Present in the Past
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Ronald Nitz. Present in the Past
Present in the Past
2035 n.Chr. Beginn der Dürrezeit
Zeitreise in ein unbekanntes Land, oder doch nur ein Traum?
Vorarlberg
Temira
Das Hinterland
Vorarlberg
Krankenhaus
Materialliste 1:
Materialliste 2:
Отрывок из книги
Ronald Nitz
Severin Freud, ein 50 Jahre alter Österreicher aus dem Rheintal in Vorarlberg, hatte schon vor 2035 mehrmals erlebt wie das Wasser in manchen Jahren im Sommer knapp wurde. In diesen niederschlagsarmen Sommer kam es nicht selten vor, dass die Vorgärten und Rasenflächen der Häuser verdorrten. Selbst auf vielen der höher gelegenen Almen versiegten in diesen heißen Sommer die Wasserquellen, sodass das Wasser für das Vieh angeliefert werden musste. Wenn das nicht möglich war, musste das Vieh ins Tal gebracht werden, was nicht weiter tragisch war, da es im Tal immer genügend Wasser und Futter gab. Vor dem Beginn der Dürrezeit konnte man sich aber immer darauf verlassen, dass nach einem niederschlagsarmen Sommer ausgiebig Regen fiel, der die Wasserreservoirs wieder auffüllte.
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Severin war unsicher ob er die Haustüre öffnen sollte, doch da er vorgab sich um seine Tochter zu kümmern, verhielt er sich ruhig, um eventuelle Peinlichkeiten zu vermeiden. Es kam ohnehin nur selten vor, dass er willkommenen Besuch bekam, und auf irgendwelchen banalen Smalltalk mit Nachbarn oder auf unerwünschte Spendensammler hatte er keine Lust. Also blieb er auf der Couch liegen, und bemerkte so nebenbei, dass er immer noch seine Schuhe anhatte. Entgegen seinen Gewohnheiten hatte er sich ohne große Umschweife auf die Couch gelegt, ohne sich vorher zu waschen, ohne zu essen und ohne sich die staubigen Schuhe abzuziehen. Als er daran dachte, fühlte er sich schmutzig, und es passte ihm überhaupt nicht, dass er sich nicht bewegen durfte bis der Besucher weg war. Es klingelte ein zweites Mal an der Haustüre, und sein Gehirn spielte alle möglichen Varianten durch wer zum Teufel ihn um diese Zeit nervte. In die Stube konnte man von außen nicht hinein sehen, doch zu hören wäre er mit Sicherheit gewesen, auch wenn er noch so leise zur Tür gegangen wäre. Also wartete er ab. Dumm wäre es gewesen wenn seine älteste Tochter draußen geklingelt hätte und er von irgendjemand darauf angesprochen würde. In früheren Zeiten wäre ihm dieser Umstand egal gewesen, doch aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit herrschte mittlerweile allerorts ein Denunziantentum wie in den besten DDR Zeiten. Wie auch immer, der lästige Besucher musste sich inzwischen längst schon verzogen haben. Seit dem letzten Klingeln waren mindestens 5 Minuten vergangen, und so erhob sich Severin, ging zur Haustüre, öffnete sie und blickte verstohlen auf den Gang hinaus. Es war niemand zu sehen, und da seine beiden Nachbarn die links neben ihm wohnten die Haustüre auf der gleichen Seite hatten, konnten sie ihn auch nicht durch den Türspion sehen. Er machte die Haustüre zu und schaute auf sein Handy ob ihn irgendjemand angerufen hatte. Das Display zeigte keine Anrufe in Abwesenheit an und auch keine SMS. Alles war in Ordnung. Wer auch immer an der Türe war, konnte ihm gestohlen bleiben. Severin zog die Schuhe aus, und hielt plötzlich inne. Er war barfuß! Niemals hätte er ohne Socken die Wanderschuhe angezogen, außer zu Zeiten als der Fluss noch Wasser führte. Während der Flusswanderungen die er hin und wieder machte, musste er den Fluss mehrmals überqueren, und da er nicht ständig die Schuhe aus- und anziehen wollte, behielt er sie an. Es hätte keinen Sinn gemacht Socken anzuziehen, da sie ohnehin nass geworden wären. Doch Flusswanderungen konnte man schon lange keine mehr machen in der Saiblach, und er hätte unter keinen Umständen darauf verzichtet Socken anzuziehen. Also, wo waren seine Socken? Hatte er sie vielleicht in der Höhle abgezogen, doch wozu? Um dann wieder die Schuhe ohne Socken anziehen? Niemals! Und dann begriff er endlich. Er hatte auf Temira die Socken abgezogen um sie mit den Heidelbeeren zu füllen. Er hatte sie mitgenommen, bis zu dem Platz im Gras wo er auf Temira eingeschlafen war. Um die Beeren nicht zu zerdrücken hatte er sie neben sich gelegt. Alles andere, seine Schuhe und Kleider hatte er noch bei sich als er in der Höhle aufwachte, weil er mit den Sachen in Berührung war. Also war es kein Traum. Temira war Wirklichkeit. Oder etwa doch nicht? Gab es vielleicht eine andere Erklärung für seine fehlenden Socken, eine plausible, absurd naheliegende Erklärung? Wenn ja, welche? Wenn er wirklich die Socken auf Temira vergessen, oder liegen gelassen hatte, würde das bedeuten, dass er eine Zeitreise oder eine Reise in eine andere Dimension gemacht hatte. Oder war er vielleicht der geistigen Umnachtung anheim gefallen oder irgendeiner Degeneration des Gehirns oder einer sonstigen unnatürlichen, widersinnigen Absurdität? Severin war schockiert von all diesen verrückten Kopfgeburten. Bevor er sich weiterhin den Kopf über diese grotesken Möglichkeiten zerbrach, wollte er sich duschen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Er ging ins Badezimmer und schaute in den Spiegel um sicher zu gehen, dass ihm sein Spiegelbild bekannt vorkommt. Was er sah, beseitigte jeden Zweifel ob er noch ganz dicht war. Allzu deutlich war die blauviolette Farbe um seinen Mund, auf seiner Zunge und sogar auf den Zähnen erkennbar. Als er genauer auf seine Hände schaute, konnte er an den Fingerkuppen und an den Handinnenflächen noch deutlich erkennbare Spuren vom Saft der Heidelbeeren erkennen. Die Erkenntnis traf ihn wie einen Schlag auf den Kopf. Ihm wurde schwindlig, sein Kopf konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er war hin und hergerissen von sich widersprechenden Gefühlen und Gedanken, von Zweifel, unerschütterlicher Erkenntnis, Unglaube, Freude, Begeisterung, Angst, Unsicherheit. Er war tief erschüttert ob seiner fantastischen Reise, und den noch völlig unsortierten Möglichkeiten und Veränderungen die eine erneute Reise mit sich brächten. Wäre es überhaupt möglich noch einmal nach Temira zu reisen? Es kostete Severin ungeheuer viel Kraft all diesen Eindrücken standzuhalten. Er fühlte sich wie von einer Lawine überrollt von all den Gedanken und Gefühlen die ihn wie eine Flut überschwemmten. Severin schwankte in sein Schlafzimmer, er hielt sich mit beiden Händen den Kopf, weil er Angst hatte dass er explodiert. Immer noch ungewaschen und schwindlig ließ er sich in sein Bett fallen, und wünschte sich mehr als jemals zuvor, dass ihm irgendjemand hilft das Geschehene zu verarbeiten. Am liebsten hätte er laut geschrien, doch soweit hatte er sich noch unter Kontrolle, um möglichst keine ungewünschte Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Obwohl sich sein Köper müde und abgespannt anfühlte, war an Schlaf nicht zu denken. Er hatte eine Reise gemacht, vielleicht wurde er von jemandem in eine andere Gegend gebeamt, vielleicht war er durch ein Wurmloch gefallen und auf einem erdgleichen Planeten gelandet, oder durch Quantenverschränkungen, was auch immer das ist, nach Temira versetzt. Oder vielleicht hatten sich zu seinen phantasievollen Gedanken die entsprechenden Gefühle und Sinneseindrücke gesellt, wodurch eine wirklichkeitsgestaltende Vorstellung in Gang gesetzt wurde, die eben Temira erschuf. Vielleicht ist das Quantenverschränkung, dachte sich Severin. Doch mit solchen Dingen sollten sich andere, intelligentere Leute abgeben. Er hatte sich schon so oft Dinge oder Ereignisse vorgestellt und seine Vorstellungen mit intensiven Gefühlen angereichert, doch viel zu oft entstand daraus einfach nichts. Er kannte diese Theorie aus spirituellen Ratgebern und Lebenshilfebücher. Den Versuch war es wert diese Theorie auszuprobieren, doch Severin glaubte nur bedingt an die Tatsache, dass er sein Leben selbst nach Belieben gestalten kann, und damit war er auch einverstanden. Es gab nur eine Möglichkeit dem Wie auf die Spur zu kommen. Er musste noch einmal zur Höhle. An die Gedanken, Bilder und Gefühle vor dem Einschlafen konnte er sich noch gut erinnern. Vor dem Einschlafen war er völlig mit sich im Reinen, seine Gedanken verstummten, er fühlte wie sich tiefe Zufriedenheit und Liebe in ihm ausbreitete und er sah ein klares Bild von der Umgebung vor seinem inneren Auge. Alles andere erledigte der Schlaf. Was während des Schlafs geschah war ein Geheimnis das er nicht begreifen konnte, und das musste er auch nicht. Es war ein Wunder, und sollten sich mehr solche Wunder in seinem Leben ergeben, würde er immer und jederzeit Ja dazu sagen. Die Zeit die er auf Temira verbrachte, stimmte ungefähr überein mit seinem Fehlen oder nicht Vorhandensein hier in seiner Heimat. Also musste er sich Zeit verschaffen. Sollte er erneut auf Temira erwachen, dann wollte er nicht gleich wieder zurück, und er würde auf jeden Fall viel besser ausgerüstet sein.
Severin nahm erneut das Handy zur Hand und informierte per SMS seine 4 Kinder und seine Mutter, dass er ab morgen eine Woche Urlaub machen würde, wo wisse er noch nicht, und dass er während dieser Zeit nicht erreichbar ist. Als er die SMS abgesetzt hatte, wurde ihm wieder einmal bewusst, dass es in seinem Leben sehr wenige enge Beziehungen gab. Er hätte auch seine Geschwister informieren können, doch das hatte er vorher auch nie gemacht wenn er verreist war. Dabei fiel ihm ein, dass er sein Testament brauchte. Severin wollte seinen bescheidenen Nachlass geregelt wissen. Während seiner Beziehung mit seiner ehemaligen Lebensgefährtin, die auch die Mutter seiner 4 Kinder ist, hatte er mit ihr und einer Anwältin ein Testament aufgesetzt indem im Falle seines Todes seine Lebensgefährtin die Begünstigte sein sollte, und umgekehrt. Sollte sie sterben, würde er der Begünstigte sein. Im Falle dass beide Elternteile sterben sollten, würde das Erbe unter den 4 Kinder zu gleichen Teilen aufgeteilt werden. Also rief er die Anwältin an und bat sie um Zusendung seines Testaments, was sie innerhalb von 5 Minuten kostenlos erledigte. Severin startete seinen Computer, der auf Anhieb funktionierte, was in letzter Zeit eher die Ausnahme war, und wartete auf die Email. Währenddessen nahm er einen Zettel und einen Stift und begann mit der Erstellung einer Liste für die Ausrüstung. Die Liste sollte soviel wie nötig und so wenig wie möglich beinhalten, da er ja nicht wusste ob es überhaupt möglich sein würde das ganze Zeug mitzutransportieren. Es sollte gerade soviel Zeug sein um einen 70 Liter Rucksack zu befüllen, den er eng umschlungen hoffentlich auf die Reise mitnehmen könnte.
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