China seit 1978

China seit 1978
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Nachdem sich China im Jahr 1978 eine Politik von «Reform und Öffnung» zum Ziel gesetzt hatte, durchlief das Land eine beeindruckende Entwicklung. Von einem Entwicklungsland hat es sich zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt vorgearbeitet und den durchschnittlichen Lebensstandard der Bevölkerung beträchtlich erhöht. Nicola Spakowski zeigt fundiert auf, wie es den Nachfolgern von Mao Zedong gelungen ist, das Land aus der Isolation herauszuführen, Reformen anzustoßen und das politische und ökonomische System unablässig an immer neue Herausforderungen anzupassen. Sie stellt die Besonderheiten der chinesischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft dar und erklärt die Probleme und Konflikte, die mit der fundamentalen Umgestaltung des Landes einhergehen.

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Nicola Spakowski. China seit 1978

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

Weiterführende Literatur

2 Von Mao Zedong zu Xi Jinping: Wechselnde Führungsgenerationen und ihre Programmatik

2.1 Deng Xiaoping und der Übergang von der »Kulturrevolution« zu »Reform und Öffnung« (1970er Jahre)

Übergangsphase und Konflikt um die Nachfolge Maos

Erste Schritte der Neuorientierung: Außenpolitik und Bildungswesen

Ideologische Wende und »Pekinger Frühling«

2.2 Zweite Führungsgeneration: Beginn der ökonomischen Reformen und Tiananmen-Krise (1980er Jahre)

Ökonomische Reformen

Tiananmen-Bewegung 1989

Außenpolitik

2.3 Dritte Führungsgeneration: Institutionalisierung der Reformen und beschleunigtes Wachstum (1990er Jahre)

Ökonomische Entwicklungen

Nationalismus, Liberale und »neue Linke«

Politische Opposition

2.4 Vierte Führungsgeneration: Kontrolliertes Wachstum und gesellschaftliche Freiräume (2000er Jahre)

Ökonomische Entwicklungen

Sozialpolitik

Umweltschutz

Chinas »Aufstieg«

Gesellschaftliche Freiräume und Opposition

Korruption und der Skandal um Bo Xilai

2.5 Die Ära Xi Jinping: Kontrolle nach innen, Weltgeltung nach außen (seit 2012)

Xi Jinping und der »chinesische Traum«

Zentralisierung der Macht

Kontrolle und Repression

Hongkong

Ökonomische Entwicklungen

Vertiefung außenpolitischer Konflikte und internationaler Rivalitäten

Weiterführende Literatur

3 Politisches System und Strategien des Machterhalts

3.1 Dynamischer und anpassungsfähiger Autoritarismus

3.2 Parteistaat und politische Elite

Demokratieverständnis

Politische Strukturen

Kommunistische Partei

Politische Elite

Korruption und Korruptionsbekämpfung

3.3 Kooperation zwischen Staat und Gesellschaft: Partizipation, Konsultation, Kooption

Wahlen auf Dorfebene

Konsultation und Beschwerdesystem

Gesellschaftliche Organisationen

Kooption potentiell kritischer Gruppen

3.4 Konfrontation zwischen Staat und Gesellschaft: Politischer Dissens und Protest, Kontrolle und Repression

Regimekritik

Sozialer Protest

Kontrolle und Zensur

Sozialkreditsystem

Weiterführende Literatur

4 Ökonomisches System und Wachstumsstrategien

4.1 Staatskapitalismus/autoritärer Kapitalismus und seine sub- und transnationale Dimension

Privatwirtschaft

Staatsbetriebe und »national champions«

Staatliche Planung und Industriepolitik

Regionale und lokale Entwicklungsvarianten

Globale und transnationale Dimension

4.2 Voraussetzungen der Reformen und Reformansatz

4.3 Wachstumsstrategien: vom ländlichen Boom zur globalen Expansion

Ländlicher Boom: Entkollektivierung der Landwirtschaft und ländliche Industrialisierung

»Made in China«: Exportorientierung und transnationale Produktionsketten

Konsumkapitalismus: Stärkung der Binnennachfrage durch Urbanisierung und Förderung des Konsums

»Made by China«: Innovationspolitik

»Going global«: Investitionen im Ausland und die »neue Seidenstraße«

Weiterführende Literatur

5 China und die Welt: Außenpolitik

5.1 Rahmenbedingungen, Grundprinzipien und wechselnde außenpolitische Strategien seit Anfang der 1970er Jahre

Nationalismus und Außenpolitik

Konstanten der Außenpolitik

Phasen der Außenpolitik

5.2 Chinas Rolle in der internationalen Ordnung

5.3 China in Asien

China und Japan

China und Südostasien

Territorialkonflikte im Ost- und Südchinesischen Meer

China und Südasien

China und Russland, China und Zentralasien

5.4 China und die USA

Ökonomische Verflechtung – und Entflechtung

Sicherheitspolitische Fragen

Weiterführende Literatur

6 Gesellschaft im Kontext von Autoritarismus und Kapitalismus

6.1 Stadt und Land, Arm und Reich

Ländliches China

Hukou-Politik

Arbeitsmigration und Wanderarbeiter

Urbanisierung

Die städtische Mittelschicht: Konsum und politische Passivität

Die Superreichen

6.2 Bevölkerungspolitik, Gender, Familie

Bevölkerungspolitik

Frauen zwischen Staat, Markt und Gesellschaft

Die »neue Frauenbewegung«

6.3 Ethnizität: Die Konfliktregionen Tibet und Xinjiang

Geschichte der Minderheitenpolitik

Politische Seite des Konfliktes

Entwicklungspolitik und ökonomische Diskriminierung

Weiterführende Literatur

7 Schluss

8 Anmerkungen. 1 Einleitung

2 Von Mao Zedong zu Xi Jinping: Wechselnde Führungsgenerationen und ihre Programmatik

3 Politisches System und Strategien des Machterhalts

4 Ökonomisches System und Wachstumsstrategien

5 China und die Welt: Außenpolitik

6 Gesellschaft im Kontext von Autoritarismus und Kapitalismus

7 Schluss

9 Literatur

10 Abbildungsverzeichnis

11 Index. A

B

C

D

E

F

G

H

I

J

K

L

M

N

O

P

R

S

T

U

V

W

X

Z

12 Abkürzungsverzeichnis

Отрывок из книги

Die Volksrepublik China hat seit 1978 – dem Jahr, das als Beginn der Reformpolitik gilt – beachtliche Erfolge erzielt: Sie hat das nominale Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf von 156 US-Dollar im Jahr 1978 auf 10.262 US-Dollar im Jahr 2019 gesteigert.1 Gleichzeitig hat sie nach Weltbankberechnungen 850 Mio. Menschen aus der Armut geholt und, gemessen am eigenen, niedrigeren Grenzwert, im Jahr 2020 die absolute Armut sogar ganz beseitigt.2 Auf der anderen Seite des sozialen Spektrums befinden sich die Dollar-Milliardäre. Hier wies China 2021 mit 1.058 Personen erstmals einen höheren Wert als die USA mit 696 Personen auf.3 Armutsreduktion und Wohlstandsgewinn waren begleitet von einer Reduzierung der Analphabetenrate von 34,5 Prozent im Jahr 1982 auf 2,67 Prozent im Jahr 2020.4 Auch im internationalen Vergleich hat China in seiner Wirtschaftsleistung rasant aufgeholt: Sein Anteil am globalen BIP (US-Dollar) lag 1978 bei 1,74 Prozent und 2019 bei 16,28 Prozent.5 Bereits 2010 hatte China Japan als zweitgrößte Volkswirtschaft überholt. Dass sich das Land in seiner Wirtschaftsleistung an den ersten Platz vor die USA setzen wird, gilt vielen Analysten als eine Sache von wenigen Jahren. Dabei ging Chinas Wachstum mit einer fundamentalen ökonomischen Umstrukturierung einher. So lag der Anteil des Agrarsektors am BIP 1978 bei 27,7 Prozent, 2019 nur noch bei 7,1 Prozent. Der Anteil des Dienstleistungssektors stieg im selben Zeitraum von 24,6 auf 53,9 Prozent.6 China ist auch längst nicht mehr das Niedriglohnland, das die Welt ausschließlich mit Billigprodukten versorgt: 58 Prozent seiner Exporte entfielen 2019 auf mechanische und elektronische Güter.7 Wachstum und Fortschritt im ökonomischen Bereich trugen schließlich zu einem immer größeren politischen Einfluss Chinas in der Welt bei.

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Schließlich muss noch auf ein grundsätzliches Problem zeithistorischer Darstellungen hingewiesen werden: Wo wird das Ende gesetzt? Und welche Bedeutung hat ein solcher zeitlicher Schnitt für ein Gesamtnarrativ – und seine imaginierte Fortschreibung in die Zukunft? Diese Schwierigkeit besteht besonders in Bezug auf einen äußerst dynamischen Gegenstand wie China und vor dem Hintergrund einer fast schon dramatisch wechselnden Weltlage. Die Arbeit am Manuskript dieses Buches begann Anfang 2017 und endete im März 2021. In diesen Zeitraum fallen die Kodifizierung der Machtkonzentration bei der KPCh und ihrem Vorsitzenden Xi Jinping 2017/18 und die Verstärkung der staatlichen Repression, wie sie sich v. a. in den Randgebieten bemerkbar macht. Es wurden die drastischen Menschenrechtsverletzungen in Xinjiang bekannt. Und Hongkong erregte seit 2019 mit Massenprotesten die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit – und mit von Peking erlassenen Gesetzen, die der Hoffnung auf eine Demokratisierung der »Sonderverwaltungszone« ein vorläufiges Ende bereiteten. Global waren die Jahre seit 2017 geprägt von der Amtszeit des US-Präsidenten Donald Trump, der sich mit dem Slogan »America first« von multilateralen Institutionen verabschiedete und China in einen Handelskrieg zwang. Sein Nachfolger Joe Biden kehrt zwar zum Prinzip des Multilateralismus zurück, behält den ökonomischen Protektionismus und den konfrontativen Kurs gegenüber China aber bei. Auf diesen schwang auch die EU-Kommission ein, die China 2019 zum »systemischen Rivalen« erklärte. Die Anfang 2020 ausgebrochene Corona-Pandemie schließlich dürfte sich nicht nur momentan verheerend auf die einzelnen Länder der Welt ausgewirkt haben, sondern globale Kräfteverhältnisse weiter verschieben. Jeder der genannten Aspekte ändert die Perspektive auf China. Dass das vorliegende Buch im März 2021 endet, ist aber eine rein pragmatische Entscheidung und soll keine Aussage über die Zukunft des Landes implizieren. Spekulationen über Chinas Zukunft werden im abschließenden Kapitel des Buches ( Kap. 7) eigens problematisiert.

Dieses Buch ist als Einführung in die Geschichte Chinas seit 1978 gedacht. Es richtet sich an Studienanfängerinnen und -anfänger des Faches Sinologie und an Leserinnen und Leser jenseits der Fachwelt, die an globalen Entwicklungen und speziell an China interessiert sind. Das Buch versteht sich als Sachbuch, das den aktuellen Wissensstand wiedergibt und mit ausgewählten Literaturempfehlungen zu einer Vertiefung der hier präsentierten Einsichten einlädt.10 Es ist gleichzeitig geprägt von meinen eigenen, langjährigen Auseinandersetzungen mit der Geschichte und Gegenwart Chinas, Studien- und Forschungsaufenthalten, Reisen, Begegnungen und Gesprächen im Land selbst. Bei der Recherche für das Manuskript wurde ich unterstützt von meinen studentischen Hilfskräften Joleen Meiners und Ricardo Rudas Meo. Hilfreiche Kommentare zu früheren Fassungen und wichtige Gespräche über einzelne Probleme verdanke ich meinen Kolleginnen und Kollegen Nina Degele, Jennifer Stapornwongkul und René Trappel. Peter Kritzinger und Ronja Schrand vom Kohlhammer Verlag haben den Band kompetent betreut. Allen genannten Personen danke ich sehr herzlich.

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