Heiliger Krieg

Heiliger Krieg
Автор книги: id книги: 2216467     Оценка: 0.0     Голосов: 0     Отзывы, комментарии: 0 2771,67 руб.     (27,28$) Читать книгу Купить и скачать книгу Электронная книга Жанр: Документальная литература Правообладатель и/или издательство: Автор Дата добавления в каталог КнигаЛит: ISBN: 9783805349291 Скачать фрагмент в формате   fb2   fb2.zip Возрастное ограничение: 0+ Оглавление Отрывок из книги

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»Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns«: Mit dieser biblischen Paraphrase suchte George W. Bush Verbündete hinter sich zu versammeln und seinen Angriff auf den Irak zu legitimieren. Ist er damit ein heiliger Krieger? Der Historiker Philippe Buc, ausgewiesener Experte auf dem Gebiet mittelalterlicher religiös motivierter Gewalt, nimmt in seinem großen historischen Essay eine ungewohnte und provozierende Perspektive ein. Er untersucht, wann und unter welchen Bedingungen Konflikte christlich geprägter Gesellschaften zu manichäischen Kriegen wurden, zur Konfrontation von Gut und Böse. Die theologisch motivierte Legitimation von Terror und Krieg lädt Konflikte nicht nur auf, sie erschwert oder verhindert auch die Möglichkeiten von Friedensschluss und Versöhnung. Philippe Buc deckt mit großer Quellenkompetenz und ausgeprägtem Aktualitätsbezug die historischen Wurzeln des Geflechts der gegenwärtigen weltpolitischen Verwerfungen auf – ein gänzlich neuer Ansatz.

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Philippe Buc. Heiliger Krieg

HEILIGER. KRIEG

IMPRESSUM

MENÜ

INHALT

VORWORT

EINLEITUNG: DAS OBJEKT DIESER GESCHICHTE

Gegenstand und Methode: Religionsformen in der westlichen Welt und das Problem der Gewalt

Den Teufel vergessen, noch einmal

Kontexte

Der Jüdische Krieg

Spätantikes Märtyrertum, die Konstantinische Wende und das Zeitalter der Kreuzzüge

Das Zeitalter der Religionskriege

Die Französische Revolution

Amerika in kolonialer und postkolonialer Zeit

Die Rote Armee Fraktion

I. DER AMERIKANISCHE WAY OF WAR IM SPIEGEL DER VORMODERNE

II. CHRISTLICHE EXEGESE UND GEWALT

Gewalt und die Grammatik der Exegese

Krieg an vielen Fronten: der mehrfache Sinn der Schrift und der Kreuzzug

Die Französische Revolution und der erste Kreuzzug

III. WAHNSINN, MÄRTYRERTUM UND TERROR

Wahnsinn und Aufklärung

Wahre und falsche Märtyrer

Gruppenwahn: Erklärungen, Sorgen und Hoffnungen auf Verwendbarkeit

Die Baader-Meinhof-Gruppe: ein Haufen von Verrückten?

IV. MÄRTYRERTUM IM WESTEN: RACHE, REINIGUNG, ERLÖSUNG UND GESCHICHTE

John Brown: „Um dieses Land mit Blut zu reinigen“

Nikolai Bucharin: „Rückkehr in die Sowjetunion“

Märtyrertum und Reinigung bei Raimund von Aguilers

V. ZWILLINGSBRÜDER: NATIONALER HEILIGER KRIEG UND SEKTENTERROR

Der Kreuzfahrerkönig Ludwig IX. und die Hirtenkreuzzüge

Eine heilige Kriegerin: die Pastourelle Johanna von Orléans

Frieden, Krieg und der „gemeine Mann“ in der hussitischen Revolution

Geheiligte Gewalt durch Minderheiten von der Reformation bis heute: Über Legalität und Legitimität

VI. FREIHEIT UND ZWANG

Sterben und töten für die Freiheit

Freier Wille, guter Wille, erzwungener Wille

Das sengende Licht der Aufklärung

VII. DAS SUBJEKT DER GESCHICHTE UND WIE GESCHICHTE GEMACHT WIRD

Moderne

Das Subjekt der Geschichte

Das Erhabene

Das Erhabene des ersten Kreuzzugs

Das Erhabene, der Horror, die gnadenlose Reinigung, der Terror

La Fabrique de l’Histoire: Die Erzeugung von Geschichte durch eschatologische Gewalt

NACHWORT: KEINE ZUKUNFT FÜR SOLCHE VERGANGENHEIT?

Neuerfindungen und Fortsetzungen

Ort

Mobilität

Reversibilität

Mehrdeutigkeit

Zeit

ANMERKUNGEN

ABKÜRZUNGEN

AUSGEWÄHLTE BIBLIOGRAPHIE

PERSONENREGISTER

DANKSAGUNGEN

INFORMATIONEN ZUM BUCH

INFORMATIONEN ZUM AUTOR

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PHILIPPE BUC

IM NAMEN

.....

Die Offenbarung des Johannes, eine vielleicht 30 Jahre nach den synoptischen Evangelien verfasste Apokalypse, könnte jenen jüdisch-christlichen Milieus zugeschrieben werden, die ihrem Geiste nach den Aufständischen des Jüdischen Kriegs und der späteren, von Bar Kochba 132–136 angeführten Revolte nahestanden. Die Offenbarung kulminiert in der Beschreibung eines kosmischen Kriegs, wie ihn schon die Qumran-Texte ausmalten: Die Erde wird mit Blut reingewaschen, und das neue, himmlische Jerusalem fährt zur Erde nieder. Zusammen mit solchen Weissagungen entwarf die Prophezeiung von Jerusalems Zerstörung als gerechter Vergeltung ein Szenario für die Verderbnis einer heiligen Stadt, ihre gewaltsame Reinigung und ihre Erlösung. Nicht nur diese Apokalypse, sondern auch markige Worte wie „Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert“ (Mt 10, 34) oder „… und wer’s nicht hat [das Schwert], verkaufe seinen Mantel und kaufe ein Schwert“ (Luk 22, 36) stehen im Widerspruch zu vielen eher friedfertigen Aussprüchen Jesu. Dieses Buch wird dem Schicksal, das sie im Lauf der Zeiten erfuhren, nachgehen und auch erklären, wie mit dem Widerspruch zwischen dem friedlichen und dem kriegerischen Jesus umgegangen wurde und wie daraus eine ganz besondere Auffassung vom Ort der Gewalt in der Geschichte hervorging.99

Das zweite Dossier umfasst das spätantike christliche Märtyrertum vor und nach Kaiser Konstantins Übertritt zum Christentum in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts. Bekanntlich nahm eine ganze Anzahl von Christen den Tod durch die Hand der römischen Verfolger auf sich, um von ihrem Glauben „Zeugnis“ abzulegen (das griechische Wort martyr bedeutet „Zeuge“), oder um, häufig demonstrativ, der Weigerung Ausdruck zu verleihen, die Oberherrschaft oder Göttlichkeit des römischen Kaisers anzuerkennen. In dieser Hinsicht waren sie den sicarii ähnlich, deren Standhaftigkeit Flavius Josephus widerwillig bewunderte.100 Tatsächlich schrieben die heidnischen Richter den Märtyrern ebenjene Tollkühnheit (oder Wahnsinn) zu, den Flavius Josephus den Sektierern des jüdischen Aufstands attestierte. Unsere These lautet, dass das christliche Märtyrertum von Anbeginn im Regelfall nicht pazifistisch oder passiv, sondern häufig genug kämpferisch und aktiv war.101 Die hauptsächlichen Schriftquellen für das Märtyrertum, die Acta Martyrum und die Passiones, gliedern sich in zwei Unterklassen: in jene Erzählungen, die von der Forschung einmütig als authentisch angesehen werden, und jene, die als unecht gelten, weil sie im Nachhinein verfasst und häufig fiktiv sind. Die erste Unterklasse erlaubt dem Historiker vorsichtige Tatsachenbehauptungen, während die zweite zwar keine Rekonstruktion von Ereignissen ermöglicht, aber von gleicher Wichtigkeit ist, denn sie sorgte für die Produktion und Übermittlung jener Bilder und Konzeptionen, die für mehr als ein Jahrtausend bis in die frühe Neuzeit hinein die religiöse Gewalt beeinflussten.

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