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Ein fantastisches, bunt schillerndes Bild unserer Zeit, unserer Zukunft.
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Vorwort: Zur Sache. „Von der Wiege bis zur Bahre/Formulare, Formulare …“ Ab der Abnabelung von der nährenden Mutter ist der Weg des Menschen ein Weg zum Tod. Der Weg kann kurz sein oder lang, wie lange, das stellt sich erst beim fixierten Ziel heraus. Die Strecke dazwischen ist das Leben. Dieses ist bestimmt von Daten: biologischen, biografischen, zur Verwaltung, zur Kontrolle. Von der Geburts- bis zur Sterbeurkunde. Das war und ist so, seit es Ordnungsstrukturen des Zusammenlebens gibt, sie waren und sind notwendig, um ein Gemeinwesen zusammenzuhalten und zu ordnen, von den Tontafel-Archiven der Sumerer bis zu den Finanzdaten heute oder den furchtbaren Listen von Tötungsmaschinerien, wir kennen sie. Daten werden also auch zu bösen Zwecken benutzt: Bis vor 100 Jahren wurden Daten und Infos schriftlich versandt und erhalten, vom Papyrus bis zum Kanzleipapier. Auf diesem Weg wurden Informationen zusammengetragen auch für Enzyklopädien und Lexika von tausenden Seiten Umfang. Das ließ sich alles so bewerkstelligen und niemand wartete auf einen Computer zur Erledigung auch gewaltigster Sammlungs- und Verwaltungsaufgaben. Zur Erinnerung: Die Digitalisierung der Welt. Seit der Entwicklung des ersten funktionierenden Computers 1944 ging die Entwicklung stürmischer als in jedem anderen Bereich voran. Regelmäßig entwickelte die Computerindustrie Geräte mit doppelter Leistungsfähigkeit und entsprechender Speicherkapazität. Der damit einhergehende Preisverfall führte dazu, dass der Computer seit Beginn der 80er-Jahre auch in vielen alltäglichen Anwendungen wirtschaftlich nutzbar wurde. Durch die Einführung des »Desktop-Publishing« (Publizieren am Schreibtisch) wurde die gesamte Druckindustrie revolutioniert. Am Computer vermochte man von nun an alle Gestaltungs- und Entwurfsschritte bis hin zum Druck in digitaler Form durchzuführen. CD-ROM und DVD. Die weitergehende Digitalisierung erfolgte mit der Markteinführung eines digitalen Multimedia-Datenträgers: 1981 mit der CD-ROM. Mit diesen Scheiben aus Polycarbonat wurde es erstmals möglich, multimediale Unterhaltungsprodukte, digitale Magazine, Lexika und multimediale Lehrunterlagen kostengünstig zu verbreiten. Die CD-ROM ist eine Weiterentwicklung der 1980 von Philips und Sony eingeführten Audio-Compact-Disc. Mit dem Licht eines Laserstrahls werden berührungslos Vertiefungen abgetastet, die auf einer Scheibe die Speicherung von bis zu 70 Minuten Hörgenuss möglich machen. Eine einzige CD-ROM speichert etwa so viel wie 700 Floppy Disks – genug Speicher für mehr als 7 Millionen Zeilen Text. Zehn Jahre nach Vorstellung der ersten Audio-CD wurde 1990 auch die beschreibbare CD präsentiert: CD-R (Recorder) und CD-RW (Read Write). Die CD-RW ist etwa 200-mal beschreibbar. Mit der 1996 vorgestellten DVD (Digital Versatile Disc) existiert auch ein geeignetes Medium für digitale Spielfilme. Da das menschliche Auge erst ab etwa 20 Bildern pro Sekunde eine flüssige Bewegung wahrnimmt, erfordern digitalisierte Spielfilme trotz Komprimierung sehr hohe Speicherkapazitäten, die auch die CD-ROM nicht in ausreichendem Maße bietet. Bilder als Daten/Das Bildtelefon. Digitale Fest- und Bewegtbildkameras sind seit 1996 als Konsumartikel erhältlich. Mit ihnen scheint der Mensch dem Traum näher zu kommen, seine bildhaften Beobachtungen jederzeit einfangen und mitteilen zu können. Auf CD-ROM bleiben die Daten auch langfristig der Nachwelt erhalten. Über 100 Jahre nach der Erfindung des Telefons scheint die Zeit für eine grundlegende Verbesserung gekommen. Schon zu Beginn des Fernsehzeitalters experimentierte man mit Kameras und Fernsehgeräten in Kombination mit dem Telefon. Erst die Digitalisierung brachte einen Fortschritt, über ISDN-Telefonverbindungen ist das digitalisierte und komprimierte Videobild mittlerweile weltweit übertragbar. Preisverfall und Miniaturisierung führten dazu, dass die erforderlichen technischen Komponenten mittlerweile in reguläre Telefone und Computer integriert werden. Durch die erfolgreiche Standardisierung wurde auch dafür gesorgt, dass die verschiedenen Geräte miteinander funktionieren. Klaus Rebensburg, Brockhaus, 2007. Dann kamen nach der Schreibmaschine das Telefon und der Computer, die Technik des Übermittelns von Informationen mittels Draht und wenig später ohne Draht, per Funk. Was auf die Menschheit mittels ihrer Erfindungsgabe zurollen werde, das wurde schon vor 150 Jahren seherisch notiert: Der Mensch hat sich den Blitz dienstbar gemacht, dass er lautlos und friedlich auf dem schmalen Wege eines Drahtes fortläuft und die mitgegebene Nachricht überbringt. Alle furchtbaren Eigenschaften, die die Menschen an ihm sehen, wenn er vom Himmel fährt, hat er außer der Schnelligkeit verloren… Adalbert Stifter, „Über die Telegraphie“, Linzer Zeitung, 15. März 1853. Das waren Startschüsse zu einer Entwicklung, die in riesigen Quantensprüngen in immer kürzeren Intervallen voran jagte und jagt, mittels derer die Menschheit über den Planeten hinaus rast, den Mond erobert und den Mars im Visier hat und vielleicht eines Tages die Sonnenenergie direkt an der Quelle anzuzapfen versucht. Wir sind im digitalen Zeitalter angekommen, und was nicht in Nanosekundenschnelle gesichtet, gespeichert, transportiert, analysiert wird, ist fast schon wieder zu langsam für die Bedürfnisse der Welt und ihrer Wirtschaft. Wir schreiben nicht mehr mit der Kiel-, auch nicht mit der Füllfeder, (das Schreiben von Hand soll ja überhaupt abgeschafft werden, fordern sogenannte Pädagogen, das macht man ja auf dem Computer oder dem Tablet oder dem Handy, was man nicht korrekt schreibt, das korrigiert der Thesaurus), aber doch wird Persönliches immer noch auf persönliche Art geschrieben, wie ja auch das Papier im digitalen Zeitalter nicht verschwindet
Vorspiel. Herr Geistreich Immervoll war von Grund auf in Lebenskunst und Problembewältigung trainiert worden. Die Grundstufe der Schule des Lebens war das sogenannte Elternhaus. In diesem wimmelte es von Produkten übereifrig befolgten Befehls eines Gottes und eines Führers (dessen Konterfei im Wohnzimmer garniert war mit einem textilen Kreuz mit Haken) „Seid fruchtbar und mehret euch!“. Die Leitlinie der ungefügen Erziehungsmethoden war die Vermittlung der Qualitätsentwicklung zu „Zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl“. Die Befolgung des Befehls und dieses Training unter dem Dach des sogenannten Elternhauses ergaben ein Bündel sadistischer, tückischer und ganz allgemein bösartiger Individuen, denen gegenüber Geistreich Immervoll eine Strategie des Widerstandes und der Selbstbehauptung sowie eine Taktik zu dieser Überlebensmethode zu entwickeln hatte. Die nächste Trainingsstufe war der sogenannte „Kindergarten“, einer wenig paradiesischen Gartenanstalt, in der er seine erworbenen Grundkenntnisse in Gruppendynamik, Gruppenführung, die Fähigkeit zum erfolgreichen trotzigen Widerstands-Gegensteuern missliebiger Verhaltensbefehle weiterentwickelte. Die nächsthöhere Lebensstufe waren Institute der Vermittlung sogenannter Allgemeinbildung, wobei der Summen-Querschnitt der jeweils in Raumgruppen zusammengefassten juvenilen Subjekte eher allgemein als Bildung ergab. Seine in den bisherigen Grundstufen erworbenen Fähigkeiten kamen ihm auch bei den anspruchsvoller gewordenen hierarchischen Anforderungen zur Selbstbehauptung zugute und stärkten sein Gefühl der Selbstbestätigung. Den Pflicht-Paukern entronnen, stieg er auf den Sprossen sogenannter hoher Schulen höher und höher, starrte in das Allerkleinste der lebenden und der toten Materie und auf das Allergrößte in dem All, in dem wir alle schweben, und stieg schließlich mit beiden Beinen in das allgemein so bezeichnete Berufsleben, in dem es von Intrigen und Fallgruben nur so wimmelte. Doch kraulte er unermüdlich durch die tückischen Seen und erreichte manch gutes und schönes Ufer der Möglichkeiten des sogenannten Broterwerbs. Er wurde ein guter Bürger seines Staates. Als statistisches Objekt wurde er segmentiert in Ordnungsdaten und eingefächert, die Daten und wem sie zugehörten waren laut Behauptung der Daten-Hüter streng geheim verwahrt und geschützt. Über sein Sein und Sinnen, seine Gewohnheiten und sein Gehabe, seinen Leumund waren nur die Geheimpolizei und seine Nachbarn informiert. Als wohlerzogener Wachsender wurde ihm Bescheid getan, „’gessn wird, was aufn Tisch kummt“, ob das nun mundbar oder nicht war, Einwände innerhalb offener Frist – Zeitdauer des Mahles – waren mit Maulschellen beantwortet worden, gegen die es keine Anrufung höherer Gerichte gab. In weiterer Abfolge des Geschehens im sogenannten „Volksganzen“ (althergebrachter Sammelbegriff) aß er gewissermaßen auch, was auf seinem Bürger-Tisch serviert wurde, das er sich jedoch in Gemeinsamkeit selbst in die Schüssel brockte, genannt Wahl. Er schritt also gehorsam zur Urne – noch nicht zu jener, in die er einst gehäufelt werden könnte –, nachdem er an die Wände gepappte, an Pfähle und an Bäume genagelte Antlitze studiert hatte, alle gleich öde starrend, austauschbar wie Brennessel-Stauden am Rand der Lebensstraße, unterscheidbar nur durch die Standorte, doch gekennzeichnet mit schriftlichen Identitäts-Hinweisen, garniert mit nichtssagenden Sprüchen, als Objekte nichtssagend auch in Massenauftrieben des sogenannten Stimmviehs (Grimmigen Kommentaren altklug gewordener Zeugen alter Zeiten war zu entnehmen, dass zu jenen Zeiten nicht nur die papierenen Visagen an Laternen und Bäume hätten gehängt werden sollen, sondern die Volumina als Ganzes, um späteres Unheil einzudämmen, aber, wie die Altvorderen dazu sinnend meinten, „Nacha samma oiwei gscheida.“.) Er begab sich vor dem Gang zur Urne zu Leuten an langem Tisch, die hatten Listen vor sich und Schreibzeug. Gemäß den Listen auch mit seinen „streng geheimen“ Daten darauf war er ermächtigt, die künftige Fahrtrichtung des Staates mit zu entscheiden. In der Urnen-Zelle autorisierte er wie viele andere des Volks ein zur Auswahl stehendes nichtssagendes Gesicht nach der Devise „von mir aus“, künftig das Staatsschiff durch die stürmischen Zeiten zu steuern mit dem summarischen Ergebnis, eine auch in der Geschichte leidvolle Erfahrungstatsache „Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient.“ Er war sowohl Bestandteil als auch Zuschauer geworden eines besonderen Stückes: Über Yin und Yang, Farben und Figuren. Das kleine Staatstheater – Groteske I. Es war wieder einmal die Aufgabe eines Neuanfangs im Staat gekommen. Also begrub das Volk in den Urnen den Glauben an früher und entwickelte einen neuen Glauben
Das neue Staatswesen, herbeigewählt, hatte als Wappen einen Kreis, in zwei Hälften geteilt, aber nicht geradlinig, sondern kurvig als deutlicher Hinweis darauf, dass die zwei Hälften sich aneinanderschmiegen würden, wobei insbesondere die eine Hälfte (man könnte sie im Sinne der altöstlichen Philosophie Yin, symbolhaft charakterlich die weibliche, nennen) sich im Schmiegen besonders beispielhaft erweisen sollte, da sie sich an die andere Hälfte (nennen wir sie im Sinne der altöstlichen Philosophie Yang, die männliche, starke, bestimmende) fugenlos anpasste zur Durchführung jedes von Yang geforderten Aktes. Wobei die Philosophie der Alten den Harmonie-Partnern ursprünglich die Farben Rot und Schwarz zugeordnet hatte (was in der Kombination in früherer Zeit im Staat gar keine schlechten Ergebnisse gezeitigt hatte), doch wurde im Sinne steter Erneuerung und Veränderung die Farbgebung im Wappen leicht modifizert. Was rot war, Yin, wurde zu lichtblau grundiert, darauf kamen die Symbole Braunalge und Veilchen (dem Programm entsprechend, dem Volk das Blaue vom Himmel herab zu versprechen, und aus historischer Tradition), und was schwarz war, Yang (das hätte ja so bleiben können), erhielt eine seltsame Mischfarbe, nicht Fisch, nicht Fleisch, auf die ein Stein gefügt wurde, der symbolisch die Art künftigen Verhaltens bekundete, auch symbolisch, was die Mitwirkung Yins an künftigen Gesetzen anlangte, deren Haupttexte Yang vorschreiben sollte. Details weiter unten. Stimme aus dem Hintergrund: Die Kennzeichnung der Parteien (in diesem Fall) als rot oder schwarz war bis zur Einmischung anderer Farben eine Sache, die keine Unklarheiten zuließ, wie etwa als gutes Beispiel – in die Weltliteratur eingegangen – anzuführen die Capuleti gegen die Montecchi im sehr alten Verona. Jeder erkannte an der Trachtfarbe, wo jeder andere einzuordnen war. So auch in diesem Staat mit seiner teils ruhmreich genannten, jedoch auch blamablen Geschichte, als es wegen aus der Weltgeschichte bekannten und hier nicht näher zu erörternden Gründen zur exakten Farbgebung kam: Was rot war, war Freund, und was schwarz war, war Feind. Oder, nach anderen Standpunkten: Was rot war, war Feind, und was schwarz war, war Freund. Das erleichterte die Klärung mancher sich ergebenden Frage, wann wer wen wo zu erschießen oder dessen Eigentum zu zerstören hatte, das entsprach seit alters her gutem Brauch und störte in der Anwendung niemanden, da es eben guter Brauch war. Die Zaungäste sahen bloß zu (wie im Mittelalter die Leute aus den ummauerten Städten auszogen, um zuzusehen, wie Schlachten vor ihren Toren denn so verliefen). Eine Vereinheitlichung zur Organisation des Staatswesens erfolgte, als eine braune, stinkende Brühe wie aus alten Kaminen quoll und über Rot und Schwarz hinwegschwappte, die beiden Banner in den Schlamm stampfte und die Parteigänger mit. Erst als die braune Brühe sich (allerdings in Sichtweite bleibend) gemäß offizieller Behauptung verzogen hatte, wurden Rot und Schwarz wieder erkennbar. Doch die verkrustet am Ufer der Zeit zurückgebliebenen Reste der Brühe färbten sich allmählich blau, also definitionsmäßig zwar auch zu einer klaren Farbe. Die alten in Braun gehüllt Gewesenen färbten ihre Jacken um, doch das Braun wollte und wollte nicht verschwinden, was den Volkskörper aber auch nicht ins Siechtum stürzte, denn er war es von alters her gewohnt, in abwechslungsreichen Farbenspielen seine Rolle auszufüllen. Rot und Blau hatten nach dem offiziell verkündeten Rückzug der Brühe auf sich wieder festigendem Grund zögernd miteinander Frieden gemacht, waren sich aber über alle Meinungsrichtungen hinweg darüber einig, dass man einen kleinen Blau/Braun-Mix sozusagen als politisches Nahrungsergänzungsmittel wachstumsfördernd einnehmen solle, was auch gut funktionierte. Doch nun: Weiter im Text der Szene: Also nicht „Euer Wort Ja bedeute einfach ja, ein Nein nein, denn was darüber hinausgeht, ist von dem, der böse ist“, wie in einem alten weisen Buch von einem empfohlen, der vielen als Heilsbringer gilt und diesen Rat gemäß der Erzählung einer großen Volksmenge gegeben hatte, sondern so verwaschen, dass bei Entscheidungen der Rechtsgelehrten in Prozessen auf jeden Fall das herausgelesen werden konnte, was Yang mit der Textierung als Ergebnis beabsichtigt haben würde. Also verschwand das klare Schwarz aus der Leit-Definition von Yang (manche Zukunfts-Besorgte sahen aber weiterhin schwarz, was das Weitermarschieren in neue Zeiten anlangte), und es erfolgte die Umfärbung und Erklärung mit freundlichem (damals aktuellem) Hinweis an Yin, der dezente Blau-Anteil wäre das Signal für erfolgreiches Aneinanderschmiegen. Das Programm-Statut:
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