Die Chroniken des Südviertels
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Eine Geschichte über die Zeit und die Kinder des wilden Kapitalismus
Mit seinem Debütroman setzt Rimantas Kmita seiner Heimatstadt Šiauliai und den 1990er Jahren ein literarisches Denkmal. Geschrieben in der Umgangssprache der nordlitauischen Stadt jener Zeit, voller Slang- und Schimpfwörter, erzählt er die Geschichte des jungen Rimants aus dem Südviertel in der wilden Periode kurz nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Litauens. »Die Chroniken des Südviertels« ist eine Art Zeitmaschine ohne Wenn und Aber, die in eine ziemlich nahe Vergangenheit eintaucht, als in Litauen die neuen westlichen Werte – Snickers-Riegel, Coca-Cola, Trainingsanzüge von Nike oder Adidas – zum Maßstab wurden und als erstrebenswert galten. Der Leser fühlt sich sofort in diese Zeit und nach Šiauliai, dem litauischen Manchester, versetzt, sieht die Musikgruppen von damals, die Jugendzimmer mit Rambo-Postern an der Wand, spielt Rugby, verliebt sich und verliert den Glauben an die Liebe … Ein Coming-of-Age-Roman im doppelten Sinne, in dem die Teenagerjahre des Protagonisten mit denen des unabhängigen Litauens in der Übergangsphase zusammenfallen.
Die Übersetzung dieses Buches wurde vom Lithuanian Culture Institute unterstützt. The translation of this book was supported by Lithuanian Culture Institute. www.lithuanianculture.lt
Отрывок из книги
Dieses Buch ist ein Roman.
Deshalb sind Übereinstimmungen mit der Wirklichkeit ausgeschlossen.
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»Na, dann schau mal, du Deutscher du.«
Ich begriff gar nicht, wovor mich meine Mutter schützen wollte. Stimmt, sie wechselte die Bettwäsche und sah die Flecken, die diese nächtlichen TV-Sessions hinterließen, aber was war das schon – ich kann es benennen: Ejakulation, Pollution oder so was. Aber sie würde mich nicht danach fragen und ichs mit keinem Wort erwähnen. Was das betraf, musste ich in meinem Kopf für Ordnung sorgen, denn er war viel zu sehr mit Informationen vollgestopft. Dass ich davon an den Armen nen Affenpelz bekäme, das glaubte ich nicht wirklich, aber dass mir der Samen mit dreißig oder so ausginge und weder Magazine noch Sexstreifen mir mehr helfen könnten, das kam mir gar nicht so unwahrscheinlich vor. Vielleicht floss ja mitm Sperma wirklich das Hirn ausm Körper, vielleicht war ja nur noch ganz wenig davon übrig, irgendwie lief alles in letzter Zeit nicht mehr so rund … Aber da konnte man nix machen. Ich bemühte mich, es weniger oft zu tun, na, so zweimal pro Woche, aber dann dachte ich mir – wozu denn? Was machte es für nen Unterschied – zwei-, vier- oder neunmal? Außerdem war ich fest davon überzeugt, dass vom Wichsen die Pickel verschwanden, und das war jetzt bedeutend wichtiger. Und auch wenn keine Veränderungen bei meiner Haut eintraten, so würden sie das vielleicht schon bald, ich durfte nur nicht die Arme hängen lassen. Ihr seht, das war eher mein Problem, und meine Mum war auch keine Nonne.
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