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DAS HOHE ZIEL DER ERKENNTNIS
ARANADA UPANISHAD
HERAUSGEGEBEN VON HELENE BÖHLAU AL RASCHID BEY
DAS HOHE ZIEL DER ERKENNTNIS
Alphabetische Zusammenstellung der in den Text unübersetzt aufgenommenen Sanskritworte.
adhyâya, Lehrabschnitt
âkâsha, Erscheinung. Grundbedeutung der Wurzel kâsh (kâs, kâç), Licht, Schein; in Ableitungen und Zusammensetzungen: erschauen, sichtbar werden, zutage treten, erscheinen. * Derselbe Laut in derselben Bedeutung ist auch in slawischen Sprachen erhalten (russisch: ———-). Hierzu wolle man die philosophisch tiefe Bedeutung des Wortes 'er-Schein-ung' in Betracht ziehen, wie solche sich in weit auseinander liegenden Sprachstämmen vorfindet: '———-' (swjet) russisch, bedeuted gleichzeitig Welt und Lichtschein; ungarisch: 'villág' Licht, Schein und Welt; japanisch; 'atsútsuyo' Schein und Welt etymologisch: erwachtes Leben). * Danach wäre âkâsha 'Welterscheinung'. Zu dieser Grundbedeutung kommt aber noch die weitere: 'Raumzeitlichkeit' hinzu. Diese ist in der vedischen Literatur in einer Reihe von Stellen nachweisbar, welche Stellen erst durch solche Duplizität der Bedeutung volle Klarheit erlangen; siehe vor allem Brihad-âranyaka-upanishad 3,8 und die Ausführungen im Oupnek'hat; dort spricht es Yâdschñavalkya mit deutlichen Worten aus, daß âkâsha 'Raum und Zeit' bedeute und mâyâ, das heißt 'Schein' sei. * Im Gegensatz zu raum-zeitlicher Welt-Erscheinung wird das Wesen der Welt als 'anâkâsham raumzeitlos' bezeichnet. Dazu hat sich die gleiche Doppelbedeutung des Wortes auch im Pâli erhalten: 'avakâso' gekürzt: 'okâso' bezeichnet Raum und Zeit zugleich; 'okâsam karoti' heißt Platz schaffen, Zeit und Raum finden. (An das Heraklitische: 'Urkörper ist die Zeit' sei hier erinnert.)—So viel an dieser Stelle um die Wiedergabe des Sanskritwortes âkâsha auf dessen Grundbedeutung gestützt, nicht wie bisher üblich durch Weltraum oder Äther, wohl aber durch 'Erscheinung'—zeiträumlicher Welterscheinung Urbestand, sub-stantia, zu rechtfertigen; vergleiche Nrisimhapûrvatâpanîyaupanishad 3: "darum soll man âkâsha als den 'Weltkeim' wissen".*
âranâda wäre etwa durch 'Sturmesausklang' wiederzugeben.
ashma hat die doppelte Bedeutung: Hammer und Ambos.
asmitâ, Ich-bin-heit. "Die Ichheit wird ein Wahn genannt, der uns an ein eigenes Sein glauben läßt" Sâñkhya Kârikâ 24, 25.
âtmâ, Seele, etymol. Atem; das der Welt zu Grunde liegende Wesen: brahma in der Erscheinung.—Die übliche Übersetzung: 'das Selbst' ist zu verwerfen solange das Wort 'Selbstsucht' im ethisch entgegengesetzten Sinne verwendet wird.
Bhagavat-gîtâ, das Hohelied der Gottheit, Episode aus dem
Mahâbhârasu-Bhagavadgîtopanihad, die vom Erhabenen verkündete
Geheimlehre.
bôdhisattva, der Erwacht-erkennende.
brahma, das dem Weltall zu Grunde liegende Wesen—Gottheit.
Brahma, der Gott Brahmá, das exoterisch zum Zwecke der Verehrung persönlich aufgefaßte brahma.—Der Tag Brahmá = Evolution der Erscheinungswelt.
Buddha, etymol. der Erwachte.
buddhi, Erkenntnis; etymol. das Erwachen.
dvandva, Paarzustände, Gegensätze.
dvandva vidya, die Lehre vom Gegensinn in der Erscheinung.
gîtâ, das Lied; siehe Bhagavadgîtâ.
himavat, Heimat des Schnees, ältere Form für Himâlaya.
gîtâ, das Lied; siehe Bhagavadgîtâ.
himavat, Heimat des Schnees, ältere Form für Himâlaya.
îshvara, der Herr, Gott.
kâma, Liebe, Trieb, Begierde (griechisch: ————). Die in der Upanishad festgehaltene Verdeutschung durch 'Verlangen' rechtfertigt sich durch die vielsagende Bedeutung des deutschen Wortes, welches eine Unzulänglichkeit und aus dieser ein 'Langen' nach 'nicht-langen' ein 'daneben-langen' und daraus wieder ein 'etwas-zu-sich- haben-wollen' —Verlangen nach Ergänzung.
karma, Tat und Taterfolg, Werk, Wirklichkeit; Gesetz der Wiedervergeltung, ausgleichende göttliche Gerechtigkeit.
mahâtma, Großbeseelter, etymol. Macht-Atem.
Mâyâ, das Blendwerk der empirischen Realität; mayâ = durch mich, also 'mayâ mâyâ' = durch mich, mit mir ist Maya!
manas, Verstand, Urteil.
nirvânâ, Seligkeit, erloschenes Verlangen.
om, feierliche Bejahung, erfurchtsvolle Anerkennung; geistige Vertiefung anstrebender, Heiliger Ausruf, mystische, das All umfassende Silbe.
Pradschâpati, mythologische Personifikation der Schöpferkraft.
rishi, königlicher Weiser, Seher.
samsâra im Gegensinn zu nirvâna: Kreislauf der Erscheinungswelt, das sinnliche Da-sein.
savitar, der Erreger: die Sonne.
upanishad, Geheimlehre, philosophischer Höhepunkt der Veden, esoterische Erkenntnis.
Yavana, Jonier; gemeint ist Aristoteles.
der Veda, Sammlung indischer heilig erachteter Schriften; das theo-sophische Wissen—Gottes-Weisheit.
* die mit Sternchen markierten Abschnitte bei der Erklärung des Sanskritwortes âkâsha sind der 2. Auflage von 1917 entnommen. Es handelt sich hierbei um zusätzliche Begriffserklärungen des Wortes. Ansonsten ist die 2. Auflage identisch mit der ersten von 1912. (Anm. F.R.)
Übersicht des Inhalts der Upanishad.
I. Einleitung.—Der Menschheit irdische Ziele.
Prüfung des aufzunehmenden Schülers. Das Leid der Welt; Frage aller
Fragen. Ungelöste Widersprüche. Der Weg zur Erkenntnis.
II. Ursprung. Erscheinung. Verkörperung der Welt—âkâsha
Zeiträumliches Dasein der Welt. Raum ist nicht in sich. Zeit ist nicht
in sich. Raum und Zeit sind eins. Zeiträumliche Verkörperung ist im
Ich.
III. Aus Ursprung der Welt: Verlangen—kâma Weltschöpferische Kraft des Verlangens. Wille im Ich ist Zeit; Unwille im Ich ist Raum. Ich-entzweiung: räumlich entgegenstehendes Verlangen; Ich-zwiespalt: zeitlich wechselndes Verlangen. Verlangen ist nicht in sich; Verlangen ist im Ich.
IV. Aus Verlangen: Tat. Wirklichkeit der Welt—karma Ursache und Wirkung. Freiheit und Notwendigkeit. Tat und Duldung. Lust und Leid. Kein Gesetz dem Wissenden. Das Trinken der Vergeltung. Ausgleichende Gerechtigkeit der Gottheit. Alles Grauen dieser Welt ruht auf Lust. Alle Wirklichkeit dieser Welt ist im Ich.
V. Aus Tat: Verstand und Urteil—manas
Urteil widerspricht sich im Raum; Urteil wechselt in der Zeit; Urteil
hebt sich in sich selbst auf. Urteil ist nicht in sich. Urteil ist
Willensausdruck. Es gibt kein Urteil—Urteil ist Ich.
VI. Durch Erkenntnis: Erwachen aus der Erscheinung—buddhi Das Verlangen der Welten. Sinnes-wahr-nehmung, Mâyâ. Neigung. Empfindung und Bewegung. Seele und Verkörperung. Das verlangende Ich ist Weltschöpfer. Die Welt denkt nur Einen Gedanken. Das weltschaffende Wort. Das Problem der Vielheit. Die letzte Ent-täuschung. Ich-lose Erkenntnis. dvandva-vidya, die Lehre von der sich selbst aufhebenden Welt. Seiend nicht seiende Welten. Traum und Wirklichkeit sind wesenseins. Das Durchschauen der Welt; Bekehrung; unio mystika. Vollendung in Gottheit—nirvâna.