Stojan findet keine Ruhe
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Norbert Möllers. Stojan findet keine Ruhe
Отрывок из книги
Norbert Möllers
Stojan findetkeine Ruhe
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Fido öffnete ein Auge, seufzte einmal tief, um dann wieder in ein leises gleichmäßiges, sehr gesund klingendes Schnarchen zu verfallen. Stojan erinnerte sich an diese zunächst recht langweilige Feier vor mittlerweile mehr als einem Jahr besser als ihm zuweilen lieb gewesen war. Langweilig war es dann auf einmal nicht mehr gewesen, das lag vor allen an den beiden Hauptdarstellern des zweiten und letzten Teils der Veranstaltung. Wenn man die Cousine zweiten Grades dazurechnen wollte, ja vielleicht auch seine Wenigkeit, kam man sogar auf vier Beteiligte. Gut, fünf, den Neffen oder Großneffen - wer das überhaupt war, wusste er bis heute nicht – wollte er mal mitzählen. Schließlich hatte dieser die ganze Szene geistesgegenwärtig mit Bild und Ton auf sein Smartphone gebannt und verewigt. Und wahrscheinlich verkauft, jedenfalls nahm er es schwer an, wenn es denn tatsächlich ein Mitglied der Großfamilie Stojan gewesen sein sollte.
Zlatko, nein Dragan hieß der Kellner, jetzt fiel es ihm wieder ein, junger Kerl, geschickt, wie er Flaschen und Gläser und Torten und Tassen auf seinen Tabletts balancierte und offenbar Spaß an seinem Beruf hatte. Er hatte das Bild noch genau vor Augen, wie Dragan mit einem Tortenstück auf dem Tablett neben einem reich dekorierten Cocktail zunächst zögerte, dann aber zielstrebig die entfernte Cousine ansteuerte. Er erinnerte sich gut, dass er sich etwas gewundert hatte, denn erstens hatte sie noch ein halbes Stück auf dem Teller und zweitens fand er, dass das eigentlich ausreichen sollte, um rein figurtechnisch noch im Rahmen zu bleiben. Da könnte sein Bruder mal ansetzen, hatte er noch gedacht, statt ihm die Kalorien vorzurechnen. Dann hatte er sich wieder an Fabian gewandt, seinen gerade ins erste Schuljahr gekommenen Enkel. „Guck mal, was Fido schon kann". Um sich selbst, dem Enkel und natürlich auch dem Hund ein bisschen die Langeweile zu vertreiben, hatte er begonnen, „Sitz!" und „Bleib!" zu trainieren. Das funktionierte schon sehr gut, einschließlich des Kommandos: „Zu mir!", worauf Fido sofort und ohne Umwege im Galopp zu seinem Herrchen zu rennen hatte. Wegen der sowieso schon etwas erschwerten Bedingungen im Saal des Parkcafés hatte Stojan einen ziemlich kurzen Parcours mit einer geraden Strecke von höchstens zehn Metern für Fidos Spurt abgesteckt und sich als einziges einigermaßen natürliches Hindernis den Rollator eines weiteren entfernten Verwandten, den er noch nie gesehen zu haben glaubte, ausgeliehen. Alles war also bestens gerichtet. Fido saß bereits mit zurückgelegten Ohren und wartete auf das Kommando seines Herrchens. Just in diesem Moment musste sich Bogdan, - hieß der ehemals jugoslawische Kellner nicht so? Stojan war jetzt nicht mehr ganz sicher -, sich eines Besseren besonnen haben, das heißt in diesem Fall eher eines Schlechteren. Jedenfalls vollzog er eine zackige Wendung und begab sich mitsamt seinem Tablett auf den Weg in Richtung des in der Tat wesentlich eher als das Cousinchen ausgehungert aussehenden Onkels Alfons. Gerade als Stojan den Rest des Films vor seinem geistigen Auge abspulen wollte einschließlich Lärm und Geschrei und Scherbenhaufen - nein, kein Blut, aber ein zweijähriger Boxer kennt nun mal keine Gefahr und keine Bosnier, Fido wurde auch nicht aus der Haftpflichtversicherung ausgeschlossen, die Gebühren lediglich etwas angepasst in Richtung Kampfhund - riss ihn der neue Klingelton seines Handys in die Realität zurück. Sonja rief zurück. Schon vormittags hatte er sie nach Leuten fragen wollen, die irgendwie Zeit mit Irene verbracht hatten, hatte aber bei einer Besprechung gestört, was Sonja ihm sehr kurz und sehr knapp mitgeteilt hatte.
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