Muttermilch

Muttermilch
Автор книги: id книги: 1815155     Оценка: 0.0     Голосов: 0     Отзывы, комментарии: 0 722,8 руб.     (7,05$) Читать книгу Купить и скачать книгу Электронная книга Жанр: Контркультура Правообладатель и/или издательство: Readbox publishing GmbH Дата добавления в каталог КнигаЛит: ISBN: 9783948156374 Скачать фрагмент в формате   fb2   fb2.zip Возрастное ограничение: 0+ Оглавление Отрывок из книги

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"Meine Milch war bitter, voll Ratlosigkeit, Milch der Verwesung. Ich bewahrte mein Kind davor.” Mutter und Tochter – die Generationen von 1944 und 1969 – sind die erzählenden Stimmen des Romans. Die Mutter wird nach einem Skandal mit einem Kriegsveteranen in die lettische Provinz verbannt. Ihre berufliche Karriere in Leningrad endet abrupt durch einen Staat, der ihr die Chance nimmt, sich beruflich und sozial zu verwirklichen. Die Isolation frisst sich in ihr Leben hinein, Bitterkeit und Ohnmacht prägen das Verhältnis zu ihrer Tochter. Die Großmutter bietet ihr, was die Mutter nicht leisten kann: Liebe und ein Zuhause, in dem sie – fast – wie eine mustergültige Sowjetbürgerin aufwächst. Die Familie trifft auf andere Ausgestoßene und Unangepasste, frömmelnde Russinnen, einen Hermaphroditen, einen oppositionellen Lehrer. Immer verlangt das Leben ihnen Kompromisse ab, die sie nicht eingehen wollen. Bis sich die Vorboten der Freiheit regen. Wozu sind sie noch fähig, als der politische Wandel im Land und in Europa beginnt? Voller Symbolik und Feingefühl erzählt Nora Ikstena über die Liebe zur Freiheit und das Drama des Lebens bis zum Fall der Berliner Mauer.

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Nora Ikstena. Muttermilch

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An den 15. Oktober 1969 erinnere ich mich nicht. Wie sollte ich auch. Obwohl es ja Leute gibt, die behaupten, dass sie sich an ihre Geburt erinnern. Vermutlich habe ich richtig im Mutterleib gelegen, denn es soll eine natürliche Geburt gewesen sein. Sie war weder besonders lang noch kurz, die Wehen kamen alle fünf Minuten. Meine Mutter war bei meiner Geburt fünfundzwanzig, demnach jung und gesund, was sich allerdings später als nicht ganz richtig herausstellte. In meinem Gedächtnis oder vielleicht in meiner Vorstellung geblieben ist aber das milde goldene Oktoberwetter, in das sich die Vorahnung der dunklen Tage mischt. Ein Schwellenmonat, zumindest in unserer Klimazone, in der sich die Jahreszeiten abwechseln und der Herbst langsam in den Winter übergeht.

Ich habe manchmal einen Traum, aus dem ich mit einem Brechreiz erwache. Ich liege an die Brust meiner Mutter geschmiegt und sauge daran. Die Brust ist groß und milchreich, aber ich bekomme nichts heraus. Ich sehe meine Mutter nicht, sie hilft mir nicht und ich kämpfe ganz allein mit ihrer Brust. Plötzlich habe ich Erfolg und in meinen Mund fließt eine ekelhafte bittere Flüssigkeit, an der ich würge, bis ich mit einem Gefühl von Übelkeit aufschrecke.

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Doch natürlich zieht das von Mutters Bruder aus England geschickte Kleid sofort die Blicke der konkurrierenden Gruppe auf sich. Auch ihr blonder, glatt gekämmter Bubikopf.

Sie hofft, dass die Schwestern nicht mehr vor der Tür stehen wie Zerberusse, um sie in die sieben Kreise der Hölle zurückzustoßen. Zur Sicherheit wird sie noch ein wenig hierbleiben und dann rausgehen, einen langen Spaziergang machen, am Seeufer verweilen und bei ihrer Rückkehr vorspielen, bis zum Umfallen getanzt zu haben und dass der Jüngling, der sie nach Hause gebracht hat, zu schüchtern war, um herein zu kommen und Guten Abend zu sagen.

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