Der geduldete Klassenfeind: Als West - Korrespondent in der DDR
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Peter Pragal. Der geduldete Klassenfeind: Als West - Korrespondent in der DDR
Peter Pragal. Der geduldete Klassenfeind. Als West-Korrespondent in der DDR
Augenzeuge beim Mauerfall
Mit West-Pass nach Ost-Berlin
Erkundung des Alltags
Immer unter Kontrolle
Nachbarn, Freunde und Bekannte
Als West-Kind in der Ost-Schule
Nachts wurde die Republik abgeschlossen
An der kurzen Leine
Geschichtsbild mit Lücken
Das vorzeitige Ende einer Sportler-Karriere
Der Fall Zapff oder: Die Rache der Stasi
Abschied und unerwartete Rückkehr
Bittsteller und Aufpasser
Ein geplatzter Termin – der Fall »Revisor«
Böswillige und gutartige Spitzel
Ein Dissident bekennt sich
Unter Spionageverdacht
Geist und Witz im Osten oder: Die Kunst zwischen den Zeilen zu lesen
Mörder, Diebe und Ganoven
Mit Gott gegen Giftschwaden
Ein Interview macht Furore
Leben im Ghetto
Über Der geduldete Klassenfeind
Autorenporträt
Отрывок из книги
»Wir schaffen das.«
Wir haben es geschafft.
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Wenn man den 9. November 1989 nicht als Einzelereignis, sondern als Schlusspunkt eines längeren Prozesses versteht, dann haben viele dazu beigetragen: Bürgerrechtler und Oppositionelle, Demonstranten und Botschaftsflüchtlinge. Allesamt Menschen aus der DDR. Auch Ungarn, das den Eisernen Vorhang öffnete, und Michail Gorbatschow, der Reformer aus dem Moskauer Kreml. Und nicht zuletzt der Oberstleutnant von der Bornholmer Straße, der in einer brisanten Situation Mut und gesunden Menschenverstand bewiesen und das schwer bewachte Loch in der Mauer ohne ausdrückliche Weisung als Erster freigegeben hat.
Jedem Kopf, der politisch denken konnte, war zu diesem Zeitpunkt klar, dass es mit der DDR zu Ende gehen würde. Jedenfalls mit der DDR als Staat unter kommunistischer Parteidiktatur. Auch wenn viele der Bürgerrechtler und SED-Gegner von einem eigenständigen, demokratischen deutschen Ost-Staat träumten – früher oder später würden die Deutschen wieder in einem Gemeinwesen ohne Grenze leben. Damit, so überlegte ich, liefe auch meine Zeit als Korrespondent auf einem auswärtigen Posten ab. Ich fing an, Bilanz zu ziehen. Elf Jahre in Ost-Berlin, unterbrochen von unserer Zeit in Bonn – das war für meine Frau und mich die aufregendste und spannendste Etappe unseres bisherigen Lebens, beruflich und privat. Voller Neugier und Enthusiasmus waren wir in dieses für uns weitgehend unbekannte Land gekommen. Offen und lernbegierig. Bereit, Mühsal in Kauf zu nehmen, und willens, menschliche Gräben einzuebnen statt sie aufzureißen. Mit unseren Freunden haben wir gehofft, dass es ihnen besser gehen möge. Materiell und geistig. Und wir haben mit ihnen gelitten, wenn ihre Erwartungen enttäuscht und Ansätze von Reformen und Freizügigkeit von der Funktionärsherrschaft erstickt wurden.
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