Hans Hellers Höllenfahrt

Hans Hellers Höllenfahrt
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Ein Charakterbild des Lebens und Leidens eines deutschen Soldaten zur Zeit des Weltkrieges. Fast wortgetreu niedergeschrieben vermitteln sie die erschreckenden Eindrücke unter dem Einsatz neuer Kriegswaffen. Unbekannte Giftgase aus Lydditgranaten, verheerende Wirkungen neu eingesetzter Dumdumkugeln und neue Explosivgeschosse für den Fliegerkampf. Nach all dem Schrecken, lautet der Satz vieler Heimgekehrter «Ich kann mich noch nicht freuen, weil ich zu lange in der Hölle war.»

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Otto von Gottberg. Hans Hellers Höllenfahrt

Einführung

Erzählung

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Titel

Einführung

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Der Weltkrieg ist ein Kampf nicht nur des Rechts gegen das Unrecht in der Welt, sondern auch des Anstandes gegen Verkommenheit. Unsere Feinde führen die Waffen des Fürsten der Lüge, und teuflisch ist auch ihre Grausamkeit.

Der Engländer ist grausam im Kampf. Als erster verwendete er die in Notwehr auch von uns darum gebrauchten Giftgase in der Lydditgranate. Er ist der Erfinder der Dumdumkugel und neuerdings des Explosivgeschosses für den Fliegerkampf. Warf aber der Engländer einen Gegner nieder, dann findet sein unleugbar praktischer Sinn selten Zeit für zweckloses Quälen des Opfers. Des Russen Grausamkeit entspringt seiner Gleichgültigkeit gegen menschliches oder tierisches Leiden. Er liebt sein Pferd, aber denkt selten daran, ihm vor dem Verenden den Gnadenschuss zu geben. Er kaut neben einem in Schmerz und Qual sich windenden Sterbenden ein Butterbrot, ohne auf den Gedanken zu kommen, einen helfenden Finger zu rühren. „Brüderchen, du wirst sterben“, grunzt er wohl zwischen zwei Happen, aber . . . nitschewo . . ., das macht nichts, wenn das Butterbrot schmeckt. So ist die Masse der Russen geartet, obwohl der eine oder andere die angeborene Grausamkeit handelnd betätigen mag. Gewöhnlich geschieht es durch schnelles Morden, das freilich mehr oder wenig scheußlich sein mag. Der grausamste unserer Gegner aber ist — abgesehen von kulturlosen Halbwilden und Wilden, wie Montenegrinern, Italienern, Serben und Rumänen — der Franzose. Er will seine Grausamkeit durch Qualen niedergeworfener wehrloser Opfer betätigen. Er scheint einen Feind nicht bluten sehen zu können ohne den Wunsch, ein Messer in der Wunde herumzudrehen. Der gebildete Franzose mag das abscheuliche Verlangen gelegentlich unterdrücken. Vorhanden ist es zweifellos auch in ihm. Eine uralte, überlieferte Eigenschaft der Franzosen will jeden Hass auf einen Gegner schüren und mehren. Sogar in den Wunden besiegter Volksgenossen wühlt der Franzose mit gehässiger Grausamkeit. Auf dem Montmartre zu Paris wölbt sich eine aus dem ganzen Weichbild der weiten Riesenstadt sichtbare Kuppel als Dach der Kirche vom Heiligen Herzens Mit einem Aufwand von vielen Millionen unlängst so dickwandig gebaut, dass die Kirchenstürmer von zehn Revolutionen sich an den Mauern die Finger zerbrechen konnten, steht das Gotteshaus nicht als Sinnbild der Liebe, sondern des Hasses und der Grausamkeit. Begonnen nämlich wurde der Bau zur Feier eines politischen Sieges — (als die konservative und klerikale Rechte ans Ruder gekommen war) —, um das Empfinden der unterlegenen radikalen und irreligiösen Linken zu verletzen. Mit Spott verfolgen die Jakobiner wohl alle christlichen Bräuche, aber ihre höchste Wut und ihren grimmsten Ärger fordert die mystische Anbetung des Heiligen Herzens heraus. Darum sollte auf dem Montmartre keine gewöhnliche Kirche, sondern eine dem Mysterium vom Heiligen Herzen geweihte stehen. Umgekehrt beschlossen nach einem Wahlsieg der Linken die Radikalen das Empfinden der bezwungenen Klerikalen zu verwunden durch ein Gesetz, das aus allen Gerichtssälen das Kruzifix verbannte. Um Wut, Schmerz und Empörung der unterlegenen Gegner bis zu Qual und Verzweiflung zu steigern, wählten die Sieger von allen Tagen des Jahres gerade einen — den Karfreitag — um die Gottesbilder auf die Straße zu werfen! Das erklärt wohl, warum die Franzosen die dem deutschen Gemüt schier unverständlichen seelischen und körperlichen Quälereien an unseren Verwundeten und Gefangenen begehen und warum sie den Deutschenhass auch gegen Wehrlose schüren. Des Siegers Edelmut ist dem Franzosen so unbekannt wie Ritterlichkeit, deren er sich mit aufdringlich lauter Stimme vor aller Welt rühmt, weil er sie die ihm fernste und fremdeste Eigenschaft weiß. Hellers Geschichte ist darum nicht nur die des Leidens eines pflichttreuen deutschen Soldaten, sondern auch ein Charakterbild des französischen Volkes zur Zeit des Weltkrieges. Fast wortgetreu niedergeschrieben, wird sie im Streiter an der Front den Wunsch nach Rache und Vergeltung wecken. Dem Leser in der durch unser tapferes Heer vor französischer Grausamkeit geschirmten Heimat mag sie sagen, wie gut es ihm auch in einer Zeit kleiner Entbehrungen geht.

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