Отрывок из книги
Natalie Meyer • Wenn das Leben mir Zitronen schenkt
Man trifft sie nicht mehr häufig – gläubige Menschen. Sie sind sozusagen etwas Besonderes geworden. Und für die meisten, die ich treffe, ist der Glaube oft eine besondere Angelegenheit. Nicht zwangsläufig besonders in dem Sinne, dass er besonders wichtig wäre. Eher besonders, weil der Glaube an Gott besondere Orte und Zeiten hat. Das Gottvertrauen hat am Sonntag von 10 bis 12 Uhr einen Termin auf der Kirchenbank. Wir wissen, wo wir Gott finden, sollten wir ihn mal brauchen. Aber wir erwarten ihn nicht außerhalb der üblichen Treffpunkte.
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Beim Lesen dieser Worte ist sie wieder ganz real: Meine Furcht vor dem gerechten Gott lässt mich innerlich erzittern. Gleichzeitig halte ich die Luft an, denn ich ahne, dass diese Botschaft nicht das traurige Ende vom Lied ist. Sie könnte vielmehr wie die Diagnose eines Arztes sein: erschütternd, aber dennoch von großer Wichtigkeit und Bedeutung. Vielleicht muss ich erst das ganze Ausmaß meiner »Krankheit« erkennen, um ein passendes Heilmittel zu finden. Ich werde immer unruhiger. Wenn der Bibelvers vom Anfang wahr ist, könnte es tatsächlich Hoffnung geben. Einen Ausweg aus der Ausweglosigkeit, der etwas mit Jesus zu tun hat.
Und dann lese ich von ihm. Davon, dass dieser Jesus genau das tat, woran ich kläglich scheitere: Im Gegensatz zu mir hat er jede Forderung Gottes erfüllt. Ist jedem Anspruch gerecht geworden, indem er ein moralisch einwandfreies Leben führte. Indem er stets das Richtige tat. Damit ist Jesus so anders als ich. Meine Neutralität ihm gegenüber beginnt einer gewissen Bewunderung zu weichen. Wieso ist Jesus so anders?
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