Wir weigern uns, Feinde zu sein

Wir weigern uns, Feinde zu sein
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Rainer Stuhlmann kennt Land und Leute aus erster Hand. Ihre Verzweiflung. Ihre Hoffnungen. Lange hat er vor Ort gelebt. Seine Perspektive: ein Weg zwischen den Stühlen. Im Gespräch mit Menschen aus Palästina und aus Israel.
Viele wollen sich nicht zu Feinden machen lassen. Sie wünschen sich nichts sehnlicher als Frieden. Die christlich-palästinensische Familie Nassar aus Bethlehem zum Beispiel. Ihr Motto: «Wir weigern uns, Feinde zu sein.» Ihr Protest: Das Zelt der Nationen (engl. Tent of Nations) – ein kleines palästinensisches Anwesen umgeben von israelischen Siedlungen. Eine Herausforderung, aber auch ein demonstratives Beispiel dafür, wie Konflikte ohne Gewalt und ohne Unterwerfung angegangen werden können.
Ohne sich auf eine Seite zu schlagen, erzählt Stuhlmann von bewegenden menschlichen Schicksalen und was er aus diesen Begegnungen gelernt hat und wie sie ihm helfen, das «Land der Bibel» und seine beiden Völker besser zu verstehen. Auch die aktuelle Nahost-Debatte in Deutschland setzt er in Beziehung zum Titel seines Buches. Eine hochinteressante Lektüre für alle, die einen Blick hinter die Schlagzeilen werfen wollen.

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Rainer Stuhlmann. Wir weigern uns, Feinde zu sein

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„Zwischen den Stühlen“ – meine „Alltagsnotizen aus Israel und Palästina“ wurden 2015 sehr freundlich aufgenommen. Darum wurde ich eingeladen, auch meine Erfahrungen bis zu meiner Rückkehr nach Deutschland im Spätsommer 2016 zu publizieren. Bevor das Buch geschrieben war, stand schon sein Titel fest „Wir weigern uns, Feinde zu sein“. Meine Erzählungen von der palästinensisch-christlichen Familie Nassar und ihrem „Zelt der Nationen“ hatten die Menschen besonders angesprochen. So wurde ihr Motto zum Titel dieses Buches. Von ihnen erzähle ich im ersten Kapitel (I).

Mehr und mehr entdeckte ich, dass dieses Motto der unausgesprochene Leitsatz vieler ist in Palästina und in Israel. Von ihnen erzähle ich in einem längeren zweiten Kapitel (II). Dabei springe ich ständig über ihre Mauern und lasse mich von überraschenden Erfahrungen mit beiden irritieren und gebe diese Irritationen an Leserinnen und Leser weiter.

.....

Am nächsten Sabbat standen sie tatsächlich an unserem Tor. Er mit weißem Hemd, schwarzem Anzug und großem schwarzen Hut. Ich musste kaum etwas sagen. Sarah führte ihren Ehemann durch unser Gelände, als sei es das ihre. Sie zeigte und erklärte, als wäre das „Zelt der Nationen“ ihre Idee. Der Besuch blieb nicht ohne Eindruck. Beim Tee nahmen unsere Gespräche Fahrt auf. „Wie habt ihr uns mehr als zwei Jahre lang übersehen können?“, wagte ich zu fragen. „Auch in eurer Bibel steht doch, dass wir uns um unsere Nachbarn, unsere Nächsten kümmern sollen.“ Beide nickten wortlos.

Als sie sich verabschiedeten, sagte Sarah: „Ich wünschte, unsere Kinder würden hier mal als Freiwillige arbeiten.“

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