Отрывок из книги
Peter Strauß, geboren 1968 in Wiesbaden, arbeitet seit zwanzig Jahren als Ingenieur in der Autoindustrie und hat dabei Einblicke in Strukturen verschiedener Unternehmen gewonnen. Als Projektleiter erlebt er täglich die Herausforderungen zwischenmenschlicher Kommunikation und Zusammenarbeit. Seine Wahlheimat Berlin fasziniert ihn mit ihrer Vielfalt an Menschen, Kulturen und alternativen Lebensmodellen. Neben seiner Arbeit beschäftigt er sich mit Psychologie und Soziologie, insbesondere mit der Kinder-„Erziehung“ und ihren Auswirkungen auf das gesamte Leben.
Ende offen
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Jeder, der Katzen im Haus hält, kennt dieses Verhalten: Sie wollen „jagen spielen“, um die Jagd zu trainieren und in Übung zu bleiben.66 Sie tun das, weil ihr Trieb sie dazu anhält, auch wenn sie davor gefüttert wurden – satt zu sein reicht ihnen nicht. Vermutlich bleiben solche Triebe unabhängig von ihrer Befriedigung erhalten, damit die Fähigkeit zum Jagen auch in fetten Zeiten bewahrt wird, weil wieder schlechtere Zeiten kommen können.
Ebenso verhält es sich, wenn wir wandern, spielen, Sport treiben, shoppen gehen oder verreisen. Beispielsweise ist der Hauptgrund für sportliche Betätigung nicht die rationale Erkenntnis des Zwecks der Gesunderhaltung. Wäre die Entscheidung zum Treiben von Sport rein rational, so würden sich viel mehr Menschen sportlich betätigen. Gerade der ungleich verteilte Bewegungsdrang sorgt dafür, dass manche mehr Spaß am Sport haben und ihnen die Betätigung leichter fällt. Es verhält sich nicht wie mit der jährlichen zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchung, für die wir uns bewusst entscheiden – sportliche Betätigung, Wandern, Spielen, Shoppen, Sammeln werden in den wenigsten Fällen durch eine rein rationale Entscheidung initiiert. Vergleichen Sie einmal, mit welchem Gefühl Sie zum Zahnarzt oder zum Fußball, Tennis oder Joggen gehen! Es treiben überwiegend die Menschen Sport, die von ihrem Instinkt und ihren Trieben dazu bewegt werden, und das sind überwiegend jüngere Menschen und häufiger Männer als Frauen. Und die wenigen, die sich aus einer Vernunftentscheidung heraus im Fitnessstudio anmelden, sind die liebsten Kunden der Studios, denn sie schließen meist ein Abo für ein Jahr ab und kommen dann nur zwei, drei Male. Wandern, Spielen, Sport treiben, Shoppen gehen oder Reisen befriedigen unser Bedürfnis nach Jagen, Sammeln, Revierkampf und Nomadentum. Auch wenn sie rationalen Nutzen haben, so ist die Ratio nicht der alleinige Auslöser. Allgemein könnte man sagen, dass die meisten Freizeitbeschäftigungen auch der Befriedigung von Trieben dienen, die aufgrund unserer Lebensweise zu kurz kommen.
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