Einführung in den Bildungsroman
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Ortrud Gutjahr. Einführung in den Bildungsroman
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Inhaltsverzeichnis
Einführungen Germanistik
1. Begriffsbestimmung Bildungsroman
2. Herleitung des Begriffs
3. Abgrenzung des Bildungsromans vom Entwicklungs- und Erziehungsroman
1. Erste Gattungsbestimmungen zum Roman im 18. Jahrhundert
2. Etablierung der Gattung Bildungsroman im 19. Jahrhundert
3. Traditionsbildungen und Revisionen im 20. und frühen 21. Jahrhundert
1. Sozialhistorische Voraussetzungen
2. Die Idee der Bildsamkeit
3. Der Bildungsroman und flankierende Literaturgattungen
1. Form des Romantypus
2. Konzeption des Protagonisten
3. Kulturelle Bedeutung des Bildungsromans
1. Tradition und Kanonisierung des männlichen Bildungsromans
2. Anfänge und Entfaltung des weiblichen Bildungsromans
3. Ausblick auf den interkulturellen Bildungsroman
1. Christoph Martin Wieland: Geschichte des Agathon (1766/67)
2. Johann Wolfgang von Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre (1795/96)
3. Novalis: Heinrich von Ofterdingen (1802)
4. Gottfried Keller: Der grüne Heinrich (1854/55)
5. Hermann Hesse: Siddhartha (1922)
6. Christa Wolf: Kindheitsmuster (1976)
7. Emine Sevgi Özdamar: Die Brücke vom Goldenen Horn (1998)
8. Ulla Hahn: Das verborgene Wort (2001)
Kommentierte Bibliographie
Synopse
Personenregister
Sachregister
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Informationen zur Autorin
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Ortrud Gutjahr
Einführung in den Bildungsroman
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Nobilitierung des Romans
Die Bedeutungsverschiebung, die der Bildungsbegriff erfuhr, und die grundlegende Veränderung von Bildungsvorstellungen sind untrennbar mit der Aufwertung des Romans im 18. Jahrhundert verknüpft. Das Wort Roman geht auf den in Frankreich seit dem 12. Jahrhundert geläufigen Begriff romanz zurück, der volkssprachliche Erzählungen bezeichnete, die nicht in der gelehrten lingua latina, sondern in der allgemein verständlicheren lingua romana verfasst waren. Während im Mittelalter und noch bis ins 16. Jahrhundert hinein auch Erzählwerke in Versen als Roman bezeichnet wurden, setzte sich seit dem 17. Jahrhundert die Prosaform durch. Doch die epische Großform Roman galt als Gattung minderen Wertes, da unterstellt wurde, dass ihr keine Prinzipien dichterischen Schreibens zugrunde liegen. Gemäß einem Literaturverständnis, das sich an den Vorgaben der herrschenden Regelpoetiken orientierte, steht der Roman der dichterischen Willkür des Autors offen. Aristoteles hatte in seiner Poetik (ca. 335 v. Chr.) als narrative Gattung lediglich das in Versen verfasste Epos bestimmt. Auch Martin Opitz (1597 – 1639) hält in seinem Buch von der Deutschen Poeterey (1624) – der ersten Poetik in deutscher Sprache, die sich noch eng an die antiken Dichtungstheorien anlehnt – an der Versform für Erzählwerke fest. Johann Christoph Gottsched (1700 – 1766) verstand Dichtung dann aber als Teil eines umfassenden Erziehungs- und Bildungsprogramms und plädierte in seinem Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen (1730) für einen wirkungsästhetischen Ansatz der Literatur, wonach der Leser mittels Dichtung zu einem mündigen Bürger erzogen werden sollte. Gottsched bestimmte zwar das Drama als wichtigste Gattung für die Aufklärung, doch eröffnete sich dadurch auch dem Roman eine neue Chance. Denn insofern der zunächst noch überwiegend im Dienste der Unterhaltung stehende Roman der aufklärerischen Forderung Genüge tat, die Leser zu unterweisen und zu bilden, konnte auch er als hochstehende Gattung akzeptiert werden.
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