Person auf dem Foto an sämtlichen Schläuchen angeschlossen war. Mirko erklärte mir, dass er durch sie mit sämtlichen Substanzen versorgt wurde. Lebenserhaltende Maßnahme nennen es die Ärzte allgemein. Dann sah ich eine Art Barriere aus Rohren die um das Bett angebracht waren. Die man hinauf und herab klappen konnte. Wohl um die Person vor dem Herausrollen zu schützen. Hinter und vor dem Bett Bildschirme, die Signale und Zahlen aufleuchten ließen. Daran ich erkannte, dass Mirkos vitale und physischen Funktionen ständig gemessen wurden. Mit einem Finger zeigte er auf einen Schlauch. „Das war die Beatmung, als ich im Koma lag“, berichtete er mir auf meinen fragenden Blick hin. Im Anschluss er mir wieder die Narbe an seiner linken Körperseite zeigte, in dem er sich das dünne Shirt etwas nach oben schob. Da wusste ich, dass die Narbe mal eine echt tiefe Wunde war. So tief, dass er hätte dadurch sterben können. Ich sah auf dem Foto, dass sogar das Laken auf dem Bett mit Blut übersäht war.
Da war ich wirklich völlig von den Socken. Ich von ihm erfuhr, dass dieses Foto von der Polizei geschossen wurde. Die Ärzte nicht wussten ob er den nächsten Tag überlebt. Das war purer Schock für mich und meinen Kopf. Ich spürte, wie ernst ich den Kerl neben mir ansah. Begreifen konnte ich nicht, was ich auf dem Bild sehen musste. Vor Entsetzen ich nicht wusste was ich zuerst tun sollte. Ob ich mir den Mund zu halten, um nicht auszuschreien was ich dachte, oder ob ich mir die Hände an die Stirn heben sollte, damit mir nichts aus dem Kopf fallen würde. Ein paar Mal lenkte ich meinen Blick hin und her. Zu Mirko, der ja neben mir saß und dann wieder auf dieses Foto. Mit weißen breiten Binden war die Person auf dem Bild umwickelt. Woraus trotzdem noch viel Blut zu triefen schien. Auf dem Bild erblickte ich einen Arm. Der war mit ausgedehnten Hämatomen besät. Blutergüsse unter der Haut werden als solche bezeichnet. Der Körper war vor lauter Binden nicht wiederzuerkennen. Aus denen auch das Blut kroch. Zum Teil sah ich heftig lange Risse an allen Körperregionen und die Gliedmaßen von dieser Person auf dem Bild, die von Messern oder ähnlichen Waffen stammen mussten. Sich mir mein ganzer Körper schüttelte, als wäre er so behandelt worden. Immer wieder sah ich meinen Gastgeber echt ungläubig an. Da sitzt er jetzt hier vor mir? „Boa ey! Das halt ich im Kopf nicht aus!“, entgleiste es mir. Zur Info erhielt ich das Datum der Aufnahme: „2010 war‘s“. In mir tat sich ein Bild von einem Taschenrechner auf, auf dessen Tasten ich die Zahlen eingab und das Ist-gleich-Zeichen drückte. Mein Ergebnis, wie alt er damals gewesen sein musste, fiel auf sechszehn Jahre.
Wieder sah ich den Kerl neben mir an. Völlig von der Rolle, ungläubig und mit mürrischen Fragezeichen. Sitzt er ja jetzt neben mir und tut so als sei er der fitteste Kerl hier. „Ja, das bin ich.“, sagte er zu mir. „Das ist das Ergebnis von einem Angriff. Offiziell sagten die Bullen: Verletzung durch Fremdeinwirkung. Der damalige Arzt wollte mich schon aufgeben. Als ich doch wieder meine Augen öffnete. Nach zwei ganzen Monaten.“, kam von Mirko die bittere Auskunft mit der Frage, ob ich ihm jetzt die Ehre erweisen würde, ihn eine Zeit lang diesen „Beistand“ zu leisten. „Du bleibst doch, oder?“, wollte er von mir wissen. Ganz ungeniert, völlig gerade heraus. Trockener als ein Sandkorn aus der Sahara Wüste. Boa! Mir schüttelte sich der ganze Körper. Ich bin mir sicher, dass er mir mit den beiden Bildern das „Vorher-„ und „Nachherprinzip“ einleuchten wollte. Was ihm auch gelang. Wie ich an weitere Infos zu seinem bisher Erlebten kommen sollte, hat er mir auch gleich noch erörtert. Oder soll ich lieber „gezeigt“ sagen? Ja. Das Wort ist wohl passender. Hinter der Couch er einen klappbaren Gegenstand mit einer schwarzen Leine aus Gummi hervor holte. An der Gummileine befand sich noch ein Stecker mit Kontakten. Es war ein Laptop mit dem dazu passenden Kabel. „Den wirst Du sicher brauchen. Sorry, dass ich dich so kurzfristig hergebeten habe. Aber ich will die Geschichte endlich mal abschließen. Sie quält mich so sehr.“, meinte er auf meinen Gesichtsausdruck hin. Hat er wohl gewusst, dass ich nicht die Zeit hatte, mich auf dieses Interview vorzubereiten. Mir blieb nur noch der Schock im Kopf, den er sicher an mir ausmachen konnte. Ich spürte wie sich das Blut in meiner Birne staute.
Ich glaubte, dass sich meine Haare am Nacken mächtig sträubten. Das Gefühl, wenn sich Gedanken im Kopf sammeln, die man tun will. Sich sie durch den ganzen Körper ziehen, weil man so verflucht entsetzt ist. Wenn sich die Nerven in einem zuziehen, als würden sie gerade genau das an Schmerz empfinden, was hier der junge Mann durchleben musste. Andererseits könnte er mir ja einfach Fotos zeigen, die woanders her waren. Denn sie hatten keinen Zeitstempel oder eine Signatur?
„Äh…Moment mal.“, hauchte ich in den Raum so einen Gedanke. Der mir verriet, dass ich über diesen Umstand unsicher war. Die Glaubwürdigkeit spielt für mich eine große Rolle. „Zeig mir mal die Fotos.“, befahl ich ihm fast. So war das aber nicht gemeint. War ich wohl zu sehr damit beschäftigt was er mir an diesem Abend zeigte. Noch vor dem Schlafengehen. Worüber ich ihn dann auch ausfragte. Ich ihm erklärte was ich dachte. Er mich mürrisch ansah und mir unterstellte, dass ich ihm unterstellen würde, mich anzulügen. Oh je! Das war die erste Schwierigkeit, ihm zu verdeutlichen, dass ich für seine Story zwar zu haben war, doch er mir im Gegenzug gesichertes Material zur Verfügung stellen müsste. So erklärte ich ihm, dass ich bei einer wahren Geschichte immer sicher sein muss, dass das was ich vorgetischt kriege, wahr sein muss. Nie wollte ich behaupten, Mirko sei ein Lügner. Das würde ich mir nie im Traum einfallen lassen. Es ist schon echt schwer, ein Interview zu führen, wenn einem solche Materialien vor die Nase gehalten werden. Sicher sah ich seine fette lange Narbe an seinem schönen, noch leicht blassen Körper. Woher die aber war, musste er mir beweisen.
Was ich ihm sogleich erklärten musste. Okay, ich ließ es dann vorerst dabei bewenden. Ganz vergraulen wollte ich ihn ja auch nicht. Also bat ich ihn um gesichertes Material. „Mirko, ich vertraue dir. Doch wenn ich dieses Buch als wahre Geschichte zu Papier geben soll, brauche ich solches Material. Ein Foto beweist leider nicht, was einst mit dir so Schreckliches geschah. Oh, nein: ich habe ja deine Narbe gesehen. Sie zeigt mir unverblümt, dass dir mal etwas zustieß. Doch ohne gesicherte Dokumente, Berichte oder sowas, ist die Story nur eine Story von vielen. Du willst mir deine Geschichte für ein Buch nach tatsächlicher Begebenheit erzählen. Ich bitte dich daher mich als Autor zu verstehen.“, erklärte ich ihm damals. Um ihm auch zu zeigen, dass ich ihm glaube. Doch ich die Geschichte von ihm nur mit entsprechenden Material glaubhaft in Szene setzen könne. „Ich bin voll und ganz bei dir.“, sagte ich. Um ihm mein Vertrauen zu zeigen das ich in ihn und seine Erzählung hatte. Ja, das kann sich sicher jeder vorstellen. „In dieser Kiste habe ich alle möglichen Dinge gesammelt und aufbewahrt. Für das Buch. Bitte vertrau auch du mir. Ich weiß nicht wie ich das Alles sonst abschließen soll. Wenn ich das denn überhaupt kann. Ich gebe dir alles was du brauchst. Du kannst sogar in der Klinik deine Erkundungen nach dem ganzen Scheiß anstellen. Ich habe dich bei den Ärzten bereits angemeldet und für dich eine Vollmacht ausgestellt. Nimm die dann bitte mit. Du wirst dann dort alles über die Verletzungen erfahren.“, meinte er auf meine Skepsis. Worauf ich ihm mit offenstehenden Mund zunickte. Da hat er mich doch tatsächlich wieder übertrumpft. Er hatte wohl mit meiner Skepsis gerechnet.
„Das Elend auf den Fotos bin wirklich ich.“, widersprach er mir. Wohl der Wink dahin, ihm wirklich vertrauen zu können. Das Gefühl hatte ich an diesem Abend ja. Doch ich als Autor gern Infomaterial hätte, um eine solche wahre Geschichte damit beweisen zu können. Klar darf ich sie nicht als Datei in das Buch einscannen. Das mir ja der liebe Staat verbietet. Doch wenn ich daheim bin, brauche ich neben meinen bescheidenen Infos, die ich aufs Papier von einem fetten kleinen Notizblock gekritzelt habe, auch bewiesenes Material von demjenigen, den ich zuvor befragte, äh, interviewte. Solche Daten sind mir dann sehr wichtig. Ich will ja nicht etwas erfinden das ich mal eben dazwischen schmiere, nur weil ich den Platz füllen will oder muss. Nein, das gibt es dann bei mir nicht. Es muss dann Zeugs her das so eine wichtige Geschichte ausmacht und erst dann glaubwürdig wird. Wir Autoren dürfen keine Namen von Beteiligten, Opfer und Täter, benennen. Ausnahme ist nur, wenn wir eine Erlaubnis zur Verwendung der Daten von Beteiligten vorweisen können. Doch was spezielle Fälle angeht, dürfen wir mit Ausnahmen verbunden, Details zum Hergang zur Wahrung von Wahrheit der Geschichte verfassen. Ja, auch hier gibt es Ausnahmen, die uns die Arbeit schwer machen. Wenn eine Geschichte mit einer Gerichtsverhandlung behandelt und noch nicht ihr Ende durch einen Urteilsspruch bekundet wurde. Wenn das Gericht uns Auflagen erteilt, zu welchem Prozentsatz so eine Geschichte der Wahrheit entsprechen darf. Oder sie versagen uns Autoren ganz das Verfassen eines Buches zu einem Fall. Dann haben wir die Arschkarte gezogen und müssen uns an deren Auflagen halten.
Wie will man da noch ein gescheites Buch schreiben! Was mir tierisch gegen den Strich geht! Sinn macht eine richterliche Auflage nur wenn dadurch das Leben von Schutzbefohlenen in Gefahr gebracht werden kann. Da lass ich aber generell die Finger von weg. Mirko versicherte mir, mir alles zu reichen was ich brauchen würde. „Die Bilder inklusive“, sagte er mir da. Die ich wieder ansah, als seien sie aus einer anderen Welt. Den Schmerz, der von diesen Bildern ausgestrahlt wurde traf mich tierisch. Als wenn man mir einen Hieb versetzt hätte, der jeden Nerv in mir traf. Er hat mir nur zwei Bilder gezeigt. Erläutern hätte er mir das nicht mehr müssen. Die lange stark zu sehende Narbe zeigte mir eine Form von brutalster Gewalt. An den Verletzungen sah ich, was er über sich ergehen lassen musste. Wer ein bisschen etwas im Kopf hat, erkennt die Muster und Arten, wie oder mit was er einst so stark verletzt wurde. Sie waren kein guter Anblick. Anhand der Verletzungsmuster ging ich davon aus, dass mit Messern und Schlagstöcken, Riemen und einer Baseballkeule auf den Körper eingeschlagen wurden sein musste. Als er mir zuvor sagte, dass er mit seiner Story die Bullen auch an den Pranger stellen will, was hätte ich da zu ihm sagen sollen? Nein? Das tu ich nicht? Boa ey! Dann könnte ich als Autor bald einpacken. Ich befasse mich nicht nur mit Geschichten, die rein nur jemand an mich heranträgt, aus eigenem Interesse. Ich bin doch auch dazu da, kritische Fragen zu stellen. Kritiken an betroffene Institutionen, Rechtssystem und andere zu stellen, die das Allgemeinwohl durch ihre Fehler verletzen. Also war ich doch neugierig. Neugierig auf das was mich in dem Interview erwarten würde. Obgleich ich mir auch Gedanken machte,
ob ich denn der Richtige sei. Also wollte ich es wissen. Zumindest glaubte ich das. Also ich ihn bat, mir noch mehr darüber zu erzählen. Ich wollte alles über den Angriff wissen. Jedes noch so kleine Detail. Nichts sollte Mirko auslassen. Er nickte mir zu und sagte schließlich „Das wirst Du alles von mir erfahren.“. Ja, er hatte mich. Mich für seine Story gewonnen. Ich wurde allerdings das Gefühl nicht los, als würde er etwas im Schilde führen. Der Satz „So eine Geschichte nur einmal zu kriegen“ lag mir noch im Ohr. Ich hatte das Gefühl als sei da noch mehr. Also bat ich ihn zu mir offen und ehrlich zu sein. Mit der Bitte mich zu verstehen und meine Frage gut zu überdenken. Kurz schnaufte er durch. Er sah mich an als hätte er mich sofort wieder heim fahren lassen wollen. Solche Gesichter verabscheue ich, die mir etwas mitteilen wollen, damit ich ja und amen sage. Doch anders betrachtet sehne ich mich seit so langer Zeit nach so einem Engel, der mir so ein „Ja“ aus dem Kopf leiert. Aber ich muss ihm gegenüber ja auch ehrlich sein und ihn dahin gehend beraten. Also bat ich ihn darum. Wenn ich sehe, dass an dieser Sache ein mächtiger Haken hängt, an dem ich die Gefahr riechen kann, brauche ich Gewissheit. Keineswegs würde ich sein Handicap in Frage stellen oder sein Empfinden kritisieren und nie im Leben etwas gegen ihn als Person sagen. Doch wenn jeder von uns so ein Geheimnis draus macht, stört das ja das Vertrauen in uns und die rein geschäftliche Beziehung. „Also: Quid pro Quo“, schlug ich ihm vor. Diese Worte bedeuten laut Erläuterung aus dem Latein: „dies für das“. Treffender wäre wohl aber: „Manus manum lavat“, übersetzt: „eine Hand wäscht die andere“.
Was für mich auch aussagt, dass Offenheit für uns beide gleich gut sein soll. Also ich meinen Namensvetter fragend ansah. Er sah mich an. Schien kurz zu überlegen, atmete tief durch und erklärte mir: „Okay: ich hab was vor. Das kann ich dir aber jetzt noch nicht sagen. Du musst mir jetzt mal vertrauen. Bitte. Nur so viel: ich hab bald Geburtstag. Na gut. Warum sollst du erst noch nach Hause fahren, wenn ich dich auch an diesem Tag dabei haben will.“. „Ach so, ja, stimmt. Aber ich sage dir, dass es bereits so unendlich viele Geschichten über Leute mit einem Handicap gibt. Ob gerade dieses Buch so viele lesen, wird fraglich sein.“, erklärte ich ihm. Ich willigte aber dann doch ein. Wobei ich immer noch so ein blödes Bauchgefühl hatte. Ich der festen Überzeugung war, dass mir mein Gastgeber auch jetzt nicht alles preisgab. Andererseits dachte ich aber auch daran, dass man sich erstmal etwas kennen sollte, bevor man einem wildfremden Menschen sein komplettes Leben auf dem Tablett serviert. „Na gut, Mirko. Ich vertraue dir. Obwohl ich noch immer so ein Gefühl in der Magengrube verspüre. Mir fehlen aber noch ein paar Dinge.“, stellte ich fest, als ich mich im Raum umsah. Mein Equipment, vielmehr meine kleine Cam, ja noch im Auto lag. Den Laptop ich ja wegen der zu kurzfristigen Nachricht nicht eingepackt habe. ‚So ein Scheiß!‘, dachte ich da noch. Wollte ich später mal nach irgendwelchen Eintragungen suchen, die mir mehr über den Fall Mirko verraten könnten. „Den Laptop von mir kannst Du ruhig für deine Arbeiten nutzen.“, empfahl er mir. Ja, zu gern hätte ich schon früher gewusst, wer der junge Mann hier neben mir ist. Dass er mich aber erst an diesem Abend über alles in Kenntnis setzte…
Na gut.
Also bin ich jetzt gewillt, ihn doch ein paar Tage zu begleiten. Auch weil er mir ja erklärte, da seinen Geburtstag zu haben und er mich einlud, als wir uns unterhielten. Wie alt er wird? Zweiundzwanzig Jahre. Ich hörte mich durchschnaufen. Weil er noch kein Alter hatte das über ihn schon so viel erzählen würde. Klamotten habe ich für solche Fälle zum Glück im Wagen. Auch wieder so ein Bauchgefühl von mir. Als ob ich geahnt hätte, dass ich mal zu so einem Interview kommen würde. Ich in keiner Silbe damit rechnete. Doch weiß ich auch, dass so ein Interview zu kriegen, wie ein Sechser im Lotto ist. Ich kann jetzt zuhause tatsächlich sagen „Volltreffer!“. ‚Scheiß Laptop!‘, dachte ich vor drei Jahren immer noch. Den ich zu gern im Auto gehabt hätte. Na, hatte ich ja ein paar Dinge darauf gespeichert. Noch lange bevor ich Kopf über zu diesem jungen Mann her fuhr. Ja. Also sprangen wir beide auf. Mirko half mir dabei, meinen Krimskrams ins Haus zu bekommen. Was ich wieder sehr nett fand. „So: jetzt ist alles da. Ich danke dir.“, sagte ich ihm, nachdem die Tasche mit der Kleidung und meine Handycam im Haus waren. Doch gab ich ihm zu verstehen, dass ich über ihn und sein Leben alles wissen will. Er nickte mir zu und gab mir sein Lächeln. „Na gut. Ich bin schon sehr neugierig.“, erklärte ich ihm und gab ihm jetzt meines zurück. Ich ihm damit zeigte, dass er mich überzeugte. Noch der Meinung, dass das Interview nicht so lange dauern wird und wir auch etwas Zeit für uns haben. Ja: ich wollte ihn nicht nur in dem Interview und dem bevorstehenden Buch, dessen Auftrag zum Schreiben er mir erteilte, kennen lernen.
Hey, ihr hättet ihn mal sehen müssen. Schon wegen seinem Äußeren wäre euch das Herz zerschmolzen. Da hat er wohl gewonnen. Der junge Mann ist nochmals aus dem Wohnzimmer gegangen. Ich habe mich indes auf die schöne weiße Couch aus Leder gesetzt und in mir donnerten Bilder durch den Kopf, die ich nicht kannte. Ja, okay: ich bin Autor und sollte immer wieder mal mit so schrecklichen Dingen rechnen. Was er mir auf den beiden Fotos präsentierte war eindeutig. Meine Texte sind oft aus dem Geist entsprungen. Also völlig frei erfunden. Oder es waren Schlüsselerlebnisse, die mir den einen oder anderen guten Krimi einheimsten. Wofür ich Experten der Kripo besuche und mir so manch hintergründiger Einblick gewährt wird. Auch hatte ich schon viele schreckliche Dinge sehen müssen. Auf einer Fernstraße zwischen Kehlheim und Abensberg war ich Zeuge eines sehr tragischen Unfalls. Ein Kopf flog viele Meter weit von einem Motorradfahrer, der einen Wagen überholen wollte, da dann mit einem entgegenfahrenden LKW kollidierte. Für mich damals ja die Ursache eindeutig war. Gewalt ist jedoch etwas völlig anderes. Auch wenn mich dieser Unfall noch lange beschäftigen sollte. Die Ermittlungen über die tatsächlichen Ursachen von solchen oder anderen Fällen helfen mir dann doch, mit dem Tod noch etwas besser klarzukommen. Wenn auch nicht immer. Was aber keineswegs mein Verständnis hatte. Ich mir bei jedem Toden, den ich kannte oder der mir nahe stand, die Frage stellte, ob das Leben denn einen wirklichen Sinn hat, wenn man andere, die man gern hat, mit ihnen man viel erlebte oder sie noch jung waren und ihr Leben noch ganz am Anfang stand. Na, ich bin kein guter Psychologe.
Das spezielle Fach ich aber doch wieder sehr schätze. Es mich sehr interessiert. Bietet es mir viele Gelegenheiten, in die Materie menschlicher Gedanken einzutauchen. Hat es mir schon hier und da über so manche Sache hinweggeholfen. Auch, als ich mal in einer Krise stand. Ja genau. Das gibt es auch mal bei einem Autor. Und ich darf mit Einsatz der guten Psychologie meine Charaktere finden und kennen lernen, die ich sehr gern in meinen Büchern finden mag. Ich gebe zu, das Leben ist wirklich nicht einfach. Oft ich mir die Frage stelle, was sinnvoll oder auch sinnlos sein soll. Wer aber glaubt es sei alles so einfach, hat den Fuß noch nie in die Welt gesetzt. Steine und Hürden gibt es genug, die uns vor die Füße geworfen oder uns in den Weg gestellt werden. Doch sind wir ja bestrebt, sie frei zu räumen oder die Hindernisse zu übersteigen. Was mir der junge Kerl hier zeigte war schon echt nicht zum Lachen. Weshalb er mich ja auch hatte. Mit meiner Neugier umwickelt, sah ich ihn dann eine ganze Weile an. Ab und an auf meinen Notizblock, in ihm ich ein paar kurze Anhaltspunkte schrieb, die ich bereits von Mirko erzählt oder gezeigt bekam. Ich am Rand bei wichtigen Texten mit einem roten Stift Fragezeichen setzte. Die mir helfen sollten, dies und das bei Gelegenheit noch etwas genauer zu erfragen. ‚Na, einiges kann ich ja aus dem Internet nachlesen.‘, dachte ich mir damals. Es muss ja darüber was zu finden sein. Ich mir in diesem Moment eine lange Nacht einräumte. Ich ja über die Verletzungen von ihm, die er mir auf dem Bild zeigte, mehr wissen wollte. Schon erschien er wieder in der Stube. Mit etwas Technischem. Ich erblickte in seinen Händen zwei Kameras.
Noch eben konnte ich erhaschen, dass er an die Säule der Tür zwei Stative lehnte. Mit einem breiten Lächeln, das ich wieder sehr willkommen hieß, gab er mir zu verstehen, die zwei Geräte für die Zeit bei ihm zu benötigen. Ich war sichtlich baff. Hat er doch tatsächlich eine Menge an Vorbereitungen getroffen. Extra für diese Zeit? Boa! Die Kameras waren der Hammer! Kurz verschwand er wieder. Trat dann alsbald mit einer noch besseren Fotokamera auf. Direkt vor mir blieb er stehen und brüstete sich vor mir mit dem Ding. „Damit kannst Du sicher was anfangen.“, sagte er mir da. Wieder mit einem tierischen Grinsen und irre strahlenden Augen. Ich merke ja sofort, wenn mich ein Kerl umwirbt. Ob er das tat? Oh, mir kam es durchaus in den Sinn. Ihn aber darauf angesprochen habe ich nicht. Nein. Mirko hat mich sicher nicht angebaggert. Aber sein Reiz. Wie soll ich das beschreiben? Es ist so ein Gefühl, das man empfindet wenn uns ein Mensch äußerst sympathisch ist, der an Dich etwas aussendet, was dich noch neugieriger macht. Du ergo noch viel mehr von ihm und seinem Wesen haben magst. Ja. Ich glaube, das trifft es auf den Punkt. Er wirkte auf mich irre animalisch, liebevoll und sinnlich. Nein, ich kann das Gefühl nicht so richtig erklären. Umworben hatte er mich ja schon auf irgendeine Art. Auch wenn er das nur für seine Zwecke tat. Ihn zu interviewen. Als er vor mir mit der Kamera stand, war ich echt perplex. Der Typ hatte irre gute Technik zu bieten, die ich mir nie im Leben leisten kann. Mir blieb nichts anderes übrig als wieder den Kopf zu schütteln. Mit Augen, die immer größer wurden. Überwältigt. Okay. Man kann sich heute ja die Technik ausleihen.
Ja, das geht. Man geht zum Experte und legt einen Obolus auf den Tisch, kann dann Kamera und Co. für eine Zeit lang mieten. Die nach getaner Arbeit sauber und ohne Defekt zurück gebracht wird. Mir war dann aber auch sofort klar, warum er die schon da hatte. Wollte er wirklich ein Interview nach Profimanier in Form einer Dokumentation über sich selbst haben. Zwei große Videokameras mit aller Technik onboard, die einen kompletten Film aufzeichnen können, der dann in hoher Qualität gezeigt werden kann. Meine kleine Cam kann da echt nicht mithalten. Nochmal verschwand der junge Mann aus der Stube. Kurze Zeit später betritt er den Raum erneut mit einer etwas kleineren Videokamera. Die aber technisch genauso ausgereift war, wie die Großen. Ich war wirklich erstaunt über das, was er bereits hier hatte. Meine Frage schien er an mir ablesen zu können. „Guck nicht so! Die habe ich gekauft. Und ich will sie dir ausleihen.“, erklärte er mir. Er sagte mir auch, dass ich die kleinere der drei für Unterwegs nutzen darf. Ich hab nur noch brav nicken können. Sind die großen Dinger ja viel zu sperrig, um sie mal eben schnell so ohne weiteres durch die Gegend zu schleppen. Bevor ich sie aber aufstellte und nutzen konnte, musste ich mir die geniale Technik zuerst ansehen. Sie genau erkunden. Damit ich dann in der Action keine Probleme hatte, sie zu bedienen. Kommt es ja bei so einem Interview auf jede noch so kleine Millisekunde an. Sie durch falsche Bedienung nicht aufgezeichnet werden können, nur weil man sich mit ihr nicht auskennt. Nein. Die Blöße hab ich mir nicht geben wollen. Wenn ich Interviews gebe, muss alles stimmen. Auch die Exaktheit der Fotos müssen sein.
Bilder, die unscharf sind, kann ich im Anschluss nicht nutzen. Kann ja gerade das eine Bild das sein, welches so ein Merkmal, eine Geste, Mimik oder das Verhalten des Interviewten aufgezeichnet hat, das für die Veröffentlichung gedacht wäre. Wenn das unscharf ist oder andere Einstellungen nicht passen, ist es für’n Arsch. Fehler dürfen da nicht sein. Wenn ich die Technik falsch bediene, hat das Folgen. Dessen ich mir absolut bewusst war. Mirko erklärte mir an den Geräten alle Knöpfe im Großen und Ganzen. Ich konnte mir all das zwar nicht so schnell merken. Doch versuchte ich, sie mir einzuprägen. Wie man eine Kamera anschließt weiß ich aus vielen Berichten und Hinweisen in den technischen Foren von Kameranutzern. Na, ein wenig Interesse braucht man dafür ja auch, das ich natürlich habe. Ich bin ja nicht nur Autor. In meiner Freizeit fotografiere und zeichne ich gern. Zwei kreative Hobbys von mir. Das sind meine Beschäftigungen, sollte ich doch mal keine Lust auf Schreiben haben. Für mich sind Fotos, wenn sie denn gut sind, etwas Besonderes. Sie erzählen kleine Storys, etwas über das was ich vor die Linse bekam. Besonders die, auf welchen ich Menschen gefilmt habe. Ich sehe sie, Landschaften, Orte und so weiter ganz anders, als das normale Leute tun. Auch wie ich Charaktere auf Papier bringe, mit Bleistift, damit ich ihre wahren Gedanken in so einem kleinen Moment, sollen dies im Ergebnis ausdrücken. Ich erst dann mit dem Bild zufrieden bin. Ich sehe ergo meine Objekte in meiner Welt, in meinem Fokus, Winkel, als das Menschen tun würden, die nur wahllos umher schauen. Als wenn sie sich für nichts interessieren würden. Oh, da fällt mir ein, dass ich vor Jahren mal einen anderen Künstler bei der Arbeit zusah.
Er hat sofort an mir bemerkt, was ich wollte und entsprechend reagiert. Das nenne ich perfektes Können. Der Künstler auch ein grafischer Dilettant war. Er sagte, dass Bilder nicht perfekt sein müssen. Jedoch das was mit ihnen ausgedrückt werden soll, genau zu sehen sein muss. Wie Recht er hat. Ja. Daher sollten alle Einstellungen und Sequenzen passen. Weil ja ein Foto erst dann genau das zeigt, was man damit zeigen will. Betrachtet wird ein Bild fast ausschließlich im Gesamten. Fehlt die Schärfe, die Toneinstellung oder der Zoom, in Filmen, oder hat man nur minimal die Kamera gewackelt, hat man verloren. Unweigerlich. Also. Man muss sich Mühe geben. So kann ich jede noch so kleine Situation in Bildern auffangen. Wenn die Sequenz auch noch so winzig ist. Für eine Ausstellung, eine Kunstgalerie, für ein Bild in einem Buch oder einfach nur für meine Sinne. Die Beobachtung brauche ich. Sie hilft mir zu verstehen, Fragen zu klären, die mir im Kopf sitzen. Oder ich sehe sie mir immer wieder an. Ich würde behaupten, dass ich mich selbst abhängig mache. Die verfluchte Neugier! Aber sie nutzt mir nur dann was, habe ich alles perfekt. Was immer das mal sein mag. So wollte ich Mirko stets im richtigen Licht. Ihn stets gut sehen, beobachten. Ja, das ist dann ein Muss. Also: schlechte Videos bedeuten ein scheiß Buch über Mirko. Dafür ist teure Technik gut. Ich darf mein Dasein nun als mein Lohn und Brot ansehen und mein Können unter Beweis stellen. Hätte ich einen Fehler gemacht, hätte die Story echt in die Hose gehen können. Also habe ich mir die Technik gut angesehen. Mir von Mirko erklären lassen was zu beachten war und wie ich die beste Qualität erzielen würde. Der Typ kannte sich damit gut aus.
Ja, ich bin da echt ein Raubtier, was Fotografie und Filmen von Objekten angeht. Da muss echt alles passen. Penibel und störrisch wie ein Esel bin ich dann. Wenn Bilder nicht sitzen, hab ich verloren. Kann ich dann meine Cam und selbsternannte Gabe an den Nagel hängen. Boa! Ich bin nie zufrieden. Ich werde echt stinkig. Also sog ich alles auf wie ein Schwamm. An diesem Abend redeten wir nur noch. Er fing an mir zu sagen wie gut er meine Bücher fand. Ihn sie sehr mitreißen und er gespannt auf den dritten Teil „In Feuer & Flamme“ sei. Er auch Eiskalt, ein Krimi-Drama, in seiner Vitrine aus Glas hätte. Was er mir bewies, indem er mich zu diesem Ding, ebenfalls in Weiß, zerrte, das in einer Ecke in der Stube stand und mich sehen ließ, welches Buch er meinte. Boa! Das Cover erkannte ich sofort wieder. Ich war baff. Der junge Kerl meine Romane wirklich alle in diesem Schrank fein sauber, jedes für sich, wie ein Kunstwerk, ausstellte. Sollten wohl alle sehen, was er las. In Feuer & Flamme 1 & 2, meine Biografie, Eiskalt und sogar die verdünnte Version „Die Macht der Liebe“ waren drin. Auf der Ebene, in die ich direkt sehen konnte, stand sogar mein Foto. „Wow! Danke!“, hab ich gesagt. Er erklärte mir, dass er mich nur aus diesem Grund zu sich einlud, nur ich in Frage kommen würde. „Ich vertraue dir .“, hörte ich die wohltuenden Worte. Sicher nur, um mir Mut zu machen. ‚also gut‘, dachte ich. Ob ich aber so gut sein würde, habe ich dank meiner Skepsis nicht gesehen. Er sagte mir dann, dass alles gut wird. Was für ein Optimismus! Na dann…
Am nächsten Tag.
Es war so gegen zehn Uhr, wachte ich so langsam auf. Aus irgendeinem Grund, den ich nicht beschreiben kann. Na, sicher hatte ich ja nur was geträumt. Mein Schlaf war wirklich echt tief. So gut hatte ich seit langem nicht mehr geschlafen. Ich öffnete meine Augen. Ich spürte, dass ich auf dem Rücken lag. Die Decke in diesem Raum erblickte ich zuerst. Es war nicht mein Schlafzimmer. „Wo bin ich hier?“, fragte ich in den Raum hinein. Also sah ich mich hier um. Erschrocken war ich dann auch. Die Möbel aus dem gleichen Material wie die, die ich in meinem Schlafgemach aufgestellt hatte. Auch wie sie hier drin aufgestellt waren, irritierte mich. Kurios kam ich mir jetzt vor. Der Raum hier etwas größer schien, als mein Zimmer zum Pennen daheim. Genau. Daheim war ich also nicht. ‚Wo bin ich hier?‘ dachte ich wieder. Im Kopf hatte ich einen dunkelblonden Kerl mit leichtem Dreitagebart und ebenso sexy wirkenden Körper, der nur eine knappe Jeans trug, die gerade so seinen Po verdeckte. Seine Beine aber komplett frei von Stoff waren. Der Kerl ein dünnes, fast durchsichtiges Boxershirt an hatte, das ihm nur bis zur Taille reichte, das so weit ausgeschnitten war, dass ich ihm seinen Körper darunter hätte gut berühren können. Auch erinnerte ich mich an sein irre schönes Lächeln. Als er mich empfang und mich im Anschluss zu sich ins Haus zog, mich dann auf eine weiße Couch presste und mir etwas über sich erzählte. Währenddessen ich ihn von Kopf bis zum Gesäß beäugte.
‚Oh! Ein echt schöner Traum!‘ dachte ich noch, als mir dann doch einfiel, dass ich nicht daheim sein konnte. Noch etwas vom Schlaf besoffen sah ich mich erneut um. An der Wand gegenüber von mir, in dem Bett, in dem ich lag, stand ein runder Tisch aus Rattan mit zwei Sesseln, die aus gleichem Material waren. Der Tisch ebenfalls aus Rattan war und auch eine Glasplatte trug und die Sessel weiche Kissen besaßen. Diese Möbelstücke bei mir zuhause nicht zu finden sind. Auf einem der Sessel erblickte ich dann einen noch sehr jung aussehenden, aber echt erotisch wirkenden Mann. Der sah so aus wie der in meinem Traum. Dunkelblondes Haar, grüne Pupillen in den Augen, einen animalischen Mund zum Knutschen und eben das so zauberhafte Gesicht. Na, ich hab sicher echt blöd aus der Wäsche geguckt, als er mir einen „Guten Morgen“ zuwarf und wieder lächelte. Ja. Da war es wieder. Das irre schöne Lächeln. Ergo träumte ich wohl doch nicht. ‚Den Kerl gibt es ja wirklich! Wow!‘, dachte ich da. Ich war dann wieder mal stark beeindruckt. „Komm frühstücken.“, forderte er von mir. Auch diese Stimme hörte ich jetzt erneut. Oh Mann! Ja. Daran kann ich mich noch echt gut erinnern. Wie lange er da schon saß? Keine Ahnung. Sicher schon eine ganze Weile. Also erklärte ich ihm, dass ich gleich am Tisch sitzen werde. Dass ich mir erst den Schlaf aus den Augen waschen will und dass ich… ‚Moment:‘, dachte ich. Auch an die Situation erinnere ich mich heute noch sehr gut. Woran? Ja, also: ‚ich bin in einem fremden Zimmer. Auf einem Sessel mir gegenüber sitzt ein Traumtyp mit dunkelblondem Haar, der mich anlächelt, als wäre ich…‘. Genau. So etwas in der Art schoss mir durch die Birne. Okay. Den jungen Kerl kannte ich ja bereits. Logisch.
Aber, wenn Du mal als Schriftsteller oder Reporter unterwegs sein solltest, noch so ein Anfänger wie ich bist, und du so ein Angebot kriegst, bei so nem Kerl eine Weile sein zu dürfen… Na gut. Ich schiebe diesen Gedanke dir zu. Was Du dann tun würdest, weiß ich ja nicht. Ich entsinne mich noch an den Abend zuvor. Da unterhielten wir uns noch lange. Auch den einen oder anderen Drink spendierte er mir an jenem Abend. Ganz nüchtern waren wir beide nicht mehr. So gegen zwei Uhr in der Nacht ging er in sein Traumland. Während ich mir die geniale Technik noch genauer ansah und dann, nachdem ich einige Notizen in das Schreibprogramm Word eingab, etwa zwei Stunden später mich in den Raum begab, das er mir netterweise hergerichtet hatte, ins Bett fiel und sofort im siebten Himmel war. Ohne noch einmal darüber nachzudenken, auf was ich mich da einließ. Na, kein Wunder also, dass ich völlig vergaß wo ich mich befand und am Morgen danach, als ich die Augen endlich offen hatte, sehr über den Kerl in diesem Zimmer, wo er mich sicher schon längere Zeit beobachtete, erstaunt war. Der so irre süße Engel mich an diesem Morgen noch immer eindringlich zu beobachten schien. Ja... Wie er hieß wusste ich auch noch. Mirko. Dennoch bewegten sich kurze Bilder in mir. Hat man ja nicht wirklich so oft mit so einem Interview zu tun, für das man tatsächlich mal mehrere Tage bei jemandem sein darf. Und das auch noch bei so einen heißen Kerl. Die Überraschung ja noch immer in mir etwas – na – ich sage mal – Unbehagen auslöste, als er mich damals bat, ihn so lange zu begleiten. Man sich dann schon doch fragt, was so ein Schnösel mit einem vorhat. Schnösel? Oh nein. Sorry!
So habe ich das nicht gemeint. Ich war nur echt baff über seine Entscheidung. Weil er ja auch noch echt jung aussah. Nicht wie knapp zweiundzwanzig Jahre. So ein Jungspund ja total skeptisch sein müsste. Ein solcher so eine Einladung ja eher nicht von sich gibt. Ich schon nach einem Haken an der Sache suchte. Die Mutter ja plötzlich in diesen Raum latschen konnte, um mich an den Haaren zu packen und aus dem Haus zu werfen. Es ja schon derart Urteile gab, die einem Reporter oder Filmer zum Verhängnis wurden. Ich mich für meine Nächtigung rechtfertigen müsste. Nein, das war nicht der Fall. Okay. Ich hatte mich ja abgesichert. Mir von ihm den Ausweis zeigen lassen. Was mir dann wichtig ist. Weiß ich ja nicht ob ein so jungaussehender schöner Kerl wirklich schon achtzehn Jahre alt oder älter ist. Interviews mit Minderjährigen dürfen laut Gesetz nur stattfinden wenn es die Eltern oder der Vormund erlauben und sie anwesend sind. Nur in wirklich sehr seltenen Fällen dürfen Minderjährige befragt und gefilmt werden, wenn sie allein sind. Zum Beispiel wenn sie mit sechszehn bereits alleine ihren Haushalt führen, sie als absolut selbstständig gelten. Selbst dann kann das Gericht uns ein Interview versagen. Da fällt mir hierzulande ein Fall ein. Ein Zeitungsfritze mit dem Gesetz im Konflikt stand weil er unerlaubt eine zu junge Person befragte, obwohl die allein war, eine eigene Wohnung hatte und ihren Lebensunterhalt selbst bestritt. Ihre Eltern sich der Verantwortung entzogen, indem sie das Kind aus dem Haus warfen. Die ihn aber trotzdem anzeigten. Wegen ihrer Minderjährigkeit. In der Tat die junge Frau erst knapp sechzehn Jahre alt war. Der Richter den Eltern doch Recht gab,
obwohl sie nach Einschätzung von Fachleuten selbstbestimmend handeln konnte. Was durch einen Psychologe bestätigt wurde. Da soll einer unser Rechtssystem verstehen. Ist das hiesige Gesetz ja so dehnbar wie ein Gummi. Doch ich der Meinung bin, Menschen, die minderjährig sind, weiterhin durch das Gesetz zu schützen. Auf der einen Seite wegen ihrer zu geringen Lebenserfahrung. Sind minderjährige Leute ja nicht so damit vertraut. Können nicht wirklich Gefahren einschätzen und entsprechend reagieren. Eben weil sie noch ganz am Anfang ihres Lebens stehen. Es sollte der Schutz stets von Minderjährigen zuoberst stehen. Was derartiger Schutz bedeutet, sollten sich alle ins Gewissen rufen. Man sollte die zu jungen Menschen generell in Ruhe lassen. Ja, Kolleginnen und Kollegen: lasst die Finger weg. Jedoch will ich alle Juristen auf Mängel dieses Rechtssystems, gerade das Interviewen von Kindern unter Achtzehn, hinweisen. Mir schon der Sinn darin steht, Eltern jegliche Entscheidung zu nehmen, die ihre Kinder aus dem Haushalt warfen. Diese Eltern sollten gar kein Recht mehr haben dürfen, sich in die Dinge ihrer verbannten Kinder einzumischen. Verbannt ist verbannt. Hier bin ich sogar dafür den Eltern von betroffenen Minderjährigen ganz den Bezug zu nehmen. Den Betroffenen stattdessen einen Obhut an die Seite zu stellen, der nur ihre Rechte vertritt. Kinder und Jugendliche sollten nicht zu Themen befragt werden die sie nicht einschätzen können. Auch reicht es nicht dem Betroffenen einen Angestellten des Jugendamtes an die Seite zu stellen, der in der Regel ja nicht ständig für so ein Kind da sein kann. Wir Reporter, Journalisten, Autoren und wer noch von Interviews abhängig ist, um damit Geld zu verdienen – keine Frage – sollten uns alle verantwortlich fühlen, so junge Menschen wirklich zu schützen. Sie nicht zusätzlich in Gefahr zu bringen. Das Gesetz sollte daher eindeutig und klar sein. Kinder sollten nicht den Haien zum Fraß ausgesetzt werden. Damit ist jede minderjährige Person gemeint. Es kursieren genug Fehltritte in der Welt umher. Nicht nur durch zu gierige Reporter. Das zu schwammige Gesetz sollte streng überarbeitet werden. Kurz und knapp: Befragungen und Filmen von derart Betroffenen in keiner Weise zu gestatten. Das wäre die beste Alternative, Kinder unter achtzehn zu schützen. Sicher hat auch diese Gruppe ein Recht auf Meinung und freiheitliche Entfaltung. Doch ich habe zu oft in der Vergangenheit von derartigem Missbrauch gehört. Da lohnt es sich zweifelsohne, hier gänzlich einen Riegel vorzuschieben. Auch wenn ich als Autor dann von ihren Storys, die sie an mich bringen wollen, nicht profitieren kann. Na ja, ich die eine oder andere Geschichte dann doch zu gern hätte. Okay. Wir leben in einer Welt, in der wir alles tun sollten, sie vor missbräuchlichen Dingen zu schützen. Doch wenn der Erwachsene selbst nicht in der Lage ist, oder er sich nicht bewusst sein will, muss das Rechtssystem Abhilfe schaffen. Klar hätten wir Autoren, Reporter und wer noch alles mit solchen Informationen Geld verdienen muss, weniger Reichweite, was auch so kritische Infos betrifft. Doch seien wir mal ehrlich. Auch wir unseren eigenen Kindern so Kontakte nicht zumuten würden. Oder? Also, bleiben wir daher auf Abstand. Dann gibt es auch keine Rechtfertigungen gegenüber obliegenden Instituten…
Mirko war damals also schon weit über Achtzehn. Den Eindruck als wäre er dem Interview nicht gewachsen, hatte ich nicht. Damals hatte ich aber schon so meine Bedenken. Also ich schon eher nur an einen Traum dachte und dann sehr überrascht war, diesen Engel real auf dem Rattan-Stuhl gegenüber zu sehen. Er mir dann auch noch einen guten Morgen wünschte. Genau der Typ, von dem ich träumte. Ich sicher nicht im Geringsten daran dachte, mich in diesem Zimmer vorzufinden. Okay. Dass ich mit ihm ein Interview führen sollte, wusste ich dann sofort, nachdem ich ihn dort vor der anderen Wand entdeckte. Trotzdem war ich erstmal baff. Mir dann auch gleich wieder in den Kopf stieg, dass ich bei ihm eine längere Zeit zu sein hatte. Oh, ich war natürlich sehr dankbar über sein Angebot. Was man ja im Leben sicher nur selten, äußerst selten bekommt. Ja. Ich würde dieses „Angebot“ schon als ein Schicksal ansehen. Ich, der noch völlig grün hinter den Ohren als Autor ist, kriegt so eine Chance! Das war für mich sehr bedeutend. Weshalb ich dem jungen Mann meinen größten Dank aussprechen durfte. Also mio Angelo: ich drück dich an dieser Stelle mal ganz fest mit viel Herz…! Habe ich ja noch an diesem Morgen nicht mit einer Silbe daran gedacht, was noch auf mich wartete. War ich ja der festen Überzeugung, hier von einem jungen Mann etwas zu erfahren, dessen Story rasch erzählt würde. Na, den jungen Typ muss ich mir gemerkt haben. Ist er ja mein Namensvetter. Er heißt Mirko Jupp. Nur sein Familienname hat einen Buchstabe mehr, „Eisenmann“. Und er ist um einige Jahre jünger als ich. Zweiundzwanzig Jahre. Nicht ganz. Im Kopf rechnete ich aus wie alt ich 1994 war.
‚Oh, zweiundzwanzig‘, kam ich auf das Ergebnis, wovon ich doch überrascht war. Man es mir an der Stirn ablesen musste, die ich mit Denkfalten bestückte. Dann flatterten mir noch mehr Gedanken in den Sinn. Wir hatten am Abend davor nur über ihn geredet. Er will mir über sich was erzählen und zeigen. Okay. Jetzt bin ich wach. Mirko sah mich immer noch an. Wieder mit so einem irre Lächeln. Also grinste ich zurück. Mit neugierigen Augen sah ich ihn an. Weil er kein Shirt trug. Sein Intimbereich nur mit einer kurzen Hose bedeckt war. Ich hatte auch nur eine Pants an. Ansonsten lag ich im Bett ohne weitere Wäsche. Da wusste ich, warum er so lächelte. Also hatte er mich doch voll und ganz im Visier. Damit Mirko nicht noch länger auf mich warten, mich anstarren musste, ließ ich mich in die Sitzposition hinaufheben. „Wie ich sehe, hast du gut geschlafen, oder?“, fragte er mich, obwohl er die Antwort schon in den Raum stellte. Tatsächlich war ich im siebten Himmel. Du? Ja, wir haben uns geduzt. Wir es bequemer fanden und so besser miteinander umgehen konnten. Jedoch ich der Meinung war, das eigentlich nicht zu tun. Aber wir haben das so vereinbart. Mirko wollte das so. Wegen dem Vertrauen. Gepennt hatte ich sehr gut. Zu einem Gespräch ich aber noch nicht wirklich bereit war. Brauche ich immer etwas Zeit zum Wachwerden. Um mich zu ordnen und um mir die Aufgaben zu verinnerlichen, die ich an einem neuen Tag haben werde. Also nickte ich ihm nur kurz zu. „Ich bin gleich für Dich da.“, erklärte ich ihm dann und stand vom Bett auf. Okay: ein leichtes Lächeln hatte auch ich für ihn parat. Schon ging ich quer durch das Zimmer. Dabei habe ich nochmals zurück geblickt,
um den Kerl noch mal sehen zu können, ehe ich in einen kleinen Raum verschwand. Um mich zu vergewissern, dass es diesen jungen Mann wirklich gibt. Der sah mir natürlich hinterher. Er gab sogar einen Pfiff preis. Der mich den Kopf etwas schütteln ließ und mir ins Gesicht noch so ein Lächeln zauberte. Doch sagen konnte ich noch nichts. Der Schlaf. Ihr wisst schon. Also verduftete ich in den kleinen Raum, der eine Duschkabine, ein WC und ein Waschbecken besaß, über das sich ein großer Spiegel ausdehnte, dessen Person, die sich mir präsentierte, ich noch nicht kennen mochte. Mein Aussehen sagte mir da etwas, das ich lieber nicht hätte sehen wollen. Doch vor dem Spiegel kann ich das ja nicht verbergen. Also schloss ich die Tür.
Ein Geräusch, wie von einem Propeller ging an. „Och nö!“, war ich davon nicht so begeistert. Der Raum hatte kein Fenster. Da war es der blöde Lüfter, der den höllischen Krach in meine Ohren trieb. Was ich echt nicht mag. Schon so früh am Tag solchen Lärm. So saß ich dann auf dem Klo. Na, was ich da tat, erkläre ich jetzt nicht. Das sollte jeder wissen. Haben ja alle Lebewesen mal so ein Bedürfnis. Fertig damit, stellte ich mich auf die Beine und betätigte den Drücker der WC-Spülung. In der nächsten Sekunde stand ich erneut vor dem großen Spiegel. „Na, kennen tu ich Dich nicht. Aber was soll’s. Waschen muss ich Dich trotzdem.“, meinte ich zu dem, der mich ebenso blöde ansah, wie ich ihn. Damit das laute Getöse des Propellers aus der Lüftung aufhörte so einen Lärm zu veranstalten, öffnete ich die Tür des Badzimmers. Meine Pants ich aber nicht mehr an hatte. Die lag in dem kleinen Raum auf dem Fliesenboden.
Im Anschluss öffnete ich die Türe der Duschkabine. Sie war modern. Hatte sogar kleine Löcher in der Säule, die man als Massage nutzen kann. Ansonsten bestand das Ding, die Räumlichkeit, fast aus Glas und war für alle Augen gut zu durchschauen. Wer also jetzt hier rein gekommen wäre, hätte mich sehen müssen. Egal ob man will oder nicht. Aber das stört mich nicht. Ich zeige gern meinen Körper. Ist er ja nun auch nicht so schlecht. Ich bin ein schlanker Typ, der noch einen, wie ich selbst finde, knackigen Body hat. Okay. Das muss ich jetzt nicht ausbreiten. Ich hatte im Kopf, den jungen Mann zu interviewen. Was hat er drüben gesagt? Er wartet auf mich zwecks Frühstück? Auch das noch! Ich bin kein Mensch, der so auf die erste Mahlzeit des Tages achtet. Schnell einen Kaffee und schon bin ich glücklich und kann beginnen, in den Tag hinein zu leben. Dafür kann sich mein Magen grade noch entbehren. Mehr geht aber meist nicht. Dieser Faulpelz …‘ Okay: ich hatte ja erwähnt, dass ich kein Frühaufsteher bin. Mein Tag erst nachmittags ab etwa zwei Uhr beginnt. Na gut. Den jungen Kerl bemerkte ich nicht, als er sich an die Tür des Baderaums schlich und sich an dessen Rahmen lehnte. Seinen Pfiff vor noch Minuten hatte ich immer noch im Ohr, der für mich schon amüsant war. Also darf ich mich doch auch ruhig zeigen. Sehe ich ergo doch nicht so eklig aus. Gemütlich stieg ich aus der Dusche, nachdem ich den Knopf für das Wasser aus der Brause da oben betätigte. Den ich so weit nach links drehte bis das Wasser von oben nicht mehr herabkam. Ich stand dann am Spiegel. Da erst erblickte ich den jungen Kerl, der meinen Name trägt. Er sah mir tatsächlich zu.
Baff war ich dann erstmal. Ihn betrachtete ich darin nun auch wieder etwas mehr. Er konnte mich völlig nackt sehen. Was er vorhatte? Ich wusste es nicht, hatte keine Ahnung. Aber ich sah, dass er seinen Blick nicht von mir wich. Von Kopf bis Fuß bemusterte er mich. Oder doch nur meinen Körper? Ziemlich eindringlich. Ich gestehe, dass es mir gefiel, von ihm so beäugt zu werden. Ich dann doch etwas lächeln musste. Na, ich hatte schon den Eindruck als würde er mich am ganzen Körper begutachten. Oh Mann! Was hätte er getan, hätte ich mich umgedreht? An mir bemerkte ich die sanfte Erregung. Zum Glück stand ich damit dem Spiegel zugewandt. Gesagt habe ich nichts. Ließ ihn einfach machen und musste ihm immer wieder ein Lächeln zeigen, das er mir erwiderte. Als ich mich das nächste Mal im Spiegel nach ihm umsah, war er auf einmal weg. Jetzt konnte ich meinen hässlichen Dreitagebart wenigstens in Ruhe bearbeiten. Danach säuberte ich mir mein Face. Schon war ich bereit für diesen Tag. Dann schlenderte ich aus dem Bad ins Schlafzimmer. So nackt, wie ich einst geschaffen wurde. Durch den Raum ich gemütlich stolzierte. Dort hatte ich ja meine Sachen in die halbhohe Kommode verstaut. In ihr angelte ich mir ein frisches Slip und ein dünnes Shirt. Es ist aus einem geflochtenen Stoff grobmaschig hergestellt. So können andere meinen Body sehen. An der Wand hing ein länglicher Spiegel. Den ich erst da richtig wahrnahm. Weil Mirko darin zu sehen war, der mich wieder beäugte. Mir nichts anderes übrig blieb als ihm mein Lächeln zuzuwerfen. Es war ja auch an diesem Tag wieder so warm. Doch in Mirkos schönem Haus schien es entweder eine gute Dämmung oder eine Klimaanlage zu geben.
Es war überall in seinem Haus angenehm. So, wie es im Sommer in Häusern sein sollte, hat man eine gute Dämmung oder ebensolche Klimaanlage gewählt und diese eingebaut. Was ja nicht überall der Fall ist. Leider. Ich hab auch schon in Häusern gesessen, die vor lauter stickiger Luft nicht auszuhalten waren. In ihnen ich schwitzte, dass mir das Wasser buchstäblich aus den Klamotten triefte und ich nicht wusste, wie ich mich geben sollte. Das finde ich wirklich abartig. Wenn Leute keine Ahnung im Hausbau haben und sich so einen Dreck aufschwatzen lassen. Okay. Auch darüber lasse ich mich jetzt nicht aus. Der junge Mann beobachtete mich genau. Also ich ihm noch so ein Lächeln zuwarf. Ich früh ja eigentlich meine Zeit brauche. An diesem Spiegel konnte mich Mirko komplett sehen. Ein paar Mal warfen wir uns Blicke zu. So hatte ich etwas zu tun um die Klamotten aus dem Kasten zu holen. Ja, Mirko beobachtete mich ziemlich eindringlich. Da war ich dann wirklich wach. Nach diesen Blicken, von diesem jungen Kerl auf jeden Fall. Dann erhob er sich. Bevor er aus dem Raum ging, erklärte ich ihm, gleich am Tisch zu sein. „nur fünf Minuten“, sagte ich ihm. Er nickte mir freundlich zu und drehte sich dann auch schon um. Schon trat er den Gang aus dem Zimmer an. Ich beeilte mich natürlich. Wollte ich ihn ja nicht so lange warten lassen. So schob ich mir die kurze Hose hinauf und über mein Gesäß und zog mir das schwarze Netzshirt über den Kopf. Jetzt konnte ich mich wieder sehen lassen. Okay. Mirko war sicher neugierig. Das aber sollte mich nicht interessieren. Ich eigentlich nur hier in seiner Wohnung war um ihn zu interviewen. Obwohl er so verdammt gut aussah.
Im nächsten Augenblick ich mich im Spiegel bemusterte, mir die Haare sortierte und dann auch schon in Richtung Stube unterwegs war. Dort er mich umarmte und mir einen guten Morgen wünschte. ‚Oh Mann!‘ dachte ich. Schon sah ich wieder sein süßes Lächeln. „Das wünsch ich dir auch, mein Bester.“, erwiderte ich. Ja, wirklich. Er schien tatsächlich so nett zu sein. Schon bat er mich, auf der weißen Couch Platz zu nehmen. Auf dem Tisch ich sah, dass er ihn reichlich gedeckt hatte. Alles konnte ich auf ihm vorfinden. So einen Hehl mache ich mir nicht um ein Frühstück. Da sah ich eine der Kameras. Am Blinken einer kleinen Lampe am Rekorder auf der Rückseite neben dem Sucher, wusste ich, dass sie aktiv war. Es war eine der großen. Die stellte ich noch am Abend zuvor hier drin auf. Die Zweite stand im Korridor der schönen Wohnung von Mirko, die ich fast umgestoßen hätte, als ich mich beeilte, in die Stube zu kommen. Auch sie war bereits voll und ganz auf ihre Arbeit eingestellt. Die sollte ihn beim Schlafen filmen. Sie haben beide einen Sensor, so einen Bewegungsmelder. Sobald sie die kleinste Bewegung erkennen, schalten sie auf Aufnahme. Dann bewegen sie sich automatisch mit sobald jemand in ihrem Radius auf Achse ist. Nein. Mitlaufen, im Sinne von „Gehen“, tun sie ja nicht. Sie drehen und schwenken ihre Körper automatisch zur Bewegung und verfolgen das Objekt, das gefilmt werden soll. Sogar Schärfe, Zoom und alle anderen Highlights stellen sich von selbst ein. Sofort. Man muss absolut nichts mehr dran tun, hat man das bereits alles berücksichtigt. Wenn Mirko ergo aufs Klo ging, hätte er noch so dahin schleichen können. Die Kamera nimmt diesen Gang dahin auf. Eine echt geniale Technik!
Also hat sie in der letzten Nacht all das aufgezeichnet, was sich hier bewegt hat. Die Daten werteten wir erst am Abend aus. Ich war echt gespannt drauf. So habe ich kurz an sie gesehen. War ich mir noch zu unsicher über die Kapazität der kleinen SD-Karte. Der Film, oder eher die SD-Karte, ein flacher Speicher für digitale Aufnahmen, hatte noch genug Platz für noch viele weitere Bilder. So eine große Filmkamera hat eine gute Kapazität, wenn man den richtigen Datenträger in den Slot hinein geschoben hat. Bevor ich die SD-Karte am Vorabend in den Slot, ein dünner Einschub für solche Karten, schob, las ich ab, wie viel das Ding aufnehmen konnte. Ich mich an 254 Gigabyte erinnere. Eine Menge Daten kann sie in sich aufnehmen. Wenn ich mir überlege, was meine kleine Handycam aufnehmen kann. So eine Karte es im Handel gar nicht mehr gibt. Mit zweiunddreißig Megabyte an Kapazität ein Lacher zu den heutigen SD-Cards. Für den ersten Tag hatten wir vereinbart, ihn persönlich zu interviewen. Das war dann auch der Fall. Okay. Ich will nicht mogeln: einige Sequenzen ließ ich bereits am Abend laufen. Das Gespräch und weshalb er mich für so eine dauerhafte Dokumentation zu sich einlud, wollte ich auf Band haben. Unbedingt! War das, was er mir als Grund nannte, sein Charakter, seine Wichtigkeit für mich von großer Bedeutung. Auch seinen Schlaf habe ich mit einer Kamera gefilmt. Wollte ich ja wissen, ob er ruhig schläft. Also stellte ich die kleine Kamera von mir auf die Kommode in seinem Schlafzimmer. Hoffentlich konnte er dadurch schlafen. Auch sie ja so ein blinkendes Licht an der Seite des Gehäuses hat. Was gut an der ist?
Sie nimmt sogar bei Dunkelheit auf. Also ich ihn nach seinem Schlaf aushorchte. Er mir sagte, dass das rote Blinken störte. Doch er dann trotzdem fix einschlief. Während die beiden großen alles in der Stube und im Korridor filmten. Auch unser erstes Gespräch des letzten Abends. Auch die Getränke, die wir noch zu uns nahmen. Die kleine HD-Kamera holte ich nach dem Frühstück aus seinem Zimmer. Sie stellte ich in meinem ab. In ihr ich ja sehen wollte, wie mein Wirt schlief. Er wollte das so. Also tat ich, was er von mir verlangte. Na, da saßen wir auf der schönen weißen Couch. Wieder das süße Lächeln von Mirko. Das mochte ich echt sehr. Weshalb ich sanft meinen Kopf schüttelte, der voller Gedanken war, die ich eine ganze Weile nicht mehr hatte. Mein Blick auf den Tisch aus Glas gerichtet, leicht geneigt zu Mirko, mit einem selben Lächeln. Ich wollte verlegen aussehen. Wenn ich das doch nicht war. Man wird doch noch etwas schummeln dürfen. Nein, ich wollte ihn nicht belügen. War ich ja schon verlegen. Was ich ihm mit meiner Geste zeigte. Der Tisch bot mir, außer dem für mich wichtigen Kaffee am Morgen, allerhand. Frische, warme Brötchen, Brot hell und dunkel, Butter, Marmelade und Wurst. Nicht zu vergessen: der Käse. Ich sah, dass er davon einige Sorten auf einem Teller zur Auswahl brachte. Der Blonde sah mich an. Lächelte wieder und fragte mich ob er an alles dachte, was ich bevorzugen würde. Ich nickte ihm zu. War der Tisch für mich viel zu üppig gedeckt. Mir hätten der Kaffee und eine dünne Bemme genügt. Aber wollte ich ihn ja nicht kränken. Er gab sich die beste Mühe, mich als Gast zu sehen, wenn ich mal von seinen vielen Flunkereien absehe.
Die er mir wohl sehr gern und ständig zukommen ließ. Ja. Das gefiel mir echt sehr an ihm. Hatte ich schon lange keine solche geboten bekommen. Er ist ein sehr attraktiver Kerl. Na gut.
Wir haben dann erstmal gefrühstückt. Er blickte ständig zu mir. Fragte mich wieder nach meinem Schlaf. Merkte er wohl, dass ich noch immer kaum ein Wort aus mir brachte. Ich aber auf seine Frage nur nickte. Okay, ich hatte in der letzten Nacht nicht viel Schlaf. Hatte ich ja noch etwas zu recherchieren. Erzählte und zeigte mir er ja schon am Vorabend, was er mal erlebte. Also ich im Netz nach Informationen suchte. Mirko stellte mir netterweise seinen Laptop zur Verfügung. Damit ich arbeiten konnte. Auch für die anderen Tage, die ich bei ihm war, durfte ich das technische Ding nutzen. Als ich ihn startete, er sich hochgeladen hatte, sah ich ein Bild, das mein Gesicht in eine ernste Miene versetzte. Auf ihm ich ein Kreuz mit der Aufschrift <Repose>, daneben einen Grabstein mit einem Foto und ein paar Zeilen sah, mit einer Stadt im Hintergrund. Und das war nur der so genannte Startbildschirm. Als ich den kleinen Kasten mit dem Foto eines auch noch jungen Mannes, ein viereckiger Button mit einem kleinen Bild, anklickte, sah ich dann ein Foto, das den eben erwähnten Jungen in voller Größe zeigte. Ich hab dann erstmal durchatmen müssen. In heller Schrift las ich ein paar Daten ab:
„💮 19. Juli 1994 – ♰ 19. Juli 2009“.
Was mir an diesem Morgen erneut auffiel? Der Platz zwischen uns. Ist das wohl der Anstandsplatz. Wie dem auch sei. Ich ließ mich wieder dazu verleiden, ihn anzustarren. Mirko saß neben mir mit einem Shirt, das er aber vorhin noch nicht an hatte. Muss er es sich wohl in der Zeit übergestülpt haben, als ich noch im Gästezimmer zugegen war. Ein Shirt in schwarz. So wie ich, ein Netzshirt. Auch wieder eine knappe Hose hatte er an. Sie war aus schwarzem, dünnen Stoff und bedeckte nur halb sein Gesäß. Eine Pants die seine beiden Pobacken gut zur Schau stellte. Ich ihn daher wieder mal auffallend neugierig anstarren musste. Seinen Reiz spürte ich enorm, der sich direkt im Raum breitmachte. Auch weil er mich ja im Bad so bemusterte. Na gut. Saßen wir also an diesem Tisch, der mir so viele Leckereien bot. Also habe ich mich auf dieses Mahl eingelassen.
Er hat sich ja die Mühe gemacht, mir was zu bieten. Was ich echt nett fand. So saßen wir ergo auf dieser Couch und ein jeder von uns warf unentwegt dem anderen nicht nur einfache Blicke zu. Na gut. Das Frühstück genossen wir beide wohl. Sicher auch weil wir nicht jeder für sich allein die so hoch gelobte Mahlzeit zu uns nehmen brauchten. Mit samt dem guten Kaffee. Aber in meinem Kopf hatte ich noch das Bild, das ich in der Nacht noch an Mirkos Laptop sah. So wirklich genießen konnte ich das Frühstück nicht. Ich sah zur großen Kamera, die ich in einer Ecke gegenüber der Couch gestellt hatte. Er wusste, dass er gefilmt wurde. Deshalb alberte er und machte Faxen. Er stand auch auf und ging direkt zu ihr hin, stellte sich vor ihr auf und lächelte hinein, sagte ein paar Dinge, die ich dank meiner Verschlafenheit noch nicht wirklich hörte. Dann kam er direkt zu mir, baute sich vor mir auf, beugte sich zu mir herab und gab mir plötzlich einen sanften Kuss auf die Wange. Dann hörte ich ihn etwas lauter „Danke“ sagen. Mir blieb nichts anderes übrig als ihm dies zuzulassen. Wieder lächelte er. Boa ey! So absolut süß! Das Verführen dehnte sich über die ganze Zeit des Frühstücks aus. Auch weil er mir scheinbar gern zeigte, wie er war. Mal setzte er sich eher gerade auf die Couch und ließ seine Blicke an mir auf und ab wandern. Dann wieder so, dass ich seinen Körper bis zu seinem Hinterteil bewundern konnte. Wobei ich das Gefühl hatte, dass er das absichtlich tat. Als ob er wollte, dass ich ihn so begutachte. Was ich natürlich tun musste. Ich wollte ihn so langsam mal zu seinem Leben befragen. Das Frühstück dehnte sich durch unsere vielen Bewunderungen zum anderen enorm aus.
Ich erinnere mich, dass ich so gegen zehn aufwachte, mich duschte und nur knapp eine viertel Stunde später am reich gedeckten Tisch in der Stube saß. Wo er sich stets von seiner besten Seite zeigte. Auch ich von ihm mächtig beäugt wurde. Das Frühstück wurde so halb zwölf beendet. Als ich ihn bat, mir mehr von sich zu erzählen. Sofort erlaubte, nein befahl er mir, ihn auszufragen, mit all dem was ich von ihm wissen mochte. Zuerst ich an ihm die Frage stellte, die mich schon eine ganze Weile nicht in Ruhe ließ: „Wer ist Rocco Borna?“. Mirko sah mich an, als hätte ich ihm was antun wollen. Oh Mann! „Rocco war mein Freund. Ich erkläre dir später mehr von ihm.“, entgegnete er mir. Langsam sich sein Kopf absenkte. Wobei ich ihn erregt ein und aus atmen hörte. Sein Blick sehr ernst wurde und er regelrecht auf mein „Okay“ zu warten schien. Wohl auch weil er nicht wirklich was darüber erzählen wollte. Hab ich wohl in ihm etwas ausgelöst das ihm nicht passte. Also ich von mir doch dieses kleine Wort hören ließ. Ich mich im Anschluss daran sofort entschuldigte. „Sorry Mirko, ich wollte dir nicht zu nahe treten. Das Bild auf deinem Rechner: es ist schön. Hast Du das anfertigen lassen?“, wollte ich nur noch wissen. Leicht nickte er seinen Kopf. Ich ein leises „Ja“ zu hören bekam. „Okay“, meinte ich dann. „Erzähl mir jetzt was über dich selbst.“, bat ich ihn. Damit er meine Entdeckung etwas vergessen konnte. Schon war er wie ausgewechselt. Lächelte mich erneut so himmlisch an. Also erfuhr ich von ihm, wie er bis etwa ein Jahr vor seinem fünfzehnten Geburtstag lebte. Alles, was ich da von ihm hörte und auch die große Videokamera einfing, klang total friedlich.
Er erzählte mir von seiner Geburt. Dazu holte er aus einem Fach eines schmalen Regals mit Türen ein Buch und zeigte mir aus ihm etliche Fotos. Es war ein Fotoalbum. Sie dokumentierten, wie er auf die Welt kam. Dass es Komplikationen gab. Doch seine Mutter und er gerettet wurden. Er auch ein paar Wochen früher in das Chaos mit dem Name „Welt“ hineinkatapultiert wurde. Er das Wunschkind, laut seiner Eltern, sein sollte und sie glücklich waren. Was ich auf den Fotos erkennen konnte. „Äh, Moment: Waren?“, hakte ich nach. Zuerst ich nicht so richtig auf den Satz einzugehen schien. Doch mir er etwas sagte, das für mich nach seiner Stimmenlage, also, wie er den Satz sagte, anders klang, als dass man da von Freude reden könnte. Ergo ich ihn doch um noch einige Details bat. Er erklärte mir, dass seine Eltern ihn dann doch abgaben. „An andere Eltern“ sagte er mir. Jedoch sein Blick klar und ruhig war. „Die sollten sich ab da an um mich kümmern. Meine richtigen Eltern waren echt arm dran. Aber sie durften mich besuchen, wann immer es ging. Mein Vater war Alkoholiker, meine Mutter stand unter ewigen Depressionen.“, erklärte er mir weiter. Was ich schon aus anderen Geschichten kenne. Gab es ja so einige, in ihnen ich hören musste, dass die Kinder wegen selbigen Problemen in eine andere Familie gebracht wurden. Die meisten Kinder aber nicht das Glück hatten, so regelmäßig ihre wahren Eltern, vielmehr ihre Zeuger zu sehen. Oder sie wurden in Heime verbracht, worunter viele zu leiden hatten. Sie ihre Eltern komplett aus den Augen verloren. Oh ja, da gibt es wirklich so einige, deren Ausgang leider ungewiss bleibt. Was in mir sofort den Alarm auslösen ließ.
Viele der Zöglinge wurden ja bedingt der elterlichen Probleme misshandelt. Weil der Alkohol doch viel wichtiger war, als das eigene Kind. Das vielen Eltern „über den Kopf“ wuchs. Eltern sie als Konkurrenten sahen und keinen Respekt für Kinder haben. Sie sich nicht darüber im Klaren sind was so ein Zögling braucht. Ihre Eltern – den Papa und die Mama. Daher wir auch ständig und heute leider vermehrt in allen Medien mit solchen Vorfällen konfrontiert werden. Also ich da Mirko sofort ansah, damit er aus meinem Gesicht wieder mal eine Frage ablesen durfte, die er sofort verneinte. Ergo nur das Problem Alkohol seines Vaters und die Depressionen seiner Mutter Gründe waren, weshalb man ihn in eine andere Familie gab. Worauf ich ihm mit „Okay“ erleichtert zunickte. „Nie wurde ich geschlagen oder angegriffen.“, klärte er mich auf. „Es gab nie Gewalt gegen mich. Warum ich mich da fragte, wieso das Jugendamt so reagierte. Man sagte mir, dass das eine reine Vorsichtsmaßnahme sei.“, erklärte er mir. Auf die Frage ob er damals dabei war, als das Jugendamt diese Meinung äußerte, erhielt ich ein klares „Ja“ von ihm. Was man ja eigentlich hätte nie tun dürfen. Wird dem Kind damit ja suggeriert, dass seine Eltern schlecht für es sein sollen. Was mich tierisch an solchen Sprüchen nervt. Okay, ich war auch ein Heimkind. Was ich dem jungen Mann erklärte. Aber ich selbst dafür sorgte, eines zu werden. Im wahrsten Sinne. Ich lauschte seiner irre schönen Stimme wieder. Was er erzählte, schien ihn in meinen Gedanken noch interessanter werden zu lassen. Ja. Mirko meinte, dass das seiner Entwicklung keinen Abbruch verlieh. Er stets seine wahren Eltern sehen, sie besuchen und mit ihnen später in so einige Urlaubsländer mit durfte, als sein richtiger Vater mit dem Trinken aufhörte und seine Mutter endlich eine Therapie besuchte. Das war der erste traurige Nachweis über sein bisher Erlebtes. Was mich aber nicht um Mitleid ringen ließ. Kenne ich ja viele solche Schicksale. Aus anderen Erfahrungen. Dennoch versuchte ich, mich entsprechend zu verhalten. Ich wollte ja nicht wie ein Idiot dastehen, der keine Ahnung von Interviews hätte. Nein, da wollte ich doch professionell sein, und bleiben. Na, solche Geschichten gibt es ja echt wie Sand am Meer. Keine so große Besonderheit schien mir die seine zu sein. Doch war ich neugierig auf das, was mir mein Namensvetter noch erzählte. Ergo lauschte ich seinen Worten gespannt, die er mir fast wie ein Wasserfall sein Wasser herab lässt, schilderte. So erfuhr ich, dass er mit sechs Jahren in die Schule kam. „Ein Musterknabe war ich ja nicht so wirklich.“, hörte ich ihn sagen. Wobei er mir so ein Grinsen zuwarf. Und dass er sich gern gegen andere behauptete. Sogar die Gefahr bestand, dass er entlassen werden sollte. Sein Ziehvater aber so ein Anwalt mit bestimmtem Ruf sein soll und seine Ziehmutter ebenfalls einen guten Ruf zu verlieren hatte. Ja. Da merkte ich wie sich in mir der Gedanke auftat, wenn der liebe Papa Anwalt ist. Ich höre ihn heute noch sagen, dass er hätte in der Schule anders sein müssen. „Mein Charakter war, förmlich ausgedrückt, Scheiße.“, klingt der Satz noch in meinen Ohren. Worüber ich völlig erstaunt war. Weshalb ich ihn wieder mit einem fragenden Blick ansah. Weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass der so irre nette Typ zwischen der großen Videokamera und mir mal so ein Raufbold gewesen sein soll. Er seinen Eltern die Schuld gab, warum er so ein schlechter Schüler war.
So erfahre ich, dass Mirko im Durchschnitt auf fünf stand. Seine Eltern für ihn aber eigentlich nie Zeit gehabt haben sollen. Er sich wie ein Schrank vorkam, der in irgendeine Ecke gestellt wurde, den man nur hin und wieder mal öffnete, wenn man was zum Anziehen brauchte. Sie ihn ansonsten nicht wirklich beachteten. Er es leid fand, bei diesen Leuten sein zu müssen und er sich nach seinen richtigen Eltern sehnte, die für ihn aber in seinem Alter von zarten zehn Jahren nicht mehr erreichbar schienen. Doch er trotzdem, soweit es ging, ein Kind mit Frohsinn war. Boa, warum er aber doch so einen Beruf bekam, muss wohl an ihm selbst gelegen haben. Denn: will man in der Werbebranche arbeiten braucht man gute Noten. Auch ein Hochschulabschluss wäre vom Vorteil. Was mich vor die Frage wirft, wie er sich so mausern konnte. Okay, das erzählte er mir dann auch. Gespannt hörte ich seiner Geschichte zu. Also war er kein Kerl von Traurigkeit. Waren ihm damals die Zensuren in der Schule egal? War er seinen Eltern tatsächlich so schnuppe? Auch wenn der Ziehvater Anwalt mit so einem bestimmten Ruf sein soll, Mirko von seinen Eltern seit Schulbeginn keine Beachtung geschenkt bekam. Ich weiß ja um das Problem Bescheid. Sind ja schlechte Noten oft ein Zeichen für mangelnde Erziehung, Sorgen oder Ängste bei den Kindern. Ein Hilferuf, den Eltern beachten sollten. Auf meine Frage, wie er es dann doch schaffte, aus den so schlechten Noten zu kommen, bekam ich nur „durch Fleiß, Umdenken und einen guten Freund“ zur Antwort. Ihm die Zeugnisse aber nicht ausreichten, um damit angeben zu können. Dann stoppte er das Gespräch. Mit ernster Miene sah er mich an.
Sofort im Anschluss er mir wieder so irre engelhaft zulächelte. Kurz atmete er durch. „Komm wir gehen an die frische Luft.“, hörte ich seine Bitte. Im Anschluss er mir verriet dann mehr über sich zu erzählen. Da wir ja mit dem Frühstück schon eine Weile fertig waren, willigte ich natürlich ein. Ich sah ihm an, dass er über diesen Umstand von einst doch recht traurig war. In ihm die vielen Gedanken umherschwirrten. Oh, ich stellte mir vor, dass er es hätte anders bewerkstelligen können. Er die Schule eigentlich gern besuchte. Aber: wie Kinder nun mal sind, werden sie von ihren Eltern nicht geachtet, weiß ich aus einigen Geschichten. Meist werden Kinder dann rebellisch. Sie lassen sich von ihren Eltern nichts sagen. Weil sie glauben, dass sie fehl am Platze sind. Und doch senden sie ihre Hilferufe aus. Nach dem Motto: „hey! Ich bin auch noch da! Seht ihr mich denn noch?“. Kinder neigen oft dazu, sich in Gefahren zu begeben, damit sie von ihren Eltern ernsthaft wahr gehört werden. Sie wollen ihre Aufmerksamkeit einfordern. Aus einer anderen Story, die nicht von mir stammt, habe ich gelesen, dass sie sich sogar mit dem Tod einlassen. Sie ritzen sich die Arme auf, gehen zu den falschen Gleichgesinnten. Damit sie bestätigt werden. In dieser Geschichte ein junger Mann mit vierzehn Jahren schon voll und ganz auf sich allein gestellt war. Der leider in die Szene rutschte, Drogen nahm, dealte und es nicht mehr aus dem Teufelskreis schaffte. Er nur ein Jahr später völlig entstellt, tot aufgefunden wurde. Der Witz daran war, dass ihn die Polizei kannte. Er immer wieder auffiel. Nein, Mirko war doch noch etwas anders. Zum Glück, stelle ich jetzt hier an meinem Schreibtisch fest.
Und doch schien ihm diese Sache nicht einerlei gewesen. Die Eltern genau die Sorte Eltern waren, denen das Wohl von Mirko am Arsch vorbei ging. So wie er mir diese kleine Story erzählte, schien er bereits abgehärtet. Und doch nahm ich in seiner so engelhaften Stimme diese Wehmut wahr. Als wollte er mir mit dieser kleinen Episode etwas ganz Besonderes mitgeben. Was es ganz sicher war. Das habe ich mir sogar in Fettschrift notiert. In einem Block im DIN-A5-Format. Tränen vergoss er aber keine.
Er meinte nur, dass er die Leute nicht mehr sehen will und sie nicht besuchen wird. Er bat mich die kleine Kamera einzupacken, die ich für die Aufzeichnung draußen brauchen würde. Also nahm ich sie vom Regal, die ich aber nicht in eine Tasche packte. Ich sie stattdessen so mitnahm. Beim Aufräumen der benutzten Teller und Tassen, um die Dinge in den Kühlschrank zu stellen, die dort hinein mussten, half ich ihm. Er sah mich mürrisch an. „Hey lass das. Ich komm gut zurecht.“, sagte er mir auf meine Bereitschaft hin, die ich ihm ja gern gab. Habe ich da sofort an die vielen Leute gedacht, von denen ich auch so angefaucht wurde. Doch will ich nicht nur beköstigt werden, während er sich ständig um mein Wohl sorgte. Das sagte ich ihm dann auch. Also ließ er mich ihm dann doch helfen. Schon lächelte er wieder. Wieder so irre süß, dass ich ihn am liebsten abgeknutscht hätte. Ja, der Kerl gefiel mir so irre sehr! Ihn muss ich unbedingt noch länger betrachten. Ja, ein richtig attraktiver Mann ist er. Mir schwirrten aber noch die Fotos im Kopf umher, die er mir noch am Abend nach meiner Ankunft wohlwollend, aber mit sehr ernsten, traurigen Blicken zeigte. Doch wollte ich ihn nicht sofort damit konfrontieren.
Will ich ja noch mehr über ihn als Mensch wissen. Später werde ich ihn nochmal darüber befragen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass uns das Leben im Laufe der Jahre mit unserem Erlebten zeichnet. Dass wir durch Erziehung und andere Einflüsse geprägt werden. Ein positiver Mensch, der stets das Glück auf seiner Seite hatte, eher dieses Glück ausstrahlt, als jemand der nur vom Pech verfolgt wird. Ergo sich in jedem das widerspiegelt, womit er im Laufe des Lebens konfrontiert wurde. Toleranz, Achtung, Liebe, Zuneigung, Verständnis und das Zuhören sind die Säulen, die uns eher positiv beeinflussen. Hingegen negative Einflüsse uns hier und da an den Rand des Wahnsinns bringen. Wer mal einen Unfall hatte, bei dem er nicht ganz unschuldig war, wird dann vorsichtiger auf der Straße sein. Sofern er dazu noch in der Lage ist. Menschen die keine guten Eltern haben werden später ganz ungewollt eine fast identische Rolle einnehmen. Oft trifft dann der Satz „der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“ zu. Natürlich auch diejenigen, die von ihren Eltern gut umsorgt wurden. Aber Mirko schien komplett anders. Nicht so, als hätte er sich von seinen Eltern im Stich gelassen gefühlt. Was ja ein Indiz für ein eher rabiates Verhalten gewesen wäre. Nein, das konnte ich bei Mirko nicht feststellen. Das macht mich doch nachdenklich und lässt mich die bis dahin angenommene Theorie völlig über Bord werfen. Obwohl Mirko mir erklärte, dass er von seinen Zieheltern völlig allein gelassen wurde. Was der Grund war, warum ich ihn, dessen Papa ich sein könnte, genau beobachten musste. Mir ist bewusst, dass es in seinem Leben etwas gegeben hat das ihn in diese Behinderung zwang.
Mir ist sie ja aufgefallen. Dass er etwas humpelt, nimmt man kaum wahr. Was sicher auch aus dem, was ich sah, herrühren musste. Die Bilder, die er mir zeigte, sagen das ja auf eindrucksvolle Weise. Aber ich will ihn auch nicht drängen. Er soll mir das alles freiwillig erzählen. Habe ich vor noch ein paar Jahren dank meines Unwissens die Erfahrung machen müssen, dass sich ein Interviewter mir gegenüber verpackt verhielt. Er sich von mir völlig überfordert fühlte und schließlich dann gar nichts mehr über sich preisgab. Ja genau: diese Person hat sich mir gegenüber dann mehr und mehr verschlossen. So dass ein gutes Interview nicht mehr zustande kam. Ich es wegen meiner Dummheit abbrach und das Material leider auch nicht nutzen durfte. Die Person war ein Mann in etwa meinem Alter. Auch hier muss ich sagen, dass das Alter eines Menschen keine Rolle spielt. Doch glaube ich noch immer daran, dass meine bescheidene Generation eher vorsichtig ist, was das Preisgeben von Infos angeht. Sind es ja doch auch sehr intime. Und wieder muss ich ein „Aber“ einräumen. Ich hab auch sehr junge Leute befragt, die mir nur spärlich ihre Erfahrungen preisgaben. Was meine These, die Freizügigkeit, mir etwas erzählen zu wollen, nicht bestätigte. Doch woran kann man das festmachen? Wie soll man wissen was einem verraten wird oder nicht? Mal ist man zu störrisch. Mal zu weich um an die Dinge zu kommen, die man wissen will.. Aus solchen Fehlern zu lernen, kann schwer sein. Dummerweise kann man in dieselben Fehler wieder hinein tapsen. Obwohl man das nicht will. Ich würde uns sogar vorwerfen, ein zu automatisiertes Denken zu haben.