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Venedig führt eine «poetische Existenz», wie es der venezianische Fotograf Luca Campigotto einmal ausgedrückt hat. Gleichzeitig ist die Stadt ein internationaler Magnet des Massentourismus, mit all den damit verbundenen Folgen wie hemmungsloser Kommerzialisierung, Umweltproblemen und der Entfremdung von einem authentischen Leben. Mit diesem Zwiespalt müssen die Stadt und ihre Besucher fertig werden. Die Gedichte von Ralf Debus lassen die Doppelbödigkeit Venedigs spüren. Ja, mehr noch, der Autor zeigt, dass ohne den «Schattensumpf, der die Stadt nährt und hält, ihre Magie zu Kitsch zerfällt». Venedig ist eine große Verwandlerin, in ihr wird alles ästhetisch, in ihr kann jeder flüchtige Augenblick, Tiefe und Fülle, Licht und Raum bekommen. Die Gedichte lassen sich wie eine Methode begreifen, eine Methode, die die Erfahrung des Augenblicks in dieser Stadt fassbar macht.