Verschwundene Reiche

Verschwundene Reiche
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Zusammengebrochen, verloren, für alle Zeiten von der politischen Landkarte Europas radiert. Die Geschichte Europas ist auch eine Geschichte verschwundener Reiche. Das stolze Alt Clud, heute ein heruntergekommener Landstrich in Schottland, das sagenumwobene Burgund oder das preußische Kernland der Prussen, im 12. Jahrhundert eine terra incognita, aber im Verlauf der Geschichte einer der einflussreichsten Staaten Europas: Norman Davies spürte 15 solcher Reiche vor Ort und in bisher vernachlässigten Quellen nach. In diesem politisch wie historisch aufrüttelnden und sprachlich virtuosen Standardwerk erzählt er ihre Geschichte von der Entstehung bis zum Untergang – und wie wenig von ihrer großen Vergangenheit heute in Erinnerung geblieben ist. Denn das kollektive Gedächtnis ist wichtig, um das heutige Europa zu verstehen.

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Norman Davies. Verschwundene Reiche

Verschwundene Reiche

Impressum

Menü

Inhalt

Verzeichnis der Karten

Verzeichnis der Stammtafeln

Einleitung

1. Das Tolosanische Reich

I

II

III

2. Alt Clud

I

II

III

3. Burgund

I

II

III

4. Aragón

I

II

III

5. Historisches Litauen

I

II

III

6. Byzanz

I

II

III

7. Borussia

I

II

III

8. Savoyen

I

II

III

9. Galizien

I

II

III

10. Etrurien

I

II

III

11. Rosenau

I

II

III

12. Montenegro

I

II

III

13. Ruthenien

I

II

III

14. Éire

I

II

III

15. UdSSR

I

II

III

Wie Staaten sterben

Anmerkungen

Danksagung

Register

Bildnachweis. Auftaktseiten der Kapitel

Bildtafeln

Informationen zum Buch

Informationen zum Autor

Отрывок из книги

I’r anghofiedig

Für all jene, die bei den Historikern oft in Vergessenheit geraten

.....

Nechtansmere hatte bleibende Folgen. Die Schlacht beendete eine Phase, in der das Kriegsglück an der anglisch-piktischen Grenze mal diesem, mal jenem hold gewesen war und das Grenzland mehrmals den Besitzer gewechselt hatte. Doch nach Nechtansmere wichen sowohl die Pikten wie auch die Briten von Dumbarton Rock nicht mehr von der Stelle. Die Angeln ließen sich dauerhaft im Süden des Firth of Forth nieder und wagten sich nicht über ihre Festung in Stirling hinaus. Sie kolonisierten Galloway und das frühere Aeron (Ayrshire) im Südwesten, aber sie kamen nicht bis zum Clyde. In ihrem Siedlungsgebiet führten sie ihren besonderen Dialekt des Altenglischen ein, der gemischt mit lokalen Dialekten zur Entstehung einer Sprache namens »Lallans« oder »Lowland Scots« führte.50 Fortan trugen nördlich und westlich der Angeln die gälischen Skoten, die Pikten und die Briten einen neuen dreiseitigen ethnischen Wettstreit aus. Grob gesagt gewannen die Skoten darin die Oberhand über die Pikten, bevor die Piktoskoten die Briten übermannten. Das Ganze dauerte vielleicht 250 Jahre.

Das 8. und die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts sind die dunkelsten überhaupt. Historische Aufzeichnungen über die langen Jahrzehnte zwischen Nechtansmere und den Einfällen der Wikinger sind dünn gesät. Trotz gelegentlicher Lichtblicke ergibt sich keine durchgehende Geschichte. Während die northumbrischen Angeln sich südlich von ihnen verschanzten und die sich bekriegenden Skoten und Pikten im Norden allmählich zusammenwuchsen, waren sich die Briten am Clyde selbst genug. Es gab keine berühmten Herrscher, keine gewaltigen Schlachten, keine im Gedächtnis haftenden Gedichte, keine erhaltenen Chroniken. Die Quellen bieten keine Anhaltspunkte etwa zum Thema Seemacht. Man hört nichts von Expeditionen über das Meer. Man weiß nichts über die Größe der bewaffneten Patrouillen, die womöglich am Firth of Clyde aufgeboten wurden, um die Schifffahrt zu überwachen und die Steuereintreiber des Königreichs zu schützen. Nichts von alledem hat überlebt, wenn man von gelegentlichen Bemerkungen in Texten, die das Handeln anderer beschreiben, einmal absieht. Von den verschiedenen Völkern, die an der Entstehung Schottlands beteiligt waren, »sind es die Briten, über die man am wenigsten weiß und über die am wenigsten geschrieben worden ist«.51

.....

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