Der Sieg des Abendlandes. Christentum und kapitalistische Freiheit
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Rodney Stark. Der Sieg des Abendlandes. Christentum und kapitalistische Freiheit
DER SIEG DES. ABENDLANDES
INHALT
EINFÜHRUNG: VERNUNFT UND FORTSCHRITT
Der Plan des Buches
KAPITEL 1: DIE SEGNUNGEN DER RATIONALEN THEOLOGIE
Der christliche Glauben in seinem Fortschritt
Theologie und Wissenschaft
China
Griechenland
Der Islam
Moralische Neuordnungen
Der Aufschwung des Individualismus
Die Abschaffung der mittelalterlichen Sklaverei
KAPITEL 2. FORTSCHRITT IM MITTELALTER: TECHNISCH, KULTURELL UND RELIGIÖS
Technischer Fortschritt
Innovationen im Produktionsbereich
Innovationen in der Kriegsführung
Innovationen im Landverkehr
Fortschritt in der Hochkultur
Die Erfindung des Kapitalismus
Über den Kapitalismus
Der Aufstieg des religiösen Kapitalismus
Arbeit und Sparsamkeit als Tugenden
Kapitalismus und theologischer Fortschritt
Der anfängliche christliche Widerstand gegen Zinsen und Profite
Die Theologie des gerechten Preises und rechtmäßigen Zins
Der Islam und die Zinsen
KAPITEL 3: DIE TYRANNEI UND DIE »WIEDERGEBURT« DER FREIHEIT
Planwirtschaft
Die moralische Gleichheit und ihre theologischen Grundlagen
Eigentumsrechte
Blockierende Staaten und Könige
Europäische Uneinheitlichkeit
Der Handel und die Kooperationsbereitschaft italienischer Regierungen
Venedig
Genua
Florenz
Mailand
Unterdrückung in Süditalien: der Fall Amalfi
Die Freiheit des Nordens
KAPITEL 4: DIE PERFEKTIONIERUNG DES ITALIENISCHEN KAPITALISMUS
Rationale Unternehmen
Das Personal
Das Management und seine Finanzpraktiken
Aufstieg und Fall des ersten italienischen Superunternehmens
Italienischer Kapitalismus, »Puritanismus« und Sparsamkeit
Italienische Puritaner
Sparsamkeit
Der schwarze Tod
KAPITEL 5: DER KAPITALISMUS ZIEHT NORDWÄRTS
Die Woll-Hochburgen Flanderns
Der Kapitalismus kommt nach Nordflandern
Brügge
Gent
Antwerpen
Weiter nach Amsterdam
Der englische Kapitalismus
Von der Wolle zu den Wollwaren
Die industrielle Revolution des 13. Jahrhunderts
Kohlekraft
KAPITEL 6: »KATHOLISCHER« ANTIKAPITALISMUS: SPANISCHER UND FRANZÖSISCHER DESPOTISMUS
1492: das rückständige Spanien
Das Reich und der Reichtum
Das spanische Italien
Die spanischen Niederlande
Die Zerstörung Antwerpens
Kämpfende Holländer
Niederlage
Die Armada
Das zerfallende Reich
Frankreich: Besteuerung, Reglementierung und Stagnation
Die Schaffung eines absolutistischen Staates
Besteuerung
Bürokratie
Uneinsichtige Gilden
Der französische »Kapitalismus«
KAPITEL 7: FEUDALISMUS UND KAPITALISMUS IN DER NEUEN WELT
Das Christentum: zwei religiöse Ökonomien
Ein unternehmenseigenes Monopol
Der Katholizismus der Gegenreformation
Träge Staatskirchen
Religion auf einem freien Markt
Freiheit: Herrschaftsmuster
Kolonisierung
Koloniale Regierungsgewalt und Kontrolle
Unabhängigkeit
Das Ende der Sklaverei
Kapitalismus
Industrie und Arbeit
Investitionen in Humankapital
Lateinamerikanischer Protestantismus: Opium oder Ethik?
FAZIT: GLOBALISIERUNG UND MODERNE
Danksagungen
Anmerkungen. Einführung
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Fazit
Verwendete Literatur
Отрывок из книги
Rodney Stark
Christentum und kapitalistische Freiheit
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Viele Gelehrte hatten Zweifel daran, ob Platons Postulat des Demiurgen wörtlich zu verstehen sei.49 Doch gleichgültig, ob er ein wirklicher oder metaphorischer Schöpfer war – der Demiurg Platons erblasst vor einem allmächtigen Gott, der das Universum aus dem Nichts hat entstehen lassen. Außerdem war für Platon das Universum nicht im Einklang mit wirkmächtigen Prinzipien erwachsen, sondern mit Idealen. Diese stellten vor allem musterhafte Formen dar. So gesehen, konnte das Universum nichts Handfestes, sondern bloß eine Sphäre sein, denn diese war seine symmetrische und perfekte Form.50 Auch konnten die Himmelskörper nur in einem Kreis rotieren, da diese Bewegungsform als die allerperfekteste angesehen wurde. Als Sammlung apriorisch angestellter Mutmaßungen war Platons Idealismus für die Entdeckung und Erkenntnis lange Zeit ein echtes Hindernis – noch Jahrhunderte später war es sein unerschütterlicher Glaube an ideale Formen, der Kopernikus von dem Gedanken abhielt, dass die Planetenbahn nicht kreisförmig, sondern elliptisch sein könnte.
In mancherlei Hinsicht ist es seltsam, dass die Griechen überhaupt nach Wissen und Technologie gestrebt haben, da sie die Idee des Fortschritts doch für das Seins-Modell eines endlosen Kreislaufs aufgaben. Platon war immerhin noch der Ansicht, dass das Universum geschaffen wurde. Andere griechische Gelehrte betrachteten es stattdessen als unerzeugt und einfach ewig. Aristoteles verurteilte die Vorstellung, »dass das Universum zu einem bestimmten Zeitpunkt ins Dasein gekommen ist … als undenkbar«.51 Obwohl die Griechen das Universum als ewig und unveränderlich ansahen, berücksichtigten sie die unübersehbare Tatsache, dass Geschichte und Kulturen sich ständig veränderten, dies aber nur in den Grenzen einer endlosen Wiederholung. In seinem Werk Über den Himmel schrieb Aristoteles, dass »die Menschen die gleichen Ideen nicht ein- oder zweimal haben, sondern immer und immer wieder« und in seiner Politik betonte er, dass alles »mehrfach im Laufe des Weltalters erfunden wurde, oder im Laufe einer Zeit ohne Ziffern«. Da er außerdem in einem Goldenen Zeitalter lebte, war die Technologie auf einem höchsten zu erreichenden Niveau, was weiteren Fortschritt entbehrlich machte. Was Erfindungen betraf, galt auch für Individuen – ein und derselbe Mensch wurde wieder und wieder geboren, während die blinden Zyklen des Universums vor sich hin kreisten. Laut Chrysippos in seinem verschollenen Werk Über den Kosmos lehrten die Stoiker, dass »der Unterschied zwischen einer früheren und jetzigen Existenz bloß äußerlich und zufällig ist; doch führen diese Unterschiede nicht zu einem neuen Menschen, der sich von seinem Gegenstück aus einem früheren Weltalter unterscheidet«.52 Im Universum selbst sei, Parmenides zufolge, jeder Eindruck von Veränderung bloße Illusion, da das »unerschaffene und unzerstörbare« Universum sich in einer konstanten Perfektion befinde, »in dem alles vollständig, ortsfest und endlos ist«.53 Andere einflussreiche Griechen wie die Ionier lehrten, das Universum sei zwar unbegrenzt und ewig, jedoch seinerseits der Abfolge unendlicher Kreisläufe unterworfen. Platon sah das etwas anders, doch glaubte auch er felsenfest an Zyklen und dass, durch ein ewiges Gesetz bewirkt, auf jedes Goldene Zeitalter Chaos und Zusammenbruch folgen müssten.
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