Schlaf schön ein Geschichten
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Renate Skola. Schlaf schön ein Geschichten
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Bild 2, 5, 6: © Flora Karner, Bild 1: © Renate Skola, Bild 3: © Laurin Schuh, Bild 4: © Lennard Schuh, Bild 7: © Judith Rittberger,
Die Reise des roten Luftballons
Es war einmal ein roter Luftballon. Er war prall gefüllt und kugelrund. Zusammen mit vielen anderen Luftballons schwebte er über dem Verkaufsstand des Ballonverkäufers. Da kam ein kleiner Junge zum Stand. Er wollte einen Luftballon kaufen. Der Rote gefiel dem Jungen am besten, und so nahm er ihn in seine kleine Hand. Freudig lief der kleine Junge mit seinem Luftballon davon. Plötzlich kam ein heftiger Windstoß. Der kleine Junge hatte den Luftballon nicht fest genug gehalten, und so entwischte die Leine aus seiner Hand und der Luftballon flog davon. Hoch hinauf bis zu den Wolken stieg der rote Luftballon. Langsam umhüllte ihn feuchter Nebel und der kleine Luftballon versank ganz in der Wolke. Aber die Sonne schien kräftig an diesem Tag und so löste sich der Wolkenschleier bald auf. Der rote Luftballon konnte bis zu den Bergen sehen, die sich mächtig im Norden vor ihm erstreckten. Es gab grüne Weiden, auf denen die Kühe genüsslich an Gräsern und Blumen kauten. Daneben entsprang eine Quelle und das klare Wasser sprudelte nur so heraus. Erst bildete sich ein kleines Rinnsal, das schließlich zu einem Bach anschwoll und über einen Wasserfall in einen kleinen See mündete. So etwas hatte der rote Luftballon noch nie gesehen. Vor Staunen bleib ihm fast die Luft weg. Als er sich weiter umsah, erblickte er eine Gams, die munter von Stein zu Stein hopste. Der Luftballon kam immer näher an den roten Berg. Doch das war gefährlich, denn es gab viele scharfe Kanten, an denen der Ballon zerplatzen könnte. Laut rief der Luftballon: „Wind, Wind blas geschwind, sonst macht es einen Knall und ich komm zu Fall!“ Sogleich frischte der Wind auf und der rote Luftballon stieg höher hinauf, bevor er sich an den scharfen Kanten verletzen konnte. Er schwebte knapp über das Gipfelkreuz hinweg. Dort saß ein Wanderer, der sich gerade vom mühsamen Aufstieg erholte. Flugs wollte dieser nach der Leine des Luftballons greifen, doch sie entwischte ihm im letzten Augenblick. So konnte der Luftballon seine Reise fortsetzten. Als er die Berge hinter sich gelassen hatte, gelangte er in eine große Stadt. Hier reihte sich ein Hochhaus an das nächste. Viele Autos rasten auf den zahlreichen Straßen dahin und kaum ein Baum war zu sehen. Die Luft wurde hier trübe von den Abgasen der riesigen Fabriken. Diese hüllten den Luftballon ein. Der rote Luftballon musste ein paarmal husten und rief mit erstickter Stimme: „Wind, Wind blas geschwind, die Luft ist zu dick und ich erstick!“ Wieder tat der Wind, wie ihm geheißen. Eine kräftige Böe trieb den Luftballon sanft über die Stadt hinweg. Endlich konnte der rote Luftballon wieder tief durchatmen. Nun schwebte er über Felder und Wiesen hinweg. Er überflog zahlreiche dichte Wälder und kam schließlich ans Meer. Das Salzwasser zischte jedes Mal, wenn es sich als große Welle überschlug. Delfine sprangen immer wieder aus dem blauen Wasser empor, um gleich darauf wieder abzutauchen. Möwen zogen gefährlich nahe an dem roten Luftballon vorbei. Viele Tage trieb der rote Luftballon nun schon über den Ozean. Die Meeresbrise trieb ihn stetig weiter und weiter. Wie aus dem Nichts tauchte vor den roten Luftballon plötzlich ein Leuchtturm auf. Dieser stand auf einer kleinen Insel und wies den Schiffen den Weg. Der Luftballon war froh darüber, endlich wieder Land zu erblicken. Abwechslung konnte jetzt nicht schaden. Als er so vor sich hinflog, entdeckte er unter sich ein kleines Mädchen. Es saß auf einem großen Felsen und weinte, weil niemand mit ihm spielen wollte. Da dachte sich der rote Luftballon: „Das wäre hier doch ein schönes Zuhause. Ach, ich bin schon so weit gereist und langsam bin ich müde.“ So beschloss der Luftballon, bei dem kleinen Mädchen zu bleiben und ihm ein bisschen Freude zu schenken. Doch als er sich umblickte, merkte er, dass er bereits über das Mädchen hinweggeflogen war. So rief er noch einmal: „Wind, Wind blas geschwind und bring mich zurück zu dem traurigen. Kind!“
Warum die Fichte Nadeln hat! Es war einmal eine kleine Fichte. Sie lebte in einem wunderschönen riesigen Laubwald. Die anderen Bäume waren groß und stark und hatten einen prächtigen Laubmantel. Die kleine Fichte hingegen konnte nur ihre zarten, dünnen Äste gegen den Himmel strecken und war bei Weitem nicht so schön anzusehen. Als der Herbst mit seinen Nebelschwaden, den kühlen Winden und den sich bunt verfärbenden Blättern ins Land zog, beschloss die kleine Fichte, an ihrem Aussehen etwas zu ändern. Sie wollte nicht länger das kleine unscheinbare Bäumchen sein, das keiner beachtet. So zog es seine noch zarten Wurzeln aus der Erde und marschierte los. Hier im Wald herrschte nämlich die große, mächtige Eiche über die Bäume. Man erzählte sich, dass sie über Zauberkräfte verfüge. Eifrig wanderte die kleine Fichte, um noch vor Einbruch der Dunkelheit die mächtige Eiche zu erreichen. Und tatsächlich, bevor die Sonne ihre letzten Strahlen zur Erde schickte, erhob sich vor der kleinen Fichte ein beeindruckender Baum: die allmächtige Eiche. Etwas eingeschüchtert, aber entschlossen sprach die kleine Fichte: „Allmächtige Eiche, ich bin zu dir gekommen, um deine Hilfe und deinen Rat zu erbitten!“ Erst wusste die Eiche gar nicht, woher diese zarte Stimme kam, bis sie das kleine kahle Bäumchen zu ihren Wurzeln entdeckte. Die Eiche sprach: „Du kommst spät, kleine Fichte, aber nun denn, was ist dein Begehren?“ „Sieh herunter zu mir, ich bin wahrlich karg und unansehnlich. Alle Bäume rund um mich tragen prächtige Blätterkleider, nur ich zittere mit meinen kleinen kahlen Ästen und keiner bemerkt mich!“ Die Eiche antwortete: „Durchaus, du sprichst die Wahrheit. Auch ich hatte Mühe, dich im Dämmerlicht zu erkennen! Aber wie meinst du, dass ich helfen kann?“ Die kleine Fichte erwiderte verängstigt: „Du bist doch die Herrscherin über den Wald, und man sagt, du verfügst über Zauberkräfte. Kannst du mir nicht auch ein buntes Blätterkleid auf meine dünnen Äste zaubern?“ „Des Zauberns bin ich wohl mächtig, aber es sei gut überlegt, wann diese Kräfte zum Einsatz kommen. Ich sehe ein, dass das Schicksal es nicht gut mit dir gemeint hat und du Hilfe verdient hast. So geh zurück nach Hause, kleine Fichte, und schlafe sieben Nächte. Wenn du am achten Morgen erwachst, wird dein Problem gelöst sein!“ Die kleine Fichte bedankte sich und tat, wie ihr geheißen. Das Warten fiel ihr schwer. Die Aufregung ließ die Tage nur langsam vergehen. Doch schließlich war eine Woche vergangen und ein neuer Morgen zog übers Land. Gespannt öffnete die kleine Fichte ihre Augen und blickte an sich hinab. Sie erkannte sich kaum wieder und doch war die Fichte enttäuscht. Was sie sah, waren kräftige grüne Nadeln, die ihre Äste über und über bedeckten. Zwar gefiel ihr diese neue Form, doch fehlte ihr die Farbenpracht. Die anderen Bäume belächelten die kleine Fichte. Provozierend wiegten sie ihre bunten Blätter im Wind. Traurig wand sich die kleine Fichte von den anderen Bäumen ab. Sogar eine Träne aus Harz kullerte über ihren Stamm. So vergingen die Tage im Laubwald. Es wurde kälter und manchmal legte sich schon der Frost auf die Bäume. Da machte die kleine Fichte plötzlich eine wundersame Entdeckung. Die anderen Bäume hatten längst ihr buntes Laub verloren. Nun waren sie ganz kahl, unansehnlich und zitterten und froren bei jedem Windstoß. Die Nadeln der kleinen Fichte jedoch waren immer noch von einem satten Grün und hielten sie außerdem wunderbar warm. Jetzt erst erkannte die kleine Fichte, welchen Nutzen sie von ihren Nadeln hatte. In der kalten Jahreszeit war sie die Einzige mit einem grünen Kleid. Jeder bemerkte sie und sah mit neidvollem Blick auf sie herab. Sie war nämlich nicht nur hübsch, sondern auch gut vor der Kälte geschützt. Die anderen Laubbäume würden zwar nach dem Winter wieder prächtiger und bunter sein als sie, aber das machte ihr nun nichts mehr aus. Denn der nächste Winter würde bestimmt kommen!
Wie der Apfel laufen lernte! Es war an einem strahlenden Herbsttag, irgendwo auf dem Land. Dort stand mitten auf einer großen Wiese ein prächtiger Apfelbaum. Zu dieser Jahreszeit war er über und über mit roten, saftigen Äpfeln behängt. Doch weil dem Baum die Last seiner Früchte zu schwer war, ließ er mitunter einen Apfel fallen. Darüber freuten sich viele Tiere. Die Hasen, die Rehe, aber auch die kleinen Ameisen sagten nicht Nein zu einem saftigen Stück Apfel. Direkt unter dem Apfelbaum wohnte der Tausendfüßler Ferdinand. Er liebte frisches saftiges Obst, deshalb hatte er sich den Apfelbaum als Zuhause gewählt. Als wieder einmal ein Apfel vom Baum fiel, war er der Erste, der diese rote Köstlichkeit entdeckte. Er wollte sein Mittagessen mit niemandem teilen und so schleppte er den Apfel ins hohe Gras. Dort konnten ihn die anderen Tiere nicht sehen. Genüsslich begann Ferdinand, das süße Früchtchen zu verspeisen. Aber der Apfel war von gewaltiger Größe und so konnte ihn Ferdinand unmöglich auf einmal aufessen. Nun war unser Ferdinand ein besonders kluger Tausendfüßler. Er strengte sein Köpfchen an, um herauszufinden, wie er es anstellen könnte, dass ihm niemand seinen Apfel verspeist. Er nahm noch einen großen Bissen, denn mit Vitaminen im Bauch fällt einem das Denken leichter. Und siehe da, sogleich hatte Ferdinand eine tolle Idee. Er beschloss, es sich in dem Apfel gemütlich zu machen. Niemand mag schließlich einen Apfel mit Wurm. So begann Ferdinand, ein Loch in den Apfel zu fressen. Er knabberte so lange, bis er in den Apfel schlüpfen konnte und sein Kopf an einer Seite herausblickte. Ferdinand hatte an diesem Tag noch einiges vor. Er wollte seinen Freund Michl, den Marienkäfer, besuchen. So machte sich Ferdinand mit dem Apfel als Mantel auf den Weg. Der kleine Hase Hans sah, wie sich ein Apfel wie von Geisterhand über die Wiese bewegte. Er rieb sich die Augen und meinte, zu träumen. Noch nie hatte er einen Apfel gesehen, der laufen konnte. Aber auch beim zweiten Blick marschierte der Apfel wie von Zauberhand des Weges. Hans hoppelte sogleich zu Alexander, der Maus, um ihm diese fantastische Neuigkeit zu erzählen. Alexander wiederum war eine echte Plaudertasche und so verbreitete sich die Geschichte über den Apfel, der das Laufen lernte, wie ein Lauffeuer über die ganze Wiese. Ferdinand war inzwischen bei Michl angekommen. Auch Michl hatte die Geschichte über den laufenden Apfel bereits vernommen. Er aber hielt nicht sehr viel von dem Getratsche auf der Wiese und erachtete die Geschichte als erfunden. Aber nur so lange, bis plötzlich ein kugelrunder Apfel auf ihn zugelaufen kam. Und siehe da, es war ein freundlicher Apfel, denn dieser rief schon von Weitem seinen Namen. Michl verstand die Welt nicht mehr. Was war denn hier bloß los? Als der Apfel näher kam, rief dieser abermals: „Michl, Michl, einen guten Tag wünsche ich dir!“ Michl wusste nicht, ob er die Flucht vor der seltsamen Frucht ergreifen oder doch der Wahrheit auf den Grund gehen sollte. Die Neugierde siegte. Michl nahm all seinen Mut zusammen und ging auf den laufenden Apfel zu. Jetzt, da er ganz nah an den Apfel herangekommen war, erkannte er seinen Freund Ferdinand. Diese Augen und die Stimme waren ihm doch gleich bekannt vorgekommen. Michl konnte nicht mehr an sich halten. Er kugelte sich vor lauter Lachen – so sehr, dass ihm der Bauch wehtat. Ferdinand war schon sehr verwundert über die Reaktion seines Freundes. Als sich Michl wieder etwas beruhigt hatte, klärte er Ferdinand auf. Er erzählte ihm die Geschichte über den laufenden Apfel. Beide haben noch lange über die Ereignisse des Tages gelacht und sich dabei ein großes Apfelstück schmecken lassen. Und noch Jahre später erzählte man sich die Geschichte von dem laufenden Apfel bei jedem Frühlingsfest auf der Wiese
Willi Wichtel. Einst lebte in dem großen Wald direkt hinter der dicken Eiche ein kleiner Wichtel namens Willi. Sein Zuhause war ein großer Fliegenpilz mit einem kleinen Garten davor. Und wie wir ja alle wissen, verfügen Wichtel über Zauberkräfte. Deshalb war Willi Wichtel bei den Waldbewohnern sehr beliebt. Hatte irgendein Tier ein Problem, war Willi stets zur Stelle und half mit seinen Zauberkräften. War die Schneckenpost wieder einmal heillos überlastet und verspätet sich um Tage, gab es bei Willi einen Beschleunigungszaubertrank. Und plötz- lich flitzt die Schnecke wie von der Tarantel gestochen über Stock und Stein und kommt nicht einmal außer Puste. So erhält dank Willi jeder rechtzeitig. seine Post. Auch wenn sich die Elfe Twinki im Spinnennetz verfangen hat, weil sie mal wieder ihren Tagträumen beim Fliegen nachhing, ist Willi Wichtel zur Stelle. Ein bisschen Zauberpuder auf das Netz und es klebt nicht mehr, sodass Twinki entfliehen und weiterfliegen kann. Ein anderes Mal kommt Bruno, der brummige Braunbär, und bittet Willi, ihm seine Zahnschmerzen wegzuzaubern. Und weil es Willi gut mit allen meint, ist er auch hier zur Stelle mit einem Umschlag und etwas von der Allheilmittelsalbe. So kann Bruno wieder kraftvoll zubeißen. Jeder liebt unseren Wichtel Willi. Er hat ein schönes Zuhause und viele Freunde. Aber trotzdem ist unser kleiner Wichtel nicht glücklich. Was er sich noch wünschen würde, wäre eine Wichtelfrau, die mit ihm in seinem Fliegenpilzhaus wohnt und mit ihm gemeinsam das Leben verbringt. In dieser Angelegenheit nützen ihm aber seine Zauberkräfte nichts. Denn Wichtel können nur Wünsche von anderen mit Zauberkraft erfüllen, aber leider nicht ihre eigenen. Ihm war nicht eine Wichtelfrau bekannt, die für ihn infrage käme. Waldwichtel gibt es nämlich nicht mehr allzu viele. Umso schwieriger gestaltet sich die Suche nach einer Braut. Den Waldbewohnern blieb die Traurigkeit ihres Wichtels nicht verborgen. So beriefen sie heimlich eine Versammlung ein, um zu beraten, wie sie eine Frau für Willi finden könnten. Bruno, der Bär, meinte, ein lauter Ruf von ihm würde schon genügen, um Wichtelfrauen herzulocken. Berti, die Maus, war der Herausgeber der täglich erscheinenden Waldnachrichten. Er wiederum meinte, eine große Anzeige in der Zeitung wäre das Richtige, um Willi eine Frau zu besorgen. Da meldete sich Felix, der schlaue Fuchs, zu Wort: „Bruno, dein Gebrüll ist wirklich ziemlich laut und man kann es im ganzen Wald vernehmen, aber hier gibt es doch keine anderen Wichtel. Deshalb können Wichtelfrauen weder Brunos Lockruf hören noch die Anzeige von Berti lesen!“ Auch Erna, die Eule, hatte etwas zu sagen: „Wie euch bekannt ist, komme ich bei meinen Rundfügen ziemlich weit umher. Und wenn mich mein Erinnerungsvermögen nicht trübt, dann gibt es im Fichtenwald hinter der großen Wiese ein sehr einsames Wichtelfräulein. Die wäre die Richtige für Willi!“ Alle waren sich einig, dieses Fräulein sollte Willis Braut werden. Doch wie konnte man sie erreichen und ihr Willi schmackhaft machen? Der Biber Paul meldete sich zu Wort: „Ganz einfach, ich werde eine Statue von Willi schnitzen. Mein künstlerisches Talent ist unumstritten. So kann sich dieses Wichtelfräulein ein schönes Bild von Willi machen! Ihr seht nur zu, wie ihr das Kunstwerk transportiert!“ Sogleich machte sich der Biber Paul an die Arbeit. Er wählte ein weiches Stück Holz aus und versteckte sich damit hinter der Eiche hinter Willis Haus. Von hier aus konnte er ihn unbemerkt beobachten und ein originalgetreues Abbild von Willi schaffen. Die Waldbewohner überlegten nun fieberhaft, wie der Transport zu bewältigen sei. Es war ein langer und beschwerlicher Weg bis in den Fichtenwald. Aufgeregt rief Gustav, der Grashüpfer, aus der letzten Reihe: „Lasst mich es überbringen! Ich bin voll im Training, weil ich am Hüpfmarathon teilnehmen werde. Einen Besseren und Schnelleren werdet ihr nicht finden. Und die Strecke bis zum Fichtenwald ist ziemlich genau die Marathondistanz!“ Alle Tiere waren froh, jemanden gefunden zu haben, der dieses Wagnis auf sich nehmen würde. Berti, die Zeitungsmaus, verfasste noch ein paar Zeilen über Willi. Schließlich wollten sie ihn von der besten Seite präsentieren. Berti sparte nicht mit Komplimenten und allerlei Schmeicheleien über Willi. Der Brief wurde zusammen mit der kleinen Statue an Gustav übergeben, der nach einem Startkommando sofort losdüste. Es vergingen Tage des gespannten Wartens. Weder Gustav noch irgendeine Nachricht von ihm kam in den Wald zurück. Schon glaubten die Waldbewohner, es wäre ein Unglück passiert, als eines Tages Gustav in Begleitung einer jungen hübschen Wichteldame auftauchte. Neugierig wurde sie von allen begutachtet. Gustav geleitete sie direkt zu Willis Fliegenpilzhaus. Alle Tiere folgten den beiden neugierig
Die Waldhochzeit. Willi Wichtel hatte nun dank seiner Freunde die perfekte Wichtelfrau kennengelernt. Sie hieß Valentina und stammte aus dem Fichtenwald aus einer angesehenen Wichtelfamilie. Ihre Eltern waren sehr kundige Zauberwichtel. Ihr Zauber war weit mächtiger als der des einfachen Willi Wichtel. Und so zeigten sich Valentinas Eltern nicht gerade begeistert von der Wahl des Bräutigams ihrer Tochter. Valentina aber war sehr verliebt in ihren Willi und deshalb waren ihr die Bedenken ihrer Eltern egal. Auch war es für sie kein Problem, dass sein Haus etwas kleiner und seine Lebensverhältnisse etwas bescheidener waren. Einzig eine besondere Hochzeit wollte sie mit ihrem Willi feiern. Weil Willi wusste, wie viel dies Valentina bedeutete, sollte ihr dieser Wunsch erfüllt werden. So setzte er alle Hebel in Gang, um die schönste Hochzeit des ganzen Waldes zu planen. Als Erstes ging es um die Einladungen. Willi sammelte eifrig die schönsten bunt gefärbten Blätter des Waldes. Darauf notierte er Tag und Uhrzeit der geplanten Hochzeit. Er wollte alle wichtigen Persönlichkeiten des Waldes dabeihaben: den Waldbürgermeister Ullrich Uhu, Hugo, den Hirsch, der den ersten Platz im Geweihwettbewerb belegt hatte, und alles, was sonst noch Rang und Namen hat im Eichenwald. Auch für die musikalische Untermalung der Feier hatte sich Willi etwas Besonderes überlegt. Der bekannte Nachtigallenchor aus Lärchenhügel wurde per Post gebeten, diese zu übernehmen. Dieser Chor hatte schon viele Preise für seinen außergewöhnlichen Gesang gewonnen. Nach der Trauung sollte eine Parade stattfinden. Dafür engagierte Willi die roten Ameisen aus dem Bau direkt unten am großen Felsen. In ihrer Sonntagsuniform würden diese sicher eine gute Figur machen. Also sollten auch die Ameisen eine Einladung bekommen. Für das leibliche Wohl sollte der Biber Paul sorgen. Er war nicht nur ein hervorragender Künstler, sondern außerdem ein ausgezeichneter Koch. Vor allem seine Fischvariationen waren bei allen beliebt. Paul übernahm diese Aufgabe sehr gerne, als Willi ihn darum bat. Die Eule Erna hingegen ließ es sich nicht nehmen, die Hochzeitstorte zu backen. Sie schickte die Spatzenkinder los, um die besten, süßesten Beeren des Waldes zu pflücken. Berti, die Maus, setzte als Herausgeber der Waldnachrichten noch eine gratis Anzeige in seine Zeitung, damit auch alle Tiere wussten, wann das Spektakel stattfinden soll. Bestimmt würden viele Tiere des Waldes gerne einen Blick auf die Braut werfen. Felix, der Fuchs, hatte seinen Bau auf einer wunderschönen Waldlichtung, die zu dieser Jahreszeit über und über mit Narzissen übersäht war. Es war der perfekte Platz für die Waldhochzeit. Und Willi freute sich sehr über das Angebot von Felix, denn es gab wirklich kein schöneres Plätzchen im ganzen Wald. Pfarrer Dagobert Dachs wollte gerne die Trauung des jungen Paares übernehmen. Schließlich war er schon damals zur Stelle, als Willi geboren wurde. So war alles gut geplant und organisiert. Einem gelungenen Fest sollte nichts mehr im Wege stehen. Schorschi, die Schnecke, war der Postbote des Waldes und sollte die Einladungen verteilen. Da Willi aber wusste, wie langsam Schorschi meistens war, reicht er ihm nun gemeinsam mit den Einladungen einen Beschleunigungszaubertrunk. Und schon saust Schorschi los und ist durch nichts zu bremsen. Über Stock und Stein rast er dahin Richtung großen Felsen zu den roten Ameisen. Dort ist er im Nu angelangt und kann ihnen die Nachricht von der Hochzeit überbringen. Schorschi aber hat es sehr eilig, weil noch viele Einladungen auszutragen sind. So spurtet er sofort weiter. Doch Schorschi ist das dolle Tempo noch nicht gewohnt. Er übersieht eine Wurzel, die aus dem Waldboden ragt, und stolpert darüber. Zweimal überschlägt es ihn, die Tasche mit den Briefen fliegt in hohem Bogen davon und Schorschi landet mit dem Kopf voraus auf einen Stein. Er hat sich den Kopf so fest angeschlagen, dass er benommen auf dem moosigen Waldboden liegen bleibt. Kurze Zeit später kommt Schorschi wieder zu sich. Sein Kopf brummt und er ärgert sich, dass er seinen Postbotenhelm heute vergessen hat. Doch was noch viel schlimmer ist: Seine Tasche mit der ganzen Post ist verschwunden. Schorschi rappelt sich auf. Noch immer leicht schwankend und mit schmerzendem Kopf macht er sich auf die Suche nach seiner Tasche. In diesem Moment kommt Gustav, der Grashüpfer, angesprungen. Gerade noch rechtzeitig kommt er vor dem benommenen Schorschi zu stehen und hüllt diesen in eine Wolke aus Staub. Gustav musste nämlich stark bremsen. Er fragt: „Hey Schorschi, was ist denn mit dir passiert? Hast wohl zu viel Lärchenschnaps getrunken?“ Darauf Gustav: „Ne, eh was, wo denkst du hin. Bin doch im Dienst. Ich hatte es wohl etwas zu eilig und da bin ich gestürzt und habe mir ganz furchtbar den Kopf angeschlagen. Aber das Schlimmste ist, ich habe meine Tasche mit den Einladungen für Willis Hochzeit verloren. Hast du sie gesehen?“ „Das braune, große, unförmige Ding? Das ist mit einem lauten Platsch genau in den Fluss gestürzt. Ich konnte ihm im Sprung gerade noch ausweichen, sonst ginge es mir jetzt wie dir“, antwortet Gustav. Die Strömung des Flusses ist ziemlich stark und so treibt die Tasche mit der bereits aufgeweichten Post längst irgendwo Richtung Fichtenwald, weit entfernt von Schorschis Sturzstelle. Währenddessen befindet sich der Biber Paul am Fluss, um für das Hochzeitsessen die nötigen Fische zu fangen. Nur wollen diese heute gar nicht anbeißen. Schnell wird auch klar, warum. Die roten Ameisen üben nämlich genau an Pauls Angelplatz ihren Auftritt für die Hochzeitsparade. Und wenn 2.798 Ameisen im Gleichschritt auf und ab marschieren, macht das ganz schön Radau. Und wie man weiß, mögen Fische Radau ganz und gar nicht und verziehen sich dann lieber in ruhigere Gewässer. Doch so schnell will Paul nicht aufgeben. Immer und immer wieder wirft er seine Angel aus. Und siehe da, plötzlich hängt etwas an seinem Hacken. Paul muss sich sehr anstrengen, um seinen großen Fang an Land zu ziehen. So ein Gewicht, das müsste für die ganze Hochzeitsgesellschaft reichen! Als ein Teil bereits aus dem Wasser lugt, ist Paul doch etwas verunsichert, einen solchen Fisch hatte er noch nie an der Angel. Erst jetzt erkennt er, worum es sich bei seinem großen Fang wirklich handelt: Es ist eine große braune Tasche mit der Aufschrift „Waldpost“. Schorschis Posttasche ist das Einzige, das Paul aus dem Wasser zieht. Paul ist langsam verzweifelt. Ohne Fisch gibt es doch kein Menü! Da fällt ihm plötzlich ein, dass sein Gemüsegarten randvoll ist mit allerlei frischen Bohnen, Salaten … Paul zuckt nur mit den Schultern und sagt: „Entweder ich mache eine gebackene Posttasche, die sicher keinem schmecken wird, oder ich plündere meinen Garten und koche verschiedene Gemüseköstlichkeiten!“ Und so macht sich Paul schnell auf den Weg nach Hause, um mit den Vorbereitungen für das Hochzeitsessen zu beginnen. Er hofft sehr, dass Willi nicht allzu enttäuscht ist, wenn er keine Fischspezialitäten zu seiner Hochzeit bekommt. Um das wieder gutzumachen, legt sich Paul ganz besonders ins Zeug und fängt an zu schnippeln, zu braten und zu dünsten. Er verwendet nur das beste Gemüse und schon bald steigt ein unwiderstehlicher Duft aus Pauls Biberbau. Die Sonne steht bereits hoch am Himmel. Nun ist der Zeitpunkt der Trauung bald gekommen. Willi hat ein frisches Hemd angezogen und wirft sich nun sein schönstes Jackett um und – nicht zu vergessen – seinen grünen Sonntagshut. Auch Valentina hat sich derweil im Bau des Fuchses Felix zurechtgemacht. Sie trägt ein Hochzeitskleid, welches bereits ihre Großmutter bei ihrer Hochzeit getragen hat. Ein schöneres Paar hat der Eichenwald noch nie gesehen. Pfarrer Dagobert Dachs ist bereits vor Ort und platziert sich geschickt zwischen den vielen Narzissen. Doch wo bleiben nur die Gäste? Weit und breit war noch kein Tier des Waldes zu sehen, kein Bürgermeister und kein Geweihsieger und auch keine Ameisen. Plötzlich hört man von Weitem ein dumpfes Schlagen. Da bebt sogar die Waldlichtung ein wenig. Zum Glück sind es nur die Ameisen, die zur rechten Zeit auf dem Festplatz erscheinen. Im Gleichschritt und mit schwerer Last auf ihren Köpfen erreichen sie das Brautpaar. Die Last entpuppte sich als die riesige, süße Hochzeitstorte, sorgsam von Erna, der Eule, gebacken. Die Spatzenkinder waren angesichts der Hochzeit so nervös, dass sie die Torte beim Transport beinahe hätten fallen lassen. Deshalb sind die Ameisen gerne eingesprungen, um die leckere Fracht zur Hochzeitsgesellschaft zu bringen. Mit der Zeit füllt sich die Lichtung mit vielen, vielen Tieren. Alle haben von der Hochzeit in Bertis Zeitung gelesen. Und da Willi und Valentina bei allen Tieren sehr beliebt sind, will keiner das Ereignis versäumen. Doch wo bleiben die Ehrengäste? Willi kann es nicht verstehen, er wollte doch Valentina mit diesen besonderen Besuchern überraschen. Auch der Chor muss sich wohl verflogen haben. Langsam glaubt Willi nicht mehr an eine gelungene Feier. Traurig blickt er zu Valentina. Diese erkennt seine Sorgen und nimmt ihn an der Hand. „Willi, sei nicht traurig, wichtig ist doch einzig, dass wir hier sind und so viele deiner Freunde. Meine Eltern sind anwesend und der Ort hier ist einfach zauberhaft!“, sagte sie. Da hört man ein schweres Schnaufen. Paul, der Biber, kommt über den Hügel herauf und hat eine schwere Last zu tragen. Viele Teller mit leckerem Essen schleppt er heran. Valentina gesteht er: „Ich konnte leider keinen Fisch fangen, so müssen wir heute auf meine besondere Spezialität verzichten. Aber ich habe jede Menge Gemüse mitgebracht! Einzig Schorschis alte Posttasche verfing sich in meinem Haken.“ Da muss Valentina lachen: „Na, zum Glück, denn Fisch kann ich gar nicht ausstehen und Gemüse esse ich für mein Leben gern!“ So hat sich ein weiteres Problem in Wohlgefallen aufgelöst. Nun tritt auch Schorschi, die Postschnecke, aus der Menge hervor. Ganz verlegen murmelt er: „Leider war ich zu schnell unterwegs und habe die Tasche im Fluss versenkt. Die Einladungen konnten deshalb nicht ausgeliefert werden. Aber bis zu den Ameisen bin ich gekommen! Entschuldigt, ich habe es nicht gewagt, die Wahrheit zu sagen. Der Chor wird deshalb wohl nicht kommen.“ Ein Fest ohne Musik, das kann sich keiner vorstellen. Ganz hinten in der letzten Reihe der Gäste beginnt ein Gemunkel. Plötzlich tritt Bruno, der Bär, aus der Menge hervor und sagt: „Lieber Willi und liebe Valentina, gerne würden ich und meine Freunde für die musikalische Untermalung des Festes sorgen. Ich weiß nicht, ob wir gut genug sind, aber für euch beide würden wir gerne musizieren.“ Brunos Band hieß Woodstock und er selbst brummt einen senationellen Bass. Der Hase Herman hingegen ist auf der Gitarre nicht zu bremsen und die drei kleinen Amseln begleiten Twinki, die Elfe, mit ihrem Gesang. Den Rhythmus gibt Arnold, die Ameise, auf der Trommel vor. Der Pfarrer Dagobert Dachs drängt, nun endlich zu beginnen. Jetzt sind alle bereit. Willi und Valentina geben sich vor all ihren Freunden und ihrer Familie endlich das Jawort. Die Band spielt dazu wunderbare Lieder. Nun bringen sich die Ameisen in Stellung und veranstalten eine beeindruckende Parade für das Brautpaar. Und auch das Fest im Anschluss war durch nichts zu überbieten. Die Gäste schlemmten und tranken und alle tanzten noch bis spät in die Nacht zu den fetzigen Klängen der Musik. So starteten Willi und Valentina glücklich und zufrieden in ihr gemeinsames Leben
Die Waldelfe Lisabell
Model: Emily Thomas. Kennst du die kleine Wiese, mit dem Teich? Gleich dort drüben mitten im großen Wald? Dort hat sich das große Abenteuer der Waldelfe Lisabell zugetragen. Warte, ich werde dir die Geschichte erzählen. Lisabell ist eine junge Waldelfe. Sie hat Flügel, die in der Sonne golden glitzern. Sie ist ein liebevolles, hilfsbereites Wesen. Und wie die meisten jungen Waldelfen liebt sie hübsche Kleidung und Schuhe sehr. Sie lebt auf besagter Wiese in ihrem kuscheligen Elfenhaus, das hoch oben in der Baumkrone einer Eiche steht. Elfen können besonders gut fliegen, deshalb ist das ein guter Platz für ihr Zuhause. Von dort hat sie außerdem einen fantastischen Blick auf den großen Teich. Im Schilfgürtel des Teiches wohnt ihr bester Freund, die Libelle Luis. Dieser ist ein aufgeweckter junger und vor allem lustiger Zeitgenosse. Schon öfters hat er Lisabell in brenzligen Situationen geholfen. Meistens ergaben diese sich, weil unsere Waldelfe wieder einmal ihren Tagträumen nachhing. Vor allem dann, wenn sie über ihren Traumprinzen nachdenkt, wie er aussehen soll, wie sich seine Stimme anhört und ob er sie auch zum Lachen bringen kann, passieren die meisten Unglücke. Verstauchte Knöchel und eine verpatzte Landung auf der Elfenterrasse gehören bei Lisabell zum Alltag. Doch immer ist Luis zur Stelle, um ihr den Knöchel zu kühlen oder sie im Flug aufzufangen und sie behutsam abzusetzen. Vor einiger Zeit aber musste Luis für eine Weile den Wald verlassen. In seiner Familie, die drüben auf der anderen Seite des großen Flusses, nahe der Berge wohnte, wurde er gebraucht. Und da konnte Luis ja schlecht Nein sagen. Denn für ihn ist die Familie besonders wichtig. Schweren Herzens also ließ er Lisabell alleine beim Teich zurück. Es war nun endlich Frühling und die Sonne kitzelt Lisabell eines Morgens in ihrem Bettchen wach. Sie streckt sich und öffnet sogleich das Fenster, um die wärmenden Sonnenstrahlen hereinzulassen „Ich fliege runter zum Fluss ins Zaubertal und lasse mir die Flügel auf dem großen Felsen wärmen“, denkt sich Lisabell. Und sogleich macht sie sich auf den Weg. Sie schüttelt noch einmal die goldenen Flügel und los geht’s! Während sie durch die langsam aus dem Winterschlaf erwachende Landschaft schwebt, denkt sie wieder an ihren Traumprinzen. Lisabell stellt sich viele Fragen: „Gibt es ihn wirklich, wie lange muss ich noch auf ihn warten und wird er mich hier tief im Wald versteckt überhaupt finden?“ Weil sie so versunken in ihre Gedanken ist, sieht sie das riesige Spinnennetz vor dem großen Felsen nicht. Erst als sie sich darin verheddert, bemerkt sie das Malheur. Sie steckt fest in den klebrigen Fäden – und weit und breit findet sich kein Luis, um sie zu retten. Die ersten Tränen kullern ihr bereits über die Wangen, als ihr ein Gedanke kommt: „Mein Zauberstab, der kann mir helfen! Ach, verzwickte Walnuss, der liegt ja noch in meiner Handtasche. Und die ist natürlich zu Hause. Wo habe ich bloß immer meinen Kopf?“ Voller Kraft schlägt sie mit ihren Flügeln, windet sich nach links und rechts und strampelt mit den Beinen. Genau in dem Moment, als sie einen ihrer Lieblingsstöckelschuhe verliert, lösen sich die Netzfäden aus ihren Flügeln. Das passiert aber so ruckartig, dass sie in vollem Flug gegen den Felsen knallt. Sie stößt sich den Kopf und stürzt benommen ab. Zum Glück befindet sich unten am Felsen jede Menge Moos. Das bremst den Aufprall und sie landet einigermaßen sanft am Boden. Langsam hören die Sterne und der Glitzerstaub auf, vor ihren Augen zu tanzen. Erst jetzt bemerkt sie, dass einer ihrer Flügel gebrochen ist. Noch etwas benommen rappelt sie sich auf. An ihrem linken Zeh kitzelt sie plötzlich etwas. Trotz der Schmerzen muss sie herzhaft lachen „Aufhören, das kitzelt!“, ruft Lisabell. Da hört sie eine zarte Stimme: „Ich höre auf zu kitzeln, wenn du deinen Zeh von meinem Fuß nimmst!“, kommt prompt die Antwort. Zu ihren Füßen liegt eine kleine schwarze Ameise und ihr Zeh auf dieser darauf. Sogleich nimmt sie vorsichtig ihren Fuß zur Seite und jammert dabei. Auch das noch, der ist auch verstaucht! Von der Last befreit, fragt sie die Ameise: „Was ist denn passiert?“ „Ich habe mir den Flügel gebrochen und mein Fuß ist verstaucht“, antwortet Lisabell. „Kann ich dir vielleicht irgendwie helfen?“, fragt die Ameise. Lisabell schüttelt den Kopf: „So zart und schwach wie du bist, wie willst du mir da helfen?“ „Ach meine Liebe, da irrst du dich aber gewaltig! Ich allein mag schwach sein, aber es gibt noch sehr viele von uns. Zusammen sind wir unschlagbar stark!“, erwidert die Ameise. Sie bläst kurz in eine Trillerpfeife, und schon kommen Hunderte von Ameisen herbeigeeilt. Wie von Zauberhand wird Lisabell emporgehoben. „Und wo solls hingehen?“, vernimmt sie die Stimme der Ameisenarmee. Die Ameisen tragen sie im Gleichschritt bis auf die Wiese mit dem Teich. Hier endet der bequeme Transport allerdings. Lisabell bedankt sich für die Hilfe und versucht, aufzustehen. So schnell wie die Ameisen zur Stelle waren, sind sie auch wieder verschwunden. Langsam beginnt es zu dämmern. Die Sonne verschwindet schon hinter den Bäumen, da bemerkt Lisabell, dass sie auf der falschen Seite des Teiches angekommen ist. Sie schleppt sich mühsam voran. Plötzlich vernimmt sie ein lautes Quaken. Es ist die riesige Kröte Kunigunde. Leider sieht sie schon sehr schlecht. Deshalb glaubt sie, dass neben ihr ein leckerer, fetter Käfer durch das Gras kriecht. Sie freut sich schon auf ein ausgiebiges Abendessen. Nur mit Mühe und mithilfe ihres zweiten Stöckelschuhes kann Lisabell die Kröte verjagen. Die kleine Waldelfe ist froh, nicht als Abendessen eines klitschigen Tieres geendet zu haben. Nun bricht endgültig die Nacht herein. Lediglich der Mond blinzelt mit weißem Schein durch die Bäume. Wurzeln und Gräser verwandeln sich für Lisabell in unheimliche Gestalten. Geräusche, die sie nicht zuordnen kann, machen ihr Angst. Sie vernimmt ein lautes Uhuuuu. Da war es schon wieder. Ängstlich verkriecht sich Lisabell unter einer Wurzel, doch das Geräusch kommt näher. Uhuu, Uhuu! Lisabell zittert vor Angst und Erschöpfung und bleibt regungslos sitzen. Doch ihre Angst war unbegründet. Es ist Ullrich, der Uhu, der seine Kreise über die Wiese zieht. Er hat das verängstigte Wesen gleich erkannt. Seine Sehkraft im Dunkeln ist bemerkenswert. Der Uhu Ullrich ist ein hilfsbereites Wesen und landet vorsichtig neben Lisabell. Mit freundlicher Stimme sagt er zu ihr: „Hab keine Angst, kleine Elfe, ich zeig dir den Weg nach Hause. Folge einfach meinen Rufen. So wirst du wohlbehalten dein Heim finden!“ Lisabell ist erleichtert und stemmt sich sofort auf die Beine. Langsam und mit letzter Kraft folgt sie den Rufen des Uhus. Endlich erblickt sie ihre Eiche. Und siehe da, in ihrem Baumhaus brennt ein Licht. Wer kann das nur sein? Etwas ängstlich schleicht sie sich die Treppe hoch. Da hört sie eine sehr vertraute Stimme. Auf ihrer Terrasse sitzt Luis, die Libelle. Er hat Feuer im Kamin gemacht und auf Lisabell gewartet. Doch Luis ist nicht alleine. Neben ihm sitzt ein junger Waldelf und lächelt Lisabell freundlich an. Luis kümmert sich sofort um die verletzte Elfe und stellt ihr schließlich Elwin, den Elf, vor. Luis hat ihn mitgebracht, weil er auf der Suche nach einem neuen Zuhause ist. Hier auf der Wiese ist viel Platz und Lisabell braucht dringend Gesellschaft – und auch jemanden, der auf sie aufpasst. Denn was Lisabell noch nicht weiß: Luis wird nicht hierbleiben. Seine Familie braucht ihn. Deshalb wird er für immer die Wiese verlassen. Lisabell ist natürlich sehr traurig, als ihr Luis das mitteilt. Er tröstet sie und verspricht, sie so oft wie möglich zu besuchen. Außerdem habe sie ja jetzt in der Elfe Elwin einen neuen Begleiter und Freund. Was Lisabell nun daraus mache, das bliebe ganz ihr überlassen. Sein Lächeln hat sie jedenfalls schon einmal begeistert
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