Отрывок из книги
Nicole Schweiger
Stroh zu Gold
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Mit der Antragstellung begann für meine Eltern eine ungewisse Wartezeit. Meinem Vater wurde seine Arbeitsstelle als Lehrmeister in der Maurerausbildung gekündigt. Auch meine Mutter war „für einen sozialistischen Betrieb untragbar“ geworden. Dieser Staat, dessen Stärke darin bestand, niemanden ohne Arbeit auf der Straße seinem Schicksal zu überlassen, hatte keine Verwendung mehr für meine Eltern, wollte unsere Familie aber auch noch nicht aus seinen Klauen entlassen.
Ich weiß nicht, wann der Spruch „Jeder ist seines Glückes Schmied“ zum Lebensmotto meiner Eltern wurde. Aber dieser Zeitpunkt könnte der Anfang gewesen sein. Unsere Kernfamilie wurde noch enger zusammengeschweißt. Wir drei waren eine Einheit, unabhängig von System oder Heimatort. Meine Eltern verließen sich auf keinen Staat, sondern ausschließlich auf sich, und sie arbeiteten in den folgenden Jahren hart, um uns eine neue Existenz aufzubauen. „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“, heißt es. Rückblickend würde ich sagen, dass uns Gott ziemlich viel geholfen hat. Bis zu unserer Ausreise, die immerhin erst vier Jahre später erfolgen sollte, fand mein Vater Arbeit in einem der wenigen privaten Betriebe der DDR und darüber hinaus einen guten Freund in seinem neuen Vorgesetzten.
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