Bindungstraumatisierungen bei Kindern und Jugendlichen

Bindungstraumatisierungen bei Kindern und Jugendlichen
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Описание книги

Kinder und Jugendliche, die von ihren frühen Bindungspersonen traumatisiert worden sind, erleben Beziehungen als bedrohlich und fragil. Wer im späteren Leben dieser Kinder für sie sorgt und ihnen neue Bindungsmöglichkeiten bietet, wird mit den weitreichenden Auswirkungen des frühen Bindungstraumas konfrontiert: Regulierungs- und Bindungsprobleme, negative Bilder vom Selbst und von Anderen, Symbolisierungs- und Verarbeitungsprobleme und Identitätsverwirrung. Das vorliegende Buch gibt mit Beispielen aus einer traumasensiblen Therapiepraxis wertvolle Anregungen, wie man in neuen Bindungssituationen mit diesen Verletzungen umgehen kann. Pflege- und Adoptiveltern, Pädagogen, Lehrer, Erzieher, Psychotherapeuten sowie andere Begleitpersonen finden in diesem Buch wichtige Perspektiven und Handlungsempfehlungen für die Betreuung dieser Kinder.

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Nicole Vliegen. Bindungstraumatisierungen bei Kindern und Jugendlichen

Inhalt

Vorwort von Dr. phil. Marianne Rauwald

Vorwort der Autor*innen zur deutschen Version

Vorwort von Dr. med. Peter Adriaenssens

Danksagung der Autor*innen und Anerkennung

Einleitung

Entwicklung im Schatten eines komplexen Traumas

Einleitung

1 Außergewöhnliche Kinder, außergewöhnlicher Versorgungsbedarf

1.1 Jedes Kind ist anders

1.2 Kinder mit Gebrauchsanweisung

1.3 Über das frühe Trauma nachdenken können und dürfen

1.4 Definition der Traumatisierung

1.5 Die komplexe Traumatisierung

1.6 Von der Verletzung zur Narbe

2 Ein kurzer Einblick in die Entwicklungspsychologie

2.1 Ein von Fürsorge abhängiges und sozial orientiertes Kleinkind

2.2 Von der gemeinsamen Regulierung am Anfang des Lebens zur späteren Selbstregulierung

2.3 Der Aufbau von Erinnerungen und dem Gefühl einer eigenen Lebensgeschichte

2.4 Was passiert, wenn Kinder nicht beruhigt und getröstet werden?

2.5 Die Bedeutsamkeit davon, den Kontakt wieder herzustellen

2.6 Komplexes Trauma: Ein Rucksack voll überwältigender Erlebnisse

2.7 Wie frühe Stresserfahrungen die Gehirnentwicklung beeinflussen

2.8 Jedes Kind ist einzigartig: Die Symphonie der Entwicklung eines Kindes

3 Die Relevanz der Bindungsentwicklung für den Aufbau der Persönlichkeit

3.1 Von der Regulierung bis zur Bindung

3.2 Bindungsentwicklung als ein lebenslanger Prozess von Wachstum und Reifung

3.3 Die versorgende Person: Von einer sicheren Basis zum Hafen, der Erholung bietet

3.4 Eine sichere Bindungsbeziehung als Grundlage für eine gesunde emotionale Entwicklung

3.5 Bindung im Kontext eines komplexen Traumas: Entwurf einer inneren Welt voller Angst und Misstrauen

Immer in meiner Nähe bleiben

Am besten auf Distanz bleiben, um sich den Kontakt zur Bindungsperson zu sichern

Ich habe keine Ahnung, wie nah oder wie fern ich dich bei mir haben will oder kann

3.6 Eine neue Landkarte?

4 Notwendigkeit reflektierender und haltender Eltern und Umgebungen

4.1 Über die eigene Innenwelt nachzudenken, wird innerhalb einer »normalen« Familienkonstellation erlernt

4.2 Mentalisierung: ein Psy-Wort für den sorgsamen Umgang mit Kindern

4.3 Eltern wird man ohne Ausbildung oder Gebrauchsanweisung: Auf der Suche nach einem Kompass

4.4 Ein Kind findet sich in den Spiegeln, die versorgende Personen ihm vorhalten

4.5 Kinder mit einem komplexen Trauma sind schwerer zu lesen

4.6 Die elterliche Mentalisierung unter Druck

4.7 Wie hält man als Eltern dann im Sturm noch den Kurs?

4.8 »Außergewöhnlich gute Eltern« gesucht: Verletzte Kinder benötigen Eltern mit besonders ausgeprägten Reflexionsfähigkeiten

4.9 It takes (more than) a village to raise a child (with complex trauma): Ein traumasensitiver Kontext für Eltern

4.10 Traumasensible Hilfestellung

Behandlung: Von der Verletzung zur Narbe

Einleitung

Ein Beratungsrahmen, ein dreiteiliges Angebot

Kinderpsychotherapie im Therapiezimmer: spielen, malen und erzählen

Was Psychotherapie bei Kindern mit einem komplexen Trauma bedeutet

5 Das Spielzimmer als Ort des sich Wiederfindens

5.1 Spielen, Malen und Erzählen bei Kindern mit einem komplexen Trauma

5.2 Narrative Entwicklung: die ersten Geschichten im Leben sind »Co-Constructions« (gemeinsame Konstruktionen)

5.3 Wenn die bisherigen Erfahrungen zu intensiv sind und zu früh auftreten, um in Worte gefasst zu werden

5.4 Traumatrigger: Traumaspuren als Störsender beim Spielen, im Verhalten und in der Kommunikation

5.5 Spielen ist wichtig, um zu wachsen und zu verarbeiten

5.6 Auf der Suche nach Wörtern und Bildern

5.7 Eine Schublade, eine Schachtel und ein Zeichenblock als »Container« für Erfahrungen

5.8 Regisseur der eigenen Geschichte werden: Das Spielen und Erzählen als Wiederholen, Meistern und ›In-den-Griff-bekommen‹

5.9 Gemeinsam Sprache und Bilder für Erfahrungen in der Psychotherapie finden

5.10 Zum Abschluss dieses Kapitels

6 Von der emotionalen Achterbahnfahrt zu neuen Erfahrungen der Regulierung

6.1 Das Regulationssystem von Kindern mit einem komplexen Trauma: Eine Innenwelt, die schnell dereguliert ist

6.2 Hypervigilanz und erhöhte Stressempfindlichkeit: Die biopsychosoziale Falle

6.3 Das Kontinuum der Erregung bei Kindern mit einem komplexen Trauma

6.4 Traumatrigger – Reize, die an das Trauma erinnern

6.5 Erste Hilfe bei Störungen: Co-regulierende Erwachsene, die tief durchatmen und ruhig nachdenken

6.6 Bilder, Worte und Sprache als Grundlage für Regulierung und Kontrolle

6.7 Vom »Eigenbrötler« bis zum »Ausflippen«: Metaphern, die helfen, sich selbst zu verstehen

6.8 Über Löwen, Rehe und Kaninchen: Die Beute eines primitiven fight-, flight- oder freeze-Modus

6.9 Wiederherstellung des Körpervertrauens

6.10 »Stop and rewind«: Von fight, flight und freeze zum gemeinsamen Spielen, Sprechen und Nachdenken

6.11 Abschließend

7 Inseln des Vertrauens in einer Erfahrungs- welt unzuverlässiger Versorgung

7.1 Komplexes Trauma ist auch ein »Bindungstrauma«: Eine innere Welt, die auf einem grundlegenden Gefühl des Misstrauens beruht

7.2 Internale Arbeitsmodelle: Ein »Skript« für Beziehungen – eine Landkarte der sozialen Welt

7.3 Das Spielzimmer als Labor für soziale und emotionale Erfahrungen/Entwicklung

7.4 Brückentester: Die Kraft von und der ewige Kampf mit einer tief verwurzelten Verlassensangst

7.5 Intermezzo

7.6 The witching hour: Gelegentlich überwältigt von grausigen »Hexen«-Gefühlen gegenüber anderen

7.7 »Gespensterstunde-Erfahrungen im Kleinen«

7.8 Außen wütend, Innen zerbrechlich: Wutanfälle als Tarnung der Angst

7.9 Sich verstecken, um gefunden zu werden: Erstes vorsichtiges Vertrauen

7.10 Im Spielzimmer noch mehr Wechselseitigkeit und Vertrauen üben

7.11 Zum Abschluss des 7. Kapitels

8 Ein Selbstnarrativ aufbauen und sich in neuen sozialen Beziehungen engagieren als Fundament der eigenen Identität

8.1 Das komplexe Trauma, der Bindungsabbruch und die Identitätsentwicklung: In einem Labyrinth aus schwierigen Erfahrungen kann man sich auch selbst verlieren

8.2 Eine betäubte Innenwelt: Niemand weiß, wie lange Sprösslinge auf Regen warten können. Tote oder schlafende Keime?

8.3 Die Quelle der Vitalität anbohren und den Keim unter einer Kappe schützen

8.4 Verliert man sich selbst, verliert man den inneren Kompass

8.5 Kollidieren mit neuen Bezugspersonen und Konflikte suchen, um ein Selbstgefühl neu aufzubauen und Keime eines inneren Kompasses (wieder) zu finden

8.6 Identitätsentwicklung: Schrittweise ein neues Narrativ mit verschiedenen Versionen oder Kapiteln des Selbst entwickeln

8.7 Eine Lebensgeschichte mit Lücken, Sprüngen und Inkonsistenzen

8.8 Trauer und Verlust betrifft mehr als nur eine versorgende Person

8.9 Die unvermeidlichen Seelennarben als Teil des Selbst akzeptieren

8.10 Zum Abschluss

Als Fazit: Ein Zehn-Punkte-Programm für eine traumasensible Gesellschaft

1. »Ihre Köpfe erinnern sich nicht mehr daran, aber ihre Körper wissen es noch!« – Ein komplexes Trauma hat immense Auswirkungen auf die Entwicklung

2. Fragen Sie nicht: »Wie durcheinander ist dieses Kind?«, sondern fragen Sie: »Was hat dieses Kind alles durchgestanden?«

3. Erste Hilfe bei Konflikten: »Regulate, then relate, then reason«

4. Seien Sie mild zu denen, die als neue Betreuer*innen oder Bindungspersonen Verantwortung tragen

5. Aufmerksam hinhören, wenn bindungstraumatisierte Kinder von einen Mangel an Fürsorge erzählen

6. Der Stein im Teich: Das Trauma trifft nicht nur das verletzte Kind, sondern auch seinen Kontext

7. It takes a village to raise a child: Für manche Kinder sind neue Eltern nicht genug

8. Vorsicht vor blitzschnellen Lösungen: Um mit einem Trauma den Weg durchs Leben zu finden, braucht man viel Zeit und Geduld

9. Narben: Fluch und Segen?

10. Schätzen Sie jeden Hoffnungsschimmer

Literatur

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Die Autor*innen

Prof. Dr. Nicole Vliegen ist als psychodynamisch ausgerichtete Kinderpsychotherapeutin im Arbeitsbereich Klinische Psychologie der Universität Leuven tätig. Sie lehrt an der Universität Leuven im Bereich der psychoanalytischen Therapie und ist akademische Leiterin der postgradualen Ausbildung für psychoanalytische Kinder- und Jugendtherapeut*innen sowie akademisch Verantwortliche der Kinder- und Jugendtherapie am universitären Praxiszentrum ›Praxis P‹ in Leuven. Sie ist Leiterin des Forschungsprogramms zu komplexen Traumata und Bindungstraumatisierungen bei Pflege- und Adoptivkindern und des Ausbildungsinstituts RINO-Flandern, mit dem Fokus auf die psychische Gesundheit in der frühen Kindheit.

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Darüber hinaus haben viele der betroffenen Eltern auf der Suche nach einem angemessenen Gleichgewicht gelernt, Eskalationen zu vermeiden. Sie haben gelernt, sich weniger aufzuregen und nicht alles so ernst zu nehmen und nicht jeden Streit auszutragen (»choose your battles!«).

Das bedeutet zum Beispiel, dass Mayas Vater nicht gleich sauer wird, wenn Maya auf dem Spielplatz herumschreit: »Loser, nennst du das pünktlich sein?« Er teilt ihr dann in Ruhe mit, dass er der Meinung ist, dass man so nicht mit dem Papa redet, ohne auf eine weitere Diskussion einzusteigen. Dass dies für sie die beste Lösung ist, zeigt sich darin, dass sie sich anschließend erstmals für ihren Wutausbruch entschuldigen kann.

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