Euch aufgesetzt
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Peter Schwarz. Euch aufgesetzt
Отрывок из книги
Impressum 2
Vorwort 3
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18. 83
Igor schüttelte den Kopf und seufzte. „Sei froh, dass es heutzutage Medikamente gegen Schizophrenie gibt und sei nicht immer so skeptisch.“ „Jedem das seine“, meinte ich nur. Sollte ich nicht den Versuchstieren dankbar sein? Den sogenannten Ballastexistenzen, die im 20 Jahrhundert in Laboren gräulich verendet sind? Vielmehr dankte ich Gott, dass es mir verhältnismäßig um einiges besser erging. Aber ich hatte heute nicht vor großartig zu debattieren. Menschen sind und bleiben nun mal verschieden. Andi und ich machten die Zigaretten aus. Wir gingen zum Parkplatz ins Freie. Dort stand im Abendlicht Igors VW Käfer. Er hatte ein 1000-Watt-Sound-System samt Subwoofer. Die Leute glotzten uns nach, als wir mit der absurdesten und lautesten Musik von Shostakovich Richtung Supermarkt fuhren. Igor pfiff vergnügt mit, was man jedoch unmöglich hören konnte. Im Laden angekommen, kaufte ich mir zwei Flaschen Apfelmost. „Was anderes trinke ich nicht“, sagte ich. Andi kaufte für sich und Igor eine Flasche Wodka. Dann fuhren wir zu Igors Wohnung am Rande der Stadt. Es war halb sechs als wir ankamen. Die Wohnung lag im siebten Stockwerk. Es gab keinen Lift, also stapften wir die Treppen hoch. Oben angekommen standen wir dann vor der Tür, auf der ein kleines Bild angebracht war. Es zeigte Igor mit seinem Zier-Samurai-Katana in der Hand und darunter stand „Hier wache ich“. Er hielt sich für einen Künstler. Er sperrte die Tür auf und wir betraten seine fein säuberlich aufgeräumte Wohnung. Andi zog eine Zigarette hervor und wollte sie anzünden. „Denk nicht mal dran“, fauchte Igor ihn an. „Man kann in Zeiten wie diesen nicht einmal mehr in Lokalen rauchen und jetzt auch nicht mehr bei Freunden?“ „Geh auf den Balkon.“ „Deine Lunge dankt’s dir, komm Alex.“ Am Balkon konnten wir sehen wie Igor drinnen den Tisch abwischte und drei Gläser, dazu eine Flasche Bitterlemon für den Wodka, herrichtete. Ich griff fest an das Geländer, senkte zaghaft den Kopf und blickte runter. Andi rauchte entspannt. „Schöne Aussicht“, bemerkte er. Ich riss meinen Blick weg vom Abgrund und setzte mich auf einen Stuhl. Andi erriet mich sofort. „Ich verstehe nicht, was für manche Leute daran so schlimm ist, in der Höhe zu sein“, sagte er.
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