Berge im Kopf
Реклама. ООО «ЛитРес», ИНН: 7719571260.
Оглавление
Robert Macfarlane. Berge im Kopf
BERGE. IM. KOPF
INHALT
1. BESESSENHEIT
2. DAS GROSSE BUCH AUS STEIN
3. VOM STREBEN NACH ANGST
4. GLETSCHER UND EIS: STRÖME DER ZEIT
5. HÖHE: DER GIPFEL UND DIE AUSSICHT
6. JENSEITS ALLER KARTEN
7. EIN NEUER HIMMEL UND EINE NEUE ERDE
8. EVEREST
9. DER SCHNEEHASE
ANMERKUNGEN
DANKSAGUNG
LITERATURLISTE. KAPITEL 1. BESESSENHEIT
KAPITEL 2. DAS GROSSE BUCH AUS STEIN
KAPITEL 3. VOM STREBEN NACH ANGST
KAPITEL 4. GLETSCHER UND EIS: STRÖME DER ZEIT
KAPITEL 5. HÖHE: DER GIPFEL UND DIE AUSSICHT
KAPITEL 6. JENSEITS ALLER KARTEN
KAPITEL 7. EIN NEUER HIMMEL UND EINE NEUE ERDE
KAPITEL 8. EVEREST
KAPITEL 9. DER SCHNEEHASE
ABBILDUNGEN
SACH- UND ORTSREGISTER
Отрывок из книги
Robert Macfarlane
Geschichte einer Faszination
.....
Zudem waren Berge gefährliche Aufenthaltsorte. Man glaubte, dass Lawinen bereits von so geringfügigen Anlässen ausgelöst werden konnten wie einem Hüsteln, dem Bein eines Käfers oder dem Flügelschlag eines Vogels, der dicht über einen schneebeladenen Hang dahinfliegt. Man konnte in den blauen Schlund einer Gletscherspalte stürzen und erst Jahre später zerschlagen und steif gefroren vom Gletscher wieder ausgespuckt werden. Oder man konnte einem Gott, einem Halbgott oder einem Ungeheuer begegnen, die verärgert waren, weil man ihr Territorium durchquert hatte – Berge galten traditionell als Sitz des Übernatürlichen und Feindseligen. In seinen berühmten Reisen beschreibt Jean de Mandeville den Stamm von Mördern, die, angeführt vom mysteriösen »Alten Mann der Berge«, hoch oben unter den Gipfeln des Elbrus-Massivs leben. In Thomas Morus’ Utopia hausen »im Hochgebirge« die Zapoleten, ein »furchterregendes, wildes und grausames Volk«. Zugegebenermaßen waren Berge in der Vergangenheit ein Ort der Zuflucht für Völker im Belagerungszustand – beispielsweise flohen Lot und seine Töchter ins Gebirge, als sie aus Zoar vertrieben wurden –, aber allgemein waren sie eine Landschaftsform, die es zu meiden galt. Es hieß, dass man Berge um jeden Preis umgehen sollte, und so ging man an ihren Flanken entlang oder, falls absolut notwendig – wie etwa für viele Händler, Soldaten, Pilger und Missionare – durchquerte sie, bestieg aber sicherlich nicht ihre Gipfel.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts suchte man jedoch erstmals die Berge aus anderen Beweggründen auf als aus reiner Notwendigkeit. Und mit der Zeit entwickelte sich ein allgemeines Bewusstsein für die Schönheit der Gebirgslandschaft. 1786 wurde der Gipfel des Mont Blanc erreicht, und das Bergsteigen im eigentlichen Sinn entstand Mitte des 19. Jahrhunderts aus wissenschaftlichem Erkenntnisdrang (in der Frühzeit dieses Sports hätte kein Bergsteiger, der etwas auf sich hielt, einen Gipfel bestiegen, ohne dort oben wenigstens den Siedepunkt von Wasser zu bestimmen), war zweifellos aber auch von der Schönheit inspiriert. Die komplexe Ästhetik von Eis, Sonnenlicht, Fels, Höhe, senkrechten Abbrüchen und klarer Luft – was der englische Schriftsteller und Maler John Ruskin als die »endlose Klarheit des Raumes, die immerwährende Reinheit des ewigen Lichtes« bezeichnete – empfand der Mensch des ausgehenden 19. Jahrhunderts unbestritten als prachtvoll. Die Berge begannen eine starke und oft verhängnisvolle Anziehungskraft auf den menschlichen Geist auszuüben.
.....