Im nächsten Leben werde ich Bauer

Im nächsten Leben werde ich Bauer
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Описание книги

Rupert ist nicht ganz freiwillig Bergbauer geworden. Er wurde dazu bestimmt, und er «hat gepasst». Unzufrieden mit dieser Situation bewirtschaftet er den Erbhof vulgo Meiselbauer mit seiner Familie. Er glaubt, eine schwere Last zu tragen, weiß aber nicht, woher diese kommt. Eines Tages findet sein Hund Ranger einen unterirdischen Tunnel. Als Rupert sich in diesen stürzt, durchbricht er Raum und Zeit. Er schlüpft in die Rollen seiner Vorfahren und lernt dadurch, sie besser zu verstehen. Er begreift aber auch, dass gewisse Ereignisse sich von Generation zu Generation übertragen und nicht gelöst werden. Diese Schwere belastet den Hof und hemmt seine Weiterentwicklung. Kann Rupert aus dieser Gefangenschaft ausbrechen und würde er nochmals Bauer werden?

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R. A. Liebfahrt. Im nächsten Leben werde ich Bauer

Impressum

Der Wandertag. Ein Wandertag in der Schule ist etwas Großartiges, Fröhliches, Gesundes, und das Beste für die Klassengemeinschaft. Ich freue mich riesig darauf. Meine Mutter packt mir die Jause ein. Ich bekomme ein großes Wurstbrot und einen Apfel mit, zum Trinken gibt es eine Flasche selbstgemachten Saft, welcher sehr stark mit Wasser verdünnt ist. Ausnahmsweise bekomme ich auch ein bisschen Geld mit und darf damit ein Kracherl (kohlensäurehaltiges, alkoholfreies Erfrischungsgetränk) kaufen. So ein rotes Kracherl liebe ich über alles. Bei uns ist es nicht selbstverständlich, immer ein Kracherl zu bekommen, und deshalb freue ich mich besonders darauf. Wanderziel ist das Berggasthaus Stoxreiter, welches von uns zu Hause aus gesehen am gegenüberliegenden Berg liegt. Von der Schule aus beträgt die Entfernung ungefähr sechs Kilometer, also rund zwei Stunden Wanderzeit für Volksschulkinder. Da ich immer zu Fuß in die Schule gehen muss, bin ich gut trainiert und habe eine gute Kondition. So marschieren wir von der Schule weg, zwei Lehrer, einer davon meine Tante, betreuen uns, zeigen uns den Weg, halten uns zusammen und geben auch die Geschwindigkeit vor. Langsam, langsam und immer langsamer schleichen wir dahin. Ich bin ganz krank von diesem Schleichen, nichts geht weiter. Mir ist schon klar, dass nicht all meine Schulkamerad/innen so gut trainiert sind wie ich, aber müssen sie deshalb gar so schleichen? Vielleicht bin ich auch aufgeputscht durch das große Verlangen nach dem roten Kracherl, ich weiß heute nicht mehr, warum ich das getan habe. In einem unbeaufsichtigten Moment, der bei meiner Tante gar nicht leicht zu finden ist, entferne ich mich mit ein paar Schulkollegen von der Klasse und wir gehen schnellen Schrittes unserem Ziel, dem Gasthaus Stoxreiter, entgegen. Verirren, nein verirren ist kein Thema, da ich diese Route ganz genau kenne, weil ich diese schon oft mit meinen Eltern gewandert bin. Durch meine Ortskenntnis und durch unseren Laufschritt bringen wir die Distanz fast in der halben Zeit hinter uns. Natürlich wissen wir, was sich gehört, und bestellen kein Kracherl, was hinterher betrachtet ein großer Fehler gewesen ist, sondern warten auf die Klassenkamerad/innen. Das Warten dauert eine ganz schön lange Zeit und ist ein wirklich großes Opfer. Endlich kommt meine Klasse um die Kurve, angeführt von meiner Tante, meiner Klassenlehrerin. Schon an ihrem Blick merke ich, dass sie sicher nicht ganz entspannt ist. Ganz direkt steuert sie auf mich zu und schaut mich einmal sehr vorwurfsvoll an. „Was ist dir da nur eingefallen?“, sagt sie. Und schon im nächsten Augenblick spüre ich eine Links-rechts-Kombination in meinem Gesicht, was heute natürlich streng verboten ist. Es sind gezielte Ohrfeigen, die mich daran erinnern sollen, dass ich eine Grenze überschritten habe. Meine mitgeflohenen Schulkameraden bekommen nichts ab und gehen in ihrer Güte leer aus. Es reicht, wenn man den Anführer bestraft, als Warnung für alle anderen. Doch dem nicht genug, die Strafe hat ein schreckliches Ausmaß angenommen: Erstens darf ich mir beim Gasthaus kein Kracherl kaufen. Nein, nicht mein rotes Kracherl! Niemand nimmt mir mein rotes Kracherl weg! Ich muss es aber trotzdem akzeptieren. Weiters muss ich in den nächsten Wochen vier Stunden extra in der Schule bleiben und zwei Aufsätze schreiben, „Wie verhalte ich mich bei einem Wandertag“ und „Mein unerlaubtes Entfernen beim Schulausflug“. Was so viel heißt wie: Unerlaubtes Entfernen von der Truppe wird mit der Todesstrafe geahndet. Als ich nach Hause zurückkomme und meine Mutter fragt, wie der Wandertag gewesen ist und was ich so erlebt habe, antworte ich nicht viel, vielleicht so mit den Worten: „Ah, war eh nichts Besonderes, passt schon!“ Spätestens aber nach dem nächsten Lehrer-Tante-Besuch ist meine Mutter informiert. „Was ist dir denn da eingefallen?“, stellt sie mich zur Rede. „Was soll mir schon eingefallen sein?“ Und ich erzähle meiner Mutter den Vorfall und dass ich mir dies natürlich nicht so ohne weiteres gefallen lassen würde, da meine Mitstreiter überhaupt keine Strafe ausgefasst haben. „Gerechtigkeit muss sein, darauf lege ich großen Wert. Ich werde mich beim Direktor beschweren.“ Meine Mutter schaut mich groß an und beginnt dann zu lachen. „Gar nichts wirst du machen, das wäre noch das Schönere, beim Direktor beschweren. Wenn man etwas angestellt hat, dann muss man auch die Konsequenzen annehmen. Gerechtigkeit hin oder her, Tante Maria weiß, was sie tut.“ Trotzig verlasse ich das Zimmer. Von der eigenen Mutter verraten, das kann doch nicht sein! Aber was soll ich machen, die Mehrheit ist gegen mich. Und so muss ich die Strafe allein absitzen, Schulbleiben und die Aufsätze schreiben. Doch ganz geschlagen gebe ich mich nicht, ich nütze die Gelegenheit und schreibe in den Aufsätzen von meiner Version vom Wandertag und von der ungerechten Gesetzgebung, woraufhin meine Tante die Schreiben vor meinen Augen zerreißt und ich eine zweistündige Verlängerung meiner Haftstrafe bekomme. Ich muss immer wieder den Satz schreiben: „Ich darf mich beim Schulausflug nicht von der Klasse entfernen!“ Sehr zum Ärger meiner Lehrer-Tante entwickle ich in diesem Schreiben ein System, wobei ich zuerst alle Ichs, dann alle darfs usw. schreibe, woraufhin mir meine Lehrerin aber für meine Mutter eine Schulnachricht mitgibt mit den Worten: „Ihm gebührt die Rute!“, was aber zu meinem Glück nie ausgeführt wurde. Seither hasse ich Wandertage

Der Blick von außen. Ich richte gerade meine Motorsäge für den Einsatz her. Es sind Routinearbeiten, Ketten schärfen und spannen, Luftfilter ausblasen, tanken und reinigen. Ich packe alle Gerätschaften auf den Traktor mit der Seilwinde und fahre hinaus in den Wald. Die Forstarbeit macht mir nichts aus, das mache ich wirklich gern, obwohl sie oft sehr schwer und anstrengend ist. Hier habe ich das Gefühl, ganz mit der Natur verbunden zu sein und am Abend, wenn ich den Blochpolter betrachte, wirklich etwas getan zu haben. Heute fahre ich in den oberen Wald, oberhalb der Kuhhalt, wo im Sommer die Kühe weiden, hinauf bis zum Mitterweg. Hier habe ich gerade eine Durchforstung angefangen, was so viel heißt wie ich fördere die Zukunftsbäume, indem ich die Bedränger wegschneide, damit der Zukunftsbaum einfach Platz und Luft für seine Entwicklung bekommt. Ich stelle den Traktor ab, packe meine Sachen aus, die Motorsäge, Hacke und Keile sowie Helm und Maßband, und gehe in den Bestand hinein. Oft habe ich einen Bestand schon vorher ausgezeigt und weiß dann ganz genau, welchen Baum ich schlägern werde. In diesem Wald habe ich dies nicht gemacht, und so muss ich dies erst jetzt tun. Nach Gefühl und Erfahrung wähle ich die Stämme aus, und wie ich so beim Auswählen bin, kommt mir plötzlich der Gedanke in den Sinn, dass es bei uns Menschen genauso ist. Der Nachwuchs braucht Platz und Luft zur Entwicklung, zur freien Entfaltung, um seine Fähigkeiten und Talente ausleben zu können. Wenn die Jugend unter einer großen menschlichen Schirmfichte aufwächst, dann kümmert sie. Der junge Mensch zieht sich zurück, ist ganz unsicher und unzufrieden. Die vorgelebten Traditionen und Muster sind schon wichtig, Erfahrungen weiterzugeben auch, aber das Kind braucht eigene Erfahrungen, es muss Dinge selbst erleben. Hier zum Beispiel, unter einer Fichte mit vielen Ästen, kümmern die kleinen Pflanzen gerade vor sich hin, ohne Licht und ohne Raum. Sie bilden seitlich lange Äste, aber Längenwachstum gibt es keines, da der Mutterbaum sie daran hindert. Sie sterben zwar nicht ab, aber sie entwickeln sich auch nicht, und wenn sie zu lange so dahinvegetieren, dann hilft es auch später im Alter nicht mehr, wenn man den Mutterbaum umfällt. Sie können sich dann nicht mehr entfalten, zu lange hat der Druck auf sie gewirkt. Genauso ist es auf den Bauerhöfen, wenn die Altbauern zu lange den Schirm über den Hof breiten, dann gibt es keine Entwicklung, in Wirklichkeit verkommt der Hof langsam, obwohl man arbeitet und bewirtschaftet. Ich beginne jetzt, die ersten Stämme zu fällen. So mittlere Stämme sind überhaupt kein Problem. Einen Fallkerb, einen Fällschnitt, den Keil ansetzen, mit der Hacke nachkeilen, und schon fällt der Baum in die gewünschte Richtung. So werde ich jetzt einige schlägern und dann mit der Seilwinde diese zur Forststraße Mitterweg hinunterseilen. Doch als ich so mehrere Bäume gefällt habe, wird auf einmal der Blick nach draußen frei, nach unten, und ich erblicke genau unseren Hof, unseren Betrieb. Von hier aus kann ich fast den gesamten Betrieb überblicken. Unten der Hof, umgeben von Streuobstwiesen und der Christbaumkultur, dann weiter nach links die Wiesen, hinaus bis zur Hube, unserem Wohnhaus, auch umgeben von Wiesen und Koppeln. Alle Grünlandflächen sind eingerahmt von Waldstücken, mit verschiedenen Baumarten. Ganz im Norden dominieren die Fichten und Lärchen. In den Grabeneinhängen gibt es Ahorn, Esche und Erle. Die Laubholzkultur, welche ich selbst schon gepflanzt habe, beherbergt Birke, Kirsche, Tanne und wieder Ahorn. Ein schön arrondierter Betrieb, alles hängt zusammen und wirkt harmonisch. Dann noch der Blick hinaus in die Weite, unbeschreiblich frei und weit erstreckt sich von hier aus die Welt. Mein Blick schweift zurück auf den Hof, nur dieser ist nicht frei. Obwohl ich schon viel umgebaut habe, die Wagenhütte neu errichtet habe und der Hofplatz neu gestaltet ist, haftet hier eine Schwere, eine Last. Es wohnen hier meine Eltern und ihre Pflegerin. Sie haben sich hier quasi einzementiert, das ist schließlich auch ihr gutes Recht. Sie haben lange genug und hart hier gearbeitet und den Hof so, wie er ist, erhalten. Es stimmt auch, sie haben lange gearbeitet und alles getan, um ihn, den Hof, aufrechtzuerhalten, und sie haben auch ein gutes Ableben verdient. Sie haben bewahrt und ihren Platz nie aufgegeben, und so wurde alles nur rundherum saniert und erneuert. „Das könnt ihr alles machen, wenn wir einmal nicht da sind.“ Meine Eltern sind jetzt neunzig und bei bester Gesundheit, noch sehr stark im Geist, körperlich ein bisschen gebrechlich, aber immer noch gut bei Fuß. Eigentlich brauchen sie ja noch keine Pflegerin, und überhaupt, in einem Bauernhaus gibt es keine Pflegerin, auf die Alten muss der Übernehmer mit seiner Frau schauen, weil er ja dafür den Hof bekommen hat. Diese Worte meiner Eltern schmerzen oft sehr. Egal ob man sich versteht oder nicht, das sind die Regeln. Meine Eltern sind schon wie eine Schirmfichte, welche das Alte bewahrt. Um zur Sonne zu kommen, musste ich mich wegverpflanzen, und ich bin mit meiner Familie zur Hube gezogen, sonst wäre ich unzufrieden verkümmert. Bis zuletzt verweigerte meine Mutter die Pflegerin, obwohl sie nicht mehr in der Lage ist, den Haushalt zu führen. Einsicht hatte wenigstens mein Vater, der wegen einer Lungenentzündung im Spital landete und zu mir sagte: „Es ist Zeit für eine Pflegerin, die Mutter schafft dies nicht mehr!“ Ich organisierte die Pflegerin, doch die Mutter gab nicht nach. „Dann sterbe ich lieber“, meinte sie. Ich erinnere mich noch ganz genau, wie ich ihr dann ruhig und gelassen entgegentrat und sagte: „Du hast zwei Möglichkeiten, entweder du akzeptierst die Pflegerin oder ihr beide seid morgen in einem Pflegeheim!“ Verärgert verließ sie den Raum. Am nächsten Tag holte ich zuerst den genesenen Vater aus dem Krankenhaus ab und als Nächstes die Pflegerin, Maria, ein wirklich lieber Mensch aus Rumänien. Ich habe wirklich große Angst beim Eintreffen gehabt. Ich gehe mit Maria ins Haus und stelle sie meinen Eltern vor. Dann ist etwas passiert, was ich mir in den kühnsten Träumen nicht erwartet habe, meine Mutter geht auf Maria zu, umarmt sie und sagt: „Herzlich willkommen!“ Geht doch, dachte ich, trotzdem fiel mir ein Stein vom Herzen. Seitdem leben meine Eltern ganz normal mit unseren zwei Pflegerinnen, was vor ein paar Jahren noch vollkommen unmöglich erschien. Der Hof blickt mir von unten entgegen und Freude steigt in mir hoch. Es ist doch schön und lebenswert hier. Was meine Eltern betrifft, so verzeihe ich ihnen, sie haben es halt nicht besser gewusst, auch sie wurden formatiert, und dies noch in verschärfter Form: In der Hitlerjugend, dem Bund deutscher Mädchen, und dem nicht genug, noch eine streng katholische Erziehung dazu. Sie haben versucht, ihr Bestes zu geben, doch die Zeit war zu Auflösung noch nicht bereit. Der Freiheitsgedanke war weit entfernt. Ich lasse meine Motorsäge aufheulen und gebe Gas, und dies immer wieder. „Platz und Luft für die Freiheit!“, rufe ich in den Wald hinein, in diesem Moment fliegt ein Bussard über mich hinweg. Edel gleitet er durch die Lüfte. Die Perspektive von dort oben muss ein Wahnsinn sein, der Blickwinkel lässt einen die Dinge anders sehen, eine Luftaufnahme von oben, wunderschön. Langsam kreist er weiter und ich schneide weiter an meiner Durchforstung

Warum? Warum muss es immer einen solchen Kampf geben? Warum muss ich einen solchen Druck überhaupt ausüben, um meinen Platz einnehmen zu dürfen? Ich verstehe dies einfach nicht. Gerade bei meinen Eltern verstehe ich dies nicht. Sie haben es selbst am eigenen Leibe verspürt und viel ertragen müssen. Sie haben viel übernommen und für den Hof gekämpft. Wie oft höre ich dieselben Geschichten oder wahre Begebenheiten, dass sie es nicht leicht hatten. Sie hatten fünf alte Leute zu betreuen und die Verwandten haben gehetzt. Da muss man einfach daraus lernen und nicht so sein. Aber es ist das alte Muster, der gleiche Ablauf, derselbe Kampf um die Macht, um die Rechte, um die Übergabe. Ich verstehe dich nicht, Vater, warum? Warum können wir dies nicht in Freude und Harmonie regeln? Du müsstest dich doch freuen, wenn es weitergeht. Deine Arbeit und dein Werk sind nicht umsonst. Es wird zwar verändert, doch auf stabile Grundmauern aufgebaut, welche du und Mutter in die Erde geschlagen habt. Ist es so schwer, Veränderungen zuzulassen? Ist es ein Verbrechen, wenn die Jungen es anders machen wollen? Ist es eine Sünde und ein Verkauf der Heimat, wenn man alles an die Zeit anpasst? Ich verstehe es einfach nicht und kann es nicht begreifen, dass wir schon wieder so weit sind und der ewige Streit zwischen den Generationen weitergeht. Ich gebe meinem Vater Zeit, vielleicht denkt er in Ruhe darüber nach und weiß eh, dass es falsch ist. Bei der Arbeit gehe ich ihm aus dem Weg. Wir reden wenig miteinander, nur das Notwendigste. Ich will nicht noch mehr Druck ausüben. Doch mein Entschluss steht fest, sollte ich den Betrieb nicht sofort übernehmen, werde ich gehen, und dies spürt mein Vater auch. Stur ist er schon, verbissen kämpft er sich in seine Arbeit. Reden tut er sowieso nicht viel, und jetzt noch weniger. Entscheidungen zu treffen ist auch nicht gerade seine Stärke. Dies kommt mir alles bekannt vor, ich frage mich nur warum. Das kann doch nicht so schwer sein! Man müsste sich doch freuen, wenn junge Menschen so innovativ und zukunftsorientiert sind. Doch nichts, es passiert nichts. Kein Gespräch, keine Lösung, keine Antwort auf meine Fragen. Zu eingeprägt und zu verfahren ist die Schwere am Meiselbauerhof. Dies zu ändern gleicht einer Revolution. Die Jungen müssen am Boden kriechen und dankbar sein, dass sie solch ein Erbe erhalten, und dieses Erbe gehört geschützt, damit es immer so bleibt, wie es war: „Eine streitbare steile Huabn (Hube-Hof)!“ Der Auserwählte muss sich dafür peinigen lassen, das ist das Schicksal der Meiselbauern, und daran will mein Vater nichts ändern. Meine Hoffnungen, dass sich hier etwas ändert, schwinden von Tag zu Tag. Ich stelle mich schon auf meinen Auszug ein. Ich mache mir Gedanken über meine Zukunft und informiere mich insgeheim schon über einen neuen Beruf oder Job. Meine Gedanken schweifen wild umher. „Das kannst du deinen Eltern doch nicht antun“, sagen sie. Und die Eltern dürfen mir das wohl antun. „Du kannst nicht einfach den Hof im Stich lassen“, und was tut der Hof für mich? In meinem Inneren brodelt es wie in einem Vulkan, der vor dem Ausbruch steht und alles überfluten möchte. Einmal ausbrechen und nicht auf den Verstand hören, nach dem Gefühl entscheiden, und dieses sagt: „Schau auf dich und deine Familie!“ Der Hof ist tausend Jahre alt und wird auch die nächsten tausend Jahre überstehen, mit oder ohne dich, doch wenn du nicht ausbrichst, dann geht es immer so weiter und weiter. Unzufrieden wirst du sein mit deinem Leben, weil du nicht dein eigener Schöpfer bist, sondern dich formen lässt von diesem Hof und seinen Menschen. Ich will nicht verurteilen, aber haben meine Eltern nichts gelernt, glauben sie immer noch, sie hätten das Recht, mein Leben zu bestimmen, nur wegen dem Hof. Ich setze meinem Vater eine Frist von einem Monat, und in der Zwischenzeit bereiten wir alles für einen Wechsel vor. Eine Chance kriegen sie noch, aber dann ist Schluss. Doch warum, kann ich immer noch nicht begreifen. Ich gehe mit Bella, meiner sturen Dalmatinerhündin, spazieren. Sie ist treu, doch sie geht ihre eigenen Wege. Sie ist fort und wieder da, im ganzen Ort kennt man sie, obwohl sie nie fort war. Sie nimmt sich einfach ihre Freiheiten, und am Privatweg weicht sie nicht einmal vor fremden Autos aus. Stur und geradlinig geht sie ihren Weg. Man sagt, so wie der Herr ist auch sein Hund, und ich sehe viele Parallelen zwischen uns. Wir haben uns nicht umsonst gefunden. Bella zeigt mir auch meine Fehler auf, nur bei mir selbst sehe ich sie oft nicht. Wir gehen unsere Runde, ich verliere Bella oft aus den Augen, doch um die nächste Ecke ist sie wieder da und schaut mich an, als ob nichts wäre, als ob sie sagen wollte: „Ist etwas?“, und läuft brav neben mir weiter. Vielleicht soll ich auch einen kleinen Umweg machen und direkt losstarten. Vielleicht sollte ich mich ins Abenteuer stürzen, um besser zu verstehen, um meinen Vater besser zu verstehen, und dann ganz normal zurückkommen, als ob nichts geschehen wäre. Bella ist schon wieder verschwunden, ich rufe sie, pfeife und schreie, sie ist wie vom Erdboden verschluckt. Ich weiß noch ungefähr die Richtung ihres Verschwindens und folge meiner Intuition. Ich gehe bei der Hube vorbei, welche vermietet ist, rauf auf die Wiese. Hinter dem Hügel sehe ich Bella verschwinden. Ich folge ihr, doch sie ist fort, als hätte sie der Boden verschluckt. Geradewegs gehe ich auf den Strommasten zu. Auf einmal verliert sich der Boden unter mir, ich beginne zu laufen, zu rennen, meine Füße zappeln im Sauseschritt. Ich falle nicht, aber ich komme auch nicht weiter. Ich laufe und laufe und verspüre keinen Widerstand, als ob man die Erdanziehung ausgeschaltet hätte. Die Sicht wird von trüben Schleiern vernetzt, wie ein Gitternetz ziehen sich die Fäden und ich weiß nicht, wo ich bin. Weiter und immer weiter renne ich, nicht um mein Leben, sondern ganz leicht und sanft schwebe ich dahin auf Gitternetzlinien, wie in einem Labyrinth mit ungewissem Ausgang. Da vorne, ich hab sie gesehen. „Bella, Bella, bleib stehen! Du sturer Hund, wirst du wohl stehen bleiben!“ Doch sie läuft weiter und weiter, ein kurzer Blick zurück, was soll es, unbeeindruckt geht es weiter, als ob sie ihr Ziel genau kenne würde. „Ich folge ihr einfach“, denke ich. Eine andere Wahl habe ich sowieso nicht, denn ich werde angetrieben, von einer Kraft, die mich schiebt. Es ist eine Energie unbeschreiblich leicht und doch mit voller Power. Da vorne ein blau-violettes Licht, oder schimmert es nur so, dazwischen sind schwarz-weiße Punkt wie von einem Dalmatiner, dass muss Bella sein. Das Muster färbt ab und schwarze und weiße Punkt fallen vom Himmel wie Regen. Ganz leicht und schwebend legen sie sich nieder und ändern sofort die Farbe in ein Grün, ein tiefes Dunkelgrün. Schwimmend trete ich ein in dieses Meer, mit meinen Armen berühre ich die schwarz-weißen Punkte und gleite ganz sanft zu Boden. Die Punkte tragen mich und legen mich ab in diesem Grün. Wie ein weicher Teppich fühlt es sich an. Ich schlafe und träume, fast fühle ich mich wie im siebten Himmel. Hundegebell reißt mich aus meinem Schlummer. „Bella, wo bist du?“, rufe ich. Ich richte mich auf und bin auf der Hubenwiese. Ich habe eine Sense in der Hand. Ich blicke an mir hinab. Was, ich habe eine blaue Arbeitshose mit Schnürbund an und oben ein kariertes Hemd. Meine Schuhe haben Löcher und ich trage einen Strohhut. Dies kenne ich alles nur von meinem Vater. Ich werde doch nicht schon wieder … Doch, ich habe gewechselt und bin nun mein Vater. Die Bestätigung dafür gibt mir Bella, besser gesagt Rollie, ein Mischlingscollie, welcher jetzt auf mich zukommt. Meinen Wetzstein habe ich in dem alten Kuhhorn. Sofort treibt mich eine innere Kraft an und ich beginne sofort zu arbeiten, den Rand der Wiese nach zu mähen, und dies kann ich wirklich gut. Leicht ziehe ich die Sense und lege Wurf für Wurf ab. Beim Wetzen sehe ich meine Hände. Es sind die Arbeitshände der Pickls, lange Finger, große Schaufeln und herausstehende Adern, Arbeitshände, denen nichts zu hart ist

Was machst du da, Rupert?

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